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28.5.2024 - Reinhard Wirtz

„Bremen-Liebe wirkt von innen heraus!“

Tourismus
Oliver Rau vor dem Bremer Roland
Geschäftsführer Oliver Rau ist zuständig für die Bereiche Marketing und Tourismus © WFB/Jens Lehmkühler

Virtuelle Realität, Künstliche Intelligenz und Augmented Reality sind im Stadtmarketing in aller Munde. Neue Apps, virtuelle Erlebnisse und Chatbots sollen Gäste von den Vorzügen einer Stadt überzeugen. Aber letztendlich spielt die persönliche Empfehlung noch immer eine ausschlaggebende Rolle für eine Reiseentscheidung. Dazu gehört, dass besonders die Bürgerinnen und Bürger einer Stadt von ihrer Heimat überzeugt sind und dies positiv nach außen tragen. Oliver Rau, WFB-Geschäftsführer, zuständig für den Bereich Marketing sowie Tourismus, und sein Team bei der WFB haben daher die weitere Marketingkampagne „Mein Bremen ist echt‟ ins Rollen gebracht. Im Gespräch erläutert Oliver Rau, welche Ziele die neue Kampagne verfolgt und auf welche Mittel die WFB im Binnenmarketing setzt.

Herr Rau, nach der erfolgreichen und bislang größten Tourismuskampagne „Mehr als Märchen‟ haben Sie nun einen neuen Schwerpunkt im Stadtmarketing gesetzt. Worum geht es bei diesem neuen Projekt?

Oliver Rau: Nachdem wir mit Mitteln aus dem Bremen-Fonds in den vergangenen zwei Jahren einen starken Fokus auf das touristische Marketing gelegt haben, entwickeln wir in 2024 verstärkt neue Maßnahmen im Binnenmarketing. Neben Touristinnen und Touristen, Unternehmen und Fachkräften gehören die Bürgerinnen und Bürger zu den wichtigsten Zielgruppen des Stadtmarketings. Wir wollen Bremerinnen und Bremer zu Botschafter:innen machen, denn Empfehlungen, die von innen heraus nach außen wirken, haben noch einmal eine ganz andere Glaubhaftigkeit.

Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass Bremen von innen oftmals viel kritischer gesehen wird als von außen. Wir wollen darauf hinwirken, dass Bürger:innen die positiven Aspekte ihrer Stadt deutlicher wahrnehmen und diese positiven Erfahrungen auch nach außen tragen zu denjenigen, die wir gern als Besucher:innen und Gäste, aber auch als Arbeitskräfte in unserer Stadt willkommen heißen würden.

Was sieht die „Mein Bremen ist echt‟-Kampagne vor?
Die neue Stadtmarketingkampagne der WFB soll Bremerinnen und Bremern Lust machen, ihre eigene Stadt neu zu entdecken – vor allem abseits der klassischen touristischen Sehenswürdigkeiten zwischen Stadtmusikanten und Schlachte. Dafür suchen wir Bremerinnen und Bremer, die ihre Lieblingsorte empfehlen und diese gerne auf den Kanälen des Bremer Stadtportals präsentieren wollen. Mit etwas Glück können die Teilnehmenden dann ihr Gesicht im Look der Kampagne auch auf Großflächenplakaten oder digitalen Werbeflächen wiederfinden. Die Resonanz darauf ist großartig.

Im Vordergrund sieht man eine Frau, die lacht. Sie macht ein Selfie von sich. Im Hintergrund ist der Stadtwald mit dem Stadtwaldturm zu sehen.
"Mein Bremen ist echt" macht Bremerinnen und Bremer zu Botschafter:innen fürs Stadtmarketing. © WFB

Eine neue Wende im Stadtmarketing für Bremen?

