Die gute Gestaltung im Blick: Fritz Haase und Sibylle Haase-Knels prägen seit über 50 Jahren Bremen mit ihren Entwürfen
KreativwirtschaftAtelier Haase & Knels im Schnoor ist Teil der Bremer Design-Geschichte
Es ist eine geschätzte Routine. Jeden Morgen spazieren Sibylle Haase-Knels und Fritz Haase von ihrem Atelier im Schnoor aus die Weser hinunter, setzen im Sommer mit der Fähre über zum Café Sand und gehen von dort aus zurück. Wichtige Zeit für die beiden, um sich auszutauschen und Inspiration für die Arbeit zu gewinnen.
Wieder zurück im Atelier Haase & Knels im Bremer Traditionsviertel Schnoor: Bücherregale voller Designklassiker, Figuren des Hasen, der zum Logo des Ateliers wurde, ein lichtdurchfluteter Besprechungsraum mit Blick auf die Propsteikirche St. Johann im Hinterhof. Das Gebäude selbst ist ebenfalls Teil bremischer Geschichte: Das Schnoorhaus gehörte zuvor einem Zigarrenmacher, seit dem frühen 19. Jahrhundert wurde von hier aus Handel mit Tabakwaren betrieben.
Design, als es den Begriff „Design“ noch gar nicht gab
Für die beiden Gestalter war es ein langer Weg bis hierhin: 1963 begannen Fritz Haase und Sibylle Knels, damals noch Studenten an der Staatlichen Kunstschule Bremen, für Kunden in der Böttcherstraße Plakate zu gestalten. Von einem ihrer ersten Honorare – 250 DM – bauten sie sich eine Siebdruckanlage, vermutlich eine der ersten in Bremen. Die Böttcherstraße begleitete das spätere Ehepaar über ihr ganzes Leben. Sie entwarfen das Logo aus dem Straßenschild und schufen damit die bekannte Marke „Böttcherstraße“. Mit Methoden des Guerilla-Marketings machten sie sie in den 70ern weit über Bremen hinaus bekannt.
Klare Botschaften
Egal ob Verpackungen, Plakate, Kataloge, Bücher, Werbe-Kampagnen oder Gestaltung im öffentlichen Raum – „für uns geht es immer um Kommunikation“, sagt Fritz Haase. „Wir wollen Dinge verbessern, sie sinnlicher, aktueller machen“. Eine Geschichte über Emotionen erzählen. Nah an der Kunst, aber nie Kunst selbst. „Kunst muss man nicht sofort verstehen, Kunst genügt sich selbst. Kommunikation – gute Gestaltung – muss sich hingegen auf den ersten Blick erschließen“, fasst Haase den Anspruch des Ateliers zusammen.
Von Bremen in die Welt
Für die Bundeskunsthalle entwickelte die Agentur über zehn Jahre hinweg Ausstellungs-Plakate und Kommunikationsmittel, für Fernseher-Hersteller wie Nordmende Produktkataloge. Für die Deutsche Post entstanden bisher fast 120 Briefmarkenmotive – damit zählt das Atelier zu den führenden Briefmarkengestaltern Deutschlands. Unzählige Projekte sind in den vergangenen 50 Jahren entstanden, vielfach international ausgezeichnet. Das liebste Projekt der beiden aber dürfte jedem Bremer und vielen Bremer Touristen bekannt sein: Das „Bremer Loch“. Auf dem Bremer Marktplatz nahe der Bürgerschaft ist ein Gullydeckel mit einem Schlitz in der Mitte versehen. Wird Geld eingeworfen, krähen, bellen und schreien die Bremer Stadtmusikanten zum Dank. Das Geld kommt der Wilhelm-Kaisen-Bürgerhilfe zugute, das Wohlfahrtsprojekte in Bremen unterstützt. „Es bringt jeden Tag Geld für Menschen ein, die selbst keins haben“, freut sich Fritz Haase.
Zündfunke der Bremer Designszene
Sibylle Haase-Knels und Fritz Haase prägen Bremen in gleich mehrfacher Hinsicht: So schufen sie gemeinsam mit dem Berliner Büro Gonzalez Haase AAS die auffällige „pinke Bank“ vor der hkk Krankenkasse an der Martinistraße oder setzten sich für das Wilhelm-Kaisen-Denkmal in den Wallanlagen ein. Als Professor an der Hochschule für Künste Bremen lehrte Fritz Haase von 1975 bis 2002. Mit „Brasilhaus“ und „Haase & Knels + Schweers“ gründeten sie erfolgreiche Werbe- und Web-Agenturen. Ehemalige Mitarbeiter machten sich selbstständig, es entstanden zahlreiche Design-, Werbe- und Internet-Agenturen im norddeutschen Raum. Somit wurde aus dem Atelier eine Keimzelle der Design-Kreativwirtschaft in Bremen.
Kein Ende in Sicht
Neben neuen Briefmarkenmotiven arbeiten die beiden aktuell an Verpackungen für die Produkte des Bremer Martinshofs – wie den Bremer Senatskaffee. Viel zu tun, selbst nach mehr als 50 Jahren im Dienst der Gestaltung. Aber von Einrosten keine Spur. Sibylle Haase-Knels zeichnet viel, Aquarelle, gerne auch auf Reisen. „Als tägliche Fingerübung zeichne ich die Propsteikirche von unserer Dachterrasse aus. Immer aus einem neuen Blickwinkel, mit einer anderen Technik“, erklärt Fritz Haase. „Mal sehen, was noch kommt“ schreiben sie in ihrer Jubiläumsschrift 50 Jahre Haase & Knels. Eins ist sicher: Bremen bleibt gespannt.
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