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24.6.2024 - Mona Fendri

Neuer Klima-Waldpark in Oslebshausen: eine grüne Oase zwischen Gewerbegebiet und Wohnanlage

Stadtentwicklung

In Bremen-Oslebshausen baut die WFB ein neues Naherholungsgebiet

Ein Weg teilt sich in zwei
Auf dieser Brachfläche in Bremen-Oslebshausen baut die WFB einen urbanen Klima-Waldpark. © WFB/Brammer

Eine grüne Oase mitten in der Stadt, wo eine Vielfalt an Bäumen an warmen Sommertagen Schatten spendet, wo Vogelgezwitscher und Insektensummen die Lärmkulisse der Straßen übertönt – im Herzen des Bremer Stadtteils Oslebshausen, zwischen Gewerbegebiet und Wohnanlage soll solch ein Ort zum Leben erwachen: der urbane Klima-Waldpark.

Auf einer Fläche von etwa 1,4 Hektar, eingebettet zwischen dem Gewerbegebiet an der Riedemannstraße/Reiherstraße, der Wohnanlage Wohlers Eichen und der Grundschule Auf den Heuen, entsteht ein vielseitiger Freiraum mit einer beeindruckenden biologischen Vielfalt, Angeboten für Bewegungsliebhaber:innen sowie Sitz- und Aufenthaltsmöglichkeiten für Spaziergänger:innen und Naturverliebte. Dieses Projekt ist eine direkte Antwort auf die langjährigen Nutzungskonflikte zwischen den rund 1.100 Anwohnerinnen und Anwohner und dem benachbarten, etwa 52 Hektar großen Gewerbegebiet. Der Klima-Waldpark soll als hochwertige Pufferzone dienen, um den Lärm zu reduzieren und gleichzeitig die Lebensqualität durch die Schaffung von mehr Grünraum zu verbessern.

Der Anstoß für das Projekt kam unter anderem von den Unternehmen aus dem Gewerbegebiet, die in einer Befragung sagten, dass sie sich eine Aufwertung des Erscheinungsbilds wünschen. Die Planungen zur Umgestaltung der Brachfläche in einen Klima-Waldpark betreut die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH. „Eine im B-Plan als Wald festgesetzte Brachfläche nun in einen Klima-Waldpark mit Aufenthalts- und Bewegungsangeboten einschließlich Wissensvermittlung aufzuforsten, ist eine spannende Aufgabe,“ sagt Dr. Friederike Brammer, Projektleiterin Erschließung bei der WFB.

Vielfältige Ziele für mehr Lebensqualität

Eine hohe biologische Vielfalt (Biodiversität), eine Radwegverbindung für nachhaltige Mobilität, ein niedrigschwelliges Bewegungsangebot und Informationen zum Thema Klimawandel – das sind Auflagen, die an die Förderung des Waldpark-Projekts geknüpft sind.

Die Entsiegelung von Flächen und das Anpflanzen von vielfältigen Arten von Bäumen – darunter 1.150 verschiedene Eichensetzlinge und -heister (junge Bäume, die über die Jahre und Jahrzehnte wachsen werden), 85 Birken und drei Obstbäume – soll die Anpassung an den Klimawandel stärken. Ein Klimabaum-Lehrpfad mit rund 20 Baumarten, die Trockenheit und Starkregen gut aushalten, wird ebenfalls angelegt. Die hohe Artenvielfalt bei den Anpflanzungen soll die biologische Vielfalt fördern und ein lebendiges Ökosystem schaffen. Ein Informationssystem im Park soll darüber hinaus die Besucherinnen und Besucher über umgesetzte Maßnahmen zum Klimaschutz und der Klimaanpassung aufklären und somit einen Ort des Lernens und der Inspiration schaffen.

Das Gestaltungskonzept des Klima-Waldparks zeichnet sich durch eine klare, an Industrierelikten angelehnte Formensprache aus. Ein barrierefreies Wegesystem erschließt das Areal und verbindet die Wohnbebauung mit dem Gewerbegebiet. Die Wege gliedern sich in Haupt- und Nebenwege, so dass Besucher:innen die Wahl haben, das Gebiet direkt zu überqueren oder den Nebenweg zu wählen und ein bisschen länger in der grünen Oase zu verweilen.

Besonderes Augenmerk wird auf die Anpflanzung klimaresilienter und standortgerechter Gehölze gelegt, die in enger Abstimmung mit der Waldbehörde ausgewählt wurden. Der Klima-Waldpark wird somit nicht nur ein Ort der Erholung und des Lernens sein, sondern leistet auch einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. „Die Aufforstung der Brache trägt zur CO2-Reduzierung bei und die vorgesehene Artenvielfalt zu einer nachhaltigen Entwicklung des Waldes. Auch auf weitere Nachhaltigkeitsaspekte, wie frühzeitige Einbeziehung der zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer, Erhaltung des vorhandenen wertvollen Baumbestandes, Regenwassernutzung und Starkregenvorsorge, geringer zukünftiger Unterhaltungsaufwand und Wiederverwendung von Bodenaushub wurde in der Planung Augenmerk gelegt,“ erläutert Dr. Brammer.

