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4.1.2017 - Gastbeitrag

Bremens Schokoladenseiten

Tourismus
Torte mit Obst und Schokolade dekoriert
© Nele Grashoff

Wenn es um die süße Versuchung aus Kakao geht, bin ich dabei. Ob Vollmilch, Zartbitter, Nougat oder Marzipan – ich mag eigentlich alle Sorten. Schon ein Foto aus Kindertagen zeigt mich, leicht verschmitzt, mit einer großen Tafel Schokolade in beiden Händchen, von der ich gerade das eine oder andere Stückchen gegessen habe und sichtlich zufrieden genieße.

Nele Grasshoff als Kind mit Schokolade
Schwarzbrot oder Schokolade? Die Entscheidung fiel mir schon als Kind nicht schwer :) © Nele Grashoff

Etwas beherrschter gehe ich den Genuss heute zwar an, meine Begeisterung für Schokolade ist trotzdem immer noch dieselbe. Besonders gerne habe ich mir daher mal die Schokoladenseiten der Hansestadt angesehen:

Zwei, die sich ergänzen: Wein trifft Schokolade im Bremer Ratskeller

Edle Tropfen seit 1405, die weltweit größte Auswahl exklusiv deutscher Weine und den ältesten Fasswein der Bundesrepublik – der Bremer Ratskeller hat einen Superlativ nach dem anderen zu bieten. Dass das noch lang nicht alles ist, durfte ich während der Führung „Wein und Schokolade“ im „köstlichen Rathaus-Fundament“ voller Genuss „erschmecken“: Los geht’s im Restaurant in der Gewölbehalle inmitten von verzierten Prunkfässern und Säulen. Dass man hier stil- und genussvoll speisen kann, weiß (und rieche) ich. Dass der Ratskeller mit 800 Sitzplätzen als – Achtung, ein weiterer Superlativ – größtes deutsches Weinlokal gilt, erzählt mir Claudia Staffeldt, zuständig für Marketing und Vertrieb des Ratskellers. Kein Wunder also, dass Rathaus und Ratskeller seit 2004 zum UNESCO-Welterbe zählen. Nach einer kurzen historischen Einführung bin ich bereit für den ersten Schluck Wein und das erste Stück Schokolade. Auf geht es also durch die Küche und den Müllraum des Ratskellers und eine Rampe hinunter. Ja, richtig gelesen. So elegant wie im Restaurant ist es hier nicht – dafür aber umso authentischer. Gerade die „Nicht-Perfektion“ hinter den Kulissen verleiht der Führung einen sehr ehrlichen und ungeschönten Charakter. Claudia Staffeldt erklärt: „Natürlich sind diese Räume nicht unbedingt repräsentativ, aber der Ratskeller ist vor 600 Jahren eben nicht für Besichtigungen oder Museumsbetrieb erbaut worden. Aufgrund der Ernennung zur UNESCO-Welterbestätte darf baulich nichts gravierend verändert werden.“

Endlich! Hierauf habe ich mich schon den ganzen Tag gefreut. „Die Schokolade zart anschmelzen lassen und dann einen Schluck Sekt dazu trinken.“, lautet die Anweisung. Bewaffnet mit einem „Hachez Blueberry Cheesecake Töpfchen“ in der einen und einem Glas „Oberrotweiler Spätburgunder Sekt“ in der anderen Hand starte ich Verkostung Nummer Eins – und bin begeistert. Ein absoluter Genuss aus Blaubeer-Käsekuchen und dem feinfruchtigen Sekt-Aroma. Gut, dass das Schokostückchen so groß ist – da verkoste ich doch gleich noch mal. Dazu gibt es einen Imagefilm des Ratskellers.

Verkostung im Bremer Ratskeller
Möge die Verkostung beginnen! Ein Blueberry Cheesecake Töpfchen von Hachez und ein Oberrotweiler Spätburgunder Sekt machen den Anfang. © Nele Grashoff

Weiter geht es in die tiefsten Winkel des Kellers. Wir stoppen vor einer 400 Jahre alten Tür aus bester deutscher Eiche. Diese ehemalige Eingangstür des Ratskellers wurde in den 1960er Jahren ausgebaut und hat hier einen neuen Platz gefunden. Übrigens wird sie von Weingeistern magisch aufgedrückt ;) – und gibt dann den Weg frei in Richtung Schatzkammer. Kalt ist es hier und dunkel. Mir steigt ein typischer, aber wohliger Kellergeruch in die Nase. Es herrscht eine ganz besondere Stimmung, wahrlich eine Kellerromantik, getaucht in rotes und blaues Licht. Kerzen am Boden leuchten den Weg entlang riesiger Weinfässer bis zu unserem Ziel: Die bunt erleuchtete Schatzkammer.

