Auto ummelden im Dorfladen
PressedienstTante Enso testet Servicestationen in ihren genossenschaftlich geführten Märkten

Noch schnell in den Supermarkt, weil die Milch alle ist? Abseits von Städten ist das oft ein Problem, weil dort kaum noch wohnortnahe Geschäfte vorhanden sind. Das Bremer Unternehmen Enso bietet seit 2019 eine Lösung: Als Genossenschaftsmodell bringt es Dorfläden zurück aufs Land – bundesweit schon mehr als 70. Nun sollen digitale Servicesäulen das Angebot erweitern. Was damit künftig alles möglich sein soll.
Wenn wieder ein Supermarkt von Tante Enso in Orten wie Drangstedt, Holtsee oder Spieka eröffnet wird, gleicht das Ereignis oft einem kleinen Dorffest. „Dann singen zum Beispiel Kinder aus der Kita, es gibt einen Bratwurststand und der Bürgermeister hält eine Rede“, sagt Jessica Renziehausen vom Bremer Unternehmen Enso. „Das ist richtig herzerwärmend.“ Oft zog sich schon vor vielen Jahren der letzte Lebensmittelladen aus dem Dorf zurück. Enso bringt dagegen seit 2019 Supermärkte in ländliche Regionen zurück.
Bedingung ist, dass sich ein Dorf eine Tante Enso-Filiale explizit wünscht – schließlich muss sich das Engagement von Enso finanziell lohnen. Nur wer unbedingt einen Laden vor Ort haben möchte, kaufe hinterher dort auch ein. „Man muss sich bei uns bewerben“, erklärt Enso-Geschäftsführer Norbert Hegmann das Verfahren. Und weil das Bremer Unternehmen mit einem Genossenschaftsmodell arbeitet, sind je nach Größe des Dorfes mehrere hundert Menschen notwendig, die sich mit je 100 Euro an der neuen Filiale beteiligen. Durch das Genossenschaftsmodell soll es den Bewohnerinnen und Bewohner erleichtert werden, das Angebot aktiv mitzubestimmen.
„Wünsch dir was“-Button
Schwierig ist es meist nicht, potenzielle Teilhaberinnen und Teilhaber zu finden, denn das Konzept überzeugt schnell: Der Tante Enso-Supermarkt bietet ein Vollsortiment mit durchschnittlich 3.500 Artikeln. „Das ist in etwa das Doppelte, was ein Discounter im Angebot hat“, so Hegmann. „Es gibt sogar Wasabi, Noriblätter und Kimchi in Dosen.“ Was ins Regal kommen soll, bestimmen die Kundinnen und Kunden mit. Auf der Tante Enso-Internetseite gibt es einen „Wünsch dir was“-Button. „In den Läden hängen aber auch Tafeln, auf denen die Kundinnen und Kunden schreiben können, was ihnen fehlt“, so Renziehausen.
Zudem erhalten lokale Produzierende die Chance, ihre Produkte wie Honig, Kartoffeln oder Fleisch über die Supermärkte zu vertreiben. Das gleiche gilt für überregionale Manufakturen oder Start-ups. Einkaufen dürfen in den Läden auch Menschen, die keine Genossenschaftsanteile erworben haben. „Als Teilhaberin kauft man allerdings günstiger ein“, erklärt Renziehausen. Die Preise können mit denen in anderen Supermärkten mithalten, denn die Belieferung hat der Handelskonzern Rewe übernommen.
Die Dorfläden sind zudem durchgehend für Kundinnen und Kunden geöffnet, die im Besitz einer Tante Enso-Karte sind. „An manchen Orten ist Sonntag der Hauptverkaufstag“, sagt Renziehausen. Und auch um kurz nach Mitternacht kann noch schnell eine Milch, eine Tafel Schokolade oder eine Packung Nudeln geholt und an der Selfcheckout-Kasse bezahlt werden. Werktags sind die Läden in der Regel für einige Stunden mit Personal besetzt. Ein Online-Shop ergänzt das Angebot. Durch die geringen Personalkosten könnten die Kosten insgesamt klein gehalten werden, sagt Renziehausen.

