Wie Wettbewerbe der Bremer Innenstadt neuen Aufschwung geben
Innenstadt im WandelUnter dem Motto „Bremen wird neu“ unterstützen Wettbewerbe dabei, innovative Geschäftsideen in der Bremer City anzusiedeln
Deutsche Innenstädte befinden sich im Wandel, so auch die Bremer City. Dieser Trend zeigt sich nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie. Doch wegen der Schließung von Einzelhandel und Gastronomie während des Lockdowns und der Verlagerung des Einkaufserlebnisses auf den Online-Bereich, hat sich dieser Wandel erheblich beschleunigt.
Ein wichtiges Thema dabei ist das Ambiente in den Innenstädten. Wenn sich der Aufenthalt in der City angenehm gestaltet, sind die Besucher:innen eher gewillt, dort Zeit zu verbringen, zu bummeln, zu kaufen und sich in den Cafés und Restaurants niederzulassen. Leeren Geschäftsstandorten wieder Leben einhauchen, eine Wohlfühlatmosphäre schaffen, neuartige Konzepte bieten, Erlebnisse über den einfachen Einkaufsbummel hinaus kreieren sind also wichtige Aspekte, um die Bremer City als Wirtschaftsstandort wieder anzukurbeln.
Unter dem Motto „Bremen wird neu“ beschloss der Bremer Senat das Aktionsprogramm Innenstadt (API), um die Folgen der Corona-Pandemie abzufedern. Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Senatskanzlei, der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, der Senatorin für Klima, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und des Senators für Kultur unter der Federführung von Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte. Das Aktionsprogramm Innenstadt wird durch den Bremen-Fonds finanziert und umfasst rund 30 Maßnahmen, um die Bremer Innenstadt nachhaltig und langfristig zu stärken. Das API hat drei Hauptziele: die Aufenthaltsqualität in der City erhöhen, die Nutzungsvielfalt steigern und die Erreichbarkeit verbessern. Anschließend an das API wurde zudem der Zukunftsfonds Innenstadt ins Leben gerufen und fördert spannende touristische Angebote, kulturelle Impulse, neue Nutzungsangebote und vieles mehr.
Teil der beiden Programme sind verschiedene Wettbewerbe für Gewerbetreibende, die die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) im Auftrag der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa umsetzt. Damit sollen leerstehende Flächen wieder belebt werden und sowohl Gründer:innen und Start-ups als auch alt eingesessenen Akteurinnen und Akteure vor Ort erhalten die Chance, innovative und kreative Konzepte in der Bremer Innenstadt zu realisieren. „Der Einzelhandel steht nicht erst seit der Corona-Pandemie vor besonderen Herausforderungen. Um Kundinnen und Kunden weiterhin oder wieder für sich zu begeistern und im Wettbewerb mit dem Onlinehandel zu bestehen, braucht es neue und individuelle Konzepte, die besondere Einkaufserlebnisse bieten“, erläutert Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa. Ein positives Storytelling und kreative Ansätze sollen neue und vielfältige Besucher:innen in die Innenstadt locken und das Image der City verbessern.
Zwischen Sommer 2020 und Dezember 2021 wurden bereits fünf Innenstadt-Wettbewerbe ausgeschrieben – mit Erfolg. Zahlreiche spannende Konzepte wurden eingereicht und jeweils von einer Jury bewertet. Allen gemein ist: Die temporären Ansätze des Concept- und der Pop-up-Stores werden in eine Probephase umgewandelt, sodass diese im Erfolgsfall weiterbestehen können und möglichst nachhaltige Impulse für die Bremer Innenstadt gesetzt werden. Die leerstehenden Flächen mietet die WFB jeweils für maximal 50 Prozent der zuletzt regulär gezahlten Kaltmiete an und vergibt sie über einen Untermietvertrag an die Gewinner:innen weiter. Die restlichen 50 Prozent der Miete übernehmen die Vermietenden. Zu den Kriterien, nach denen die Jury jeweils urteilt, gehören die Stimmigkeit der Idee und ihrer einzelnen Bausteine, der Innovationsgrad und die voraussichtliche Kundinnen- und Kundenfrequenz, Innenstadttauglichkeit und Nutzungsvielfalt, das Alleinstellungsmerkmal des Konzeptes und die wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit.
