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Hidden Treasure Festival Street Art - Quelle: Lucky Walls Peter Stöcker
26.5.2025 - Mona Fendri

Bremens kreative Bühne: Wie Kunst den öffentlichen Raum verwandelt

Tourismus

Vom Märchenplatz bis zur Mauerpoesie – Kunst im öffentlichen Raum erleben

Sonnenlicht glänzt auf bronzenen Tierfiguren mitten in der Bremer Innenstadt, im Ostertorsteinviertel leuchtet eine Wand plötzlich farbenfroh, Büsten deutscher Berühmtheiten finden sich in den Wallanlagen wieder – in ganz Bremen verwandeln sich Straßen, Parks und Brücken in eine Freiluftgalerie. Die Hansestadt zeigt, wie Kunst im öffentlichen Raum nicht nur schmückt, sondern Geschichten erzählt, Erinnerungen bewahrt und neue Perspektiven eröffnet.

Bereits 1973 traf der Bremer Senat einen grundlegenden kulturpolitischen Entschluss: Kunst sollte aus Museen und Galerie heraus in den öffentlichen Raum getragen werden – dauerhaft und mit eigenem Förderprogramm. Als erste deutsche Stadt mit einem solchen Programm wurde Bremen zur Vorreiterin. Seitdem prägen rund 680 Werke das Stadtbild – von klassischen Skulpturen bis zu klangbasierten Installationen. Ziel ist es, Kunst nah an den Lebensorten der Menschen zu platzieren: auf öffentlichen Plätzen, in Wohnquartieren, an Brücken, Fassaden und in Parks. So wird Kunst Bremerinnen und Bremern, aber auch Gästen der Stadt zugänglicher gemacht.

Kunstrundgänge durch die Innenstadt: Kunst entdecken mit allen Sinnen

Drei junge Menschen stehen neben einem Kunstwerk und blicken auf Infomaterial
Ob in einer Gruppe oder auf eigene Faust: Bei der Führung "Kunst kucken" lassen sich tolle Kunstwerke in der Bremer Innenstadt entdecken. © WFB / Jonas Jaromir Schmidt

Wer nicht allein auf Entdeckungstour gehen möchte, kann sich der zweistündigen Stadtführung „Kunst kucken“ anschließen. Auf rund sechs Kilometern geht es quer durch die Bremer Innenstadt. Der Weg führt durch den historischen Stadtkern bis an die Weser, vorbei an ikonischen Kunstwerken, modernen Überraschungen und versteckten Schätzen. Die Tour ist nur für Gruppen buchbar. Mit Flyer oder Dein-Bremen-Guide-App lässt sich die Route auch individuell erkunden. Zu den Highlights der Route gehören:

Die Bremer Stadtmusikanten (Gerhard Marcks, 1953): Kein Weg führt am wahrscheinlich bekanntesten Kunstwerk in der Bremer Innenstadt vorbei. Die Bronzefigur des berühmten Tierquartetts steht nicht nur für Märchen, sondern erzählt auch eine Geschichte von Mut, Zusammenhalt und Aufbruch.

Der Neptunbrunnen auf dem Domshof (Waldemar Otto, 1991): Entstanden mit Beteiligung der Stadtgesellschaft, stellt der Brunnen die Meeresgottheiten der griechischen und römischen Mythologie dar.

Neptunbrunnen
Der Neptunbrunnen auf dem Bremer Domshof. © WFB / Carina Tank

Der Einkaufswagen in den Wallanlagen (unbekannt, 2020): Ohne Genehmigung installiert – aber mit viel Wirkung. Dieses Kunstwerk stand plötzlich in den Wallanlagen und lädt seither zur Interpretation ein.

Büste von Paula Modersohn-Becker (Clara Westhoff, seit 2007 in den Wallanlagen): Das Denkmal ehrt eine der bedeutendsten Künstlerinnen der Region – damals geschaffen von ihrer Freundin, der Bildhauerin Clara Westhoff, und 2007 anlässlich des 100. Todestages Modersohn-Beckers in den Wallanlagen aufgestellt.

Having been built on sand … (Lawrence Weiner, 1991): Textkunst auf dem Teerhof. Der bilinguale Schriftzug macht das Museum Weserburg selbst zur Kunstfläche.

Böttcherstraße (Benhard Hoetger, 1930er): Ein Gesamtkunstwerk aus Architektur, Bildhauerei und Geschichte. Besonders eindrucksvoll ist das vergoldete Bronzerelief „Der Lichtbringer“, das Besucherinnen und Besucher am Eingang der Straße begrüßt.

Eine Hand hält ein Handy vor den Bremer Stadtmusikanten
17 Orte im Bremer Stadtkern lassen sich mit den LauschOrten akustisch neu entdecken. © WFB / Carina Tank

Wer lieber auf eigene Faust loszieht, kann sich mit den LauschOrten selbstständig auf Stadtführung begeben. An 17 Orten begleiten literarische Texte und Musik die Zuhörer:innen – mal humorvoll, mal nachdenklich – und eröffnen neue Perspektiven auf Klassiker wie die Stadtmusikanten, die Schweine in der Sögestraße oder das NS-Mahnmal am Tiefer.

