(Kaffee-)Genuss ohne Reue
Nahrungs- und GenussmittelwirtschaftBremer Coffein Compagnie ist führend bei der Produktion von koffeinfreiem Kaffee

In der internationalen Kaffeeszene kennt sie jeder, unter den Verbraucherinnen und Verbrauchern fast niemand – und das, obwohl sich die Coffein Compagnie nun schon fast ein Jahrhundert erfolgreich auf dem Markt behauptet. Rund 120.000 Tonnen Kaffeebohnen werden jedes Jahr auf dem Betriebsgelände in Bremen-Hemelingen entkoffeiniert: Damit liegt das Unternehmen weltweit an der Spitze.
Bei manchen Menschen wird es zu einem bestimmten Zeitpunkt schwierig mit dem Kaffeegenuss: Wer am späten Nachmittag oder am Abend noch eine Tasse trinkt, bezahlt dafür häufig mit Einschlafschwierigkeiten. Jens W. Eckhoff umgeht das Problem gezielt – ohne dabei auf den schwarzen Genuss zu verzichten. „Morgens trinke ich mit Koffein, nachmittags ohne“, erzählt der 63-Jährige. „Da gibt es geschmacklich praktisch keinen Unterschied mehr.“ Er weiß, wovon er spricht: Als Geschäftsführer der Bremer Coffein Compagnie erlebt er jeden Tag mit, wie vor seinen Augen entkoffeinierter Kaffee entsteht. „Aktuell sehen wir, dass immer mehr junge Leute zur koffeinfreien Variante wechseln, weil die besser zu einem achtsamen Lebensstil passt. Sie betrachten Kaffee zunehmend als Genussmittel und weniger als Wachmacher-Getränk.“
Export in die USA als wichtigstes Standbein
Ein Trend, der dem Bremer Unternehmen zugutekommt – auch wenn er sich hierzulande bisher nur zögerlich bemerkbar macht. Nach dem Produktionsstart im Jahr 1931, als das Entkoffeinierungspatent des Bremer Kaffee-Hag-Gründers Ludwig Roselius auslief, hatte sich die Coffein Compagnie zunächst auf den heimischen Markt konzentriert. Mit steigender Nachfrage erfolgten in den 1960er-Jahren erste Exporte ins europäische Ausland, bevor sich nach und nach die Vereinigten Staaten zum wichtigsten Handelspartner entwickelten. „Bis in die 1990er-Jahre hinein betrug in Deutschland der Anteil von entkoffeiniertem Kaffee am gesamten Kaffeekonsum ungefähr 14 Prozent“, berichtet Eckhoff. „Heute sind es nur noch vier Prozent. Das ist in den USA deutlich mehr, dort befinden wir uns nach wie vor im zweistelligen Bereich.“
Dienstleister für kleine und große Röstereien
Dass kaum jemand den Namen der Coffein Compagnie kennt, liegt daran, dass das Unternehmen nicht mit einem eigenen Endprodukt in den Supermärkten vertreten ist. „Wir sind Dienstleister für die kleinen und großen Kaffeeröster der Welt“, erläutert der Geschäftsführer, der seit 35 Jahren im Betrieb und seit knapp 20 Jahren in führender Position tätig ist. „Zu 95 Prozent liefern wir an Röstereien, die restlichen fünf Prozent gehen an Rohkaffeehändler.“ Etwa 120.000 Tonnen Kaffee werden in den insgesamt fünf Werken auf dem weitläufigen Betriebsgelände in Bremen jedes Jahr verarbeitet. „Damit sind wir Weltmarktführer“, sagt Eckhoff. Wann immer jemand in Deutschland oder den USA entkoffeinierten Kaffee kaufe, komme der mit großer Wahrscheinlichkeit aus der Hansestadt.
Grün rein, grün wieder raus
Von den 240 Mitarbeitenden am Bremer Standort arbeiten rund zwei Drittel in der Produktion. Rund 6.000 Container gehen hier jährlich ein und aus und bringen den Rohkaffee aus aller Welt zur Verarbeitung. „Der kommt grün rein und geht grün wieder raus“, erläutert Jana Köster (33), Projektingenieurin in der Verfahrensentwicklung. Mit anderen Worten: Für das Rösten sind später andere zuständig. Als Schüttgut werden die Bohnen aus den Lkw-Containern gekippt und dann mit Druckluft durch Rohre in die Silos und in die technischen Anlagen transportiert.

