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21.6.2021 - Beata Cece

Style mit gutem Gewissen

Neu in Bremen

Pop-up-Store Hello Good Buy in der Bremer City

Sarah Elise Gjemdal, Geschäftsführerin und Gründerin von Hello Good Buy
Sarah Elise Gjemdal, Geschäftsführerin und Gründerin von Hello Good Buy.

Die Norwegerin Sarah Elise Gjemdal hat im Bremer Wettbewerb „Pop-up-Stores“ überzeugt. Zehn Monate lang darf sie eine Ladenfläche in der Obernstraße kostenfrei nutzen. Die Miete übernimmt die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH. In dieser Zeit will die Geschäftsführerin des Secondhand-Modeshops „Hello Good Buy“ die Bremerinnen und Bremer davon überzeugen, dass Gebraucht das neue Cool ist.

Ihr Ziel ist es, Secondhand-Kleidung sexier zu machen. Wie wollen Sie das anstellen?
Gjemdal: Indem wir gebrauchte Kleidungsstücke sexy präsentieren. Unser Laden in der Obernstraße ist eingerichtet wie ein modernes Bekleidungsgeschäft. Die Kleidung ist sortiert und hängt wie in anderen Modeshops auch an Bügeln. Das sieht ansprechend aus und spricht auch Menschen an, die normalerweise nicht Second Hand kaufen.

Es gibt bereits einen Hello-Good-Buy-Store in Kopenhagen. Was sind das für Menschen, die typischerweise dort einkaufen?
Gjemdal: Unsere typischen Kunden sind zwischen 20 und 40 Jahre alt und legen Wert auf Qualität, gute Preise und coole Looks. Einige von ihnen kommen zu uns, weil sie ein lokales Unternehmen unterstützen möchten, andere weil ihnen die Umwelt wichtig ist, und wieder andere, weil sie etwas Cooles im Schaufenster gesehen haben, zum Beispiel ein paar Markenturnschuhe zum halben Preis. Einigen Kunden geht es also gar nicht um Nachhaltigkeit, sondern sie möchten einfach nur ein schönes Teil kaufen. 

Hochwertige saisonale Second-Hand-Mode im skandinavischen Stil - das steht hinter Hello Good Bye
Hochwertige saisonale Second-Hand-Mode im skandinavischen Stil - das steht hinter Hello Good Bye © WFB/Pusch

Wie wichtig ist Ihnen der Aspekt der Nachhaltigkeit?
Gjemdal: Darum dreht sich bei uns alles. Die ganze Idee von Hello Good Buy basiert darauf, ein alternatives Angebot zur Textilindustrie mit ihrem Fast-Fashion-Ansatz zu schaffen. Der Herstellungsprozess eines Kleidungsstücks dauert sehr lang und verbraucht viele Ressourcen. So werden zum Beispiel für den Anbau von Baumwolle große Mengen Wasser benötigt. Dazu kommen der Schadstoffausstoß von Fabriken und die schlechten Bedingungen für Arbeiterinnen und Arbeiter, um nur einige problematische Aspekte zu nennen. Dieser für Umwelt und Menschen schädliche Aufwand wird für die Produktion von Kleidungsstücken betrieben, die im Schnitt zwei bis vier Mal getragen werden. Dann sind sie nicht mehr cool genug und werden entsorgt. Secondhand ist die beste Option, um dieser Verschwendung entgegenzuwirken.  

Als Sie die Idee zu Hello Good Buy hatten, waren sie 19 Jahre alt und lebten noch bei Ihren Eltern. Wie kam es dazu?
Gjemdal: Ich bin in einer norwegischen Kleinstadt aufgewachsen. Als ich 17 war, zogen wir in eine etwas größere Stadt namens Moss und ich begann mich für Themen wie Tierschutz oder Secondhand zu interessieren. Ich entdeckte einen kleinen Heilsarmeeladen und fing an, dort meine Kleidung zu kaufen. Obwohl es schöne Sachen zu günstigen Preisen gab, kaufte keiner meiner Freunde in diesem Geschäft ein. So kam ich auf den Gedanken, dass es modernere Secondhand-Läden geben sollte, um gebrauchte Kleidung für junge Leute attraktiver zu machen.

Wie haben Sie vom Pop-up-Store-Wettbewerb in Bremen erfahren?
Gjemdal: Wir hatten sowieso geplant nach Deutschland zu expandieren. Wir waren gerade dabei diverse Optionen zu recherchieren, als wir den Tipp bekamen, dass es in Bremen diesen Wettbewerb gibt.

Und warum glauben Sie, dass das Konzept von Hello Good Buy zu Bremen passt?
Gjemdal: Ich habe gesehen, dass es im Viertel bereits einige Secondhand-Shops gibt. Zudem gibt es in Bremen viel Engagement im Bereich Nachhaltigkeit. Das sieht man an Läden wie ekofair in der Obernstraße oder dem großen Angebot an veganen Lebensmitteln. Da passen wir gut rein. Außerdem können die Bremerinnen und Bremer bei uns nicht nur einkaufen, sondern auch ihre Kleidung auf smarte Weise verkaufen oder gegen ein Guthaben eintauschen.

Kleidung lässt sich auch gut online verkaufen. Was ist smart daran, dafür in einen Laden zu gehen?
Gjemdal:
Klar, es gibt viele Möglichkeiten, Kleidungsstücke im Internet zu verkaufen. Dafür muss man aber alle Informationen online eintragen, Fotos machen, die Fragen von potenziellen Käufern beantworten, vielleicht sogar Termine zur Anprobe vereinbaren und dann noch alles verpacken und zur Post bringen. Bei Hello Good Buy übernehmen wir das alles. Dafür bekommen die Kunden etwas weniger Geld, als wenn sie die Sachen selbst verkaufen, aber dafür unterstützten sie ein lokales Business und werden ihre Klamotten auf unkomplizierte Weise los. 

Welche Qualität müssen die Teile aufweisen, damit Sie angenommen werden?
Gjemdal: Sie müssen sauber sein und dürfen keine Löcher oder andere Schäden aufweisen. Außerdem sollten die Kleidungsstücke in Bezug auf das Material eine gewisse Qualität aufweisen und zur aktuellen Saison passen.

Wie geht es nach der mietfreien Zeit in der Obernstraße weiter? Heißt es dann Hello und Good Bye Bremen?
Gjemdal: Wenn alles gut läuft, dann hoffen wir, dass wir bleiben können. Es wäre großartig, wenn wir uns in Bremen etablieren und von hier weitere Läden in Deutschland eröffnen könnten. Ich lade alle Bremerinnen und Bremer ein, einfach mal vorbeizukommen und unser Konzept kennenzulernen und sich hoffentlich daran zu erfreuen. 

Mehr Informationen zum Aktionsprogramm finden Sie auch in unserem Artikel "Bremen wird neu – wo die Corona-Krise zu innovativen Ideen führt"

Mehr über die Gewinner unseres Wettbewerbs für einen Concept-Store in der Bremer Innenstadt gibt es hier: "Mehr als nur ein Experiment"

Zu den einzelnen Interviews mit den Gewinnendenprojekten:

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