Um welche Wettbewerbe es sich handelt, welcher Zweck dahinter steckt und wer die glücklichen Gewinner:innen sind erläutern wir jetzt.
Wettbewerbe für die Innenstadt
Der Wettbewerb „Concept-Store“ im Rahmen des Aktionsprogramms Innenstadt
Der erste Wettbewerb, den die WFB im Auftrag der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa ins Leben rief, startete im Oktober 2020 und hatte das Ziel, einen „Concept-Store“ zu finden. Es wurden Konzepte gesucht, die möglichst viele und innovative Ideen zu einem Thema unter einem Dach vereinen sollten, um somit einen Geschäftsstandort im Herzen der Bremer Innenstadt mit neuem Leben zu füllen.
Dabei überzeugte und siegte „ekofair“, das im März 2021 als erstes Fairkaufhaus in Bremen die Ladenfläche in der Obernstraße bezog. Auf rund 600 Quadratmetern ließen sich 18 Einzelhandelspartner:innen nieder, die eine Vielfalt an nachhaltig gehandelten und teils regional produzierten Artikeln anboten. Die Palette reichte von Gewürzen und Lebensmitteln über Naturkosmetik und Second-Hand-Mode bis hin zu Wohnaccessoires, Keramik und Bettwaren. Ein Café und eine Kunstgalerie machen aus dem Einkaufs- ein komplettes Wohlfühlerlebnis.
ekofair wurde bis Ende April 2022 gefördert - darüber hinaus wurde das Projekt nicht weitergeführt. Grund dafür sind vor allem coronabedingte Einschränkungen. Ein Neustart zu anderer Zeit ist jedoch nicht ausgeschlossen.
Der Wettbewerb „Pop-up-Stores“ 2020 im Rahmen des Aktionsprogramms Innenstadt
Einen ähnlichen Ansatz verfolgte der „Pop-up-Stores“-Wettbewerb. 2020 ging er im Rahmen des Aktionsprogramms Innenstadt in die erste Runde. Auch hier mietete die WFB nach einem Immobilienaufruf leerstehende Flächen in der Bremer City an und schrieb sie zur miet- und nebenkostenfreien Nutzung an innovative, zukunftsweisende und kreative Projekte aus. Diesmal ging es um Einzelkonzepte, die auf kleineren Flächen für elf Monate umgesetzt werden. Bei einem Pop-up-Store handelt es sich um ein Einzelhandels- bzw. Gastronomiegeschäft, welches kurzfristig, provisorisch und für einen festgelegten Zeitraum in leerstehenden Geschäftsräumen von einem oder auch mehreren Anbietern betrieben wird. Drei Konzepte setzten sich durch und bestehen über den geförderten Zeitraum hinaus weiter:
- Im März 2021 konnte das Team von FAEX die gewünschte Ladenfläche in der Sögestraße 56 – Standort des ehemaligen Schuhhauses Meinecke – beziehen. FAEX steht für „Fashion Exchange“ und bedeutet, dass der Store exklusive Mode von kleinen und unabhängigen deutschen und europäischen Designern und Designerinnen anbietet. Alle acht Wochen wechselt das Sortiment. Die inhabergeführten Modelabels und Manufakturen stehen laut Gründer Ingo Müller-Dormann für höchste Qualität, hochwertige Stoffe und faire und transparente Produktionswege. Im Mai 2022 zog FAEX in die Knochenhauer Straße 41-42, wo es sich die Räumlichkeiten mit m:pura teilt, einem weiteren Wettbewerbsgewinner.
- Um Mode geht es auch in der Obernstraße 22-24, dem ehemaligen Ladengeschäft von Görtz. Beim aus Dänemark stammenden Hello Good Buy finden Second-Hand-Liebhaber:innen besonders hochwertige Teile im skandinavischen Stil. Dass die hier verkauften Kleidungsstücke bereits aus zweiter Hand stammen, ist zwar ein wichtiger Bestandteil des Konzepts, steht in der Präsentation der Einzelstücke aber nicht im Vordergrund. „Für unsere Kundinnen und Kunden sind wir Fashion Store, nicht ‚Gebrauchtwarenhandel‘. Sie kommen im Durchschnitt einmal die Woche vorbei und legen großen Wert auf Qualität, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, Einzigartigkeit, Nachhaltigkeit und Stil“, erläutert Sarah Elise Gjemdal, Geschäftsführerin und Gründerin von Hello Good Buy.
