Die Themenjahre Bremen: Best-Practice für Stadtmarketing und Tourismusentwicklung
TourismusWie die Bremer Themenjahre Mehrwert für Stadtmarketing und regionale Wirtschaftsförderung schaffen können
Ob „Sternstunden 2018. Raumfahrtjahr Bremen“, „klangfrisch 2022. Bremen – Stadt der Musik“, „FAHRRADja! 2024. Bremen bewegt Dich“: Die von der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH in Zusammenarbeit mit der Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation initiierten Themenjahre setzen authentische Akzente. Jahr für Jahr stellen die Bremer Themenjahre ein anderes Leitmotiv in den Vordergrund und schaffen ein Dach für Veranstaltungen, die die Identität Bremens in den Fokus rücken und die Vielfalt der Hansestadt hervorheben.
Diese Strategie hat sich zu einem einzigartigen Marketinginstrument entwickelt. "Die Themenjahre sind ein wirkungsvolles Mittel, um überregionale Sichtbarkeit zu schaffen und Bremens Einzigartigkeit immer wieder neu zu beleuchten," erklärt Kristina Brandstädter, Projektleiterin der Themenjahre bei der WFB. Das Konzept zielt darauf ab, authentische, städtische Besonderheiten in den Vordergrund zu rücken und auf kreative Weise den Tourismus anzukurbeln.
Wie verändert ein Themenjahr die Veranstaltungslandschaft?
Jedes Themenjahr ist mehr als eine lose Abfolge von Veranstaltungen, sondern bietet ein durchdachtes Konzept. Veranstaltungen werden zu einer Dachmarke vereint, die verschiedene Formate und Zielgruppen anspricht. Kristina Brandstädter erläutert den zentralen Ansatz: „Die Themenjahre bündeln verschiedene Veranstaltungen in Bremen zu einem speziellen Thema und bieten durch gesonderte Marketingmaßnahmen unsererseits einen Anreiz für Partnerinnen und Partner, ihre Events an diesem Thema auszurichten“. Dieses Konzept ermöglicht eine klare Struktur, die sich über das Jahr hinweg in sämtlichen Formaten und Locations widerspiegelt und neue Zielgruppen anspricht. So widmete sich die Hansestadt mit dem „FAHRRADja! 2024“ den Vorteilen und Stärken der Fahrradstadt Bremen. Beim Themenjahr „NATURlich Bremen 2025. Ab ins Grüne!“ geht es darum, die grüne Seite Bremens kennenzulernen, denn die Wesermetropole ist Deutschland grünste Großstadt.
Ein breites Angebot für alle Zielgruppen
Das Konzept der Themenjahre basiert auf einer breiten Palette an Veranstaltungen, die so konzipiert sind, dass sie eine Vielzahl von Menschen ansprechen. „Von Singles über Paare und Familien bis hin zu Rentnerinnen und Rentnern – wir gestalten die Themenjahre bewusst vielseitig, damit für jeden und jede etwas dabei ist. So schaffen wir eine Plattform, auf der Einheimische und Gäste Bremen neu entdecken können“, erläutert Brandstädter.
Von Festivals über Kunstprojekte bis zu Mitmach-Aktionen: Die Themenjahre setzen auf eine Mischung aus großen Events und kleineren, spezialisierten Veranstaltungen. Diese Balance hat sich als äußerst erfolgreich erwiesen, da sie verschiedene Interessengruppen anspricht und sowohl eine breite Sichtbarkeit als auch eine enge Zielgruppenbindung ermöglicht. Während große Veranstaltungen wie das HOEG CitySommerFest oder die Breminale hohe Sichtbarkeit und Besucher:innenzahlen generieren, bieten kleinere Formate wie Straßenfeste, Kunstausstellungen oder Literaturveranstaltungen die Möglichkeit, eine engagierte Community zu bilden – zum FAHRRADja! 2024 zum Beispiel das Gruppenradeln „Biking & Sketching – Art on the Go“ in Kombination mit künstlerischem Skizzieren und anschließender Kunstausstellung in Bremen Nord oder der Mobilitätstag 2024 an der Bremer Waterfront in Zusammenarbeit mit der Polizei Bremen.
Fokussiertes Marketing durch die Themenjahre
Ein bedeutender Vorteil der Bremer Themenjahre liegt in der gezielten Bündelung von Marketingressourcen. Jedes Themenjahr konzentriert sich auf eine thematische Besonderheit Bremens, wodurch die Stadtmarketing-Kampagnen mit Großflächen- oder Citylightwerbung, Social-Media-Ads oder auch Radiowerbespots zielgerichtet ausgerichtet werden können. Dieser fokussierte Ansatz ist übertragbar auf andere Städte, die ihr Stadtmarketing ebenfalls effizient gestalten und gezielt Zielgruppen ansprechen wollen.
