Warum in Bremen immer mehr Unternehmen auf bargeldloses Zahlen setzen
Einzelhandel6 Mythen und Fakten rund um das Zahlen mit Karte
Weserstadion, Seebühne oder Bremen Information, an immer mehr Orten steht die Karte als Zahlungsmittel an erster Stelle. Das spart Zeit, Geld und kommt auch bei Kundinnen und Kunden gut an. 6 Mythen rund ums Bargeld und zahlen mit der Karte.
Wenn im Weserstadion 42.000 Menschen mit den Grün-Weißen mitfiebern bleibt das Bargeld schon seit langem Zuhause. Ähnlich geht es bei der Seebühne Bremen seit 2021 zu – auch hier heißt es bei 3.400 Sitzplätzen: Kein Platz frei fürs Bargeld. Die Betreiberin MTB Betriebs GmbH hat damit gute Erfahrungen gemacht: „Wir haben uns für die rein bargeldlose Zahlung entschieden, da sie die Vorteile der schnelleren Abwicklung und geringeren Fehleranfälligkeit bringt. Zudem ist sie sicherer und transparenter für unsere Gäste und uns”, so Laura Oppermann, Marketing- und Pressearbeit bei der MTG.
Kartenzahlungen auf dem Vormarsch – und zunehmend auch Umsatzbringer
In anderen Ländern ist bargeldloses Zahlen längst überall zum Standard geworden – in Schweden zücken weniger als 10 Prozent bei ihrem Einkauf Scheine und Münzen. Auch in Deutschland wandelt sich das Verhalten rasant. 69 Prozent der Deutschen bevorzugen heute digitale Bezahlmethoden so der Visa Payment Monitor 2023. Rund ein Drittel setzt dabei auf das Smartphone als Bezahlmittel (VISA 2024).
Interessant dabei: Jede und jeder Fünfte (19 Prozent) gibt an, Geschäfte zu meiden, in denen nicht bargeldlos gezahlt werden kann. Damit wird diese Option immer mehr zu einem Wirtschaftsfaktor für Unternehmen.
Das sieht auch Merle Meier-Holsten, Abteilungsleiterin Bremen Tourismus bei der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH, so. „Zu einem modern aufgestellten Betrieb gehört das einfach dazu. Bremen besuchen jährlich zehntausende Gäste aus dem Ausland, für die Kartenzahlungen Standard sind. Und sie besuchen ja nicht nur die touristischen Hotspots, sondern auch Randlagen. Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie müssen darauf vorbereitet sein.“
Bremen Information stellt sich digital auf – bargeldloses Zahlen ein Baustein
Bargeldlos steht immer öfter an erster Stelle. So auch bei der Bremen Information. Konnten Gäste früher an allen vier Kassen in der Tourist-Information in der Böttcherstraße mit Bargeld zahlen, ist das heute nur noch an zweien möglich. „Kartenzahlungen haben zahlreiche Vorteile für uns. Einerseits kostet das Bargeldhandling sehr viel Zeit“, sagt der Leiter der Bremen Information Michael Spring. Dazu gehören das Befüllen und Leeren der Bargeldbestände in den Kassen morgens und abends sowie der tägliche Kassensturz. „Andererseits verursacht es auch hohe Kosten, neben dem Personaleinsatz zählt dazu auch die Abholung des Bargelds durch einen Dienstleister.“ Neben Zeit- und Kostenersparnis seien auch Sicherheitsaspekte ein wichtiger Punkt, gerade an sehr belebten und beliebten Touristen-Hotspots.
Die Reduzierung der Bargeldkassen sei ein bewusster Schritt gewesen, um Gästen die alternative Zahloption näher zu bringen. „Die Akzeptanz von Kartenzahlungen ist sehr hoch, das merken wir immer wieder. Die meisten Gäste zahlen gern mit der Karte. Wenn man diese Option richtig verpackt, kommt es gut an“, so Spring weiter.
