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15.2.2024 - Annemarie Meyer

„Wir sind ein Schaufenster für die Bremer Produktvielfalt“

Tourismus

Made in Bremen gewinnt den Tourismuspreis 2023 in der Kategorie „Typisch Bremen“

Julia Schulze-Windhoff, Florian Wolff und Stevie Schulze in ihren neuen Räumlichkeiten am Domshof (v.l.n.r.). © WFB/Jan Rathke

Ob Grünkohl, Knipp, süße und salzige Naschereien, Kaffee, Tee, Bier und Spirituosen oder Seifen, Bücher, Spiele, Kindersachen – das lokale Kaufhaus Made in Bremen vereint sämtlich bremische und regional produzierte Produkte unter einem Dach. Mit über 1.500 Produkten finden hier sowohl Touristen und Touristinnen als auch Einheimische ihre Andenken, Mitbringsel und Geschenke für Freunde, Familie und Bekannte.

Ein geplatzter Traum, ein neues Unternehmenskonzept und viel Ungewissheit – die noch junge Unternehmensgeschichte von Made in Bremen kann bereits einige Höhen und Tiefen aufweisen. Angefangen hatte alles mit einer Messe mit regionalen, bremischen Produkten, die aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden musste. Zwischendrin folgte die Teilnahme am „Heimatshoppenmarkt“ und dann das erste eigene Geschäft im historischen Gebäude der Stadtwaage. Viele Hürden gab es zu überwinden, doch die drei Gründenden Stevie Schulze, Julia Schulze-Windhoff und Florian Wolff hatten stets ein gutes Gespür dafür, was der Bremer Innenstadt fehlt: ein Ort, der als Aushängeschild für die Produzent:innen und Manufakturen aus Bremen und der Region fungiert. Made in Bremen hat sich mittlerweile fest im Bremer Einzelhandel etabliert und ist für viele Tourist:innen sowie Bremerinnen und Bremer die erste Anlaufstelle für einzigartige, lokal hergestellte Produkte, die ein Stück der Stadt in sich tragen.

Bewährtes Konzept in neuem Glanz

Made in Bremen hat seinen Platz gefunden – und dies nun auch final. Nach knapp zweieinhalb Jahren in der historischen Stadtwaage, war der Zeitpunkt gekommen, „Tschüss“ zu sagen und in neue vier Wände umzuziehen. Stets die tickende Uhr des auslaufenden Mietvertrages im Hinterkopf, suchten Schulze und sein Team nach neuen Räumlichkeiten – und fanden diese mitten im Herzen Bremens am Domshof 11. Für Schulze ist dies ein echter Glückstreffer: „Der Domshof ist wie ein Tor zur Innenstadt, man kommt hier auf dem Weg in den Stadtkern mehr oder weniger daran vorbei. Außerdem sind wir mit der Markthalle Acht, Manufactum und dem Wochenmarkt in bester Nachbarschaft. Durch diese beiden Faktoren profitieren wir hier am neuen Standort von deutlich mehr Laufkundschaft“. Auf 300 Quadratmetern Fläche wird nun ein repräsentativer Querschnitt der Schaffenskraft der Region gezeigt. Und der Platz wird auch benötigt, denn das Sortiment umfasst über 1.500 Produkte.

Neben den Produkten zogen Möbel, Schilder und Lichtkonzepte ebenfalls um. Mit dem alten Inventar aus der Stadtwaage entstand so eine neu gestaltete Verkaufsfläche, auf der die Vielseitigkeit und Kreativität der Region präsentiert wird. Um den Bezug der Produkte zu Bremen und ihre Geschichte zu verdeutlichen, repräsentieren Figuren verschiedene Produktkategorien: Mit Carmen Caliente, die einst aus Guatemala herzog, begibt man sich auf die Spuren der Kaffeehauptstadt Bremen. Gesa Gottfried, Schwägerin der Giftmischerin Gesche Gottfried, steht im Laden für Knipp, Kräuter, Essig, Öle und Gewürze, aber auch für Krimis und Gruseliges. Und Hans Hansen, ein Harpunier aus Vegesack, vertritt die maritime Produktpalette mit Schiffsbrot und Matrosenmesser. Wie auf kleinen Themeninseln präsentieren die schwarz-weiß gehaltenen, liebevoll vom Bremer Mario Ellert illustrierten Figuren ihre Waren und kurze Texte erzählen die Geschichte hinter den Persönlichkeiten und ihren Produkten. Sie alle haben einen Bezug zu Bremen, die künstlerische Freiheit dichtet mal mehr, mal weniger kleine Anekdoten dazu. Animierte, mehrsprachig vertonte Kurzfilme erwecken die Figuren im neu geschaffenen Museumsgang zum Leben. Zusätzlich informiert der Ausstellungsort mit kleinen Schaukästen über die hanseatische Vergangenheit. „Wir sagen immer, wir sind das kleinste Museum mit dem größten Museumsshop. Natürlich sind wir in erster Linie ein Kaufhaus, aber ohne diesen historischen Aspekt wäre es nur halb so spannend oder unterhaltsam“, fügt Schulze schmunzelnd hinzu.