- Im April 2021 eröffnete das Bremer Team von m:pura einen Pop-up-Store in der Knochenhauerstraße 41-42 und begeistert seitdem die City-Besucher:innen mit 3D-Lichtobjekten, Projektionen und beleuchteten Designelementen. Max Maurer, geschäftsführender Gesellschafter von m:pura, erklärt: „Das Konzept ist bisher einmalig. Die Objekte laufen mit stetig wechselnden Designs – wir schaffen damit Woche für Woche eine neue Erlebniswelt.“
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Der Wettbewerb „Neu gedacht – neu gemacht“ für den bereits bestehenden Einzelhandel im Rahmen des Aktionsprogramms Innenstadt
Anders als die beiden vorherigen Wettbewerbe richtete sich der Wettbewerb „Neu gedacht – neu gemacht“ an bereits bestehende, inhabergeführte Einzelhandelsunternehmen in der Bremer City. „Mit unseren bisherigen Wettbewerben für den Concept-Store und die Pop-up-Stores haben wir ganz neue Akteurinnen und Akteure in die City gebracht – und das sehr erfolgreich. Aber es gilt auch, den vor Ort bestehenden Handel zu begleiten und ihn dabei zu unterstützen, sich zukunftsfähig aufzustellen. Damit steigt die Angebotsvielfalt in der Innenstadt und wir sorgen für neue Anreize, die einen Besuch hier spannend machen“, erklärte Andreas Heyer, Vorsitzender der Geschäftsführung der WFB, die Ziele und Hintergründe des Wettbewerbs.
Im Oktober 2021 wählte eine Fachjury fünf Gewinner:innen aus, die die eingereichten Konzepte nach festgelegten Kriterien im Vorfeld bewertet hatte. Auch hier waren die Stimmigkeit des Konzeptes, sein Innovationsgrad, die Relevanz für die Frequenz von Kundinnen und Kunden in der Innenstadt, die Nutzungsvielfalt und die ökologische Nachhaltigkeit entscheidend. Über eine finanzielle Förderung freuen durften sich demnach Made in Bremen (1. Platz – 70.000 Euro), die Buchhandlung Storm (2. Platz – 50.000 Euro), BoConcept (3. Platz – 35.000 Euro), Wolle/schnitträume und Huddy (4. und 5. Platz – jeweils 20.000 Euro).
Mit den Förderungen setzen sie nun ihre Ideen um oder haben bereits ihre Konzepte umgesetzt. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Ladenerweiterungen für ein größeres, lokales Produktangebot, umgestaltete Ladenflächen, um einen Raum für Veranstaltungen und Austausch zu bieten oder innovative digitale Angebote, um das Einkaufserlebnis leichter und stimulierender zu gestalten. Von der WFB gefördert werden ausschließlich Fremdkosten in Investitionen sowie dazugehörige Dienst- und Handwerkerleistungen.
Der Wettbewerb „Pop-up-Store Gastro“ im Rahmen des Zukunftsfonds Innenstadt
Beim Wettbewerb „Pop-up-Store Gastro“ ging es, wie es der Name bereits verrät, um innovative gastronomische Konzepte für die Innenstadt, mit einem Angebot, das so in der City noch nicht zu finden ist. Er richtete sich sowohl an Start-ups und Existenzgründer:innen als auch an bereits etablierte Gastronominnen und Gastronomen, die eine neue Idee umsetzen möchten. Neben der Gastronomie konnten die Bewerber:innen weitere Nutzungen wie Dienstleistungen, Produktion, Veranstaltungen, Freizeit oder Kultur anbieten, die sich mit dem vorgeschlagenen Konzept gut verbinden lassen und es ergänzen.
Ende November 2021 war es dann soweit: Das Siegerprojekt wurde gekürt. Dieses stammt von Sean Moxie und Allan Moelholm und steht für ausgefallene vegane Küche mit kreativen und anspruchsvollen Gerichten. Dabei liegt der Fokus auf Nachhaltigkeit sowie regionale und saisonale Zutaten. Ein Highlight dieses Konzepts liegt darin, dass die vegane Küche der beiden Gründer für alle Einkommensstufen bezahlbar sein soll. Ein Tagesgericht soll gegen Spende angeboten werden. Es steht den Kundinnen und Kunden frei, den eigenen Preis für das Gericht nach individuellen Möglichkeiten festzulegen.
