Schloss Schönebeck und die Bremer Schweiz
TourismusWie ich sie liebe, Schlösser und Burgen. Schon als Kind habe ich mir die bayerischen Traumschlösser mit Begeisterung angesehen oder in Burgen Ritterin gespielt. Aber gibt es so etwas auch in Bremen?
Die Antwort ist: Jein. Wenn ihr euch auf den Weg in den Bremer Norden macht, dann findet ihr die Burg Blomendal. In Blumenthal. Da könnt ihr wohl nicht mehr auf Feinde schießen, aber friedlich heiraten. Und auch ein Schloss findet ihr dort, ganz in der Nähe. Das Schloss Schönebeck sieht wie eine hanseatische Ausgabe eines Schlosses aus, eher wie ein Gutshaus. Aber es bietet einiges, innen und drumherum.
Bremens einziges Schloss in Schönebeck – ein Heimatmuseum
Das Schloss, das schon 1357 als Burg urkundlich erwähnt war und 1640 im Stil des Barock gebaut wurde, ist seit 1950 Bremer Eigentum. Und genau so lange wie mich gibt es dort bereits ein Heimatmuseum.
Heiraten kann man dort ebenfalls, aber dafür bin ich nicht in den Norden der Stadt gereist. Ich hatte ein Date mit Elvira Krol, zuständig für den Bremer Norden bei der Wirtschaftsförderung, und Christof Steuer, Vorsitzender des Fördervereins Knoops Park, um die Bremer Schweiz, in der das Schloss beheimatet ist, zu erkunden und allerlei Wissenswertes zu erfahren. Unserer Wandertruppe schlossen sich die jeweiligen Partner*Innen an, denn es war Sonntag, wir waren privat auf Tour. Spontan gesellte sich auch Holger Schleider dazu, Vorsitzender des Museumsvereins.
Zum Schloss kommt ihr übrigens am besten mit dem Auto. Oder mit der Bahn, Ausstieg Schönebeck. Dann braucht ihr nur einen unspektakulären Kilometer dorthin laufen, der Kompass zeigt dabei nach Norden.
Das Schloss ist vielleicht auch nicht wirklich spektakulär, aber richtig schön. Umgeben vom Schlossgraben, eine Fischtreppe in der Nähe, und Fachwerk an drei Seiten. Nur an drei? Darauf komme ich später zurück.
Erst einmal ging es hinein ins gute Stück. Ein Heimatmuseum ist dort immer zu finden, Veranstaltungen nur manchmal. Am Wandertag nicht, also bestaunten wir das Museum. Vorweg kann ich sagen, dass ich auf jeden Fall wiederkomme, mit mehr Ruhe. Wenn ich keine Wanderung vor mir habe. Denn das Museum ist wirklich empfehlenswert. Und die Leute dort sind so nett. Ein paar wenige Eindrücke möchte ich euch nicht vorenthalten.
Für mich der schönste Bereich sind die Küchen – eine in der Belle Ètage und eine im Keller – und die anliegenden Wohnräume. Nach feudalen Schlossherren sah das gar nicht aus, eher nach Bürgertum. Hätte ich zugehört, dann hätte ich auch gewusst dass das Mobiliar eine Stiftung hiesiger Familien war und das bürgerliche Wohnen Ende des 19. Jahrhunderts zeigt. Aber ich war ja ständig mit dem Apparat unterwegs. Gut, dass man im Internet spicken kann.
Dass Steingut solch eine Bedeutung im Bremer Raum hatte, das habe ich dort aber gelernt. Und fast die gleichen Jugendstil-Fliesen gefunden, wie ich sie auch in meiner Altbau-Küche habe. Die bäuerlichen Szenen sind vielleicht nicht mein Fliesentraum, aber Originale muss man eben bewahren. Im Keller des Schlosses findet ihr aber jede Menge Fliesen, die einem Fliesentraum sehr nahe kommen. Vielleicht nicht die aus der Schlachterei, aber das ist Geschmackssache.