Verschiedene Figuren binden die Produkte in die bremische Geschichte ein. © WFB/Jan Meier

Ein Stück Bremen für zuhause

Made in Bremen ist wie eine Liebeserklärung an die Stadt, ihre Bewohner:innen und ihre einzigartige hanseatische Kultur. Das breite Sortiment spiegelt die Vielfalt der regionalen Lebensmittel- und Handwerkskunst wider. Authentische Produkte rund um das kulturelle Erbe der Stadt, Kunst und Kultur, Genuss, Seefahrt, Handel und Wissen aus der Bremer Region sind bei Made in Bremen zu finden. Alle Waren stammen direkt von Produzent:innen aus der Umgebung, wie Schulze betont: „Wir führen ausschließlich Produkte in unserem Sortiment, die in Bremen oder der näheren Umgebung konzipiert und/oder hergestellt wurden und ihren Firmensitz hier vor Ort haben.“

Wer hier einkauft, nimmt nicht nur ein Produkt mit nach Hause, sondern auch ein Stück Bremen. Das Besondere an Made in Bremen sind die Geschichten dahinter: Jeder Artikel hat eine eigene, sei es die Familiengeschichte des Bauern, der die Äpfel liefert oder die kreative Inspiration einer lokalen Künstlerin. „Die Liebe zum Detail, die in jedem Produkt steckt, gepaart mit der fachlichen Kompetenz unser Mitarbeiter:innen, die zu wahren Geschichtenerzähler:innen werden, verleiht dem Einkaufserlebnis eine besondere Note“, ist sich Schulze sicher. Er widmet sich gerne seinen Kund:innen, informiert über die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe und erläutert die Entstehung von Produkten.

Stevie Schulze erwartet von seinen Mitarbeitenden mehr als nur Verkaufskompetenz: „Da muss man schon ein bisschen ein Auge und ein Herz für haben, gut mit Kundinnen und Kunden umgehen können und Interesse an der Stadt und an den Produkten haben“. Aus diesem Grund sieht er auch keine Konkurrenz in größeren Supermärkten, die ebenfalls eine Auswahl regionaler Produkte anbieten. Nach Schulzes Einschätzung kommen die meisten Kund:innen für Geschenke oder Souvenirs, doch es kann auch vorkommen, dass besonders die Bremerinnen und Bremer gezielt mit einer Einkaufsliste den Laden aufsuchen.

Für Schulze sind viele Artikel versteckte Schätze, die ohne Made in Bremen nicht die Wertschätzung und Reichweite bekommen, die sie verdienen. „Mit unserem Geschäft möchten wir den bremischen Produkten Aufmerksamkeit schenken und sie der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen“, fasst er die Mission zusammen. Besonders stolz ist er persönlich auf die Auswahl an Spirituosen. Viele seien sich gar nicht bewusst, dass zahlreiche Premiummarken in der Region ansässig sind und international Beachtung finden. Ein Beispiel hierfür ist das Familienunternehmen Hausberg aus dem Bremer Stadtteil Peterswerder, das mit seinen Gins bereits zwölf nationale und internationale Medaillen gewonnen hat und auch in eines von Schulzes Lieblingsprodukten, der „Gin des Lebens-Box“, vertreten ist.

Jedes Produkt spiegelt die Vielfalt und Einzigartigkeit der Bremer Kultur wider. © WFB/Jan Rathke

Ein Knotenpunkt für die lokale Gemeinschaft

Die „Gin des Lebens-Box“ ist außerdem ein herausragendes Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Made in Bremen und seinen Produzent:innen. Sie ist eine von fünfzehn Boxen, in denen unterschiedliche Produkte von verschiedenen Manufakturen unter einem gemeinsamen Motto angeboten werden. So vereint die Bremer Naschkatze als Süßigkeiten-Box unter anderem Bremer Kluten, Babbeler, Rote-Grütze-Bonbons sowie Schnoorkuller. Die „Seemanskram-Box“ gibt es mit Seesack, Schiffsbrot, Messer, Schnaps, Tattoo-Lexikon und Walquiz. Die Bremer Gründungsgeschichte gibt es in der Bremer Gluckhenne-Box – Lagerfeuer, Geschirrtuch, Schokolade und Eierlikör erzählen von dem trockenen Plätzchen, an dem die Henne verweilte, woraufhin sich hier Fischer niederließen. „Wir bringen Menschen zusammen, denn nur gemeinsam können wir mehr erreichen und auch die Aufmerksamkeit bei unserer Kundschaft steigern.“ Daher bietet Made in Bremen umfassende Unterstützung in Bezug auf Produkt und Verpackung, sei es durch Beratung, Grafik-Design, Vermittlung von Druckereien oder Verpackungshersteller:innen.