Street Art City: Urbane Kunst sichtbar machen

Neben Skulpturen und Statuen prägt auch Street Art maßgeblich das Bild des öffentlichen Raums in Bremen. Seit Ende 2024 gehört Bremen offiziell zur internationalen Plattform Street Art Cities – das Team Tourismusstrategie der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH initiierte und koordinierte die Aufnahme. Mit inzwischen über 400 Werken in der App reiht sich Bremen in die Riege urbaner Kunst-Hotspots ein.

Die Street Art Cities App lädt dazu ein, Graffitis und Murals zu entdecken, Hintergründe zu erfahren und individuelle Kunsttouren zu gestalten. In enger Zusammenarbeit mit den Bremer Künstlern Markus Genesius (WOW123), Peter Stöcker (Lucky Walls), Tobias Kroeger sowie Katharina Rosen von den Bremenlotsen wurden zahlreiche Werke digital erfasst. Darüber hinaus laden kuratierte Touren ein, verschiedene Themen und Stile zu entdecken.

Ein Mural an der Wand eines Gebäudes
In mehreren Stadtteilen Bremens prägen große Murals die Wände der Gebäude – unter anderem "Das Geschenk" in der Überseestadt. © Lucky Walls Peter Stöcker

Einige Projekte aus der Bremer Street-Art-Szene:

„Look at me, look at you“ (Victor Ash): Ein monumentales schwarz-weiß-Mural am Hochbunker in Walle.

Meta Monos (Tobias Kroeger): Die Unterführung an der Meta-Sattler-Straße ist kein Unort mehr, sondern wird durch abstrakte Kunst zu einer farbenfrohen Passage.

Untitled by Akut, We are One & WOW123: Das farbgewaltige Mural in der Nähe des Weserstadions ist eine Kollaboration von drei Künstlern.

Den Gegnern und Opfern des Faschismus (Jürgen Waller & Eckhard Jung): Das Wandbild in der Admiralstraße gilt als Denkmal gegen den Faschismus.

Das Geschenk (Peter Stöcker): In der Überseestadt Bremen finden sich mehrere großformatige Murals des Bremer Künstlers Peter Stöcker (Lucky Walls) – unter anderem die Fassadenkunst „Das Geschenk“ am Gewoba-Gebäude.

Das offene Fenster (Peter KF Krueger): Seit 1975 gucken Oma und Opa aus dem offenen Fenster auf den Rembertikreisel. Das Motiv an der Fassade des AWO-Gebäudes ist längst zu einem Wahrzeichen der Hansestadt geworden.

Street Art im Viertel
Street Art im Bremer Viertel. © WFB / Carina Tank

Ob Touristin oder Einheimischer: Wer mehr über Street Art, vor allem im Bremer Viertel, erfahren möchte, kann an der Führung „Gesprüht, geklebt, gehäkelt: Graffiti und Street-Art im Bremer Viertel“ teilnehmen. Angeboten wird die Führung von den Bremenlotsen.

Kunst gegen Angsträume: Sichtbarkeit schafft mehr Sicherheit

Kunst im öffentlichen Raum kann mehr als nur verschönern – sie kann Orte verwandeln, die zuvor gemieden wurden. In Bremen zeigen mehrere Projekte, wie Kunst gezielt eingesetzt wird, um sogenannte Angsträume aufzubrechen. Unterführungen, Tunnel oder abgelegene Plätze gewinnen durch künstlerische Gestaltung an Aufenthaltsqualität.

Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist der Friedenstunnel in der Nähe des Bremer Hauptbahnhofs. Was früher eine graue, beengte Unterführung war, ist heute ein farbenfroher Ort des Dialogs. Über 80 Wandtafeln mit Friedensbotschaften in verschiedenen Sprachen und ein großflächiges Wandgemälde machen den Tunnel zu einem Symbol für Toleranz und kulturelle Vielfalt. Mit Hilfe von Bremer Vertreter:innen verschiedener Weltregionen realisierte die Künstlerin Regina Heygster das Projekt.

Porträt Tobias Kröger
Der Bremer Künstler Tobias Kröger gestaltet das großformatige Kunstwerk in der Unterführung an der Meta-Sattler-Straße. © WFB/Rathke

Ein weiteres Beispiel ist die Unterführung an der Meta-Sattler-Straße, die die Stadtteile Walle/Utbremen und Findorff miteinander verbindet. Ursprünglich durch illegale Graffiti und Verschmutzungen geprägt, wurde sie 2019 vom Bremer Künstler Tobias Kroeger mit einer abstrakten Wandarbeit gestaltet. Im Frühjahr 2025 wurde die künstlerische Gestaltung im Auftrag der WFB erweitert: Tunneleingänge, -ausgänge sowie der Treppenaufgang wurden mit Street Art aufgewertet.

Bremen beweist damit eindrucksvoll, dass Kunst im öffentlichen Raum weit mehr ist als bloße Dekoration. Sie schafft Orientierung, regt zum Nachdenken an – und trägt aktiv zur Stadtentwicklung und Teilhabe bei. Weitere ausführliche Informationen zum Thema Street Art sowie Kunst im öffentlichen Raum finden sich auf bremen.de.

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