Drei Methoden der Entkoffeinierung
Je nach Kundenwunsch stehen drei unterschiedliche Verfahren zur Entkoffeinierung zur Verfügung. Die älteste und nach wie vor am häufigsten verwendete Methode ist die mit dem Lösungsmittel Dichlormethan (DCM). Dabei werden die Bohnen zunächst mit Wasserdampf behandelt, die sogenannten Silberhäutchen (eine dünne Schutzhülle) entfernt, ihr Wasseranteil erhöht und so ihre Struktur für das Lösungsmittel zugänglich gemacht. Anschließend wird das Koffein in mehreren Arbeitsschritten physikalisch herausgelöst, bevor zum Abschluss das noch verbliebene DCM durch Bedampfung aus den Bohnen entfernt wird.
Ganz ähnlich verläuft das Verfahren mit Ethylacetat oder Essigester, das seit den 1980er-Jahren als schonende Alternative zur Verfügung steht. Da Essigester als natürlicher Bestandteil in Pflanzen wie zum Beispiel Zuckerrohr vorkommt, ist diese Methode auch als Sugar-Cane-Prozess bekannt. Seit 2021 gibt es darüber hinaus noch ein bio-zertifiziertes Verfahren, das lediglich mit Wasser und Aktivkohle arbeitet und an dessen Einführung Jana Köster federführend beteiligt war.
Koffein für die Softdrink-Industrie
Je nach Kaffeesorte haben die Bohnen vor Prozessbeginn einen Koffeingehalt von 1,2 bis circa 2,5 Prozent, berichtet die Projektingenieurin. „Das bedeutet, dass ein Kilo Rohkaffee zwischen 12 und 25 Gramm Koffein enthält.“ Komplett auf Null lasse sich das nicht reduzieren – aber auf deutlich unter 0,1 Prozent. Das extrahierte Rohkoffein wird anschließend in einem komplexen Verfahren zu Reinkoffein in pharmazeutischer Qualität aufbereitet. In einem der zahlreichen Laborräume zeigt Köster ein paar Gläser, in denen Koffein zu Vorführzwecken in unterschiedlichen Reinheitsgraden von braun bis schneeweiß aufbewahrt wird. Was passiert, wenn man davon einen Teelöffel essen würde? „Das ist wahrscheinlich nicht so gesund“, sagt sie schlicht.
In geringen Dosen erfüllt das Pulver allerdings durchaus erwünschte Zwecke und ist somit ein weiteres wichtiges Verkaufsprodukt des Unternehmens. „Es kommt zum Beispiel in Medikamenten und in der Kosmetik zum Einsatz“, weiß die 33-Jährige. „Mit Abstand die größte Menge verkaufen wir aber an die Softdrink-Industrie.“

An der Weser verwurzelt
Neben dem Hauptproduktionsstandort in Bremen betreibt die Coffein Compagnie weitere Produktionsstätten in Vietnam sowie Italien und ist mit Büros in den Vereinigten Staaten und in Kolumbien vertreten. Trotz der aktuellen politischen Diskussionen um Zölle und Produktionsverlagerungen in die USA werde sein Unternehmen auch weiterhin fest an der Weser verwurzelt bleiben, betont Geschäftsführer Eckhoff. „Als Kaffeestadt mit entsprechender Infrastruktur ist Bremen für uns unverändert der beste Standort“, macht er deutlich. „Das hat auch mit Logistik und Lieferketten zu tun.“ Jede zweite Kaffeebohne, die täglich bundesweit getrunken wird, stammt von Unternehmen aus der Hansestadt.
Zwar seien die hohen Energiekosten und bürokratischen Anforderungen in Deutschland eine echte Herausforderung: „Aber hier haben wir die Kapazitäten, die wir brauchen. Ein kompletter Neubau an einem anderen Ort wäre sehr teuer und würde sich nicht rechnen.“
Gute Aussichten
Für die Zukunft sieht der 63-Jährige sein Unternehmen gut aufgestellt. Schon jetzt sei die Nachfrage beim Wasserverfahren stark ansteigend, und auch für das Sugar-Cane-Verfahren rechne er mit weiterem Wachstum. „Wir sind davon überzeugt, dass sich der Marktanteil von entkoffeiniertem Kaffee weiter nach oben entwickelt“, meint Eckhoff. „Das Verbraucherverhalten ändert sich, und davon werden wir profitieren.“
Pressekontakt:
Jens W. Eckhoff, Geschäftsführer Coffein Compagnie, Tel.: +49 421 4101-107, E-Mail: j.eckhoff@coffein-compagnie.de
Bildmaterial: Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.
Foto 1: Jens W. Eckhoff ist Geschäftsführer der Coffein Compagnie. ©WFB/Björn Hake
Foto 3: Projektingenieurin Jana Köster hält ein Glas mit Reinkoffein in der Hand. ©WFB/Björn Hake
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