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19.5.2025 - Insa Lohmann

Industriecharme an der Weser: 25 Jahre Überseestadt

Überseestadt

Früher Hafenbecken, heute ein lebendiges Quartier

Sonnenuntergang am Fluss
Atemberaubende Sonnenuntergänge an der Weser - die Überseestadt lädt zum Flanieren © WFB/Piera

Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass in Bremen der Grundstein für eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas gelegt wurde. Wo einst Schiffe entladen wurden, ist mit der Überseestadt ein buntes Quartier aus Industrie, Büros und Wohnen entstanden. Herzstück ist die Überseeinsel, wo einst die Frühstücksflocken von Kellogg’s produziert wurden und heute eines der spannendsten Großbauprojekte Deutschlands entsteht.

Spaziert man durch die Bremer Überseestadt entlang der Weser, vorbei an Bürogebäuden, Restaurants, Wohnungen und Industrie, kann man sich nur schwer vorstellen, dass davon vor gerade einmal 25 Jahren noch nicht viel zu sehen war. Als der Bremer Senat im Jahr 2000 beschloss, das Revier umzustrukturieren, war hier noch Hafengebiet. Doch die Hansestadt hatte ihren einstigen Überseehafen bereits 1991 geschlossen und einige Jahre später eines von drei Becken mit 3,5 Millionen Kubikmetern Sand zugeschüttet. Der Neustädter Hafen, der 1968 als einer der ersten Containerterminals Europas seinen Betrieb aufnahm, hatte den Überseehafen verdrängt. Es bot sich Platz für ein neues Quartier.

Grundstein für eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas

Die Konzeption des Bremer Senats bildete die Grundlage für die Neuplanung des Gebiets und gilt als die Geburtsstunde der Überseestadt. Drei Jahre später stand der „Masterplan Überseestadt“, der den Grundstein für eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas legte. In dem entsprechenden Dokument heißt es damals: „Die Umstrukturierung der Alten Hafenreviere rechts der Weser zählt zu den größten Herausforderungen der bremischen Stadtentwicklung und Standortpolitik in den vor uns liegenden Jahrzehnten. Es gilt Entwicklungsperspektiven für ein 288 Hektar Landfläche umfassendes Areal zu entwickeln, auf dem über viele Jahrzehnte wesentliche Beiträge zur bremischen Wertschöpfung erwirtschaftet wurden.“

Altes Gebäude
Einst Speicher, heute Hochschule und Museum: Speicher XI © WFB/Krause

Stärken des ehemaligen Hafengebiets genutzt

Die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) wurde im Zuge des Masterplans vom Senat mit der Entwicklung und Vermarktung des neu entstehenden Quartiers beauftragt und begleitet diese bis heute. Jons Abel ist Projektleiter Überseestadt bei der WFB und erinnert sich an die Anfänge: „Damals gab es nur die Option, große Teile des Gebietes quasi stark untergenutzt zu belassen oder richtig Geld in die Hand zu nehmen.“ Bremen entschied sich dafür, diese einmalige Chance zu nutzen und auf einer riesigen Fläche einen neuen, urbanen Ortsteil von Grund auf zu entwickeln. Früh erkannte man hier die Stärken des ehemaligen Hafengebiets: Schließlich befand sich dieses Areal nicht irgendwo, sondern mitten im Zentrum, in exponierter Lage am Wasser. Das erste realisierte Projekt in der Überseestadt war der Großmarkt Bremen, der an seiner bisherigen Stelle Platz für den Bau der A 281 machen sollte und deshalb von der linken Weserseite in die Überseestadt verlagert wurde.