Und da ist ja noch Gerhard Rohlfs, der viel in Afrika unterwegs war als Abenteurer und Entdecker, mit seinem Nachlass. Ein paar wenige Orte, an denen er war, die kenne ich auch. Sehr spannend. Unsere Reisebedingungen waren aber wohl höchst unterschiedlich.
Witzig, dieser ausgetopfte Kugelfisch, ein Mitbringsel aus der weiten Welt. Sieht fast so aus wie der auf der Fischladen-Fliese. Aber nur fast.
Schiffbau, Logger und Sextanten sowie Walfang sind weitere Schwerpunkte. Diese Bereiche habe ich nur kurz gestreift, denn es trieb mich nach draußen, in die Sonne. Außerdem hörte ich, es gäbe später noch Kuchen.
Vorher sahen wir uns aber noch kurz die Seite ohne Fachwerk an. Wenn ich es mir richtig gemerkt habe, dann ist nicht gesichert, warum das so ist. Eine Möglichkeit wäre, dass die Seite einfach marode war und anders wieder aufgebaut wurde. Eine tolle Antwort, was? Eine weitere Erklärung könnte sein, dass es sich um die Seite handelt, die als erstes gesehen wurde wenn man zum Schloss kam, und die daher repräsentieren sollte. Hier war auch früher mal der Eingang. Also sozusagen die schicke Schönebecker Schokoladenseite.
Aber nun: Die Schweiz ruft!
Eine Wanderung durch die Bremer Schweiz
Wer jetzt an Bergwandern denkt, der irrt gewaltig. Die Hügel sind zwar höher als die Bremer Düne mit neun Metern, Standort des Doms, aber deutlich niedriger als der Weyerberg in Worpswede. Entsprechend ist der etwa sechs Kilometer lange Rundweg eher ein Spaziergang als eine Wanderung. Mit dem Thema “Wanderung oder Spaziergang” hatte ich mich schon mal im Bürgerpark beschäftigt. Wer richtig wandern möchte, kann die Strecke wunderbar verlängern.
Auf der Tour ist man ständiger Grenzgänger, denn in vielen Bereichen führt der Weg durch Niedersachsen. Kontrollen sind aber nicht mehr zu erwarten, und da ich aus Niedersachsen stamme fühle ich mich besonders heimisch. An dieser Stelle möchte ich kurz das wunderbare Reiseland Niedersachsen grüßen. Die Bremer Schweiz ist also teilweise eine Niedersächsische Schweiz, wenn man ganz genau ist.
Den Namen bekam die Bremer Schweiz, als es mächtig in Mode war sich die Schönheiten der Schweiz, wenn auch nur namentlich, in die Heimat zu holen. Das Schweizerhaus im Bürgerpark erinnert architektonisch daran. Der Bach, der durch die Bremer Schweiz bis nach Vegesack fließt, nennt sich übrigens “Schönebecker Aue”.
Es brummt in der Ökologiestation
Erste Station war die Ökologiestation. Christof begeisterte sich besonders für Geschichten rund um das alte Anwesen, das inzwischen privat bewohnt wird, und den kleinen Wald. Meine Highlights waren ganz andere, so unterschiedlich sind eben die Interessen: Hinten gibt es einen Lehrgarten mit Bienenhaus, Obstwiese und vielen Kräutern. Ein toller Platz.
