Flüssiges Gold aus Portugal für Bremen
PressedienstWarum eine junge Gründerin Olivenöl im Land ihres Großvaters produziert

Mádlin Inácio Philogene konnte sich nicht vorstellen, die Felder ihrer Vorfahren mit ertragreichen Olivenbäumen in Portugal einfach brach liegen zu lassen. Die Bremer Krankenkassen-Mitarbeiterin führt daher die jahrhundertealte Tradition fort, erntet die Oliven selbst und verkauft das „flüssige Gold“ unter dem Label Lagarto. Mit den Einnahmen unterstützt sie soziale Organisationen.
In eleganten schwarzen Glasflaschen steckt der Geschmack des Südens, genauer von portugiesischen Oliven aus eigener Ernte. „Mein Öl schmeckt vollmundig, nussig und fruchtig“, so Mádlin Inácio Philogene. „Die letzte Ernte war die beste, die wir je hatten.“ Im Herbst ist es wieder soweit. Dann reist die Bremerin in das Land, aus dem ihre Familie stammt – und der dort seit Generationen im Hinterland zwischen Porto und Lissabon Ländereien mit zahlreichen uralten Olivenbäumen gehören. Ihre Ur-Oma bewirtschaftete die Felder ihr Leben lang selbst und versorgte sich und ihre Familie damit.
Als Mádlin Inácio Philogenes Angehörige das Land nicht mehr selbst bestellen konnten, brauchte sie nicht lange zu überlegen. Sie entschied sich, die Familientradition fortzusetzen, obwohl sie mit ihrem Mann und ihren Kindern im weit entfernten Bremen lebt. „Ich wollte auch nicht diejenige sein, die das Land verkaufen muss“, sagt die 35-Jährige, die als Sachbearbeiterin im Versorgungsmanagement bei einer Krankenkasse arbeitet. Nun ist die jährliche Reise gen Süden zur Ernte „immer wieder ein Highlight für alle“, erzählt sie. In ausgesuchten Läden in Bremen sowie online vertreibt sie als junge Gründerin das Öl.
Lagarto heißt Eidechse
Ihre Familie stammt aus dem Dorf Póvoa de Cervães in der Mitte Portugals. Die Einwohnerinnen und Einwohner dort werden Lagarto genannt, was Eidechse auf Portugiesisch heißt. Nach ihnen hat sie ihr Olivenöl benannt. Warum die Bewohner dort so heißen, wisse eigentlich keiner so richtig, erzählt Mádlin Inácio Philogenes. In diesem Dorf wird das Olivenöl in traditioneller Weise hergestellt. „Natur pur“, betont sie. „Wir machen alles mit der Hand und ganz in Ruhe.“ Von Sonnenaufgang bis -untergang wird jeden Tag geerntet, anschließend werden die Oliven zur Ölmühle gebracht und jeden Abend gepresst.
Die Bäume sind über das Jahr auf sich allein gestellt, gewässert werden sie nicht. Der Klimawandel mit Dürre und Trockenheit macht sich aber auch bei den Olivenbäumen bemerkbar, erzählt sie. Es kommt zu früheren Ernten und manchmal weniger Ertrag.
Das Olivenöl wird in Bremen abgefüllt
Wenn das frische Öl in Kanistern in Bremen angekommen ist, wird es in Flaschen abgefüllt. Je nach Ausbeute kommen so zwischen 200 bis 500 kleine Flaschen zusammen, selbstverständlich offiziell geprüft und zertifiziert. Bei der Abfüllung arbeitet Philogene mit dem Martinshof zusammen, einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Von jeder verkauften Flasche geht ein Euro an die Bremer Tafel. Bei der Produktion legt die Kleinunternehmerin zudem Wert auf umweltfreundliche Produkte. Die Flaschen sind aus recyceltem Glas, die Etiketten wasserlöslich und werden per Hand auf die Flaschen geklebt.
Liebe zu Bremen und Portugal
Mádlin Inácio Philogenes Familie lebt in dritter Generation in der Hansestadt. Ihr Großvater kam in den 1960er-Jahren als „Gastarbeiter“ aus Portugal hierher. Er arbeitete lange im Hafen, bevor er sehr viel später wieder zurück in die Heimat ging. Im vergangenen Jahr sei er gestorben, erzählt die Enkelin. Ihr Verhältnis zu ihm war eng. „Ich bin ein Familienmensch, meine Wurzeln sind mir sehr wichtig“, sagt sie.
Was verbindet sie mit Portugal? „Liebe, Familie, Freunde, leckeres Essen, Fisch, Feigen und Oliven. Und den Geruch nach Sardinen und gegrillter Paprika“, gerät sie ins Schwärmen. Auch zum Leben lockte das Land immer mal wieder, gibt sie zu. „Das erste Mal kam der Wunsch mit 16 Jahren auf. Ich war als Kind oft da, hatte dort meinen ersten Freund“, lacht sie.

Aber sie ist in der Hansestadt aufgewachsen und fest verankert. „Bremen ist mein Zuhause“, sagt sie. „Auch meine Kinder sind hier verwurzelt. Ich liebe die Weser und die Menschen hier.“ Das merkte sie auch bei der Gründung ihres kleinen Unternehmens. „Ich hatte dabei wirklich nur mit netten und tollen Menschen zu tun“, sagt sie dankbar. Dennoch schlagen in ihrer Brust definitiv zwei Herzen: „Meine Liebe zu Deutschland und Portugal ist gleich.“ Ein bisschen Portugal lebt die zweifache Mutter auch in Bremen: Im Vorgarten ihres Hauses stehen zwei stattliche mediterrane Olivenbäume, die dem norddeutschen Wetter trotzen.
Online und im Handel erhältlich
Den Vertrieb des Öls hat Mádlin Inácio Philogene allein in die Hand genommen, aber einige Menschen aus Bremen ebneten ihr den Weg und vernetzten sie, sagt sie. „Ich habe überall Klinken geputzt, bin einfach hingegangen und habe gefragt“, erzählt sie fröhlich. Auf der Bremer Messe „Fisch & Feines“ habe sie 2022 ausstellen dürfen. Sie konnte dadurch von Anfang an auf ihre Öle aufmerksam machen. Heute ist ihr Olivenöl sowohl im Direktvertrieb im eigenen Onlineshop erhältlich als auch im ausgewählten stationären Handel in der Hansestadt, etwa bei Made in Bremen. „Ich bekomme mittlerweile auch Bestellungen aus anderen Bundesländern“, freut sie sich. Auch auf Wochenmärkten stand sie schon, um ihr Öl anzubieten. „Ich bin allen sehr dankbar, die mich unterstützten, die mein Öl kaufen und die mein Öl verkaufen.“
Eine Herzensangelegenheit
Ihren Job bei der Krankenkasse will die gelernte OP-Krankenschwester auch weiterhin ausüben. Das eigene kleine Unternehmen Lagarto ist vor allem eine Herzensangelegenheit, große Gewinne macht sie damit nicht. Die neue Ernte wird voraussichtlich ab Januar 2026 in den bewährten schwarzen Flaschen erhältlich sein. Aber vorher muss sie wieder nach Portugal. Die Vorfreude ist schon groß.
Pressekontakt: Mádlin Inácio Philogene, Tel: 0152 0859 4223, E-Mail: info@lagarto-shop.de
Autorin: Ira Scheidig
Bildmaterial: Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.
Foto 2: Das Olivenöl wird in Póvoa de Cervães in Portugal hergestellt. ©WFB/Lagarto
Foto 3: Mádlin Inácio Philogene liebt Bremen und Portugal. ©WFB/Jens Lehmkühler
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