„Das besondere ist die Nutzung der alten Speicher“

Die ersten Büros und Lofts im Speicher I entstanden. Zu den ersten Projektentwicklern dort gehört Justus Grosse: Das Immobilienunternehmen kaufte das Speichergebäude und gestaltete darin Büros und Lofts. Der Speicher I mit seinem Rotsteinklinker war eines von mehreren großen Lager- und Umschlagsgebäuden, die Bremen im Zuge der Entwicklung der heutigen Überseestadt erhielt und bis heute den Charakter des Stadtquartiers prägen. Schon damals zeichnete sich ab, dass der alte Industriecharme des einstigen Überseehafens zu den großen Stärken des neuen Quartiers gehören würde. „Das besondere an der Überseestadt ist wirklich die Nutzung der alten Speicher“, sagt Dagmar Nordhausen, ebenfalls Projektleiterin Überseestadt bei der WFB. „Man hat damals bewusst ganz viel stehenlassen.“

2003 bezogen die Hochschule für Künste, das Hafenmuseum, ein Designzentrum, das Infocenter Überseestadt sowie Gastronomie, Kultureinrichtungen und Dienstleistungsunternehmen in den Speicher XI, der mit einer Länge von 403 Metern als zweitlängstes Gebäude Bremens gilt. „Dieses Projekt finde ich besonders gelungen“, sagt Dagmar Nordhausen. „Dieser hohe Koloss mit den riesigen Fenstern, wo man die alte Substanz erhalten hat – toll.“ Den Weg für all das ebnete der Bremer Bauunternehmer, Mäzen, Ehrenbürger und Investor Klaus Hübotter (1930-2022), der durch seinen unternehmerischen Mut nach Überzeugung der Beteiligten maßgeblich zur Entwicklung der Überseestadt beigetragen hat.

Strand, Wasser und Industrieanlagen
Südsee- und Industriecharme nur wenige Meter voneinander entfernt am Waller Sand © WFB/Helms-Jacobs

Waller Sand – ausgezeichnetes Modellprojekt

Weitere Großprojekte wie der Weser Tower entstanden, entworfen vom Architekten Helmut Jahn, 2010 fertiggestellt und mit 82 Metern Höhe das höchste Bürogebäude Bremens. Neben dem Industriezweig entstand in der Überseestand nach und nach immer mehr Wohnraum. Hotels, Restaurants, Parkanlagen und Erholungsgebiete kamen hinzu. Mit der Fertigstellung des Strandparks Waller Sand 2019 wurde ein Modellprojekt realisiert, das Hochwasserschutz mit Erlebnischarakter am Wasser kombinieren sollte und heute ein beliebtes Ausflugsziel ist. Für diese innovative und nachhaltige Lösung hat der Strandpark bereits mehrere Auszeichnungen erhalten, darunter den Deutschen Städtebaupreis 2020.

Die rasante Entwicklung an der Weser sorgte auch überregional für Aussehen. „Für Bremer Verhältnisse war die Entwicklung der Überseestadt ein riesiges Projekt“, sagt Jons Abel. „Und auch im internationalen Vergleich hatte es eine beachtliche Größenordnung.“ Kurz zuvor war in Hamburg die Entwicklung der Hafencity gestartet, doch selbst die konnte mit der Größenordnung im beschaulichen Bremen nicht mithalten. Rund 485 Millionen Euro öffentliche Investitionen und zwei Milliarden Euro private Investitionen sind über den gesamten Entwicklungszeitraum verplant. Rund 20.000 Menschen verteilt auf rund 1.200 Unternehmen arbeiten mittlerweile in der Überseestadt, weitere rund 5.500 Menschen leben hier.

„Die Überseestadt steht heute für eine besondere Form des Wohnens, Lebens und Arbeitens am Wasser“, unterstreicht auch Andreas Heyer, Vorsitzender der WFB-Geschäftsführung. Das Quartier symbolisiere ein modernes Bremen. „Außerhalb von Bremen gibt es viel positive Beachtung für die Überseestadt und ihre Entwicklung.“

Panorama Blick auf Überseeinsel
Auch nach 25 Jahren wird noch fleißig gebaut, wie hier auf der Überseeinsel. Rechts im Bild: Das neue John&Will Silo Hotel © WFB/Jan Rathke

