Ganz und gar nicht auf dem Holzweg
ÜberseestadtKaribu feiert 30-jähriges Firmenjubiläum
Es waren bewegte Zeiten damals, nach der Wiedervereinigung. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer versuchten im Osten Fuß zu fassen. Sie übernahmen marode Betriebe oder gründeten neue Firmen. Auch Carl Berninghausen, Chef des Holzhandels Steinbrügge & Berninghausen, wollte sich diese Chance nicht entgehen lassen. 1992 kaufte der Bremer Holzunternehmer ein Sägewerk im brandenburgischen Bernau. Doch in den turbulenten Wendejahren scheiterten viele mit ihren Träumen vom schnellen Erfolg – und auch für den Betrieb in Bernau brachen ungewissen Zeiten an.
Holpriger Start
Berninghausen holte sich den Vertriebler Jörg Lieders als Geschäftspartner an Bord. Gemeinsam saßen sie vor dem alten Sägewerk und grübelten, was sie damit anfangen sollten. „Wir hatten gehört, dass Gartenhäuser sehr gefragt waren und legten dann einfach mit der Produktion los“, erzählt Lieders. Nach einiger Zeit stellte sich aber heraus, dass die Idee noch nicht so richtig zündete. Gewinne machten sie damit nämlich keine. Auf der Suche nach einer Marktlücke kamen die beiden dann auf den Gedanken, etwas anzubieten, das es zu dieser Zeit in Deutschland noch nicht zu kaufen gab: Gartenhäuser mit farbiger Fassade.
Lieders, der Vertriebsprofi, kümmerte sich darum, dass die neuartigen Produkte bei Baumärkten und Fachhändlern im Sortiment landeten. Und tatsächlich, statt selbst zum Farbeimer zu greifen, kauften viele Menschen ihre Gartenhäuschen lieber direkt in Farbe. Karibu gelang der Durchbruch am Markt. Um der steigenden Zahl an Bestellungen nachzukommen, eröffnete das Unternehmen 1999 eine zweite Produktionsstätte in Bremen, und 2016 zog das Werk in Bernau an einen größeren Standort im brandenburgischen Klosterfelde um. Heute beschäftigt Karibu in Bremen und Klosterfelde jeweils etwa 100 Mitarbeitende und das Sortiment umfasst nicht mehr nur Gartenhäuser, sondern auch Pools, Pavillons, Carports, Saunen, Infrarotkabinen und Kinderspielgeräte.
Lediglich die Öfen für die Saunen lässt Karibu in China produzieren. Ansonsten entstehen die Produkte des Unternehmens in Deutschland und daran soll sich laut Lieders auch nichts ändern. Der Standort in Bremen wird zurzeit erweitert, wobei das Unternehmen von der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH unterstützt wird. „Die WFB ermöglichte unsere Ansiedlung in der Bremer Überseestadt und hat uns seitdem immer professionell unterstützt“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter von Karibu. 2018 veräußerte die WFB eine 20.000 Quadratmeter große Fläche an das Unternehmen. Auf dem Grundstück, das direkt an den bestehenden Standort in der Überseestadt angrenzt, baute das Unternehmen Werkshallen und ein neues Bürogebäude. Außerdem entstand ein Werksverkauf, der dafür sorgt, dass nun lauter Gartenhäuser die Eduard-Suling-Straße säumen. Als nächstes ist der Bau eines Oberflächenwerks geplant, in dem die Bretter für das Sortiment geschliffen, lackiert und sortiert werden. Dafür hat Karibu weitere 4.000 Quadratmeter angrenzende Fläche von der WFB gekauft.
Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Obwohl das Unternehmen bis heute stetig wuchs, erlebte es immer wieder Aufs und Abs. Nach dem schlimmsten Moment in der Firmengeschichte gefragt, muss Lieders nicht lange nachdenken. Das sei 2013 gewesen, als gleich zwei große Baumarktketten pleitegingen. Für Karibu brachen auf einen Schlag 20 Prozent des Umsatzes weg. In der Folge setzte das Unternehmen stärker auf den E-Commerce-Handel, der heute 75 Prozent des Geschäfts ausmacht. Auch die Corona-Krise bekam Karibu zu spüren, wenn auch anders als viele andere Betriebe. Die Pandemie bescherte dem Unternehmen nahezu eine Verdopplung der Umsatzzahlen. „Viele Menschen waren zu Hause und wollten plötzlich Gartenhäuser, Saunen oder Spielgeräte kaufen“, erzählt Lieders. Lachend fügt er hinzu: „Alle meine Freunde mit Kindern riefen mich an und sagten: Ich brauche dringend einen Kinderspielturm, sonst drehe ich hier noch durch.“
Mittlerweile sei die Nachfrage wieder gesunken – und das ist nur eine der Herausforderungen, mit der es Karibu zu tun hat. So bezog das Unternehmen vor dem Krieg in der Ukraine sein Holz zu 30 Prozent aus Russland. Wegen des Embargos musste schnell umgestellt werden und heute kommt das nachhaltige Holz für die Produktion vollständig aus Skandinavien. Dazu kommt der Personalmangel, den der Betrieb laut Lieders „an allen Ecken und Enden“ spürt – im produzierenden, aber auch im kaufmännischen Bereich. Bei der Suche nach Auszubildenden, gehe man deshalb neue Wege. Per Instagram und Facebook sucht die Personalabteilung nach Nachwuchs.
Krisen ohne Ende?
Auch der Klimawandel und die damit verbundene Zunahme von Waldbränden oder die Tatsache, dass sich immer weniger Familien ein Eigenheim leisten können, beschäftigen Lieders. „Die Zeiten werden schwieriger werden, aber es ist mein Job als Unternehmer, mit immer neuen Krisen umzugehen“, sagt er. Dazu gehört auch, gesellschaftliche Entwicklungen zu erkennen und darauf zu reagieren. Aktuell sinken bei Karibu zum Beispiel die Absatzahlen für Carports, weil die Menschen immer weniger Autos kaufen. Dafür liegen aber E-Bikes immer stärker im Trend. „Und was braucht man dafür?“, fragt der 56-Jährige und schiebt die Antwort gleich hinterher: „E-Bike-Ports“. Sichtlich begeistert erzählt der Unternehmer von seiner neuen Produktidee: eine verschließbaren Minigarage aus Holz, in der die teuren Räder sicher untergestellt werden können. „Damit werden wir uns einen neuen Markt erschließen“, sagt der Mann, der mit seinem Unternehmen wahrscheinlich auch deshalb so erfolgreich ist, weil er die Chancen in der Krise erkennt.
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