Meine Überseestadt, Teil 8: ein Quartier, viele Geschichten
ÜberseestadtMenschen aus der Bremer Überseestadt erzählen ihre Stories
Die Überseestadt inspiriert Menschen auf ganz unterschiedliche Weise. Im achten Teil unserer Reihe „Meine Überseestadt” treffen wir auf einen freischaffenden Künstler, eine passionierte Köchin und die Macher der Spezialmärkte vom Großmarkt Bremen.
Hier geht es zu den anderen Teilen:
Teil 1: Julia Sievers, Esmail Gök und Esther Joas
Teil 2: Timo-Noé Chitula, Watertuun, Natalia und Lars Grochla
Teil 3: Imme Gerke, Peter Stöcker, Selina Schlüsselburg
Teil 4: Heiner Heseler, Claudia Schreiber, Hans Drechsler
Teil 5: Svenja Weber, Maria und Nordbert Kaufhold, Ulrich Möllmann
Teil 6: Jumnean Paisong, Oliver Platz, Julia Kothe
Teil 7: Jürgen Zachar, Irene Gerke und Katharina Zideller-Schmidt, Jens Wrieden
Till Warwas: Stilleben und Landschaften
„Mein Name ist Till Warwas. Ich bin freischaffender Künstler in Bremen und male mit Vorliebe Stillleben und Landschaften. Als Sohn einer Künstlerfamilie war immer klar, wohin mich der berufliche Weg führen würde. Schon als ich 13 war, wollte ich nur eines: Maler werden. 1984 begann ich an der Hochschule der Künste in Berlin mein Studium bei Professor Klaus Fußmann und wurde 1990 sein Meisterschüler.
Vor etwa 30 Jahren, als es die Bezeichnung Überseestadt noch nicht gab, habe ich viel im Überseehafen gemalt. Das Becken war nicht zugeschüttet und die alten Kräne standen noch. Der Speicher XI war zu dieser Zeit ein Gebäude mit ungewisser Zukunft. Damals habe ich alles für die Bremer Architektenkammer dokumentiert, woraufhin eine Ausstellung in der Villa Ichon folgte.
Jedes Jahr besuche ich meinen alten Lehrmeister an der Ostsee. Durch diese Aufenthalte geriet ich an die Norddeutschen Realisten, an deren Pleinairs ich seit 2002 regelmäßig teilnehme. Auf Einladung des Overbeck-Museums malten wir im Juni und im September 2022 für die Ausstellung „Auf Sicht“ in Bremen – unter anderem in der Überseestadt, wo ich mir als Motiv den Molenturm ausgeguckt habe. Der Turm ist ein interessanter Punkt, der etwas Ähnlichkeit mit den St.-Pauli-Landungsbrücken hat – nur eben viel kleiner. Durch den Tidenhub ist er nicht ganz leicht zu malen, da sich die Umgebung verändert. Die Herausforderung ist, einen Moment einzufangen, der lebendig und überzeugend wirkt. Das Ergebnis hing mit anderen Werken der Norddeutschen Realisten im Hafenmuseum Bremen.
Bei einem Rundgang durch die Galerien wurde deutlich, wie reich die Stadt an Motiven ist, an denen man im Alltag oft einfach vorbeigeht. Der Betrachter machte einen Spaziergang von Ost nach West und sah die Stadt durch die Augen von ganz unterschiedlichen künstlerischen Temperamenten. Für mich ist es ein großes Glück, dass diese Ausstellung so zustande gekommen ist.“
Dilek Kansiz: Angekommen mit „Desiderata“
„Hallo, ich bin Dilek Kansiz. Mein Name „Dilek“ kommt aus dem Türkischen und bedeutet soviel wie „der Wunsch“ oder „das Ersehnte“. Die gleiche Bedeutung hat auch der Name meiner Feinkostboutique „Desiderata“ mit Catering-Service, die ich im Februar 2021 am Kommodore-Johnsen-Boulevard 13 eröffnet habe. Vorher habe ich ein Café in einem Bremer Altenheim geführt, das ich leider während der Corona-Zeit schließen musste. Das brach mir das Herz, da ich ein gutes Verhältnis zu den Bewohnerinnen und Bewohnern hatte. Aber ich musste eine andere Möglichkeit finden, um Geld zu verdienen.
Als das Café wieder öffnen durfte, habe ich eine Zeitlang beides parallel betrieben. Doch das kostete sehr viel Kraft, an beiden Standorten gleichzeitig zu arbeiten. So musste ich mich für ein Geschäft entscheiden und wählte die Überseestadt. Wir halten aber immer noch den Kontakt: Fast jede Woche bin ich im Altenheim zu Besuch, oder sie besuchen mich hier zum Kaffeetrinken, Essen und Feiern.
