Wie dieser Verein eine Brücke zwischen Geflüchteten und Unternehmen baut
ErfolgsgeschichtenPort Opportunity vermittelt Geflüchtete in die Bremer Wirtschaft
Unternehmen fällt es immer schwerer, Stellen zu besetzen. Gleichzeitig suchen viele Geflüchtete nach Arbeit. Zwischen ihnen vermittelt seit 2020 der Bremer Verein Port Opportunity – wie bei Ali Reza A. und Mohamed L. Sie haben in Bremen einen neuen Job gefunden.
Noch heute kommen jedes Jahr über 150.000 Menschen nach Deutschland, um hier Asyl zu suchen. Viele von ihnen wollen dauerhaft bleiben und suchen Arbeit – um so am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können.
So wie Ali Reza A. und Mohamed L. Die beiden Geflüchteten fanden im Juli 2021 einen Ausbildungsplatz bei der Bormann Elektrobau GmbH – einem Dienstleister für Elektrotechnik, Automation und IT. „Wir haben hohen Bedarf an Fachkräften. Wie die meisten Unternehmen haben wir jedoch seit geraumer Zeit erhebliche Schwierigkeiten, Bewerberinnen und Bewerber zu finden. Uns ist schon lange klar: Wir müssen selbst die Verantwortung übernehmen, junge Menschen für die Zukunft unseres Unternehmens auszubilden“, so Franziska Bohlmann, Personalverantwortliche bei Bormann.
Über den Bremer Verein Port Opportunity e.V. entstand im ersten Halbjahr 2021 der Kontakt zu den beiden künftigen Azubis. Bohlmann: „Nach einem Praktikum in unserem Unternehmen war schnell klar, dass die beiden Kandidaten zum neuen Ausbildungsjahr bei uns starten würden. Natürlich gibt es in dem ein oder anderen Fall Hürden, wie Sprachbarrieren zu überwinden. Aber das schaffen wir.“
Vermittlung von Geflüchteten an Unternehmen
Die beiden angehenden Elektrotechniker sind zwei von mehr als 20 Geflüchteten, die Port Opportunity bisher kostenlos zu einer Stelle verholfen hat. Der Verein mit Sitz im Bremer World Trade Center sieht sich als Vermittler zwischen zwei Welten. Auf der einen Seite nutzt er sein wachsendes Netzwerk aus über 100 Bremer Unternehmen und Verbänden, um offene Jobs oder Ausbildungsstellen zu identifizieren. Auf der anderen Seite stehen die Geflüchteten, deren Arbeitsgesuche über soziale Träger wie der AWO oder der Inneren Mission zum Verein gelangen.
„Wir sprechen mit den Kandidatinnen und Kandidaten, schauen, wo ihre Stärken und Interessen liegen, suchen dann passende Stellen und sammeln die nötigen Unterlagen wie zum Beispiel die Aufenthaltsgenehmigung“, so Vincent Riesche, Projektkoordinator im Verein.
Gerade der erste Kontakt mit Geflüchteten fällt Unternehmen schwer, denn die bürokratischen Hürden bei der Einstellung sind hoch, kleineren Betrieben fehlt es da an Erfahrung und Wissen. Um zu sehen, ob die Kandidatinnen und Kandidaten in den Arbeitsalltag passen, organisiert der Verein nach ersten gemeinsamen Gesprächen der Verein deshalb häufig Ein-Tages-Praktika im Unternehmen.
„Klappt alles und kommt eine Beschäftigung zustande, haben wir unsere Mission erfüllt. Natürlich bleiben wir im engen Kontakt mit den Unternehmen, denn wir möchten ja langfristige Beziehungen aufbauen, falls zum Beispiel Bedarf nach weiterem Personal besteht. Die Unternehmen haben somit immer einen Ansprechpartner“, so Sozialpädagoge Riesche.
Sollten Unternehmen und Geflüchtete nicht zusammenfinden, geht die Suche weiter. Die Integrationsexpertinnen und -Experten des Vereins versuchen zudem, auch die Geflüchteten weiterzuqualifizieren. Sie vermitteln sie an soziale Träger weiter, wo sie dann Trainings und Sprachkurse durchlaufen.
Niedrigschwellige Beschäftigungen gefragt
Produktionshelfer, Modeverkäuferin, Pfleger, Fahrerin – in vielen Branchen hat der Verein bisher erfolgreich vermittelt und so offene Stellen besetzt. Geflüchtete interessieren sich besonders für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit Jobs, die niedrigschwellige Qualifikationen erfordern. „Hochqualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland finden häufig alleine neue Jobs, die benötigen unsere Hilfe nur selten. Wir unterstützen vor allem Unternehmen, die Arbeitskräfte in eher einfachen Jobs suchen. Zwischen Betrieb und Geflüchteten bauen wir Hemmschwellen ab. Wir merken, dass KMU heute zunehmend bereit sind, Verantwortung in Aus- und Weiterbildung zu übernehmen“, ergänzt Carsten Dohme, der im Verein für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.
Für die Zukunft plant Port Opportunity, das eigene Netzwerk weiter zu stärken. Mit neuen Angeboten wie Newslettern oder Veranstaltungen wollen sie Bremer Unternehmen regelmäßig erreichen.
Erfolgsgeschichten motivieren, die eigene Arbeit fortzusetzen
Franziska Bohlmann von der Bremer Bormann Elektrobau GmbH freut sich auch heute noch über ihre zwei neuen Azubis: „Wir sind Port Opportunity sehr dankbar, dass sie uns bei der Suche unterstützt haben – und das kostenlos. Es wird nicht das letzte Mal sein, dass wir mit dem Verein zusammenarbeiten werden.“
Erfolgsgeschichten wie diese motivieren auch den mittlerweile sechsköpfigen Verein, sagt Öffentlichkeitsmanager Dohme. „Menschen in die Beschäftigung zu bringen, das ist erfolgreiche Integration für uns. Wir sind stolz auf das Geschaffte und hoffen, dass sich noch viele weitere Unternehmen bei uns melden, damit wir unser Netzwerk erweitern können.“
Das Projekt wird vom Europäischen Sozialfonds ESF und der Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation gefördert.
Der Verein freut sich über eine Kontaktaufnahme, mehr Informationen über: https://port-opportunity.de/
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