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17.11.2023 - Insa Lohmann

Hinter den Kulissen des Varietés

Erfolgsgeschichten

Das GOP in Bremen feiert 10-Jähriges: Einblicke in eine andere Welt

Eine verkleidete Frau und ein verkleideter Mann stehen auf einer Bühne
Das Magierduo Timothy Dust und Diamond Diaz gehören zu den Publikumslieblingen des GOP Variété-Theaters Bremen. © WFB/Jens Lehmkühler

Varieté – das steht für Magie, Tanz und einzigartige Artistik. Das GOP Varieté-Theater Bremen war vor zehn Jahren das erste privatwirtschaftlich finanzierte Theater in der Überseestadt. Seitdem standen rund 650 Künstlerinnen und Künstler aus mehr als 50 Ländern auf der Bühne, fast eine Million Gäste haben die Shows inzwischen besucht. Wir haben einen Blick hinter die Kulissen der Varieté-Welt im GOP geworfen, das in diesem Jahr seinen zehnten Geburtstag feiert.

Es ist später Nachmittag. Im Foyer sitzt Vorverkaufschefin Jasmin Peiniger. Letzte Karten für die heutige Vorstellung werden gekauft. Noch etwa zwei Stunden, dann werden an diesem Freitag die ersten Gäste im Saal des GOP Varieté-Theaters Bremen eintreffen. Ein Scheinwerfer schwenkt um, wirft sein Licht auf die Mitte der Bühne. Während hier eine Künstlerin in ihrem edlen weißen Kostüm die letzten Feinschliffe für ihren Show-Auftritt probt, ist auch das Service-Team bereits in den letzten Zügen: Die Tische werden für den Abend eingedeckt, der Boden gesaugt, die Lampen gerichtet. Bis zu 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich vor jeder Show darum, dass der Saal – das Herzstück des Varietés – auf Hochglanz poliert wird. Jeder Handgriff sitzt.

„Wir sind ein privates Theater, dadurch sind wir recht straff organisiert“, sagt Philipp Peiniger, Direktor des GOP Varieté-Theaters Bremen. Schnell wird noch eine kaputte Glühbirne ausgetauscht und die letzten Vorbereitungen für einen besonderen Zaubertrick der Show getroffen, dann ist im Saal alles bereit für den großen Auftritt der Künstlerinnen und Künstler. Wenn abends die Show beginnt, bleibt Philipp Peiniger oft noch im Saal, nimmt die Atmosphäre wahr und beobachtet die Reaktion des Publikums auf die Stücke.

Juristen-Job für die Liebe zur Magie aufgegeben

Die Stars an diesem Abend: Das Magierduo Timothy Trust und Diamond Diaz, das kurz vor seinem Auftritt in der Garderobe anzutreffen ist. Plakate und Postkarten der vergangenen GOP-Shows zieren die Wände, auf großen Kleiderständern hängen schillernde Kostüme. Am beleuchteten Wandspiegel zieht Diamond Diaz die letzten Striche ihres Make-ups nach, alles sitzt perfekt. Die Verwandlung in ihre Künstlerrolle ist ein wichtiger Teil der Vorbereitung für die Show: „Ins Kostüm zu gehen, das Make-up zu machen, damit kommt man auch in die richtige Stimmung für den Auftritt“, sagt Diamond Diaz, die seit 2017 zusammen mit Timothy Trust regelmäßig im GOP auf der Bühne steht und zu den Publikumslieblingen des Varieté-Theaters gehört. „Bei mir kommt die richtige Stimmung spätestens dann auf, wenn die Gäste in den Saal kommen. Ich freue mich immer besonders, wenn ich darunter ein Kinderlachen höre“, sagt Timothy Trust, der seit 23 Jahren als Magier auf der Bühne steht und dafür seinen Beruf als Jurist an den Nagel gehängt hat.

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Dort, wo es keinen Applaus gibt

Make-up und Kostüm, letzte Absprachen für die Show treffen, Requisiten auf der Bühne aufbauen: Die Vorbereitung für die Show folgt bei dem Magierpaar einem routinierten Ablauf. Und noch eine Sache darf vor Showbeginn auf keinen Fall fehlen: Etwas zu essen. „Unsere Pizza wartet schon“, sagt der Künstler und verabschiedet sich aus der Garderobe. Der Weg zur Küche führt Diamond Diaz vorbei an Hund Oskar, der sich eine letzte Streicheleinheit abholt, bevor die Künstlerin zu ihrem Essen verschwindet. Essen – das ist das Aushängeschild des GOP, das neben der Show auch mehrgängige Menüs oder Büfetts anbietet. Dafür braucht es Menschen, die hinter der Bühne zu Höchstleistungen auflaufen. In der Küche, wo es keinen Applaus gibt, herrscht reges Treiben kurz vor der Show: Gläser werden poliert, Getränke eingeschenkt, Menüs vorbereitet, Servietten gefaltet. Bis zu 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen in der Küche an einem Showabend dafür, dass die Gäste zum Bühnenprogramm Kulinarik genießen können.