Schatzkammer des Bremer Ratskellers
Die Schatzkammer macht ihrem Namen alle Ehre: Hier lagert der älteste Edel-Tropfen des Ratskellers, ein Rüdesheimer Apostelwein aus dem Jahr 1727. © Nele Grashoff

Neben zahlreichen edlen Flaschenweinen, der älteste aus dem Jahr 1727 (übrigens frei verkäuflich für 1.500 Euro), befindet sich hier zu meiner Freude Verkostungsstation Nummer Zwei. In meiner linken Hand diesmal ein Stück „Hachez Edel-Vollmilch-Mandelsplitter“ und in meiner rechten ein Glas mit einem Weißen Burgunder. Spätestens der Traum aus kremigem Schmelz und einem Nuss-Mandelaroma überzeugt mich vom Experiment „Wein trifft Schokolade“. Aber nach welchen Kriterien wird hier bloß derart unschlagbar kombiniert? „Reiner Selbstversuch!“, verrät Claudia Staffeldt. Wo sich gewöhnliche Gastronomen an den Kopf fassen, probiert sie einfach aus – und konnte damit schon so manchen skeptischen Gast überzeugen. Ihr Geheimtipp: Schokolierte Gummibärchen mit fruchtigem Albertino. Wenn das nicht ein Versuch wert ist!

Wein- und Schokoladen-Verkostung im Ratskeller
Ein Stück Hachez Edel-Vollmilch-Mandelsplitter und ein Weißer Burgunder erwarten mich an Verkostungsstation Nummer Zwei. © Nele Grashoff

Nach einem Blick in das Flaschenlager, in dem etwa 1.200 Weinsorten zu finden sind, kann ich Verkostung Nummer Drei kaum erwarten. Diesmal mit einem Löffel dunkler Schokoladencreme mit gemahlenem Espresso von Grashoff und einem Rotwein mit dem Namen „Domina“. Für mich persönlich das Highlight des Abends. Das Röstaroma der cremigen Schokolade und die Kirsch-Aromatik des Weins harmonieren einfach perfekt.

Weinprobe im Ratskeller
Wie das duftet! Dazu ein Löffel dunkle Schokoladencreme mit gemahlenem Espresso runden die Verkostung gelungen ab. © Nele Grashoff

Zum Schluss besuchen wir bei Kerzenlicht und einem ganz besonderen Duft alter Weine den Apostelkeller. Hier lagert Deutschlands ältester Fasswein, ein Rüdesheimer Roséwein aus dem Jahr 1653. Den betörenden Geruch noch in der Nase und einen Riesling-Trüffel als Betthupferl im Gepäck verlasse ich den Ratskeller. Übrigens wird die Probenfolge alle drei Monate geändert und eine Führung für 35 Euro pro Person dauert (nicht wie in meinem Fall eine Stunde, sondern) drei Stunden. Gereicht werden fünf exklusive Weine in Kombination mit fünf Schokoladen. Zum Wohl und guten Appetit! Und dann auf, auf ins nächste Paradies für jeden „Schokoholic“:

Schokolade ohne Grenzen im Café Hauptmeier

Schon das Schaufenster der Konditorei lässt Meisterhaftes vermuten. Kaum drinnen, will ich auch erstmal nicht mehr raus. Hinter der Theke reihen sich bunte Pralinen und feine Trüffel an große und kleine Tortenkunstwerke. Ein wahrer Augenschmaus. In den Regalen stehen hausgemachte Konfitüren.

Collage: Torten und Pralinen im Café Hauptmeier
Süße Kuchen soweit das Auge reicht – hier bleibe ich! © Nele Grashoff

Und das ist noch lang nicht alles. Ob Weser-Stadion- oder LKW-Torten, lebensgroße  Schoko-Figuren – es gibt eigentlich nichts, was Peter Hauptmeier nicht fertigen kann. Seit 1995 ist der 69-jährige Chef Pâtissier der Konditorei Café Hauptmeier im Best Western Hotel zur Post. Gemeinsam mit sechs Mitarbeitern erfüllt er jeden noch so ausgefallenen Kundenwunsch für Hochzeiten, Geburtstage oder Firmenevents. Und es wird alles selbst gemacht! Zwei Tonnen Schokolade benötigen Hauptmeier und sein Team jedes Jahr für die süßen Spezialaufträge. So mancher Transport gestaltet sich vor allem im Sommer durchaus schwierig. Eine gute Kühlung ist dann unentbehrlich. Schließlich stecken in den handgefertigten Leckereien bis zu fünf Stunden sorgfältigster Arbeit.

