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Überseestadt Sonnenuntergang - Quelle: WFB Krause
25.9.2024 - Daniela Krause

Meine Überseestadt, Teil 9: ein Quartier, viele Geschichten

Überseestadt

Menschen aus der Bremer Überseestadt im Porträt

Im neunten Teil unserer Reihe „Meine Überseestadt“ werfen wir einen Blick auf das Wirken dreier Menschen im Quartier: Ein langjähriger Mitarbeiter des Hafenarchivs Bremen, ein passionierter Hobbyfotograf und eine freischaffende Künstlerin erzählen von ihrem Alltag und was sie mit der Überseestadt verbinden.
Hier geht es zu den anderen Teilen:

Teil 1: Julia Sievers, Esmail Gök und Esther Joas
Teil 2: Timo-Noé Chitula, Watertuun, Natalia und Lars Grochla
Teil 3: Imme Gerke, Peter Stöcker, Selina Schlüsselburg
Teil 4: Heiner Heseler, Claudia Schreiber, Hans Drechsler
Teil 5: Svenja Weber, Maria und Norbert Kaufhold, Ulrich Möllmann
Teil 6: Jumnean Paisong, Oliver Platz, Julia Kothe
Teil 7: Jürgen Zachar, Irene Gerke und Katharina Zideller-Schmidt, Jens Wrieden
Teil 8: Till Warwas, Dilek Kansiz, Thomas Ledwig und Franziska Höppe

Wilfried Brandes-Ebert: Hüter der Hafengeschichte Bremens

Ein weißhaariger Mann steht vor einem Regal mit gelben Aktenordnern
Wilfried Brandes-Ebert © WFB / Eva Christina Krause

„Mein Name ist Wilfried Brandes-Ebert, Jahrgang 1949, und ich bin seit 20 Jahren im Hafenarchiv Bremen tätig, das zum Geschichtskontor des Kulturhauses Walle gehört. Dort leite ich einen Kreis von engagierten ehrenamtlichen Mitarbeitenden.

Ich bin Ostfriese und habe 1965 in Emden eine Ausbildung zum Speditionskaufmann abgeschlossen. Danach habe ich verschiedene Tätigkeiten im Emder Hafen ausgeübt. Im Jahr 1980 begann ich mein Studium der Sozialwissenschaften in Bremen.

In den 90er-Jahren kam ich in Kontakt mit dem Kulturhaus Walle Brodelpott. Dort nahm ich regelmäßig an einem Gesprächskreis ehemaliger Hafenarbeiter und Seeleute teil. Die Ehrenamtlichen sammelten Daten und Fotos aus der Bremer Hafen- und Schifffahrtsgeschichte.

Als 2004 das Hafenmuseum Bremen im Speicher XI eröffnet wurde, bot sich die Gelegenheit, die Sammlung in den Räumen des Museums weiter auszubauen. Im Jahr 2022 sind wir mit dem Hafenarchiv in das ehemalige Kellogg's-Verwaltungsgebäude im neuen Gewerbe- und Wohnprojekt Überseeinsel GmbH umgezogen.

Im Hafenarchiv können Interessierte mittwochs von 14 bis 18 Uhr und donnerstags von 14 bis 17 Uhr in Bildern, Texten, Nachschlagewerken, Registern und maritimen Büchern recherchieren und alte Hafenfilme von Radio Bremen, aus dem Landesfilmarchiv oder anderen Quellen anschauen. Auch Anfragen werden während dieser Öffnungszeiten bearbeitet.

Ein Schwerpunkt der Archivarbeit ist die Datenpflege in der Projektdatenbank "Schiffe gucken", an der seit 2015 fleißig gearbeitet wird. Es werden Daten und Fotos von Frachtschiffen, die zwischen 1950 und 1990 in den stadtbremischen Häfen ein- und ausliefen, gesammelt und dokumentiert. In den Spitzenzeiten gab es in den 60er-Jahren bis zu 12.000 Schiffsmeldungen. Wir freuen uns, dass wir diese Informationen mit der Datenbank einem großen Interessentenkreis zugänglich machen können.“

Sven Lohmeier: Das Quartier durch den Sucher gesehen

Ein Mann mit Brille blickt in die Kamera. Er steht in einem Containerhafen
Sven Lohmeier © WFB / Eva Christina Krause

„Moin, ich bin Sven Lohmeier, 56 Jahre alt, in Bremen geboren und aufgewachsen. Ich wohne mit meiner Familie in Horn-Lehe, treibe mich aber gerne in der Mittagspause und in meiner Freizeit in der Überseestadt herum. Als kleiner Stöpsel bin ich mit meinem Großvater, der nach dem Krieg eine Spedition gegründet hatte, im Bulli durch das alte Hafengebiet gefahren. Schon damals haben mich die Schiffe, die Industrie und die imposanten Backsteinbauten fasziniert.