Ein neuer Fokus, aber für die Bürgerinnen und Bürger machen wir schon seit jeher viele verschiedene Marketingprojekte. Die auf das Binnenmarketing bzw. Identitätsmarketing gerichtete neue Kampagne „Mein Bremen ist echt‟ ist die logische Fortsetzung der touristischen Kampagne ‚Bremen ist ...‟Mehr als Märchen‟‘. Ein effizientes zeitgemäßes Stadtmarketing besteht aus drei Säulen, die neben dem klassischen Tourismusmarketing und dem Standortmarketing für Wirtschaft und Wissenschaft auch das Binnenmarketing umfassen. Die Plakate der „Mein Bremen ist echt“-Kampagne sind seit Herbst 2023 auf verschiedenen digitalen Großflächen im Stadtbild „oder auf den Bildschirmen in Bussen und Bahnen der Stadt zu sehen. Jetzt soll die Kampagne erweitert werden. Nun kommt eine multimediale Plakat- und „Social Media“-Kampagne hinzu, deren Motive die Bremerinnen und Bremer miteinbezieht. Sie zeigen Personen, die beispielsweise einen Besuch am Aussichtsturm im Stadtwald, am Utkiek in Vegesack oder im Rhododendronpark empfehlen. Mit einem kurzen Zitat begründen sie, warum gerade dies ihr Lieblingsort ist.

Wie können sich Bürgerinnen und Bürger beteiligen?

Noch bis Oktober 2024 werden die Motive erweitert, und dafür sind die Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, sich an ihren Lieblingsorten zu präsentieren. Die Bilder werden auf www.meinbremenistecht.de hochgeladen, monatlich bestimmt eine Jury das „Gesicht des Monats“. Die ausgewählten Personen und ihr Tipp werben dann im Look der Kampagne auf unterschiedlichen Kanälen für die Stadt. Bis Ende September 2024 sind Bewerbungen möglich.

Welche Altersgruppen wollen Sie generell im Binnenmarketing ansprechen?

Die neue Kampagne spricht alle Altersgruppen und alle Stadtteile an. Einen besonderen Schwerpunkt legen wir im Binnenmarketing aber neuerdings auf das Studierendenmarketing. Studierende sind nach unseren aktuellen wissenschaftlichen Erhebungen tatsächlich die zufriedenste Zielgruppe in Bremen. Sie sind besonders wichtige Adressaten, die wir nach dem Abschluss ihres Studiums als Fachkräfte halten wollen. Festzustellen ist auch, dass Berufseinsteiger:innen häufig nach einiger Zeit des Ausprobierens in anderen Städten oder Regionen wieder zurück nach Bremen kommen, weil sie realisieren, was die Stadt zu bieten hat. Wir werden unsere Zusammenarbeit mit den Studierenden ausweiten und uns intensiv um diese wichtige Zielgruppe kümmern, aus der wir uns Botschafterinnen und Botschafter, High Potentials und Fachkräfte für Bremen versprechen.

Positive Wahrnehmung Studierender

Markenmanagement, Digitales Marketing und Konsumentenverhalten sind Themen der Forschung und Lehre am markstones Institute of Marketing, Branding & Technology der Universität Bremen, betreut von den Professor:innen Christoph Burmann, Mark Eisenbeiß und Kristina Klein. Aktuelle Untersuchungen des Instituts im Rahmen einer Studie im Auftrag der WFB brachten interessante Einblicke in die Bewertung der Lebensrealität in Bremen durch Bürgerinnen und Bürger vor Ort. Demnach sind Studierende die zufriedenste Zielgruppe in der Hansestadt.

Die bemerkenswerten Ergebnisse des markstones Institutes haben die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH darin bestärkt, den Fokus im Binnenmarketing auch stark auf diese Zielgruppe zu richten. In Kooperation mit Professor Burmann finden an der Universität Bremen nun unter anderem Seminare statt, in denen sich die Studierenden mit Stadtmarketing auseinandersetzen und dabei eigene Vorschläge erarbeiten.

Wie läuft das in der Praxis ab?