Im ersten Quartal 2021 eröffneten sie in der im Vorfeld ausgewählten Location im „Forum am Wall / Wache 6“ ihr veganes Restaurant „Plantenköök“. Bis Ende des Jahres können sie dort ihr Konzept mietfrei ausprobieren.
Der Wettbewerb Pop-up-Stores 2021 im Rahmen des Zukunftsfonds Innenstadt
Bis zum 6. Dezember 2021 lief die Bewerbungsphase für die zweite Ausgabe des Wettbewerbs „Pop-up-Stores“. Eine Fachjury wählte die drei innovativsten Projekte aus, die eine möglichst neuartige Einzelhandelsidee in die Bremer City bringen sollen. Drei Konzepte machten das Rennen:
- Im März 2022 eröffneten Levon Honkomp, Isabel Ratfisch und Gyula Castro ihren Second-Hand-Shop Wanted Vintage in der Lloyd Passage. Die Erstplatzierten des Wettbewerbs haben nun elf Monate Zeit, um ihr Konzept mietfrei in der Innenstadt zu etablieren. Wanted Vintage arbeitet mit Verwertern von Alttextilien wie der Bremer BREWELO GmbH & Co. KG zusammen, um weggeworfenen aber noch einwandfrei verwendbaren Kleidungsstücken eine zweite Chance zu geben. Die Ware, die Wanted Vintage verkauft, wurde größtenteils in den 1990er Jahren produziert und zeichnet sich durch eine hochwertige Qualität aus. Darüber hinaus handelt es sich bei den Produkten in der Regel um Unikate oder seltene Stücke, die es sonst nirgends zu kaufen gibt.
- Auch Stefan Schult gehört mit seiner Taschenmarke BEADBAGS zu den Gewinnern des zweiten Pop-up-Store-Wettbewerbs und ist in den ehemaligen Laden von Pelze Grauper in der Knochenhauerstraße gezogen. Das Unternehmen setzt auf Upcycling – es stellt aus alten Materialien neue Produkte her. Es haucht Moskitonetzen, Reis- und Zementsäcken oder Aktenordnen neues Leben ein und funktioniert sie zu Trage-, Schul- oder Kosmetiktaschen, zu Laptophüllen, Federmäppchen und Geldbeuteln um. Zusätzlich zum Stammsortiment plant das Team im Pop-up-Store Themenwochen mit weiteren Angeboten und ein Informationsangebot über nachhaltige Produktion.
- Kreativ und farbenfroh präsentiert sich Evermade im Katharinenklosterhof. Das Unternehmen aus dem britischen Küstenort Brighton & Hove bietet Kunstdrucke, Schreibwaren und Textilien mit Motiven internationaler Künstlerinnen und Künstler. Papier und Textilien stammen aus nachhaltigen Quellen. In Bremen möchte Gründer und Geschäftsführer Harry Hayes auch mit lokalen Kunstschaffenden, Designerinnen und Designern oder Influencerinnen und Influencern zusammenarbeiten und den gegenseitigen Austausch fördern.
Auch in Zukunft wird die Wirtschaftsförderung Bremen Handelskonzepte in der Innenstadt unterstützen. Es bleibt also spannend, welche kreativen Projekte die Bremer City künftig bereichern werden!
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Erfolgsgeschichten
Seit 2018 setzen die Themenjahre in Bremen innovative Impulse für Stadtmarketing und regionale Wirtschaftsförderung. Sie stärken den Tourismus in der Hansestadt und fördern vielseitige Kooperationen. WFB-Projektleiterin Kristina Brandstädter weiß, was das Bremer Modell erfolgreich macht und welche Ansätze andere Städte nutzen können.
Mehr erfahrenBremen gehört seit Anfang November 2024 offiziell als Street Art City zu den exklusiven Partner:innen der international agierenden „Street Art Cities“-App.
zur PressemitteilungMit dem Einzug des Fachbereichs für Rechtswissenschaften und weiterer Institute der Universität Bremen in das ehemalige Gebäude der NordLB am Domshof entsteht ein lebendiger Ort im Zentrum der Stadt, der maßgeblich zur Entwicklung der Bremer City beiträgt. Tradition und Moderne verschmelzen in einer spannenden Architektur, die nicht nur Studierende begeistert.
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