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1.12.2021 - Beata Cece

Meine Überseestadt, Teil 4: ein Quartier, viele Geschichten

Überseestadt

Menschen aus dem Quartier erzählen ihre Stories

Straßenkreuzung in der Bremer Überseestadt im Abendlicht. Im Hintergrund ist der Weser-Tower zu sehen.
Straßenkreuzung in der Bremer Überseestadt. Im Hintergrund: der Weser-Tower © WFB/Jonas Ginter

Die Überseestadt hat eine spannende Vergangenheit und Zukunft. Im vierten Teil unserer Reihe “Meine Überseestadt” erzählen uns Menschen aus dem Quartier ihre Geschichten. Diesmal geht es um ehemalige Matrosen, die Hafenwirtschaft und eine waschechte Seifenmanufaktur. 

Die vorherigen Teile:

Meine Überseestadt, Teil 3
Meine Überseestadt, Teil 2
Meine Überseestadt, Teil 1

Heiner Heseler: Einsatz für die Häfen

Heiner Heseler
Heiner Heseler, Geschäftsführer der ISH Initiative Stadtbremische Häfen © WFB

„Die Überseestadt kenne ich schon lange. Ihre Entwicklung habe ich bereits in meiner Zeit als Staatsrat für Wirtschaft und Häfen als enorm herausfordernd und spannend empfunden.

Heute vertrete ich als Geschäftsführer der ISH Initiative Stadtbremische Häfen e. V. (ISH) 50 Hafen- und Industrieunternehmen in der Überseestadt und den Industriehäfen in der Stadt Bremen.

Was macht die ISH? Industrie und Hafenumschlag sind mit Emissionen verbunden. Auch wenn es in den zurückliegenden Jahrzehnten deutliche Verbesserungen gegeben hat, sind Lärm, Gerüche und andere Emissionen unvermeidlich. Bei neuen Projekten in der Überseestadt bedarf es deshalb der Abstimmung zwischen Politik und Verwaltung, den Industrie- und Hafenunternehmen sowie den neuen Investoren, die hier Bürogebäude, Wohnungen, Restaurants oder Einkaufszentren errichten wollen. Dazu gehört auch die Regelung von Abständen der Wohngebäude und Dienstleistungsbetriebe zur Hafenwirtschaft (Zonierung). Grundsätzlich sind in der Überseestadt höhere Emissionsgrenzwerte zulässig als in reinen Wohngebieten. Die Aufgabe der ISH ist es, die Interessen der ansässigen Unternehmen zu vertreten und vernünftige Regelungen für beide Seiten zu finden.

Für die Zukunft wünsche ich mir, dass in der Überseestadt noch mehr Arbeitsplätze, Wohnungen und zugehörige Infrastruktur entstehen und gleichzeitig die auch in der Coronakrise erfolgreiche Entwicklung der Hafenwirtschaft anhält. Die Weichen dafür sind gestellt: In den kommenden Jahren wird sich rund um die Überseeinsel und den Europahafenkopf ein neues Zentrum zum Leben, Arbeiten, Einkaufen oder Essen gehen entwickeln. Gleichzeitig muss die Industrie- und Hafenwirtschaft insbesondere im Holz- und Fabrikenhafen wettbewerbsfähig bleiben. Insofern glaube ich, dass dieses Quartier noch mehr an Attraktivität für alle Bremerinnen und Bremer gewinnen wird. Wenn das gelingt, und daran habe ich eigentlich keinen Zweifel, ergibt sich hier eine enorm interessante und wirtschaftlich zukunftsweisende Mischung.“

Claudia Schreiber: Pflegeprodukte ohne Firlefanz

Claudia Schreiber
Claudia Schreiber, Gründerin von Martha’s Corner © WFB

„Vor vielen Jahren sah ich eine Dokumentation über die verheerenden Folgen des Palmöl-Anbaus und begann zu recherchieren, wie man diesen Rohstoff, der in ganz vielen Kosmetika und Lebensmitteln steckt, ersetzen kann. Ich funktionierte meine Küche zum Labor um und fing an, mit Seifen zu experimentieren. Beigebracht habe ich mir das alles selbst. Von Haus aus bin ich Betriebswirtin und Wirtschaftsjuristin.

Irgendwann brachte ich dann den Mut auf und eröffnete meiner erste Seifenmanufaktur in Findorff. Den Laden habe ich nach meiner Katze benannt, „Martha’s Corner“. Mit den Jahren wurden Produktions- und Lagerflächen zu klein und ich fing an, mich nach größeren Räumlichkeiten umzusehen. Zufällig entdeckte ich dann das Angebot für eine Immobilie im HAG-Quartier und bin mehr als happy, dass der Zuschlag an mich ging.

Das Rotklinkergebäude am Fabrikenufer hat sehr viel Charisma, der Hafen mit seinen Containern fasziniert mich jeden Tag aufs Neue und die Nachbarschaft, zu der unter anderem das Lloyd Caffee und die Lebkuchenmanufaktur Bremen gehören, ist großartig. Außerdem sind die Räumlichkeiten groß und ebenerdig, sodass ich mit den schweren Seifentöpfen keine Stufen mehr steigen muss.

Wer sich das Ganze anschauen möchte, ist herzlich willkommen, zu unseren Öffnungszeiten vorbeizukommen. Diese sind freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr. Zu kaufen gibt es Seifen und Pflegeprodukte, die palmölfrei, tierversuchsfrei sowie größtenteils vegan sind und alle in Handarbeit bei uns hergestellt werden. An den Wochentagen, an denen wir nicht geöffnet haben, liegen wir übrigens nicht auf der faulen Haut! Da produzieren wir und tüfteln an neuen Ideen.

Hans Drechsler: Geschichten von der See

Hans Drechsler
Hans Drechsler vom Hafenmuseum Bremen © WFB

„Ich war 16 Jahre alt, als ich begann zur See zu fahren. Das war 1968. Ich arbeitete mich zum Matrosen hoch und machte später mein Kapitänspatent. Als nautischer Schiffsoffizier war ich dann viele Jahre in Ostasien, im Mittelmeer sowie in Nord- und Ostsee unterwegs. Natürlich kamen wir dabei auch nach Bremen und fuhren den Übersee- oder Europahafen an. Das war für mich als Bremer immer eine schöne Sache. Ich erinnere mich an das geschäftige Treiben der vielen Hafenarbeiter, an die Züge, die damals noch an den Häfen fuhren, und an die vielen Gerüche und Geräusche, die diese Gegend früher ausmachten.

Irgendwann musste ich die Seefahrt aufgeben, weil es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ging. Meiner Berufung bin ich aber auch an Land treu geblieben: Seit 2006 arbeite ich für das Hafenmuseum Bremen in der Überseestadt. Hier leite ich unter anderem Führungen zur Historie des Überseehafens, bei denen ich auch Geschichten aus meiner eigenen Seefahrtszeit einflechte. Manchmal sind auch ehemalige Hafenarbeiter unter den Teilnehmern, die dann ebenfalls von ihren Erlebnissen berichten.

Für alle, die Lust auf ein bisschen Hafenluft und Geschichten von der See haben:  Eine meiner Führungen nennt sich „Von der Sackkarre zum Container“ und findet im Inneren des Hafenmuseums statt. Außerdem leite ich die Tour „Faszination Fabrikenufer“, die vom Holz- und Fabrikenhafen zum Marmoorsaal im historischen Kaffee-HAG-Gebäude führt.“ 

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