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Frau Caesar - Quelle: WFB/Lehmkühler
24.10.2023 - Anne-Katrin Wehrmann

Von Sägen, Hämmern und Schrauben

Einzelhandel

Caesar im Viertel: Haushaltswaren und Mini-Baumarkt

Der Mix aus Haushaltswaren und Mini-Baumarkt macht das Fachgeschäft Caesar zu einem der Letzten seiner Art. Für die Zukunft sieht es gut aus: Mit Anne-Catherine Caesar ist die nächste Generation schon mit an Bord.

Ob Löffel in bestimmten Farben und Größen oder Messer für ganz konkrete Verwendungszwecke. Ob Töpfe, Eierbecher, Teekannen oder Geschirr: Wer etwas für den Haushalt sucht, wird bei Caesar im Bremer Viertel fündig. Nur ein paar Meter weiter hängen Sägen neben Hämmern, stehen Behälter voll mit Schrauben und Nägeln, finden sich Schläuche, Saugglocken und Arbeitshandschuhe. Es ist diese Mischung aus Haushaltswaren und Mini-Baumarkt, die das alteingesessene Geschäft am Ostertorsteinweg so besonders macht. „Das passt alles hervorragend zusammen, weil es hier für jeden etwas gibt“, sagt Anne-Catherine Caesar. „Jeder hat eine Küche und Wände, in die vielleicht mal ein Nagel geschlagen werden muss. Oder eine Waschmaschine, die einen neuen Schlauch braucht.“ Es müsse nicht immer eine neue, teure Kaffeemaschine sein: „Manchmal fehlt auch einfach nur der Filter. Und dann sind wir da und helfen aus.“

Die Dinge des täglichen Lebens

Die 39-Jährige führt die Geschäfte seit 2016 zusammen mit ihrem Vater Norbert Caesar, der wiederum 1996 von seiner Mutter die Leitung übernommen hatte. „Für viele ist der Mini-Baumarkt ein wichtiger Faktor, zu uns zu kommen“, berichtet der Seniorchef. „Und dann schauen sie sich um und finden vielleicht noch etwas anderes, was sie brauchen oder einfach nur schön finden.“ Ein Umzug, Kalkablagerungen im Sanitärbereich, ein anzubringendes Bild: Es sind die großen und kleinen Dinge des täglichen Lebens, für die das Caesar-Team nicht nur die benötigten Utensilien im Angebot hat – sondern in aller Regel auch von der Kundschaft gern angenommene Tipps und Ratschläge, wie sich die Dinge in der Praxis einsetzen lassen. Viele Menschen, die in der Nähe wohnen, schätzen insbesondere die Möglichkeit, auch einfach mal ein paar Schrauben oder Nägel einkaufen zu können – ohne dafür extra in einen großen Baumarkt in einem anderen Stadtteil fahren zu müssen. Ein Mini-Baumarkt, gleich um die Ecke.

Hanseatisches Understatement

Was ist das Geheimnis des Erfolgs? „Eine gute Kenntnis der Kundenwünsche. Die meisten können wir erfüllen“, sagt Norbert Caesar. Als der heute 72-Jährige vor 27 Jahren die Leitung übernahm und ein neues Geschäftslogo einführen wollte, schlug der Grafiker als Slogan „Caesar hat mehr“ vor. Norbert Caesar hält es eher mit hanseatischem Understatement und konnte sich zunächst nicht damit anfreunden. „Ich fand das irgendwie zu hochgestochen“, erzählt er. Es brauchte eine Weile, bis ihn der Grafiker überzeugen konnte. Noch heute steht der Slogan über dem Eingang. Und jeder, der schon einmal im Geschäft war, kann etwas mit der Aussage anfangen: Weil sie so gut auf den Punkt bringt, was den Laden auszeichnet.