Dank aufmerksamkeitsstarker Events und gut überlegter Marketingkampagnen verbessern die Bremer Themenjahre auch die überregionale Wahrnehmung der Stadt. Ein jährlicher Themenschwerpunkt stellt jeweils eine besondere Facette Bremens in den Vordergrund, wodurch die Stadt als kultureller und touristischer Hotspot sichtbar wird. „Durch unsere Jahresthemen erreichen wir neue Zielgruppen und bleiben für Menschen attraktiv, die Bremen immer wieder neu entdecken möchten“, so die Projektleiterin. Die Idee der Jahresmottos zeigt, wie Städte durch gezieltes Stadtmarketing das Interesse sowohl lokaler als auch touristischer Zielgruppen wecken können.
Starke Partnerschaften als Schlüssel zum Erfolg
Ein weiterer Schlüsselfaktor der Bremer Themenjahre liegt in der engen Zusammenarbeit mit Partner:innen aus Kultur, Wirtschaft und Vereinen. Nachhaltige Stadtmarketing-Kampagnen profitieren von einem starken Netzwerk, das Veranstaltungen und kulturelle Impulse kontinuierlich erweitert. „Ohne unsere Partnerinnen und Partner wären die Themenjahre nicht möglich. Es ist eine Win-win-Situation: Die Kooperationspartner:innen profitieren von der Sichtbarkeit durch die Dachmarke, während ihre kreativen Ideen und ihre Vielfalt unser Programm einzigartig machen“, erläutert Brandstädter. „Wir haben einige erfolgreiche wiederkehrende Kooperationen, zum Beispiel mit den LogistikLotsen für die Metropolregion Nordwest e. V., die jedes Jahr passend an die Themenjahre ausgerichtete Lokalrunden – als Erlebnis-Fahrradtouren, die eine bestimmte Seite Bremens hervorheben, wie zum Beispiel Literatur oder Genuss – organisieren.“ Durch die Themenjahre werden zudem Flächen in Bremen einbezogen, die noch nicht allgemein sehr bekannt sind, zum Beispiel die Galopprennbahn beim FAHRRADja! 2024. Dort fand unter anderem eine Großveranstaltung in Kooperation mit Red Bull statt, aber auch wiederkehrende Events in Zusammenarbeit mit dem Radsportverbund. „Das Ziel dabei ist es, weniger bekannten Orten langfristig mehr Bedeutung zu verleihen“, so die WFB-Projektleiterin.
Diese Art von Kooperation bringt langfristig auch für andere Städte Vorteile: Die Einbindung lokaler Akteurinnen und Akteure fördert die Verbundenheit und ermöglicht, dass die Stadt ihre Identität stärker und authentischer repräsentiert. „Durch die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Leistungsträger:innen wachsen die Ideen und Netzwerke, der Austausch wird stetig verbessert und das Binnenmarketing wird enorm gestärkt“, betont Brandstädter.
Wirtschaftlicher Impulsgeber: Wie die Themenjahre die Bremer Wirtschaft fördern
Neben einem kulturellen Mehrwert schaffen die Themenjahre auch einen bedeutenden wirtschaftlichen Nutzen: „Die Themenjahre wirken sich positiv auf verschiedene Wirtschaftsbranchen aus, insbesondere auf den Tourismus, die Gastronomie und die Kultur- und Kreativwirtschaft“, so Brandstädter. Indem wechselnde Mottos jeweils unterschiedliche Schwerpunkte wie Wissenschaft, Mobilität oder Nachhaltigkeit setzen, wird eine Vielzahl an Zielgruppen angesprochen und neue wirtschaftliche Möglichkeiten werden eröffnet. Auch lokale Dienstleister:innen wie Eventtechnikfirmen und Marketingagenturen profitieren von den Kooperationen und den damit verbunden Aufträgen – so zum Beispiel beim Open-Air-Großkonzert von Lang Lang, bei dessen Organisation im Themenjahr „Klangfrisch“ viele bremische Dienstleistungsunternehmen involviert waren.
Das Konzept der Themenjahre stärkt zudem die langfristige Identität und das Ansehen der Stadt. Die lokale Wirtschaft, so Brandstädter, profitiere nicht nur kurzfristig von den Veranstaltungen, sondern auch langfristig durch eine gestärkte Markenidentität. Die Themenjahre tragen zu einem lebendigen Stadtleben bei, das Bremerinnen und Bremern sowie Gästen der Stadt immer wieder neue Impulse bietet. „Ein gutes Beispiel dabei sind die Stadtteilinitiativen, die seit Beginn der Themenjahre im Jahr 2018 beteiligt sind und wichtige Trägerinnen des Images der Stadt“, erläutert die Projektleiterin. „Im Laufe der Jahre nehmen immer mehr Stadtteile an den Themenjahren teil und richten ihre Feste thematisch daran aus.“ Auch den Bremerinnen und Bremern selbst würden die Vorzüge der Stadt durch die Themenjahre verdeutlicht, wodurch eine stärkere Identifikation entstünde und sie dementsprechend als Werbende für die Stadt auftreten könnten.
