Brüning Group: Von Fischerhude auf die Überseeinsel
StadtentwicklungNeuansiedlung auf dem ehemaligen Kellog´s Gelände
Neuansiedlung in Bremen: Drei Jahrzehnte hatte die Brüning Group ihren Firmensitz im beschaulichen Fischerhude. Im Sommer 2023 verlagerte das stark wachsende Unternehmen den Sitz auf die Überseeinsel in der Überseestadt. Dort, wo früher von Kellogg‘s Reis gelagert wurde, ist ein moderner Bürobacksteinbau mit viel Glas entstanden.
Von der kleinen Biogärtnerei in Fischerhude bis zum deutschen Marktführer im Handel mit energieliefernden Schüttgut-Rohstoffen mit 250 Mitarbeitenden und Hauptsitz in Bremen: So lässt sich der Erfolg der Brüning Group in einem Satz zusammenfassen. Demnächst wird eine Dependance in Rom eröffnet. In Polen, Tschechien, Dänemark, England und Frankreich ist das Unternehmen schon vertreten. Und der Prozess der Internationalisierung geht weiter: „Je besser wir global vernetzt sind, desto besser funktioniert unser Business“, sagt Marketingleiter Szymon Stefanowicz. „Unser nationales und internationales Netzwerk ist jetzt schon riesig.“
Vermittlerin zwischen Rohstofferzeugern und Verwertern
Wie das Business konkret aussieht? Um das zu erklären, braucht Stefanowicz mehr als nur einen Satz. Der Kern des Geschäfts sind regenerative Energien und nachwachsende Rohstoffe. Die Unternehmensgruppe nutzt zum Beispiel das Potenzial von Biomasse, also den biologisch abbaubaren Teil von Erzeugnissen, Abfällen und Reststoffen der Land- und Forstwirtschaft. „Wir organisieren den Handel zwischen den Rohstofferzeugern und den stofflichen sowie energetischen Verwertern.“ Holzhackschnitzel, Altholz und Material aus der Landschaftspflege werden als Brennstoffe an Biomasse-Heizkraftwerke oder zur Verwertung etwa an die Holzwerkstoffindustrie sowie Papier- und Zellstoffindustrie geliefert. Dafür steht auch eine eigene Lkw-Flotte bereit. „Unsere Mitarbeitenden sind permanent am Telefonieren, um Material zu besorgen und zu verkaufen“, sagt Stefanowicz. Es gibt Kraftwerke, die werden zu 100 Prozent von Brüning beliefert. Zum anderen werden hochwertige Bodenverbesserer wie Rindenmulch, Hackschnitzel und Einstreu verkauft oder auch mit Kaminholz und Holzpellets gehandelt.
Am Anfang war die Gärtnerei in Fischerhude
Solch eine Erfolgsgeschichte war am Anfang nicht absehbar. Der Fischerhuder Arnd Brüning gründete 1992 eine Gärtnerei, die sich dem biologischen Anbau von Obst, Gemüse und Pflanzen verschrieben hatte. Bald merkte der Unternehmer aber, dass eine große Nachfrage nach Gärtnereibedarf wie Kompost, Mulch und Sägerestholz vorhanden war. „Arnd Brüning war schon immer ein Macher“, sagt Szymon Stefanowicz. „Er hat Potenzial im Handel gesehen.“ Die Entwicklung gab ihm Recht. „Nachwachsende Rohstoffe sind als erneuerbare Energiequelle ein wichtiger Baustein bei der Energiewende“, sagt Stefanowicz. Die Geschäftsbereiche erweiterten sich schnell, 2009 entstand die Brüning Group mit der Brüning-Euromulch GmbH, der Brüning-Megawatt GmbH, Brüning-Logistik GmbH und der Brüning-Specials GmbH. Immer mehr Menschen wurden beschäftigt — die immer mehr Platz brauchten. Als die Räumlichkeiten in Fischerhude trotz eines neuen Bürogebäudes plus Anbau zu klein wurden, siedelten erste Mitarbeitende in die Bremer Überseestadt um.
Neubau mit 5000 Quadratmetern direkt an der Weser
Die Gruppe wuchs personell weiter und bald auch der Wunsch, alle Mitarbeitenden in einer Zentrale unter einem Dach arbeiten zu lassen. In Fischerhude war inzwischen keine bauliche Erweiterung mehr möglich. Begleitet und beraten von der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH, informierte sich das Unternehmen über verschiedene Standortmöglichkeiten in der Bremer Überseestadt. Mit der Überseeinsel auf dem ehemaligen Kellogg’s-Gelände an der Weser bot sich schließlich die Gelegenheit eines Neubaus mit 5000 Quadratmetern und damit ein vollständiger Umzug nach Bremen an. Die Zusammenlegung der Büros in Bremen und Fischerhude bedeute kürzere Wege, eine noch bessere Kommunikation sowie eine Vernetzung der einzelnen Bereiche, sagt Stefanowicz.
