Nordisch und nachhaltig: Das Bremer Modelabel HUDDY bietet mehr als nur maßgeschneiderte Hoodies
Innenstadt im WandelMit dem Gewinn aus dem WFB-Wettbewerb „Neu gedacht – neu gemacht“ setzt HUDDY regionale Kooperationen weiter in den Vordergrund
Betritt man das Modegeschäft HUDDY an der Bischofsnadel in der Bremer Innenstadt, hat man sofort den Eindruck: Dies ist kein konventioneller Laden. Auf der linken Seite des großzügigen Raums reihen sich handgefertigte Mützen, Röcke und Hoodies aneinander. Im hinteren Bereich, offen für die Kundschaft, befindet sich das Atelier, wo Ladenbesitzerin Viktoria Theoharova ihrer Leidenschaft nachgeht – dem Nähen. Der rechte Teil ist viel puristischer gestaltet, lediglich eine Insel mit Barhockern befindet sich in der Mitte. Und so zieht der Neon-Schriftzug „Liebe Digga, Liebe“, der die hintere Wand verziert, sofort die Blicke auf sich und verrät, dass der Raum viel mehr zu bieten hat als man im ersten Moment meinen könnte.
Bereits seit fünf Jahren existiert das Geschäft – doch nicht in dieser Form. Anfangs teilten sich vier Start-ups die Räumlichkeiten, inzwischen sind die drei anderen ausgezogen und HUDDY hat die komplette Fläche übernommen. Mit der Teilnahme am Bestandskunden-Wettbewerb „Neu gedacht – neu gemacht“ der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH gestaltete Theoharova ihr Ladengeschäft nun um und setzt dabei noch mehr auf Bremer Regionalität.
Maßgeschneidert und nachhaltig: individuell passende Hoodies aus Bremen
Angefangen hatte das Ganze mit einer einfachen Idee: Streetwear zu entwerfen, die jeder und jedem passt – „egal ob man 1,50 Meter oder 2 Meter groß ist“, erklärt Theoharova. So entstand das Konzept, das HUDDY so besonders macht: Die Kundinnen und Kunden können sich ihre Sweatshirts individuell und maßgeschneidert gestalten lassen, dank eines Baukastensystems aus Stoffen und Schnitten. Die Hoodies selbst näht Theoharova dann manuell und nach den Wünschen ihrer Käufer:innen. Ihr sei es wichtig, dass die Menschen sich gut beraten fühlen und ihre Individualität ausleben können.
Darüber hinaus verwendet Theoharova ausschließlich hochwertige, nachhaltige Stoffe. „Wir haben von Anfang an auf Biostoffe gesetzt und waren damit zumindest in unserer Region unserer Zeit voraus“, erinnert sich die HUDDY-Inhaberin. „Auch wenn solche Materialien im Einkauf teurer sind, ich wollte mein Label mit den richtigen Werten starten.“
Das Thema Nachhaltigkeit zieht sich durch Theoharovas Geschäft wie ein roter Faden. Alles wird wiederverwendet, nichts weggeworfen. „Aus den Reststoffen der Kleidungsstücke, die wir nähen, machen wir zum Beispiel Abschminkpads. Unsere Ware verschicken wir ausschließlich in wiederverwendeten Kartons“, zählt sie begeistert auf. Kassenbons gibt es darüber hinaus nur digital und Geschenktüten stellt Theoharova aus entsorgten Magazinen und Bücherseiten her – oftmals zur freudigen Überraschung ihrer Neukundschaft.
„Home is where the Moin is“
Ebenso wichtig für die Gründerin ist der soziale Aspekt der Nachhaltigkeit. Mitten in der Coronazeit launchte sie ihre erste Charity-Kollektion „Home is where the Moin is“. Von jedem Verkauf aus der Kollektion spendet HUDDY 19,93 % an die Tasse Bremen, eine Tagesstätte für Menschen ohne Wohnung, wo sie unter anderem essen, duschen und Gesellschaft genießen können. „Es freut mich sehr, dass die Tasse so die Sichtbarkeit bekommt, die sie meiner Meinung nach verdient,“ betont Theoharova.