Auf den Spuren der Frühstücksflocken

Die Pläne sind noch lange nicht abgeschlossen. Derzeit entsteht mit der Überseeinsel nach Überzeugung der Beteiligten eines der spannendsten Großbauprojekte Deutschlands. Mehr als 50 Jahre lang wurden auf dem 15 Hektar großen Kellogg-Areal an der Weser Cornflakes produziert, bis 2016 die letzte Packung vom Band lief. Der Verlust des Werks eröffnete städtebauliche Entwicklungspotenziale, nicht nur für das Kellogg-Areal, sondern auch für die gesamte südliche Seite des Europahafens. Seit 2018 entwickelt die Überseeinsel GmbH eine Vision für die neue Bebauung des Gebietes, das Wohn-, Dienstleistungs-, Gewerbe- und Freizeitangeboten vereinen soll.

Investor Klaus Meier, der eigentlich aus der Windenergiebranche kommt, hat früh das Potenzial erkannt: „Reizvoll ist natürlich der Ort an sich: Die unverkennbare Industriegeschichte, aber auch seine Vergangenheit als lebendiges, vielfältiges Stadtviertel vor dem Zweiten Weltkrieg“, sagt er. „Außerdem hatten wir mit dem ehemaligen Kellogg-Areal die Möglichkeit, die riesige Fläche als Einheit zu entwickeln. So konnten wir Themen wie Energieversorgung, Mobilität und Freiflächen übergreifend für ein gesamtes Quartier planen.“

Ehemaliges Getreidesilo zum Hotel umgebaut

Mit dem umgebauten Reislager und dem Hotel John & Will im ehemaligen Getreidesilo von Kellogg’s setzte der Investor seine Vision eines nachhaltigen Konzepts um. Vor kurzem nahm er auf der Überseeinsel eine neuartige Energieanlage in Betrieb. Mithilfe von Weserwasser soll sie künftig 600 Wohnungen und 70.000 Quadratmeter Gewerbeflächen mit günstiger Wärme versorgen. Ende 2024 wurde neben dem Hotel zudem eine Eislauffläche freigegeben, die im Sommer für Rollschuhsport genutzt werden kann.

Doch wie schafft man es, aus einem alten Industriestandort ein lebendiges, charmantes Stadtquartier zu schaffen? „Eine der ersten Entscheidungen war: Das Silo bleibt, auch wenn wir damals noch nicht wussten, was wir damit anstellen sollten und der Gedanke an ein Hotel zunächst absurd erschien“, erinnert sich Klaus Meier. Auch andere Gebäude sollen bei der Weiterentwicklung der angrenzenden Quartiere stehen bleiben: „So erhält die Überseeinsel von vornherein Patina und Charakter.“ Denn was bereits vor 25 Jahren die Stärke der Überseestadt war, soll nach Auffassung des Investors auch künftig für die Überseeinsel genutzt werden: der unverkennbare Industriecharme.

Pressekontakt: Juliane Scholz, Pressesprecherin WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH, +49 421 9600-128, E-Mail: juliane.scholz@wfb-bremen.de

Autorin: Insa Lohmann

Bildmaterial: Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.

Foto 1: Atemberaubende Sonnenuntergänge an der Weser - die Überseestadt lädt zum Flanieren ©WFB/ Mario Piera

Foto 2: Einst Speicher, heute Hochschule und Museum: Speicher XI ©WFB/Krause

Foto 3: Südsee- und Industriecharme nur wenige Meter voneinander entfernt am Waller Sand ©WFB/Helms-Jacobs

Foto 4: Auch nach 25 Jahren wird noch fleißig gebaut, wie hier auf der Überseeinsel. Rechts im Bild: Das neue John&Will Silo Hotel

Der Pressedienst aus dem Bundesland Bremen berichtet monatlich über Menschen und Geschichten aus dem Bundesland Bremen mit überregionaler Relevanz, herausgegeben von der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH. Bei den Artikeln handelt es sich nicht um Werbe- oder PR-Texte, sondern um Autorenstücke, die von Journalistinnen und Journalisten geschrieben werden. Redaktionen können den Text komplett, in Auszügen oder Zitate daraus übernehmen.

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