Auf die richtige Ansprache kommt es an
Was er damit meint: Anstatt zu fragen „Wie wollen Sie zahlen?“ stellen die Mitarbeiter:innen an der Kasse nun die Frage „Mit welcher Karte wollen Sie zahlen?“ oder beginnen gleich mit „Wir freuen uns über bargeldlose Zahlung“. Sympathisch verpackt gingen viele Kundinnen und Kunden darauf ein, so Spring. Innerhalb eines Jahres habe sich in der Bremen Information so das Zahlungsverhalten gewandelt: Von überwiegender Bargeldzahlung im Juli 2023 zu 70-prozentiger Kartenzahlung heute. „Das passt zu unserem Anspruch nach modernem Service.“
Der starke Fokus auf bargeldloses Zahlen sei Teil einer Digitalisierungsstrategie im Bremer Tourismusmarketing, der nicht nur die Kassensysteme beinhalte, sondern auch alle Vorgänge im Hintergrund, vom papierlosen Büro bis hin zu neuen Auswertungsmöglichkeiten durch Datenerfassung und den Einsatz von KI. „Hier greift alles ineinander“, bestätigt auch Abteilungsleiterin Meier-Holsten.
Große Auswahl an Systemen bei bargeldloser Zahlung
Eine typische Vorgehensweise, das wissen auch die Digitallotsen Bremen. Das dreiköpfige Team der WFB unterstützt Unternehmen bei Digitalisierungsprozessen. Im Einzelhandel oder in der Gastronomie steige der Wunsch nach einfachen und einheitlichen Prozessen. „Buchhaltung, Kassensysteme und andere Services wie zum Beispiel Reservierungen zusammenzuführen ist für viele Unternehmen attraktiv, da es viele Kosten spart. Kartenzahlung ist oft ein Baustein in so einem Digitalprozess“, erklärt Digitallotse Malte Breford. Zumal es auch oft neue gesetzliche Anforderungen zu erfüllen gelte, wie zum Beispiel die Meldepflicht für elektronische Kassensysteme, die 2025 startet und im Zuge derer auch nach modernen Kartenbezahllösungen gefragt werde.
Wer Kartenzahlung heute einführen will, steht dabei vor der Qual der Wahl. Es gibt viele verschiedene Anbieter und Systeme, die sich sowohl in ihren technischen Möglichkeiten unterscheiden als auch in den Kosten. So gibt es Systeme, die mit dem Smartphone funktionieren, kleine Handheld-Geräte im Visitenkartenformat, klassische Terminals mit Nummernfeld oder Hybridsysteme. Manche kommen mit monatlichen Gebühren, die Transaktionsgebühren reichen von 0,5 bis 2 Prozent.
„Nicht jedes System verträgt sich zudem mit jeder Buchhaltungssoftware und manchmal gibt es auch versteckte Kosten. Deshalb ist es gut, sich von einem Profi beraten zu lassen“, empfiehlt der Digitallotse, der Unternehmen kostenlos berät. Ein erster Überblick ermöglicht zum Beispiel die Plattform payved.
6 Mythen rund um bargeldloses Zahlen
Kartenzahlungen haben für Gäste wie für Händler:innen, Gastronom:innen wie auch Hoteliers viele Vorteile. Und doch könnte die Akzeptanz höher sein. Woran liegt das? Vielfach gibt es noch Mythen und Irrglauben über das digitale Bezahlen, die sich heute überholt hätten, so Digitallotse Breford.
- Mythos 1: hohe Transaktionskosten
Vor einigen Jahren waren Kosten von 2 bis 4 Prozent für eine Kartenzahlung noch üblich. Ein Betrag, der die Margen erheblich schmälerte. Derartige Verträge sind aber längst Geschichte. In den vergangenen 10 Jahren sind die Gebühren um mehr als 40 Prozent zurückgegangen. Heute sind Kosten von 0,5 bis 2 Prozent üblich, abhängig vom Anbieter und vom Zahlungsmittel (Girocard oder Kredit/Debitcard).
Und nicht zu vergessen: Auch Bargeld kostet Geld. Die durchschnittlichen Kosten einer Bargeldzahlung liegen bei 24 Cent, so eine Bundesbank-Studie.