Anfang 2022 entwickelte die leidenschaftliche Schneiderin eine zweite Charity-Kollektion, um geflüchtete Menschen aus der Ukraine zu unterstützen. Beim Kauf eines „Friedensshirts“ gehen automatisch 15 Euro an eine Hilfsorganisation, die sich die Käuferin oder der Käufer aus einer Liste mehrerer Vereine selbst aussuchen kann. Der Slogan „Liebe Digga, Liebe“, der in Neonfarben an der Wand des Ladens prangt, findet sich auch bestickt auf den Charity-Produkten wieder.
Die Regionalität im Vordergrund
Viel Liebe empfindet Theoharova auch für Bremen. Die gebürtige Bulgarin ist als Kind mit ihrer Familie in die Hansestadt gezogen und hat sich als erwachsene Frau entschieden zu bleiben. „Ich bin im Herzen Bremerin“, schwärmt sie. „Hier sind die Wege kurz und man begegnet sich auf eine sehr norddeutsche, ehrliche Art. Ich wüsste nicht, warum ich wegziehen sollte.“ Home is where the Moin is, eben.
Der regionale Aspekt spielt auch in Theoharovas Arbeit eine wichtige Rolle. Nicht nur, dass die klaren Linien ihrer Designs den cleanen, norddeutschen Charakter wiederspiegeln sollen, sie setzt bei der Produktion ausschließlich auf regionale Kooperationspartner:innen. Durch zahlreiche Networking-Events für Gründende, ihre Teilnahme am einjährigen Coachingprogramm des Starthauses Bremen & Bremerhaven und durch persönliche Kontakte und Mund-zu-Mund-Propaganda konnte sich die Unternehmerin ein großes Bremer Netzwerk aufbauen.
Neugestaltung mit dem Gewinn aus dem Wettbewerb „Neu gedacht – neu gemacht“
2021 nahm das Modelabel am Bestandskunden-Wettbewerb „Neu gedacht – neu gemacht“ teil, den die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH im Auftrag der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa und im Rahmen des Aktionsprogramms Innenstadt (API) ins Leben rief, und belegte den fünften Platz. Den Gewinn von 20.000 Euro nutzte Theoharova, um ihr Ladengeschäft umzubauen, unter anderem mit dem Ziel, Kooperationen mit Bremer Unternehmen zu stärken und die Regionalität weiter in den Vordergrund zu stellen.
Besonders die rechte Seite der Ladenfläche spielte eine wichtige Rolle beim Umbau. Durch den allmählichen Auszug der anderen Unternehmen vergrößerte sich der Spielraum für HUDDY. „Wir haben die rechte Seite komplett neugestaltet“, beschreibt die Ladenbesitzerin den Ausbau. „Wir haben eine Insel in der Mitte des Raums eingebaut, die wir für Tastings nutzen. Das Leuchtschild ‚Liebe Digga, Liebe‘ ist neu und wir haben Platz geschaffen für Fotoausstellungen und andere Events.“
Dass HUDDY Veranstaltungen organisiert ist zwar nicht neu, bislang allerdings nur in einem Rahmen, der ausschließlich mit dem Geschäft selbst zu tun hatte. Mit dem Ausbau der Fläche gibt Theoharova auch anderen Bremer Unternehmen eine Plattform, um ihre Produkte und Dienstleistungen vorzustellen. „Mein Ziel war es, Events mit anderen Unternehmen zusammen zu gestalten, sodass wir gemeinsame Synergien ausschöpfen können“, erklärt die Wahlbremerin. „So lernen unsere Kundinnen und Kunden neue Unternehmen kennen, aber auch andersherum können wir deren Klientel unser Konzept näherbringen.“ Unter anderem finden inzwischen Sardinen-Tastings in Zusammenarbeit mit dem Fischgeschäft F. L. Bodes, Afterwork-Yoga-Kurse mit dem Vinya Loft Yogastudio und Kurzfilmabende von Bremer Filmemacher:innen statt. Eine Ausstellung von Bremer Fotografien und Kunstwerken rundet das Ganze ab.
