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16.9.2024 - Tim Ole Jöhnk

Briefe aus dem Silicon Valley Herbst 2024 – so blickt das Silicon Valley auf die maritime Wirtschaft

Internationales

Trends und Technologien aus dem Tech-Tal

Länderbrief Silicon Valley Herbst 2024
© WFB/Hake

Das Wetter auf See präzise vorhersagen, Treibstoffkosten sparen, Plastikverschmutzung reduzieren, die Fischzucht verbessern: Im Silicon Valley arbeiten zahlreiche Unternehmen an der maritimen Zukunft. Wie diese aussehen kann, dazu gibt uns Tim Ole Jöhnk direkt vor Ort einen aktuellen Einblick.

Der Direktor des Northern Germany Innovation Office (NGIO) meldet sich mit Themen, die das Silicon Valley in den vergangenen Tagen und Wochen heiß beschäftigten. Sie wollen unsere Länderbriefe regelmäßig als Newsletter erhalten? Melden Sie sich hier an.

Der Brief dreht sich dieses Mal exklusiv um das Thema „BlueTech“, also neue Anwendungen für die maritime Wirtschaft, um marine Herausforderungen zu bewältigen und Nachhaltigkeit zu fördern. Er gibt damit einen Vorgeschmack auf die Reise ins Silicon Valley vom 17. bis 22. November 2024, an der sich Unternehmen und Institute aus ganz Norddeutschland beteiligen können.

Gegen die Plastikverschmutzung der Meere: Initiativen wie The Ocean Cleanup © The Ocean Cleanup

Themen der Reise im Herbst 2024*:

  1. Initiativen zur Ozeanreinigung: Um die Plastikverschmutzung der Meeresumwelt zu verringern, treten mehrere technologiegetriebene Initiativen zur Säuberung der Ozeane an. Autonome Drohnen und Schiffe, die mit fortschrittlichen Sensoren und KI ausgestattet sind, werden eingesetzt, um Müll zu erkennen und zu entfernen und weiteren Schaden für die Meereslebewesen zu verhindern.
    Große Bekanntheit hat hier die niederländische The Ocean Cleanup Initiative erlangt, die im Pazifik und an zahlreichen Flüssen Plastikmüll sammelt. Im Wasser bleibt aber Mikroplastik zurück – wie wirkt sich dieses auf das Ökosystem Ozean aus? Das untersucht zum Beispiel das Schmidt Ocean Institute aus Palo Alto, Kalifornien in seinen Expeditionen. Die NGO vom ehemaligen Google-Vorstand Eric Schmidt widmet sich zahlreichen maritimen Themen mit einem eigenen Schiff.

  2. Erneuerbare Meeresenergie: BlueTech macht Fortschritte bei der Nutzung des enormen Potenzials erneuerbarer Energie aus den Ozeanen. Gezeiten- und Wellenenergieumwandler werden entwickelt, um Strom zu erzeugen, während Offshore-Windparks an Bedeutung gewinnen und als saubere Energiequelle das Potenzial haben, Küstengemeinden zu versorgen.
    Einen auf den ersten Blick ungewöhnlichen Nutzen zieht NetworkOcean aus den Meeren. Es will Unterwasser-Datenzentren bauen. Durch die direkte Kühlung mit Ozeanwasser sollen die Betriebskosten um 25 Prozent sinken. Unterwasserdatenzentren wurden bereits getestet, unter anderem von Microsoft, und sind auch in China bereits im Einsatz. Noch unklar ist, wie sich die hohe Abwärme der Unterwasser-Servercontainer auf die Natur auswirkt – weshalb zumindest bei Behörden noch Skepsis herrscht.

  3. Fortschritte in der Aquakultur: Mit der steigenden Nachfrage nach Meeresfrüchten wird nachhaltige Aquakultur entscheidend, um Überfischung zu vermeiden und wilde Fischpopulationen zu schützen. BlueTech erleichtert die Entwicklung intelligenter Fischfarmen, die die Wasserqualität überwachen, Fütterungsprozesse automatisieren und KI einsetzen, um die Produktion zu optimieren und gleichzeitig die Umweltbelastung zu minimieren. Ein Beispiel ist hier Aquabyte aus San Francisco. Das Unternehmen setzt unter anderem KI ein, um das Verhalten von Fischen in Aquafarmen zu analysieren. Weitere Beispiele finden sich beim Risikokapitalgeber SchmidtMarine, der Projekte finanziert, die sich mit illegaler Fischerei, Reduzierung von Beifängen und verbesserten Fischfangmethoden auseinandersetzen.