- Mythos 2: Das Geld kommt erst am Monatsende aufs Konto
Auch das ist ein Überbleibsel alter Verträge. Heutige Verträge beinhalten üblicherweise taggleiche Wertstellungen.
- Mythos 3: Kreditkarten sind teuer, deshalb nur Girocard-Akzeptanz
Einige Geschäfte, die Kartenzahlung akzeptieren, beschränken diese Option auf die Girocard, um hohe Transaktionsgebühren zu vermeiden. Zwar stimmt es, dass Kreditkartenzahlungen höhere Gebühren mit sich bringen, allerdings liegen diese meist nur marginal höher als die Girocard bei modernen Verträgen und fallen damit kaum mehr ins Geld.
Denn auf der anderen Seite stehen einerseits internationale Kundinnen und Kunden, die oft nur eine Kreditkarte haben und andererseits der wachsende Anteil deutscher Käuferinnen und Käufer, die mit Debit/Kreditkarten zahlen (16 Millionen Karten im Deutschland). Die größten Direkt-Banken geben zudem nur noch Debit/Kreditkarten aus und verzichten auf die Giro-Funktion. Damit geht potenziell Geschäft verloren.
- Mythos 4: kein Trinkgeld bei Kartenzahlung
Manche Wirtinnen und Wirte sorgen sich um das Trinkgeld ihres Personals bei Kartenzahlung. Auch hier ist die Sorge unbegründet: So zahlen laut Payment-Monitor von VISA noch rund die Hälfte aller Kartennutzer:innen Trinkgeld in bar. Zudem besitzt jedes Kartenzahlungsterminal die Funktion einer manuellen Trinkgeldeingabe, die am Ende einfach verrechnet werden kann. Sorgen um trinkgeldzahlungsunwillige Restaurantgäste sind dabei auch unbegründet: Denn nach wie vor entscheidet der Service übers Trinkgeld und nicht die Wahl des Zahlungsmittels.
- Mythos 5: Ohne stabiles Internet / bei Internetausfall sind die Geräte nutzlos
Es gibt heute einige Geräte, die mit SIM-Karten ausgerüstet sind und auch dort funktionieren, wo es keine WLAN-Verbindung gibt. Anderen Kassensystemen reicht es, zweimal am Tag zu synchronisieren. Hier ist es wichtig, bei der Auswahl der Geräte sorgfältig vorzugehen und die eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen.
- Mythos 6: Beide Optionen gleichzeitig anzubieten bedeutet nur mehr Arbeit als Händler:in
Das ist so nicht richtig. Wer weiterhin mit Bargeld arbeitet, muss natürlich trotzdem einen Kassensturz machen und sich Gedanken ums Bargeldhandling machen. Aber Kartentransaktionen sind in der Regel schneller und sparen damit gerade in Hochphasen Zeit und ermöglichen es, mehr Kund:innen zu bedienen. Und je mehr Menschen mit Karte zahlen, desto weniger Bargeld landet in der Kasse. Das beschleunigt den allabendlichen Kassensturz und bedeutet auch: Nur noch einmal statt zwei- oder dreimal die Woche den Gang zur Bank. Auch ungeübtes Personal erlernt zudem schnell den Umgang mit den Kartenterminals, der Lernaufwand ist gering.
Fazit: Nichts spricht gegen Kartenzahlung als Option
Zusammenfassend lässt sich sagen: Zahlen mit Karte ist heute eine ebenso wichtige Zahlungsmethode wie Bargeld. Gute Gründe, auf diese Option zu verzichten gibt es nicht. Es muss ja nicht gleich der Verzicht auf Bargeld sein – als zusätzliche Option spart sie aber Geld und Zeit.
Zudem macht die Kartenoption auch den Standort Bremen als Ganzes attraktiver: Denn moderne Zahlungsmethoden (besonders der wachsende Anteil an Zahlungen per Smartphone) werden heute von allen Gesellschaftsgruppen erwartet. Und wer guten Service erhält, der kommt ein zweites Mal – das gilt für das einzelne Unternehmen wie den Standort als Ganzes.
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