Alles aus einer Hand und ohne Agentur. Wir suchen unter anderem selbst interessante Orte in Bremen auf, erstellen dort Kurzvideos und arbeiten auch mit Influencerinnen und Influencern vor Ort zusammen, wenn es um die Präsentation von Lieblingsorten und Lieblingstätigkeiten in Bremen geht. Wichtig ist uns, Bremen nicht nur als Reisedestination darzustellen, sondern auch den Bürger:innen immer wieder die Vorzüge ihrer eigenen Stadt vor Augen zu führen. Denn nur wenn sie selbst von der Stadt überzeugt sind, können sie es auch glaubhaft nach außen vertreten. Bremenliebe wirkt eben von innen heraus.

Cover Bremens beste Seiten
das Heftchen Bremens beste Seiten sammelt interessante und amüsante Fakten zur Hansestadt. © WFB

Neuauflage „Bremens beste Seiten‟

Warum ist dreimal Bremer Recht? Oder warum fliegt mit jeder Ariane-Rakete auch ein Stück Bremen mit ins Weltall? Stimmt es, dass der international begehrte Champions League-Pokal aus der Hansestadt kommt? 129 Geschichten und Fakten enthält die sechste Auflage von „Bremens beste Seiten“. Das handliche A6-Heft ist auf Deutsch und Englisch erhältlich und wird kostenlos abgegeben.
„Das Heft wird uns auf Messen im In- und Ausland förmlich aus den Händen gerissen und auch in der Bremen Information wird es gerne mitgenommen“, freut sich WFB-Geschäftsführer Oliver Rau.

Mit dem Einstieg in die Kampagne „Bremen ist echt‟ fahren Sie vermutlich nicht die übrigen Stadtmarketing-Aktivitäten herunter, oder?

Nein, natürlich nicht! Stadtmarketingaktivitäten für Bremer Bürgerinnen und Bürger gehören schon immer zu den klassischen Aufgaben der WFB. Dazu zählen beispielsweise auch die regelmäßig bundesweit erscheinende Zeitungsbeilage „Bremen erleben“ mit vielen Veranstaltungstipps, die zahlreichen Online-Maßnahmen , die Themenjahre seit 2018 wie das „Raumfahrtjahr‟, das Jahr „Genussufer‟ oder in 2024 das „FahrradJA!‟, Finanzierungsunterstützung von Veranstaltungen oder Anzeigen und Hörfunkspots –  Aktivitäten, die auch in diesem und den kommenden Jahren fortgesetzt werden.

Und natürlich führen wir auch die touristischen Werbemaßnahmen fort, wie die Weiterentwicklung der erfolgreichen Kampagne „Mehr als Märchen“, die Umsetzung einer Deutsche-Bahn-Kampagne sowie weitere Projekte.

Ein dickes Arbeitspaket also, das auch finanziell abgesichert ist?

Über den finalen Haushalt der Stadt Bremen wird derzeit ja noch verhandelt. Was uns aber besonders freut: Vierzig Prozent der Citytax der Stadtgemeinde Bremen kommen ab sofort und zukünftig der Tourismusförderung zusätzlich zugute. Damit können wir schon einmal einiges bewegen.

Erfolgsgeschichten


Tourismus
27.11.2024
Die Themenjahre Bremen: Best-Practice für Stadtmarketing und Tourismusentwicklung

Seit 2018 setzen die Themenjahre in Bremen innovative Impulse für Stadtmarketing und regionale Wirtschaftsförderung. Sie stärken den Tourismus in der Hansestadt und fördern vielseitige Kooperationen. WFB-Projektleiterin Kristina Brandstädter weiß, was das Bremer Modell erfolgreich macht und welche Ansätze andere Städte nutzen können.

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Podcast
26.11.2024
Neue Podcast-Episode mit Klaus Filbry und Oliver Rau

In der neuen Episode unseres Podcasts geht es um den Werder Bremen-Faktor: Das Verhältnis von Fußball, Sport und Wirtschaft in Bremen. Mit dem Vorsitzender der Werder-Geschäftsführung Klaus Filbry und WFB-Geschäftsführer Oliver Rau.

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Standortmarketing
18.11.2024
Bremen ist offiziell Street Art City

Bremen gehört seit Anfang November 2024 offiziell als Street Art City zu den exklusiven Partner:innen der international agierenden „Street Art Cities“-App.

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