  4. Fernüberwachung und -sensing: Satelliten- und Fernsensortechnologien revolutionieren die Überwachung der Ozeane. Sie ermöglichen es Forscher:innen und Naturschützer:innen, wichtige Daten über Meerestemperaturen, marine Biodiversität und Verschmutzungsgrade zu sammeln. Diese Informationen sind entscheidend, um fundierte Entscheidungen zu treffen und wirksame Schutzstrategien umzusetzen.
    Sofar setzt auf den Weltmeeren Bojen aus, die mit Sensoren und Solarzellen ausgestattet, täglich Millionen Datenpunkte sammeln. Mit diesen Daten versucht das Unternehmen Wettervorhersagemodelle zu optimieren. Nach eigenen Angaben sind sie damit 50 Prozent präziser und ermöglichen es damit Reedereien, durch intelligente Schiffsroutenplanung circa fünf Prozent Treibstoffkosten zu sparen. Ein anderes Beispiel ist das Bay Delta Live Projekt, das die Wasserqualität in der San Francisco Bay und angeschlossenen Wassersystemen anhand von Satellitenbildern überwacht.

  5. Autonome Unterwasserfahrzeuge (AUVs): AUVs verändern die Meeresforschung, indem sie es Wissenschaftler:innen ermöglichen, Tiefen und Gebiete zu erreichen, die zuvor unzugänglich waren. Diese unbemannten Fahrzeuge können Daten über Meereslebewesen, Unterwasserökosysteme und die Kartierung des Meeresbodens sammeln und tragen so zum Verständnis ozeanischer Prozesse und der marinen Biodiversität bei.
    Ein Beispiel und für Silicon-Valley-Verhältnisse schon beinahe „Traditionsunternehmen“ ist DOER Marine, das 1992 gegründet wurde und Expeditionsunterseeboote, Unterseeroboter (ROV) sowie dazugehörige Komponenten wie Greifarme, Hydraulik oder Missionsmodule anbietet.

  6. Innovation in der Entsalzung: Wasserknappheit ist ein dringendes globales Problem, und BlueTech trägt zur Weiterentwicklung von Entsalzungstechnologien bei. Es werden innovative Ansätze zur Entsalzung untersucht, die sich auf energieeffiziente und nachhaltige Methoden konzentrieren, um Meerwasser in Trinkwasser umzuwandeln.
    Eine Reisestation während der Delegationsreise könnte hier Black & Veatch sein, ein Infrastrukturunternehmen mit Hauptsitz in Kansas, das bereits weltweit Entsalzungsanlagen konstruiert hat.

  7. Wiederherstellung von Korallenriffen: Korallenriffe, die für marine Ökosysteme unverzichtbar sind, sind durch den Klimawandel und menschliche Eingriffe bedroht. BlueTech-Innovatoren entwickeln Techniken zur Wiederherstellung und Rehabilitation geschädigter Riffe, unter anderem durch den Einsatz von 3D-Druck, künstlichen Riffen und biologischen Eingriffen, um das Korallenwachstum zu unterstützen. Hier gilt das Start-up Coral Vita mit Ursprung in San Diego als Pionier, das eine erste Korallenfarm auf den Bahamas errichtet hat. Mit ihrer Methode gibt es an, Korallen bis zu 50 Mal schneller wachsen lassen zu können und sie zudem besser an die sich verändernden Umstände in den Ozeanen, wie Versauerung und Erwärmung, anpassen zu können.

Riesige Datenmengen effektiv verarbeiten ist eines der wichtigsten Blue-Tech Ziele wie hier bei north.io © north.io
  1. Ozean-Datenplattformen: Um die Ozeane effektiv zu verwalten und zu schützen, sind Datenaustausch und Zusammenarbeit von größter Bedeutung. BlueTech-Trends umfassen die Entwicklung vernetzter Ozean-Datenplattformen, die Daten aus verschiedenen Quellen zusammenführen und analysieren und so politische Entscheidungsträger:innen, Forschende und Naturschützer:innen unterstützen. Der KI- und Grafikkarten-Chiphersteller Nvidia fördert dazu verschiedene Projekte. Eines sogar aus Norddeutschland: North.io, ein Kieler Start-up, das sich der Idee verschrieben hat, die enormen Datenmengen, die bei der Kartografierung, Erschließung und Nutzung der Weltmeere anfallen, mittels neuer Technologien wie der KI handhabbar zu machen. Ein Anwendungsfeld ist etwa die Kampfmittelräumung von Weltkriegsmaterial in der Ostsee.

*Die in das finale Programm aufgenommenen Firmen können sich auch kurzfristig noch ändern und richten sich nach den Interessen der Teilnehmenden. Wir danken für Ihr Verständnis.

Fortschritte in BlueTech stellen ein vielversprechendes Hoffnungszeichen für die Zukunft unserer Ozeane dar. Während sich die Technologie weiterentwickelt, wird das Potenzial für innovative Lösungen zur Bewältigung mariner Herausforderungen immer deutlicher.

Wer sich an einer Teilnahme an der Delegationsreise interessiert, kann sich noch bis zum 30. September bei Kristin Asmussen von der Wirtschaftsförderung Schleswig-Holstein bewerben (asmussen@wtsh.de).

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