Bundesweit mehr als 70 Filialen
Seit der Eröffnung der ersten Tante Enso-Filiale in Blender bei Bremen im Jahr 2019 sind inzwischen bundesweit mehr als 70 Filialen dazugekommen. „Wir sehen, dass so ein Supermarkt, der ja auch ein zentraler Anlaufpunkt ist, die Dorfgemeinschaft stärkt“, betont Hegmann. Ein Bürgermeister habe berichtet, dass sogar die Immobilienpreise im Dorf gestiegen seien, seitdem dort ein Tante Enso-Supermarkt aufgemacht habe. „Die Attraktivität des Ortes ist gestiegen“, weiß der Geschäftsführer. „Familien brauchen womöglich kein zweites Auto mehr.“ Auch für ältere, nicht mehr so mobile Menschen sei die Nahversorgung ein neu gewonnenes Stück Lebensqualität.
Gegründet wurde Enso 2016 von Norbert Hegmann und seinem Co-Geschäftsführer Thorsten Bausch. Zunächst wollten sie nur einen Online-Supermarkt etablieren, in die Dörfer fuhr ein Verkaufswagen. „Das hat nicht funktioniert“, sagt Hegmann. „Die Leute wollten keinen Bestellservice, auch keinen kleinen Kiosk, sondern einen echten Dorfsupermarkt mit Vollsortiment.“ Den wünschten sie sich nicht nur zum Einkaufen, sondern auch, um mit anderen Menschen aus dem Dorf in Kontakt zu kommen. So entstand der erste Supermarkt in Blender, der mit nur 100 Quadratmetern schon zu klein geworden ist. „250 Quadratmeter haben sich als optimale Größe etabliert.“
Neue Servicesäulen sollen getestet werden
Damit die Attraktivität der Standorte weiter gesteigert wird, will Enso digitale Servicestationen mit benutzerfreundlichen Touchscreens in den Läden aufstellen – zunächst testweise in zehn Filialen. „Ziel ist es, an den Geräten Angelegenheiten bei Behörden und Krankenkassen erledigen zu können“, erklärt Norbert Hegmann. Für die Dorfbevölkerung sei es entlastend, nicht für jedes Anliegen im Zweifel weit fahren zu müssen. Angedacht seien Möglichkeiten wie: Blick in die eigene Patientenakte, Punkteeinsicht beim Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg, Hochladen eines digitalen Fotos für einen neuen Personalausweis, Führungszeugnis beantragen oder Wohnsitz- und Kfz-Ummeldungen.

Datenübertragung über Bundeswehrfunknetz
Für die Übertragung sensibler Daten wird nicht das Internet genutzt. „Dafür steht uns das Bundeswehrfunknetz zur Verfügung, das einen hohen Sicherheitsstandard hat“, so Hegmann. Das Gerät verfüge zudem über einen dokumentenechten Scanner für Fingerabdrucke und Augen. Ein Lesegerät für Krankenkassenkarten sei integriert und auch ein digitales Unterschriftenfeld. „Es ist alles vorhanden, um eine sichere Personenidentifikation vorzunehmen“, betont Hegmann, dessen Unternehmen mittlerweile bundesweit auf rund 450 Mitarbeitende gewachsen ist. In der Zentrale im neuen Stadtquartier Überseeinsel arbeiten rund 50 Beschäftigte. Beide Geschäftsführer sind in Bremen fest verwurzelt. Am Standort Überseeinsel mögen sie, „dass hier gerade so viel Neues entsteht in einer industriehistorischen Umgebung“.
In der Testphase der Servicestationen soll zunächst herausgefunden werden, welche Angebote überhaupt von den Kundinnen und Kunden angenommen und gewünscht werden. Denkbar seien auch Aktionen wie die Abgabe eines virtuellen Lottoscheins oder Warenbestellugen. Vor allem für ältere Menschen könnten diese Services interessant sein. „Nicht alle haben einen Computer oder einen Laptop zu Hause. Sie könnten mithilfe der Servicesäule und vielleicht assistiert vom Personal Online-Bestellungen aufgeben.“ Die Hürde, sich im Internet zu bewegen, sei durch den intuitiv zu bedienenden Touchscreen gering. „So können wir auch zur digitalen Teilhabe älterer Menschen beitragen“, unterstreicht Enso-Geschäftsführer Hegmann.
Pressekontakt:
Jessica Renziehausen, Unternehmenskommunikation ENSO eCommerce GmbH, Tel.: +49 421 989.673.81, E-Mail: presse@enso-gruppe.de
Bildmaterial:
Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.
Foto 1: Norbert Hegmann vor einem Ausstellungsverkaufsregal in der Enso-Zentrale. ©WFB/Björn Hake
Foto 2: Gründer Thorsten Bausch (5 v.l.) war bei der Eröffnung der Filiale in Holtsee in Schleswig-Holstein dabei. ©WFB/Björn Hake
Foto 3: Norbert Hegmann vor einer Test-Servicestation in der Enso-Zentrale. ©WFB/Björn Hake
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