Große Häuser, große Namen
Der Weg Richtung Natur führte über Straßen, die es schon ewig gibt. In dieser bevorzugten Wohnlage gibt es viele alte Häuser, viele teure, und einige besonders teure alte große. Und noch mehr Geschichten zu den großen Bremer Familien und Namen, die dort lebten, sich verbrüderten und vermählten und so weiter. Ohne die Erklärungen von Christof sind das nur Steine, und noch privat bewohnte dazu, die mit ihren hohen Hecken signalisierten privat bleiben zu wollen. Also zeige ich nur zwei Häuser. Das wichtigste Haus steht eigentlich auf der anderen Straßenseite, war aber hinter lauter Bäumen nicht zu sehen. Also, ein wenig Geschichte zur Dokumentation der Bedeutung dieses Ortes:
Der Bremer Kaufmann Hermann Hegeler erwarb 1868 ein landwirtschaftliches Gut in Leuchtenburg. Er kam aus Thüringen, deswegen auch “Thüringer Weg”, aber dazu gleich mehr. Er baute an der Stelle des Gutshofes eine große Villa im Tudorstil. Die Villa, die ich nicht fotografieren konnte. Der landwirtschaftliche Teil wurde später vom Herrenhaus getrennt. In dieser Zeit muss der Bauernhof, den ihr im Bild unten rechts seht, als Ersatzbau errichtet worden sein. Das Herrenhaus Leuchtenburg erwarb später Carl Albrecht, der Sohn von George Albrecht, der wiederum der Schwiegersohn von Baron Knoop war. Sein Sohn Carl Eduard Albrecht war Arzt und Mystiker, und errichtete das schöne Haus unten links als Praxis. Ein Sohn von Carl Eduard, Ernst Carl Julius Albrecht, wurde später Niedersächsischer Ministerpräsident. Sein jüngstes Kind heißt Ursula, und seit ihrer Hochzeit mit Nachnamen von der Leyen. Sie dient derzeit als Verteidigungsministerin. Puh, das war die kurze Ausführung …
Die ganzen Geschichten mussten wir erst einmal sacken lassen. Das ging am besten mit leckerem Kuchen und einer Tasse frisch gebrühtem Kaffee, zum Beispiel in Bruns Garten.
Meine Torte hing ein wenig in den Seilen, was dem Geschmack nicht schadete. Es gab Varianten mit Heidelbeeren – das hiesige Superfood -, Stachelbeeren und Äpfeln, also unbedingt gesund. Praktisch nur Obst. Darf ich jetzt endlich?
Die (fast) gesunde Sünde musste nun abgearbeitet werden. Also weiter marschiert, los!
Im Gänsemarsch in die Natur
Das Gut Hohehorst liegt ganz in der Nähe, ist aber nicht zu besichtigen. Ihr wisst schon, das von Herrn Lahusen, der mit dem Widder. Mir blieb es also verborgen, stattdessen entdeckte ich den Thüringer Fuß-Weg. An der Straße ist erst “Mühlenweg” zu lesen, aber die Mühle gibt es nicht mehr. Der Thüringer Weg beginnt zwischen Grundstücken, führt dann aber hübsch durch Wald und Wiesen.
Nun ging es in schöne Natur- und Kulturlandschaften. Vielleicht nicht so atemberaubend wie Alpenüberquerungen oder Wattwanderungen, aber richtig schön um sich zu bewegen und zur Ruhe zu kommen.
Dass wir kaum Kühe sahen, das lag übrigens an den ausgetrockneten Weiden in diesem heißen Sommer. Wegen der Ästhetik habe ich aber nur einigermaßen grüne Weiden aufgenommen. Das heißt nicht schummeln, sondern selektieren.
Hier stießen wir auf den Unterweser-Weg Richtung Cuxhaven. Entspannt ging es für uns aber zurück zum Schloss.
Zurück am Schloss – Ende einer schönen Tour
Noch einmal ging es rund ums Schloss, das dauert ja auch nicht so lange. Aber schön ist es immer wieder. Im Schloss Neuschwanstein geht das nicht …
Mit der bunten Wander-Truppe wurde der Sonntags-Ausflug zu einer schönen Erfahrung. Zu einer Tour, bei der ich selbst ganz neue Seiten von Bremen gesehen habe. Und bei der mein Partner unendlich viel gelernt hat, während ich mich meinen Fotos widmete.
Die vorgestellte Tour kann nicht gebucht, die Gegend aber ganz einfach selbst erkundet werden. Offizielle Führungen gibt es nur durch Knoops Park. Da fällt mir ein: Das Overbeck-Museum hat vor Kurzem eine Wanderung zum Schloss Schönebeck angeboten, mit dem Vergleich der ausgestellten Bilder und jetziger Orte. Bei Interesse könnt ihr am besten beim Kulturbüro Bremen Nord nachfragen, ob es ein ähnliches Angebot wieder gibt.
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