Schokoladenhaus im Café Hauptmeier
Fast zu schade zum Essen: Ein Haus aus Schokolade © Nele Grashoff

„So schwierig, wie man glaubt, ist das Modellieren aber gar nicht.“, verrät Peter Hauptmeier mir. Und er gibt sein Wissen auch gerne weiter. Während eines sogenannten „Schokoseminars“ weiht der Pâtissier die mindestens sieben Teilnehmer in die Zubereitung der süßen Versuchungen bestehend aus Schokolade, Petits Fours und Pralinés ein. Dazu gibt es geschichtliche Hintergrundinformationen von der Überführung der Schokolade nach Europa bis zu ihrer heutigen industriellen Verarbeitung. Für 89 Euro pro Person stellen die Schokoliebhaber zum Beispiel gebackene Schokoladen-Fours mit weißer Mohnmousse, Lakritz-Trüffel mit Bitterschokolade oder ganz individuelle Pralinen her. Wem da nicht das Wasser im Mund zusammenläuft!? Und es kommt fast noch besser: Einfach nur schmausen und genießen darf man während regelmäßiger Menüabende. Was das bedeutet? Fünf Gänge, jeweils mit Schokoladenelement und passenden Weinen: „Gänselebermousse im Schokoladenstrudelblatt und Apfel-Koriander-Kompott“ und „Wildkraftbrühe mit Schokoladen-Lauch-Ravioli und Karotten“ sind nur zwei Beispiele. Im Preis von 82 Euro pro Person sind außerdem ein Aperitif, Mineralwasser und Kaffee enthalten. Außergewöhnlich sind häufig auch die Desserts, die Hauptmeier anbietet. Da enthält ein Törtchen schon mal etwas Avocado oder die Praline ein bisschen Lakritze. „Meistens muss man zuerst ein wenig Überzeugungskraft leisten. Aber wenn die Gäste erstmal probiert haben, sind sie immer total begeistert.“, berichtet der Pâtissier.

Ich würde da auch nicht nein sagen – und schlendere noch ein bisschen durch das Café. Wer jetzt aber denkt, süßer könnte es nicht mehr kommen, hat die Rechnung ohne Schröter’s Chocolaterie gemacht:

Schröter’s Chocolaterie und Patisserie im Schnoor

„Wahrscheinlich kann man ohne Schokolade leben. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sich das lohnt.“ Mit diesem Zitat spricht mir Geschäftsführer Daniel Schröter aus der Seele. Gemeinsam mit Chef-Pâtissier Christian Thielen möchte er Chocolatiers-Kunst auf höchstem Niveau demonstrieren, indem sie besondere Schokoladenspezialitäten und handgefertigte Pralinen herstellen. Mit Erfolg! In ihrem Geschäft im Schnoor und im Internet bieten sie Pralinen und Trüffel mit und ohne Alkohol, Schokolade in allen Sorten und fruchtige Aufstriche an. Nachdem ich mich durch den Online-Shop geklickt habe, sind meine Favoriten eine Walnuss-Marzipan-Praline, ein Piña-Colada-Trüffel, die „Grün-Weiße“ Schokoladentafel mit Pistazie, der zartschmelzende Schokoladenaufstrich „Schrötella“ und der Fruchtaufstrich „Erdbeere-Pfeffer“. Quasi ein Paradies für jeden Schokoverrückten.

Torten bei Schröter´s Chocolaterie und Patisserie
Ein Blick ins Schaufenster bei Schröter´s Chocolaterie und Patisserie im Schnoor. Verlockend, oder? © Nele Grashoff

Wer selbst kreativ werden möchte, kann einmal pro Monat an einem Seminar unter der Leitung eines erfahrenen Pâtissiers des Hauses teilnehmen. Anfänger, Neugierige und Fortgeschrittene können nach einer kleinen Einführung in die Schokoladenzubereitung und -herstellung kleine süße Köstlichkeiten kreieren. Naschen ist hierbei unbedingt erwünscht. Und das Beste: Am Ende können die selbst produzierten Trüffel und Schokoladen mit nachhause genommen werden. Die Seminarkosten belaufen sich auf 39 Euro pro Person und ein Seminar dauert etwa zwei Stunden.

