UNESCO-Welterbe in Bremen: Über steinerne Denkmäler und Zeitzeugen der etwas anderen Art
TourismusRathaus, Roland und deutscher Wein im Bremer Ratskeller – drei kulturelle Erbe rund um den historischen Marktplatz
Welterbe – Orte die diesen Titel tragen, haben einen universellen Wert und besitzen eine besondere Bedeutung, weshalb sie unter Schutz gestellt werden müssen. Aus diesem Grund bewertet die UNESCO, die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation diese Orte und nimmt sie nach einer kritischen Würdigung in die Welterbeliste aus.
Dank des verliehenen Welterbe-Status soll den Orten oder Denkmälern eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, die geschützt, bewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Mit dem Rathaus, Roland und dem Wein als Immaterielles Weltkulturerbe zählen auch in Bremen drei Attraktionen zum UNESCO-Welterbe.
Das Rathaus – Prunk und Glanz hinter alten Mauern
Bereits seit Juli 2004 dürfen sich das Bremer Rathaus und der Roland auf dem Marktplatz als UNESCO-Welterbe bezeichnen. In den Jahren 1405 bis 1409 erbaut, wurde es als einziges europäisches Rathaus des Spätmittelalters in seiner über 600-jährigen Geschichte nie zerstört. Zahlreiche deutsche Rathäuser wurden während des Zweiten Weltkrieges beschädigt, an vielen wurden Änderungen vorgenommen. Das Bremer Gebäude jedoch ist in seinem ursprünglichen Zustand vollständig erhalten geblieben. Vielmehr wurde das historische Gebäude kontinuierlich instandgehalten und restauriert – weshalb der ursprüngliche Charakter und die Authentizität gewahrt werden konnte – ein wichtiger Faktor für die Ernennung als Welterbe.
Die besondere Bedeutung des Bremer Rathauses liegt für die UNESCO auch in seinem künstlerischen und stilistischen Wert: Das Rathaus vereint einzigartige Architekturkunst verschiedener Jahrhunderte wie den gotischen Saalgeschossbau, die Weser-Renaissance sowie mittelalterliche Sandsteinfiguren. Während heute größtenteils Kopien am Rathaus zu finden sind, können die entsprechenden Originale im Bremer Focke-Museum bestaunt werden.
Bis zum heutigen Tage hat sich das Konzept der Rathaushallen bewahrt: Während die Untere Rathaushalle für die Öffentlichkeit zugänglich ist, ist die obere Etage repräsentativen Zwecken, Senatsempfängen und Sitzungen vorbehalten. Hier finden sich die Obere Rathaushalle, die Güldenkammer, der Kaminsaal, das Gobelinzimmer sowie der Senatssaal wieder.
Rathausführungen
Exklusive Einblicke in die verschiedenen Räume des Rathauses erhalten Besucherinnen und Besucher bei einer Rathausführung. Neben dem Rundgang durch die festliche Obere Rathaushalle mit seinen großen, von der Decke hängenden Modellschiffen oder dem Blick in die Güldenkammer, die mit wertvollen Ornamenten des Jugendstils und einer vergoldeten Ledertapete verziert wurde, wird die 600-jährige Geschichte des Rathauses und der Hansestadt Bremens geschildert. Die Führung findet täglich statt und ist über Bremen Tourismus buchbar.
Anlässlich der Welterbetage werden am ersten Junisonntag eines jeden Jahres kostenlose Führungen durch das Rathaus angeboten. In diesem Jahr wurde zudem die Sonderausstellung „Bremen – Geschichte – Welterbe“ konzipiert. Diese begibt sich auf die Spuren der spannenden Vergangenheit von Rathaus und Roland und stellt Aspekte der Baugeschichte, einzelne Restaurierungsmaßnahmen am Rathaus und die Kriterien vor, die im Jahr 2004 zur Aufnahme von Rathaus und Roland in die Welterbeliste der UNESCO führten. Die Ausstellung ist kostenlos und befindet sich bis zum 22. Juni 2023 in der Unteren Halle des Rathauses. Öffnungszeiten dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Der Roland – Wächter städtischer Freiheiten
Wenige Schritte von den Arkaden des Rathauses entfernt, befindet sich eines der bekanntesten Wahrzeichen Bremens, die Rolandsstatue. Einst als Symbol für Freiheit und Marktrecht auf zahlreichen Marktplätzen in Mitteleuropa errichtet, sind heute noch etwa 40 Rolandfiguren erhalten. Dabei ist der steinerne Bremer Roland, der 1404 errichtet wurde, mit seiner Gesamthöhe von 10,21 Metern die älteste und größte freistehende Statue des deutschen Mittelalters.
Roland diente als Wahrzeichen und Wächter städtischer Rechte und Freiheiten, darunter das Marktrecht, die städtische Gerichtsbarkeit und als besonderes Privileg Bremens die sogenannte Kaiser- und Reichsfreiheit, wie es die Umschrift auf dem Schild um den doppelköpfigen Reichsadler verkündet. Diese lautet übersetzt: „Freiheit verkündige ich euch, die Karl und mancher andere Fürst, fürwahr, dieser Stadt gegeben hat. Dafür dankt Gott, dies ist mein Rat.“ Die Rede ist hierbei von Karl dem Großen, der Bremen zahlreiche Rechte und diverse Privilegien gewährte.