Grünfläche
Im geplante Klima-Waldpark sollen verschiedene Arten von Bäumen wachsen. Ein niedrigschwelliges Bewegungsangebot sowie Informationen zum Thema Klimawandel sind ebenfalls Teil des Projektes. © WFB/Brammer

Bewegungs- und Aufenthaltsangebote für die Naherholung

Doch der Klima-Waldpark bietet nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch attraktive Naherholungsmöglichkeiten für die Anwohnerinnen und Anwohner sowie für die Mitarbeitenden der Unternehmen aus dem Gewerbegebiet. Es soll ein Ort werden, in dem Klimaschutz und Klimaanpassung erlebbar gemacht werden. Der Trampelpfad, der durch das Gebiet führt und bei vielen Anwohnerinnen und Anwohnern als „Teppichweg“ bekannt ist, soll zu einem zweieinhalb Meter breiten Hauptweg ausgebaut werden. In der Mitte des Parks entsteht ein Aufenthaltsbereich mit Bänken und Fahrradbügeln – perfekt für Menschen, die in dem benachbarten Gewerbegebiet arbeiten und im neuen Park eine entspannende Mittagspause verbringen können, aber auch für Eltern mit ihren Kindern, um Natur und frische Luft zu genießen.

Für die Sportfans unter den Besucher:innen sind zwei Bewegungsangebote geplant: ein Kletter- und Balancierparcours aus Holz, der sich harmonisch in das moderne, geradlinige Gestaltungsthema des Klima-Waldparks einfügt, und eine Balancierstrecke mit beweglichen Balanceklötzen aus Holz. „Die Bewegungsangebote bieten Anreize zum Ausprobieren und tragen so zu einer aktiven Gesundheitsvorsorge bei. Die naturnahe Gestaltung entspricht dabei dem übergeordneten Thema Wald“, erklärt Dr. Brammer. Zur Stärkung der Nahmobilität ist außerdem eine Anbindung des Hauptweges an das Fahrradnetz vorgesehen.

Brachfläche mit faszinierender Geschichte

Doch während sich künftige Besucherinnen und Besucher auf eine aktive und naturnahe Freizeitgestaltung im neuen Klima-Waldpark freuen können, blickt das Gebiet auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Luftbildauswertungen zeigen, dass der nördliche Teil des Areals um 1945 als Kriegsgefangenenlager diente. Ab 1951 befanden sich dort Bahngleise, die über die Fläche zu den heutigen Zuwegungen zur Straße Pulverberg führten. In den folgenden Jahren lag das Gelände jedoch brach.

1959 begann ein neues Kapitel: Das Bauunternehmen Wayss & Freitag nutzte das Areal über einen Zeitraum von rund 30 Jahren. Auf dem Grundstück befanden sich ein Heizhaus, eine Halle zur Herstellung von Fertigbetonteilen, ein Eisenbiegeplatz, ein Eisenlager und Kranbahnen und zeugten von einer intensiven Industrienutzung. Nach dem Abbruch sämtlicher Einrichtungen und Gebäude diente das Grundstück von 1997 bis 2008 als Schrottplatz und Gebrauchtwagenhandel unter dem Namen "Weser Automobile". Seitdem liegt die Fläche brach.

Um den Eingriff der bevorstehenden Bauarbeiten abschätzen zu können, wurde eine archäologische Voruntersuchung (Prospektion) im Bereich des vom Bauvorhaben betroffenen, ehemaligen Standorts des Kriegsgefangenenlagers durchgeführt. Hieraus ergab sich, dass eine archäologische Baubegleitung erforderlich sei, um mögliche Funde aus dieser Zeit zu sichern. Mit dem geplanten Klima-Waldpark wird das Areal nun eine neue Bestimmung erhalten und seine vielseitige Geschichte um ein weiteres Kapitel ergänzen.

Ein Bagger gräbt etwas aus
Archäologische Voruntersuchungen auf dem Gelände des zukünftigen Klima-Waldparks. © Umweltbetrieb Bremen

Grundstein gelegt

Das Projekt wird aus dem Bundesprogramm des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen zur "Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel" gefördert. Der Bund übernimmt 90 Prozent der förderfähigen Gesamtkosten, während Bremen 10 Prozent der förderfähigen Kosten sowie die nicht förderfähigen Kosten trägt. Ende Mai 2024 stellten Dr. Friederike Brammer und Carina Brüning vom mit der Planung beauftragten Umweltbetrieb Bremen (UBB) die Entwurfsplanung dem Beirat Gröpelingen vor – dieser begrüßte die Pläne und erhob keine Einwände. „Wir freuen uns sehr, dass auch der fortgeschrittene Stand der Planung beim Beirat und bei allen anderen Anwesenden Anklang gefunden hat,“ fasst Dr. Brammer zusammen.

Der Waldpark soll voraussichtlich ab Ende des Jahres oder Anfang nächsten Jahres angelegt werden, die ersten Vorarbeiten haben mittlerweile stattgefunden. Mit dem urbanen Klima-Waldpark entsteht in Oslebshausen ein zukunftsweisendes Projekt, das ökologische, soziale und gesundheitliche Aspekte auf innovative Weise miteinander verbindet. Die ehemalige Brachfläche wird zu einem grünen Juwel, das den Stadtteil nachhaltig bereichert und als Vorbild für weitere Vorhaben dienen kann.

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