Heute bin ich sehr froh. Es war die richtige Entscheidung, hierher zu kommen. Mit „Desiderata“ ist im Quartier ein Treffpunkt für die Anwohnerinnen und Anwohner entstanden. Inzwischen habe ich viele Stammkunden, die sich bei mir wohlfühlen. Sie spielen Schach und andere Gesellschaftsspiele, einige kommen hierher zum Lesen oder Arbeiten, andere nutzen auch gerne die Räume für Stammtische oder Coachings. Auch Kunstobjekte dürfen gerne im Desiderata ausgestellt werden.
Gutes Essen bildet für alles den Rahmen. Ich stelle mein Konzept gerade etwas um, denn ich möchte künftig auf das Bistro den Schwerpunkt legen. Die Speisen, die ich frisch nach Originalrezept zubereite, sind mediterran, entspringen jedoch nicht alle der türkischen Küche. Ich probiere gerne Neues aus, deshalb gibt es zum Beispiel italienische, spanische, kroatische, portugiesische oder griechische Spezialitäten. Meine Familie kommt ursprünglich vom Schwarzen Meer, wo man sehr viel Fisch isst, aber auch viel Gemüse und Salat. Zufrieden und glücklich bin ich dann, wenn es meinen Gästen schmeckt.“
Franziska Höppe und Thomas Ledwig: Die Spezialmärkte-Macher
„Hallo wir sind Franziska Höppe (59) und Thomas Ledwig (45). Zusammen planen und koordinieren wir seit nunmehr 13 Jahren die Spezialmärkte für den Großmarkt Bremen. Thomas ist als Urgestein bereits seit 23 Jahren im Unternehmen, Franziska seit 2010.
Zuletzt betreuten wir den Schlachte-Zauber mit 85 Hütten. Aber es gibt noch viel mehr große und kleine Märkte, die in unseren Aufgabenbereich fallen: Unsere einzige Indoor-Veranstaltung ist die „Tausendschön“ unter dem Motto „Kunst, Kurioses und mehr“, eine Messe für Schönes, die zweimal im Jahr direkt unter dem Dach des Großmarktes stattfindet.
In der Überseestadt bauen wir jedes Jahr am Muttertag den Lenzmarkt, am Tag der Deutschen Einheit den Herbstmarkt und im Juli den beliebten Speichermarkt am Speicher XI auf – und natürlich auch wieder ab. Als Auftragnehmer unterstützen wir das Überseestadt-Marketing mit der HafenWiehnacht und dem Maritimen Familientag.
Zur Freimarktszeit sind wir auf dem Historischen Markt zu Bremen zu finden, aber auch bei den Weserflohmärkten an der Weseruferpromenade und in Vegesack sowie dem Bremer Kajenmarkt stehen wir den Ausstellenden mit Rat und Tat zur Seite.
Wir sind beide waschechte Bremer, verstehen uns bestens, lachen viel und bilden ein super Team. Es ist gut zu wissen, dass man sich immer hundertprozentig aufeinander verlassen kann. Franziska wohnt seit über 25 Jahren im Viertel, Thomas in Oslebshausen.
Wenn wir nicht für den Großmarkt Bremen im Einsatz sind, unternehmen wir ab und zu privat etwas zusammen. Thomas liebt gutes Essen, Reisen und ausgedehnte Spaziergänge. Franziskas Herz schlägt für alte Autos und das Segeln. Gemeinsam besuchen wir gerne Märkte in anderen Städten. Wir sind neugierig, wie es die anderen machen, holen uns Anregungen und betreiben dort auch Akquise für unsere Märkte.“
Erfolgsgeschichten
Im Schuppen Eins in der Überseestadt entsteht auf mehr als 1.500 Quadratmetern ein neues Behandlungs- und Präventionszentrum – mit einem für Bremen einzigartigen Konzept. Besonders daran ist das Medical Hub, das Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit bietet, eine Praxis zu mieten und Verwaltungsaufgaben gegen Gebühr abzugeben. Welche Vorteile DRVN noch mit sich bringt, erläutert CEO Melanie Stade.
Mehr erfahren auf der Webseite der ÜberseestadtVom Fischerhuder Biobauern zum Global Player: Arnd Brüning ist mit seiner Brüning Group weltweit unterwegs. 250 Angestellte beschäftigt der Unternehmensgründer heute, der 2023 seinen Firmensitz nach Bremen verlegte auf die Überseeinsel. Warum - das erklärt er im Podcast!
zum PodcastDas „Zukunftsquartier Piek 17“ ist die letzte freie Entwicklungsfläche in der Bremer Überseestadt und umfasst 16 Hektar. An der sogenannten Hafenkante sollen innovative Lösungen für urbane, gewerbliche und kulturelle Anforderungen zusammenkommen, um einen modernen und zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort zu schaffen. Was diesen Ort besonders reizvoll macht, erläutern Dr. Valerie Hoberg und Sven Jäger im Interview.
Mehr erfahren