Diese Faszination ist bis heute ungebrochen. Von meinem Arbeitsplatz im Weser-Tower aus, wo ich bei hmmh, einer Agentur für E-Commerce-Lösungen, arbeite, habe ich die Entwicklung der Überseestadt gut im Blick. Als im März 2020 der erste Lockdown kam, fing ich an, Fotospaziergänge zu machen. Nach und nach entstand die Idee zu meinem ersten Buchprojekt „Überseestadt im Fluss“, das mit mehr als 80 Farb- und Schwarzweißfotografien den Wandel des Quartiers vom Hafenrevier zum Ortsteil dokumentiert und 2021 im Schünemann Verlag erschienen ist.

Mein Interesse an der Fotografie wurde geweckt, als ich mit 16 Jahren von meinen Großeltern eine Kamera geschenkt bekam. Während des Studiums richtete ich mir in meiner kleinen Küche ein Schwarz-Weiß-Labor ein. Die Fotos aus der Überseestadt, überwiegend aus den Jahren 2020 und 2021, wurden übrigens mit einem Equipment-Mix aus Smartphone und Kamera aufgenommen. Neben alten Hafenanlagen, historischen Gebäuden, Lagerhallen und modernen Bürohäusern habe ich Menschen fotografiert, um die Lebendigkeit und Vielfalt der Überseestadt zu zeigen.

Inzwischen ist mein zweites Buch mit Aufnahmen aus dem Bremer Ratskeller erschienen. Mein nächstes Projekt trägt den Arbeitstitel „Tunnelblick“. Den Austausch mit anderen motivierten Fotoamateuren pflege ich im Bremer Fotoclub „Photohaven“. Wenn ich nicht gerade mit der Kamera in der Hand durch Bremen ziehe, halte ich mich auf meinem Rennrad-Oldtimer fit.“

Petra Heitkötter: Ein Leben für die Kunst

Petra Heitkötter © WFB / Eva Christina Krause

„Mein Name ist Petra Heitkötter. Seit 30 Jahren bin ich als freischaffende Künstlerin tätig. 2019 habe ich gemeinsam mit Delia Nordhaus und Brigitte Panzlau-Fischer den über Bremen hinaus bekannten Kunst.Hafen.Walle ins Leben gerufen. Mein Atelier befindet sich bei Kolleggs Ateliers & Werkstätten in den ehemaligen Kellogg-Räumen auf der Überseeinsel. Was auf der Überseeinsel passiert ist innovativ, sozial, ökologisch und nachhaltig, weshalb ich unbedingt an den Ort des Geschehens wollte.

Geboren in Bruchhausen-Vilsen ging ich nach dem Abitur der Liebe wegen nach Spanien, lebte dort mit Künstlern zusammen und begann zu malen. Als die Beziehung zerbrach, kehrte ich nach Deutschland zurück. Ich professionalisierte meine Kunst, um von ihr leben zu können, vermietete künstlerisch gestaltete Wohnungen – erst im Viertel, später in Walle. So lernte ich den Musicalstar und Künstler Ethan Freeman kennen, mit dem ich im Mai/Juni 2024 in Hamburg die gemeinsame Ausstellung „Mythen und Glitzer“ in der Pashmin Art Gallery hatte.

In mehr als 40 Einzel- und zahlreichen Gruppenausstellungen in ganz Europa habe ich meine Werke inzwischen gezeigt. In meinem Atelier experimentiere ich mit einer Vielzahl von Materialien, um Kontraste zu schaffen und neue Ensembles zu gestalten – mit kräftigen Farben sowie unter anderem Gold, Kupfer, Messing, Aluminium und Glas. Zur Zeit gestalte ich Bilder mit Rakel und Neonfarben, die unter Schwarzlicht ganz anders wirken.

Vor drei Jahren war ich bei einem Künstlersymposium im Rothko Museum in Lettland. Seitdem ist mein Werk „Von Schwarz verführt“ dauerhaft in der Ausstellung des Rothko-Museums zu sehen. Das macht mich sehr stolz.

In der Vergangenheit habe ich mit vielfältigen Spektakeln auf mich aufmerksam gemacht, unter anderem mit der großen „Froschkönigaktion“ am Wall, bei der ich auf einem Schimmel über den Wall ritt und 777 Frösche zu Königen ernannte. Die vergoldeten Frösche reisten bis nach Ibiza, zwei von ihnen zu Bill Clinton. 2024 wird es ein Wiedersehen mit den Fröschen geben. Man darf gespannt sein, was die Tierchen noch alles erleben werden.“

Erfolgsgeschichten


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