Haus von außen
Schon seit Anfang der 1830er-Jahre werden in dem Gebäude im Ostertor Eisenwaren verkauft. © WFB/Lehmkühler

Stolz und Mut

Für Anne-Catherine Caesar waren die 300 Quadratmeter großen Räumlichkeiten von Anfang an so etwas wie ein zweites Zuhause. Schon als Kind ging sie hier ein und aus, tobte mit ihren Cousinen durchs Lager, wenn sie zu Besuch bei der Oma waren. Dass sie das Geschäft eines Tages übernehmen würde, war für sie trotzdem keine Selbstverständlichkeit. Sie studierte Betriebswirtschaftslehre in Kiel und arbeitete eine Zeit lang in der Stadtentwicklungsbehörde in Hamburg. Bis sie feststellte, dass ihr irgendetwas fehlte zum Glück. „Es ist doch schön zu wissen, für wen man arbeitet“, meint sie. „Und wenn obendrauf der eigene Name steht, ist es noch schöner.“ Für ihren Vater war ihre Rückkehr nach Bremen das Beste, was passieren konnte. „Ich bin ein bisschen stolz auf meine Tochter und mich, dass wir es bis hierhergeschafft haben, den Betrieb wirtschaftlich zu gestalten“, macht Norbert Caesar deutlich. „Das braucht schon Mut, in so ein Geschäft einzusteigen, weil man durch falsche Entscheidungen oder äußere Umstände echte Probleme bekommen kann.“ Er selbst will noch dabeibleiben, so lange er kann. „Altersgerecht und ohne zu sehr die Richtlinien zu bestimmen“, wie er unterstreicht. Meistens funktioniere das ganz gut, stellt seine Tochter fest und lacht.

Tradition und Wandlungsfähigkeit

Schon seit mindestens Anfang der 1830er-Jahre werden in dem Gebäude am Ostertorsteinweg in Bremen Eisenwaren verkauft. Rund hundert Jahre später übernahm zunächst der Großvater und später der Vater von Norbert Caesar das Geschäft. Seit den 1950er-Jahren werden neben Eisenwaren auch Haushaltswaren und Öfen im Sortiment geführt. Als Carl Caesar jun. 1968 starb, führte seine Frau Christa den Betrieb fort und richtete ihn neu aus. Sie passte die Einrichtung der modernen Zeit an, stellte das Konzept auf Teilselbstbedienung um und nahm modernen Hausrat, Geschenkartikel und Werkzeug mit ins Sortiment auf. Ihr Sohn Norbert Caesar modernisierte 2008 erneut und erweiterte die Verkaufsfläche durch Umnutzung von bisherigem Lagerraum um 50 Quadratmeter. Was sowohl für ihn als auch für seine Tochter entscheidend ist: Mittendrin zu sein, zuzuhören und mit der Kundschaft ins Gespräch zu kommen. „Die wenigsten sagen, dass sie ein konkretes Produkt von einem bestimmten Hersteller wollen“, berichtet Anne-Catherine Caesar. „Die meisten kommen mit einem Bedürfnis zu uns. Und im Gespräch können wir herausfinden, wie wir dieses Bedürfnis am besten erfüllen.“

Vater und Tochter Cesar
Anne-Catherine Caesar führt seit 2016 die Geschäfte zusammen mit ihrem Vater. Norbert Caesar. © WFB/Lehmkühler

Kundenbindung als Vorteil des stationären Handels

Die große Kunst dabei: so viele Produkte wie nötig anzubieten, um die Kundschaft zufriedenzustellen, aber so wenige wie möglich, um sie nicht zu überfordern. „Als Einzelhändler treffen wir eine Auswahl aus dem Wust von Produkten, die es im Internet zu kaufen gibt“, macht die 39-Jährige deutlich. „Das können wir nur, weil wir unsere Kundinnen und Kunden kennen.“ Und auch, wenn sich mittlerweile rund ein Drittel des Warenangebots auf der firmeneigenen Website finden lässt: Das Internet ist für sie und ihren Vater eher ein verlängertes Schaufenster, nicht mehr und nicht weniger. Norbert Caesar ist überzeugt: „Wenn es der stationäre Handel schafft, mit seinem Angebot und seiner Dienstleistung in die Köpfe der Menschen zu kommen, hat er noch immer einen Vorteil gegenüber dem Online-Handel.“

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