Als Ensemble aus Rathaus und Roland zählen die beiden Denkmäler seit 2004 zum UNESCO-Welterbe, da sie als Zeugnis für bürgerliche Autonomie und Souveränität stehen und außerdem in ihrer Symbolik bis heute den eigenständigen Status des Stadtstaates Bremen reflektieren.
Die Weinkultur – der Bremer Ratskeller
Wer vor dem Rathaus steht, kann sich kaum vorstellen, welch imposanter Schatz sich unter dem Marktplatz verbirgt: der Bremer Ratskeller. Vier bis sechs Meter unter der Erde bilden rund 5.000 Quadratmeter das „köstliche Fundament des Rathauses“ – wie der Bremer Ratskeller auch liebevoll von den Bremerinnen und Bremern genannt wird. Und diesen Namen trägt der Ratskeller nicht ohne Grund, denn neben dem gleichnamigen Restaurant verbirgt sich im Kellergewölbe das weltweit größte Sortiment deutscher Qualitätsweine, in dem alle 13 deutsche Anbaugebiete vertreten sind.
Dabei blickt der Ratskeller auf eine traditionsreiche Geschichte zurück, schließlich wird durch die bremischen Häfen seit Jahrhunderten Wein aus der ganzen Welt in die Hansestadt importiert und gehandelt. Seit seiner Fertigstellung gemeinsam mit dem Rathaus im Jahre 1409 ist der Bremer Ratskeller wichtiger Repräsentant und Aushängeschild dieses Geschäfts, wodurch er zu den ältesten Weinkellern Deutschlands zählt. Die Besonderheit dabei: Das Sortiment beinhaltet ausschließlich deutsche Weine. Darunter auch einige Raritäten, denn die Gewölbe der „Schatzkammer“ beherbergen den ältesten Flaschenwein aus dem Jahr 1727 und im Rose- und Apostelkeller befindet sich der älteste Fasswein von 1653.
Somit treffen im Ratskeller zwei Welterbe aufeinander, zum einen die mehr als 2.000-jährige Weinkultur in Deutschland, die sich seit 2021 Immaterielles Kulturerbe nennen darf, sowie zum anderen das UNESCO-Welterbe Bremer Rathaus. Dieser besondere Status des Ratskellers führte dazu, dass er 2022 beim bremischen Tourismuspreis in der Kategorie „Typisch Bremen“ als Gewinner ausgezeichnet wurde.
Ratskellerführungen
Hintergründe zur Bremer Weintradition sowie Details zu einzelnen Weinsorten und deren Anbaugebieten können bei einer Ratskellerführung kennengelernt werden. Durch die Reisen in die Vergangenheit führen sogenannte „Weingeister“ – wie das Team der Kellerführungen auch genannt wird. Je nach Format bekommen die Gäste die Möglichkeit, deutsche Qualitätsweine und Sekte in Kombination mit regionalen Spezialitäten zu verkosten. Insgesamt besteht die Auswahl von fünf verschiedenen Führungen, deren Dauer zwischen 60 bis 240 Minuten variieren. Vom einfachen Einblick „Keller Kieken“ über die Kellerführung „Selection“ mit drei Weinen bis hin zur Premiumführung mit fünf Weinen und Schokolade. Ein besonderer Fokus wird bei den „Drink Pink“-Führungen gelegt, wo die Vielfalt deutscher Roséweine im Mittelpunkt steht. Wie der Name "Sekt Crémant & Co." bereits vermuten lässt, widmet sich diese Führung ausschließlich Schaumweinen und klärt auf, worin der Unterschied zwischen Secco und Sekt ist. Die Führungen sind über den Ratskeller oder Bremen Tourismus buchbar.
Alternativ zur Verkostung vor Ort bietet der Ratskeller sein Sortiment bei bremischen Stadtfesten und auf dem Weihnachtsmarkt an. Außerdem kann bei Online-Veranstaltungen das Wissen über den deutschen Wein und regionale Spezialitäten fachkundig erweitert werden. Sei es die interaktive digitale Kellerführung oder die individuelle Weinprobe zuhause per Livestream – die Verkostung kommt dank zuvor zugeschickter Weinboxen nicht zu kurz.
Erfolgsgeschichten
Seit 2018 setzen die Themenjahre in Bremen innovative Impulse für Stadtmarketing und regionale Wirtschaftsförderung. Sie stärken den Tourismus in der Hansestadt und fördern vielseitige Kooperationen. WFB-Projektleiterin Kristina Brandstädter weiß, was das Bremer Modell erfolgreich macht und welche Ansätze andere Städte nutzen können.
Mehr erfahrenIn der neuen Episode unseres Podcasts geht es um den Werder Bremen-Faktor: Das Verhältnis von Fußball, Sport und Wirtschaft in Bremen. Mit dem Vorsitzender der Werder-Geschäftsführung Klaus Filbry und WFB-Geschäftsführer Oliver Rau.
zum PodcastBremen gehört seit Anfang November 2024 offiziell als Street Art City zu den exklusiven Partner:innen der international agierenden „Street Art Cities“-App.
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