Mit der Entscheidung für den Neubau ging ein nächster Schritt einher: Arnd Brüning verkaufte 40 Prozent der Gruppe an zwei Mitgesellschafter:innen: die Kapitalgesellschaft einer französischen Genossenschaftsbank und ein bayerisches Unternehmen, das in mittelständische Firmen investiert.
Kulinarische Meile im Erdgeschoss
Inzwischen sind rund 130 Mitarbeitende in das Gebäude mit drei Büroebenen auf der Überseeinsel eingezogen, zwei von insgesamt vier Nutzungseinheiten sind untervermietet. Unterdessen entsteht im Erdgeschoss eine kulinarische Meile: Aus der unmittelbaren Nachbarschaft ziehen die Pizzeria Zio Manu di Napoli und die Bremer Braumanufaktur ein. An ihrer bisherigen Adresse zwei Häuser weiter platzen sie aus allen Nähten. Außerdem eröffnen Koch Wilko Worthmann sowie Carina Schultze das Högen Eck, zu dem ein Lebensmittelladen für biologische und regionale Produkte sowie eine Kantine gehören. Letztere bietet für die Mitarbeitenden der Brüning Group und für Gäste jeden Tag ein warmes Mittagessen an. „Hier soll es den besten Backfisch Bremens geben“, erklärt Szymon Stefanowicz. Ein ähnliches Konzept gab es schon vorher: In Fischerhude hatte das Unternehmen bereits einen Biomarkt eröffnet. Von dort wurden die Lebensmittel geliefert, mit denen in der Küche des Firmensitzes jeden Mittag für die Mitarbeitenden der Brüning Group gekocht wurde.
„Wir wollen, dass die Menschen zusammenkommen“
Das Angebot eines leckeren, gesunden Mittagessens habe auch deshalb einen so hohen Stellenwert, weil Gründer Arnd Brüning das soziale Miteinander innerhalb des Unternehmens sehr wichtig sei, sagt Stefanowicz. Am Freitag wird nach Feierabend gerne Musik aufgedreht und ein gemeinsames Bier getrunken. Genutzt wird dazu bei wärmeren Temperaturen der Innenhof. Oder man trifft sich im Activity-Raum mit Blick auf die Weser, wo eine Dartscheibe, eine Tischtennisplatte oder auch eine Playstation zur Verfügung stehen. „Wir wollen, dass die Menschen zusammenkommen“, sagt Stefanowicz. Alle duzen sich, einmal im Jahr wird ein Betriebsausflug organisiert.
Gute Anbindung mit dem Rad
Das neue Bürogebäude mit seinen vielen räumlichen Möglichkeiten fördere das „Wir-Gefühl“, das in der Brüning Group großgeschrieben werde. Die Entscheidung, den Firmensitz nach Bremen zu verlegen, sei deshalb auch nicht schwergefallen. Auch die Erreichbarkeit sei deutlich einfacher und damit der Standort attraktiver. Für die Rekrutierung neuer Mitarbeitenden sei das nicht unwichtig. Und für die Beschäftigten, die bereits in der Hansestadt leben, habe sich der Weg zur Arbeit verkürzt. Im Keller des Neubaus befindet sich ein großer Fahrradparkplatz, auch mit Lademöglichkeiten für E-Bikes. „Auf jedem Geschoss gibt es zwei Duschen, sodass man sich nach einem längeren Anfahrtsweg mit dem Rad frisch machen kann.“ Wer etwa aus Hastedt kommt, kann bis zum Arbeitsplatz an der Weser entlangfahren. Auch das sei ein Grund gewesen, sich für die Überseeinsel zu entscheiden. „Das ist schon etwas Feines“, sagt Stefanowicz. Der Hauptbahnhof und der Flughafen seien zudem nicht weit entfernt. Nicht zuletzt für Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner sei das von Vorteil.
Aufbruch in eine moderne Zeit
Die Überseeinsel bot zudem die Möglichkeit, so groß wie nötig und dennoch direkt in der Stadt zu bauen. „Perspektivisch haben wir hier Platz für bis zu 270 Mitarbeitende“, sagt Szymon Stefanowicz. Der Neubau liegt eingebettet zwischen der Gemüsewerft und dem neu entstehenden Hotel „John & Will“ im ehemaligen Silo, auf dessen Dach das rote Kellogg’s-Schild prangt. „Das Areal steht für Aufbruch in eine moderne Zeit“, sagt der Marketingleiter. Der Neubau der Brüning Group selbst zeugt davon: Statt einer Klimaanlage sorgt Weserwasser in den Außenwänden für die Kühlung der Räume.
Im Firmensitz herrscht bereits Hochbetrieb, noch allerdings ist er in eine Baustelle eingebettet. Auch nebenan an der Straße Auf der Muggenburg wird noch lange gebaut. Die Parkplatzsituation sei daher noch schwierig, sagt Stefanowicz. Aber spätestens in zehn Jahren werde das Areal sein Potenzial entfaltet haben.
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