Erfolgskennzahlen und Learnings: Wie die WFB den Erfolg der Themenjahre misst
Die Resonanz der Themenjahre ist sowohl bei den Partner:innen als auch bei den Besucherinnen und Besuchern durchweg positiv. Um den Erfolg konkret zu messen, setzt die WFB auf KPIs wie Social-Media-Reichweite und Interaktionsraten von 4 bis 5 Prozent, Frequenz auf der Website, Besucher:innenzahlen und Medienpräsenz. „Ein Kriterium ist für uns, dass die Partnerinnen und Partner sich im folgenden Jahr wieder engagieren möchten, weil sie einen deutlichen Mehrwert erfahren“, erklärt die Projektleiterin. Diese strategische Auswertung ermöglicht es, das Konzept der Themenjahre stetig zu optimieren.
Ein wichtiges Learning war laut Brandstädter die Notwendigkeit, sich bei der Veranstaltungszahl zu beschränken. „Gerade nach der Coronazeit haben wir niemanden abgewiesen. Mit über 400 Veranstaltungen während des Themenjahres ‚klangfrisch 2022. Bremen – Stadt der Musik' wurde der Marketinganspruch jedoch irgendwann nicht mehr erfüllt“, reflektiert sie. Diese Erfahrung führte zur Kenntnis, dass Qualität vor Quantität stehen sollte.
Inspiration für andere Städte
Für Städte, die ähnliche Initiativen starten möchten, hat Brandstädter konkrete Tipps: „Am besten erst einmal anfangen und das Thema oder die Themen der Stadt klar herausarbeiten. Jedes Themenjahr lebt von einer authentischen Verbindung zur Stadt. Es braucht ein Thema, das attraktiv und nahbar ist und für das sich die Stadtgemeinschaft begeistern kann.“
Darüber hinaus sei es essenziell, ein starkes Netzwerk aufzubauen und auf eine klare und kontinuierliche Kommunikation des Jahresmottos zu setzen. „Es ist eine Gelegenheit, die Identität der Stadt zu stärken, lokale Unternehmen zu fördern und ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl zu schaffen“, schließt die Projektleiterin ab.
Die Bremer Themenjahre auf einem Blick: 5 Tipps zur Stadtmarketing-Strategie
- Jährliche Themenschwerpunkte setzen: Ein klar definierter Jahresfokus, der authentische Stadtbesonderheiten hervorhebt, stärkt die regionale Identität und zieht überregionale Aufmerksamkeit an.
- Vielfalt durch ein breites Veranstaltungsangebot: Dank einer Mischung aus großen und kleinen Events, die verschiedene Zielgruppen ansprechen, bleiben die Veranstaltungen zugänglich und schaffen eine Plattform, die sowohl Einheimische als auch Touristinnen und Touristen begeistern.
- Starke regionale Partnerschaften aufbauen: Kooperationen mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren aus Kultur, Wirtschaft und Tourismus erhöhen die Vielfalt der Ideen und stärken die Reichweite. Dies fördert langfristig die lokale Verbundenheit und ermöglicht einen authentischen, vielseitigen Auftritt der Stadt.
- Wirtschaftlichen Mehrwert generieren: Themenjahre schaffen wirtschaftliche Impulse für Tourismus, Gastronomie und Kultur. Wechselnde Mottos ermöglichen es, verschiedene Zielgruppen und Branchen anzusprechen, was die regionale Wirtschaft stärkt.
- Erfolg durch Kennzahlen messen: Die kontinuierliche Auswertung von KPIs wie Social-Media-Reichweite, Website-Traffic, Veranstaltungsteilnehmenden oder Medienpräsenz hilft dabei, den Erfolg zu bewerten und das Konzept stetig zu optimieren.
Erfolgsgeschichten
In der neuen Episode unseres Podcasts geht es um den Werder Bremen-Faktor: Das Verhältnis von Fußball, Sport und Wirtschaft in Bremen. Mit dem Vorsitzender der Werder-Geschäftsführung Klaus Filbry und WFB-Geschäftsführer Oliver Rau.
zum PodcastBremen gehört seit Anfang November 2024 offiziell als Street Art City zu den exklusiven Partner:innen der international agierenden „Street Art Cities“-App.
zur PressemitteilungDie Bremer Überseestadt – dort, wo früher Sperrgebiet war, hat sich seit Anfang der 2000er Jahre ein dynamischer, lebendiger Ortsteil entwickelt. Und mit der Überseeinsel entsteht vor Ort ein weiteres außergewöhnliches Entwicklungsprojekt. Im Interview verraten Jana Altrock und Ariane Bohms, die bei der WFB für das Marketing der Überseestadt zuständig sind, mit welchen Maßnahmen sie das Quartier fördern, wie sich die Vision im Laufe der Zeit verändert hat und welche Angebote der Überseestadt sie besonders mögen.
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