Und was sagen die Stammkundinnen und -kunden zum Konzept? „Die sind begeistert“, lacht Viktoria Theoharova. „Darüber freue ich mich sehr. Ich hatte mir das in dieser Form schon lange vorgestellt, aber ohne den Gewinn aus dem Wettbewerb der WFB hätte ich es nicht durchziehen können. Ich bin unendlich dankbar, das ist wirklich ein Geschenk!“
Den Kooperationsansatz möchte die Unternehmerin noch weiter ausbauen – auch um einen Beitrag für die Bremer Innenstadt zu leisten. „Das Einkaufserlebnis in der Bremer City hat sich in den letzten Jahren massiv verändert. Die Leute kommen in die Stadt, um etwas zu erleben und besondere Dinge zu finden. Man muss den Menschen etwas bieten, was sie online oder woanders nicht finden. Da arbeiten wir mit aller Kraft dran“, blickt Theoharova voller Zuversicht in die Zukunft.
Der Wettbewerb „Neu gedacht – neu gemacht“ geht in die nächste Runde! Bis zum 31. Januar 2023 können sich Einzelhandel- und Gastronomieunternehmen aus der Bremer Innenstadt mit ihren innovativen Konzepten bewerben. Alle Informationen rund um den Wettbewerb finden sich hier.
Das Aktionsprogramm Innenstadt & der Zukunftsfonds Innenstadt
Das Aktionsprogramm Innenstadt wurde am 25. August 2020 vom Senat beschlossen, um die Folgen der Corona-Pandemie abzufedern. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt der Senatskanzlei, der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, der Senatorin für Klima, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und dem Senator für Kultur – unter der Federführung von Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte und finanziert über den Bremen-Fonds. Das Aktionsprogramm Innenstadt umfasst insgesamt über 30 Einzelmaßnahmen, die bis Ende 2021 schnell und unkompliziert umgesetzt werden und die Bremer City nachhaltig stärken sollen. Der Zukunftsfonds Innenstadt schließt an das Aktionsprogramm Innenstadt an und fördert spannende touristische Angebote, kulturelle Impulse, neue Nutzungsangebote und vieles mehr. Weitere Informationen unter www.bremenwirdneu.de.
Wettbewerb „Neu gedacht, neu gemacht – Einzelhandel & Gastronomie innovativ, vielfältig, zukunftsfähig“
Um bestehende Betriebe dabei zu begleiten, sich auf diese veränderte, herausfordernde Situation einzustellen und sich mit innovativen Bausteinen für die Zukunft aufzustellen, fördert der Wettbewerb Investitionen in die Zukunft. Die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH lobt als Veranstalterin den Wettbewerb „Neu gedacht, neu gemacht – Einzelhandel & Gastronomie innovativ, vielfältig, zukunftsfähig“ aus, mit dem Ziel innovative Handels- und Gastronomieideen in bereits bestehende Flächen zu integrieren und sich somit für die Zukunft neu aufzustellen. Hierdurch soll zur Belebung der Innenstadt, zur Verbesserung der Angebotsvielfalt und somit auch zur Steigerung der Aufenthaltsqualität beigetragen werden. Gesucht werden Konzepte, welche möglichst neue, innovative und nachhaltige Handelsideen in das bestehende Handelskonzept bringen. Der Wettbewerb richtet sich an interessierte Händler:innen und Gastronom:innen aus der Innenstadt. Die Gewinner:innen des Wettbewerbs bekommen die Möglichkeit, ihre Investition gefördert zu bekommen. Es gibt insgesamt acht Wettbewerbspreise: 1. Preis 50.000 €; 2. Preis 45.000 €; 3. Preis 40.000 €; 4. Preis 35.000 €; 5. Preis 30.000 €; 6. Preis 20.000 €; 7. Preis 15.000 €; 8. Preis 10.000 €.
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Mehr erfahrenSocial Media, Teilzeit, Work-Life-Balance – wer im Handwerk Erfolg haben will, muss mit der Zeit gehen, davon ist Thomas Kurzke überzeugt. Der Unternehmenslenker feiert in diesem Jahr 100-jähriges Bestehen seines Betriebs und engagiert sich zudem als Präses der Handwerkskammer Bremen für eine Modernisierung in der Branche.
Mehr erfahrenIn der neuen Episode unseres Podcasts geht es um den Werder Bremen-Faktor: Das Verhältnis von Fußball, Sport und Wirtschaft in Bremen. Mit dem Vorsitzender der Werder-Geschäftsführung Klaus Filbry und WFB-Geschäftsführer Oliver Rau.
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