Weiter geht es mit Milka und Hachez:

Milka – die beliebteste Schokoladenmarke Deutschlands

Mondelez Deutschland hat seinen Hauptverwaltungssitz in Bremen. Und zu seinen führenden Marken gehört unter anderem Milka. Der Name ist übrigens eine Kombination aus den Worten „Milch“ und „Kakao“. Hier eine kurze Chronik mit den wichtigsten Daten und Fakten:

19. März 1901: Milka wird „geboren“: Der Markenname “Milka” wird als Marke eingetragen.
1901: Die erste Milka Tafel wird in das berühmte lila Papier eingepackt und Milka kommt auf den deutschen Markt.
1926: Milka führt saisonale Produkte, wie Osterhasen und Weihnachtsmänner ein.
1962: Das Milka-Logo wird zur eingetragenen Marke.
1964: Lila wird zur offiziellen Markenfarbe. Die Milka Kuh wird „geboren“: Young & Rubicam entwickeln die Kuh, die 1973 zentrale Werbefigur für Milka wird.
2007: Milka ist im umweltfreundlichen Flowpack erhältlich, welches die Alufolie ersetzt.
2011: Der Kampagnenslogan „Trau dich zart zu sein.“ wird eingeführt.

Für Milka-Interessierte lohnt sich auf jeden Fall ein Blick auf die sehr informative und ansprechend gestaltete Homepage.

Hachez – der einzige Premium-Hersteller Deutschlands

Hachez lässt als einziger deutscher Premium-Hersteller alle Arbeitsschritte – vom Rösten der Kakaobohnen bis zur Herstellung des Endproduktes – unter eigenem Dach in der Manufaktur in Bremen stattfinden. Für mich ist Hachez- Chocolade immer etwas Besonderes. Meistens findet sie ihren Weg zu mir in Form eines Geschenks – vielleicht deswegen. Auf jeden Fall würde ich mir keine Tafel Hachez-Chocolade zum „nebenbei wegfuttern“, kaufen, wie das mit anderen Sorten schon mal passieren kann ;)

Hachez-Schokolade
Ein tolles Mitbringsel aus Bremen für jeden Schokoladenfreund: Eine Tafel Hachez-Schokolade © Nele Grashoff

Hier die wichtigsten Daten und Fakten zu Hachez

1. Juli 1890: Gründung der Bremer HACHEZ Chocolade GmbH & Co. KG. Gründer ist der Chocolatier Joseph Emile Hachez aus Belgien.
1. Weltkrieg: Fast völlige Zerstörung des Betriebs in der Bremer Neustadt. Keine Mittel für einen Neubeginn vorhanden.
1953: Verkauf des Unternehmens, wodurch ein Wiederaufbau und die Fortführung der Produktion ermöglicht werden.
1970: Entstehung des neuen Logistik-Zentrums als zentraler Verteilungspunkt für die Hachez-Produkte ins In- und Ausland.
Sommer 2000: Der Bremer Kaufmann Hasso G. Nauck und Wolf Kropp-Büttner übernehmen sämtliche Anteile. Hachez ist wieder bremisch und kehrt zu den eigenen familiären Wurzeln zurück: Otto Hasse, der Erfinder der Braunen Blätter, war der Großvater von Hasso G. Nauck.
1. Januar 2012: Die Firma TOMS Gruppen A/S mit Sitz in Kopenhagen übernimmt alle Geschäftsanteile.

Übrigens wird bei Hachez stets die Schreibweise „Chocolade“ verwendet. Dabei handelt es sich um eine Verbindung aus dem deutschen Wort „Schokolade“ und dem französischen Begriff „Chocolat“. Interessierte finden viele weitere Infos auf den Punkt gebracht unter hachez.de.

Und damit endet meine Reise durch die Bremer Welt der Schokolade. Vorerst bin ich gesättigt, aber zugegeben doch recht beruhigt, dass Bremen genügend Vorräte für Schokoladenhungrige wie mich bereitzuhalten scheint. :)

Ein Gastbeitrag von Nele Grashoff

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