„Es waren bewegte zehn Jahre“

Hinter der schimmernden Fassade laufen bis zu 400 Shows pro Jahr, bis zu acht pro Woche. Und die Mischung aus Akrobatik und Gaumenschmaus geht auf: Rund 100.000 Besucher:innen kommen jedes Jahr ins GOP, um das Programm auf der Varieté-Bühne zu genießen. Alle zwei Monate wechseln die Shows des Privattheaters. Bislang holte die Theaterleitung 600 internationale Künstlerinnen und Künstler aus mehr als 50 Ländern ins Bremer GOP-Theater.  Zehn Jahre ist es inzwischen her, dass das Privattheater in der Überseestadt einen weiteren Standort eröffnete. „Es waren bewegte zehn Jahre mit viel Erfolg, großartigen Shows, aber auch wachsenden Herausforderungen“, sagt Philipp Peiniger. „Der Zuspruch der Gäste gibt uns Kraft und Recht.“ Mit der Ansiedlung vor zehn Jahren bewies das erste privatwirtschaftlich finanzierte Theater am Tor zur Überseestadt auch den Mut, Wege abseits der Mainstreamlösungen zu gehen.

Ein Mann mit Brille steht vor einer großen Fotografie
Philipp Peiniger, Direktor der GOP Bremen, freut sich über das 10-jährige Jubiläums des Variété-Theaters in der Hansestadt. © WFB/Jens Lehmkühler

Mit dem Haus in Bremen wurde ein neues Kapitel der Unternehmensgeschichte aufgeschlagen, es war der erste Neubau für das Theater. Die Ansiedlung in der Überseestadt schien ideal: „Wir wollten einen Standort haben, der neu erschlossen wird und wo wir mitgestalten können“, erinnert sich Philipp Peiniger. Der wichtigste Faktor damals wie heute: die Synergien aus Hotel- und Theaterbetrieb. „Das Steigenberger-Hotel nebenan ist ein Garant für hochwertige Übernachtungen, wir für Entertainment. Dadurch, dass beides vis-a-vis liegt, bekommen die Gäste beides aus einer Hand.“

Varieté-Standort mit Tradition

Das GOP war 2013 eine der ersten kulturellen Investitionen in der Überseestadt und knüpft damit in Bremen an eine lange Varieté-Tradition an: Mitten in der Innenstadt befand sich das legendäre Astoria von Emil Fritz, das bis 1968 in seinem eleganten Etablissement Stars wie Heinrich George, Theo Lingen, Lotte Werkmeister und Hans Moser begrüßte. Ein begeisterter GOP-Zuschauer aus Bremen sorgte schließlich für die Initialidee: Ralph Sandstedt, damals Geschäftsführer des Rewe-Großhandelsservice in Bremen, besuchte das GOP Varieté-Theater in Bad Oeynhausen. Die Vorstellung gefiel, in der früheren Varieté-Stadt Bremen gab es längst kein entsprechendes Theater mehr und wie es der Zufall wollte, suchte das GOP neue Standorte.

Der GOP-Gast erzählte dem damaligen Chef der Bremer Investitions-Gesellschaft mbH (BIG) – Vorläufer der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH – begeistert von seinem Kulturerlebnis auf Spitzenniveau. Gemeinsam mit der BIG definierte die GOP-Geschäftsführung die Rahmenbedingungen und Wunschkomponenten für eine Ansiedlung in Bremen: viel Platz für Gastronomie, ein direkt angeschlossenes Hotel mit Mindeststandard „Vier Sterne Plus“ sowie eine gute ÖPNV-Anbindung und eine optimale Parkplatzsituation waren für die Theaterleitung wichtig. Die Wirtschaftsförderung machte es sich zur Aufgabe, einen geeigneten Standort zu suchen. Diesen fand sie in der Überseestadt und stellte den Kontakt zwischen dem GOP und der verantwortlichen Immobilienholding her. Auch bei Marketing-Maßnahmen unterstützte sie das Variété-Theater in seiner Anfangszeit.

Das GOP-Gebäude von außen
Im GOP-Theater in der Bremer Überseestadt laufen jährlich sechs verschiedene Shows. © GOP

„Der Begriff Varieté war in Bremen nicht unbekannt“, sagt GOP-Direktor Philipp Peiniger. „Aber über Jahrzehnte hat es in der Hansestadt gefehlt. Viele Besucherinnen und Besucher freuen sich, dass es so etwas nun wieder gibt.“ Ein Abend im GOP sei oft ein Erlebnis für die ganze Familie, die Zielgruppe reicht von 5 bis 99.

Heiratsantrag auf der GOP-Bühne

Sechs verschiedene Shows pro Jahr laufen im GOP-Theater in der Überseestadt, alle zwei Monate wechselt das Programm. Die Shows werden exklusiv für das Privattheater von einer Agentur konzipiert und durchlaufen alle sieben Häuser des Privattheaters. Für die Künstlerinnen und Künstler heißt das: Regelmäßige Standortwechsel. Häufig beginnen die Proben für die neue Show am Bremer Theater erst eine Woche vor dem Start. „Jede Premiere ist ein Riesen-Kraftakt“, sagt Philipp Peiniger, der bereits 2007 zur GOP-Familie stieß und hier nicht nur sein berufliches, sondern auch privates Glück gefunden hat: Jasmin Peiniger, die vor zehn Jahren ihren ersten Arbeitstag im Kartenverkauf des GOP hatte, ist heute seine Ehefrau. Da ist es nicht verwunderlich, dass auch der Heiratsantrag an einem Ort stattgefunden hat, der beide unmittelbar miteinander verbindet – auf der Bühne des GOP.

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