Gleichzeitig profitieren die Produzent:innen durch die Aufnahme ihrer Produkte in das Sortiment von Made in Bremen. „Insbesondere für die kleineren Manufakturen ist es wichtig, bei uns zu sein, um bekannter zu werden und den Umsatz zu steigern“, erläutert Schulze. Viele dieser Produzent:innen verfügen zudem aufgrund begrenzter Kapazitäten nicht über einen eigenen Online-Shop. Daher ziehen sie erheblichen Nutzen aus dem Online-Shop von Made in Bremen, der ihnen eine digitale
Präsenz verschafft. Regelmäßig bekommen Schulze und sein Team daher Anfragen von hiesigen Produzent:innen, die ebenfalls aufgenommen werden möchten. „Wir können nicht immer eine positive Rückmeldung geben, manchmal nehmen wir auch Produkte nur für eine Zeit lang ins Sortiment auf und bei anderen fragt man sich wiederum, warum man die nicht schon lange im Programm hat“, berichtet er.

Für Schulze steht außer Frage, dass die Unterstützung von Manufakturen und Produzent:innen notwendig sei, um die lokale Wirtschaft zu fördern und Arbeitsplätze zu sichern. „Wir brauchen mehr inhabergeführte Geschäfte, denn diese prägen den Charme einer attraktiven Innenstadt“, schwärmt er. Sorgen bereiten Schulze die steigenden Mietpreise, da diese viele Produzent:innen davon abhalten, selbst ein eigenes Ladengeschäft zu eröffnen.

Drei Mal ist Bremer Recht – eben typisch Bremen

Dieses Hindernis hat Made in Bremen bereits überwunden und eine geeignete Immobilie für das Geschäft gefunden. Bedenken bezüglich des Erfolgs und der Rentabilität gab es dabei nie, denn Schulze und sein Gründungsteam waren von Anfang an von ihrem Konzept überzeugt. Bereits 2021 sicherte sich Made in Bremen den ersten Platz beim Wettbewerb „Neu gedacht – neu gemacht", ausgerichtet von der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH im Rahmen des Aktionsprogramms Innenstadt (API) im Auftrag der Wirtschaftssenatorin. Schulze erinnert sich: „Der Gewinn trug zum Erfolg bei, ermöglichte die Erweiterung und Verbesserung unseres Konzepts". Die Mittel flossen unter anderem in den Ausbau der Verkaufsfläche in der Stadtwaage, die Gestaltung von Schildern und Lichtkonzepten sowie die Produktion von Filmen.

Im darauffolgenden Jahr entwickelte die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation in Kooperation mit der WFB und der Erlebnis Bremerhaven GmbH den Tourismuspreis. Made in Bremen bewarb sich in der Kategorie „Typisch Bremen" und erreichte den zweiten Platz. Angespornt vom Erfolg bewarb der Laden sich 2023 wieder für den Tourismuspreis und landete auf dem
Siegertreppchen. Schulze betont, dass Made in Bremen einen bedeutenden Beitrag zum Bremer Tourismus leistet. „Für unsere Kundinnen und Kunden sind wir eine Mischung aus Bremer Geschichtenerzähler und Informationszentrum. Viele denken tatsächlich, dass wir zur Bremer Tourist-Info gehören." Dank mehrsprachiger Mitarbeiter:innen und übersetzter Filme zu den Bremer Geschichtsfiguren können Besucher:innen verschiedenster Nationalitäten bei einem Besuch von Made in Bremen etwas über die Hansestadt und ihre Geschichte erfahren – und die typisch bremischen, regionalen Produkte kaufen.

Und ohne eben diese Geschichtenerzähler:innen wäre der Erfolg von Made in Bremen nicht möglich gewesen. Schulze betont die Bedeutung des Einkaufserlebnisses, weshalb das Preisgeld des Tourismuspreises dazu genutzt wurde, um den Mitarbeiter:innen für ihr Engagement zu danken. Dennoch sind weitere Investitionen nicht ausgeschlossen. Schulze verrät: „Aufgrund der begrenzten Ladenfläche konnten wir seit unserem Umzug leider keine Tastings mehr anbieten. Das möchten wir in Zukunft ändern und prüfen derzeit verschiedene Möglichkeiten."

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