Wie eine Bremer Leuchte die Welt erobert
PressedienstBauhaus-Leuchte von Wilhelm Wagenfeld feiert 100. Geburtstag
Die Tischleuchte MT8 ist eines der bekanntesten Bauhaus-Objekte, entworfen vom Bremer Produktdesigner Wilhelm Wagenfeld. In diesem Jahr feiert die Leuchte ihren 100. Geburtstag. Dass sie immer noch hergestellt und inzwischen als WA24 in alle Welt vertrieben wird, ist Walter Schnepel zu verdanken, dem Gründer des Bremer Unternehmens Tecnolumen.
Sie ist schnörkellos elegant, zeitlos modern und eines der bekanntesten Bauhaus-Objekte: die Wagenfeld-Leuchte. WA24 heißt sie, weil sie der Bremer Produktdesigner Wilhelm Wagenfeld, einer der bekanntesten Bauhaus-Vertreter, im Jahr 1924 erstmals präsentierte. Die Tischleuchte mit dem halbkugelförmigen Glasschirm ist bis heute einer der bekanntesten Entwürfe Wagenfelds – eine Ikone des modernen Industriedesigns, die in vielen Haushalten steht, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Sogar bis ins Museum of Modern Art in New York schaffte es die Leuchte made in Bremen.
Das Bremer Unternehmen Tecnolumen ist der einzige von Wagenfeld und seiner Familie autorisierte Hersteller dieser Leuchte. Zum 100. Geburtstag in diesem Jahr wurde eine Sonderedition herausgebracht: In den gläsernen Leuchtenfuß ist die Unterschrift von Wilhelm Wagenfeld aufgebracht. Beim Kauf gibt es zudem ein Buch über die besondere Bedeutung der Kugel im Bauhaus, konzipiert von Julia Bulk, Direktorin des Austellungshauses für Design und Alltagskultur Wilhelm Wagenfeld Haus und der gleichnamigen Stiftung, die den Nachlass des Designers verwaltet. Denn an der Wagenfeld-Leuchte ist die Kugelform gleich mehrfach vertreten: Abgesehen vom Glasschirm befindet sich zum Beispiel eine kleine Kugel an der Ziehschnur und unter dem runden Fuß sitzen drei Halbkugeln. „Dadurch scheint der Fuß zu schweben“, sagt Julia Bulk.
Wagenfeld wuchs in einer Bremer Arbeiterfamilie auf
Wilhelm Wagenfeld (1900-1990) wuchs in einer Arbeiterfamilie im Bremer Stadtteil Walle auf, machte eine Lehre zum Industriezeichner in der Bremer Silberwarenfabrik Koch & Bergfeld und begann eine Lehre zum Silberschmied. Mit 23 Jahren bewarb er sich am „Staatlichen Bauhaus“ in Weimar, eine wenige Jahre zuvor vom Architekten Walter Gropius gegründete Kunstschule. Dort waren die akademischen Zugangsbedingungen aufgehoben worden, es reichte, begabt zu sein. Wagenfeld wurde aufgenommen, und in der dortigen Metallwerkstatt entwickelte der Student bereits ein Jahr später die berühmte Wagenfeldleuchte, die damals noch MT8 hieß. In großen Stückzahlen wurde sie jedoch noch nicht produziert.
1980 gründete Walter Schnepel das Unternehmen Tecnolumen
Das passierte erst viel später, als der Kaufmann und Kunstsammler Walter Schnepel bei einem seiner Besuche in Wagenfelds Atelier Ende der 1970er-Jahre die verstaubte Leuchte entdeckte. Warum er sie nicht produzieren lasse, wollte Schnepel wissen. „Dann machen Sie es doch“, soll Wagenfeld geantwortet haben. Und Schnepel machte es tatsächlich, 1980 gründete er das Unternehmen Tecnolumen in Bremen. Zunächst wurden 250 Leuchten produziert, alle an die Zeit angepassten technischen Veränderungen gab Wagenfeld frei. „Es fand sich aber kein Händler, der sie verkaufen wollte“, sagt Carsten Hotzan, Geschäftsführer von Tecnolumen.
Daher schaltete Unternehmer Schnepel Anzeigen in einem Kunstmagazin und in einer Wohnzeitschrift – mit einer Telefonnummer, worüber sich Kaufinteressentinnen und -interessenten melden konnten. „Innerhalb kürzester Zeit waren alle Leuchten verkauft“, so Hotzan. Der Handel zeigte nun doch Interesse. „Der Erfolg hat sich schnell entwickelt“, sagt Hotzan, der vor mehr als 20 Jahren die Geschäftsführung von Walter Schnepel übernahm. Vier offizielle, von Wagenfeld autorisierte Varianten der Bauhaus-Leuchte sind inzwischen auf dem Markt: Fuß und Rohr je aus Glas oder Metall.
Längst ist das Unternehmen Tecnolumen mit rund 20 Mitarbeitenden nicht nur der einzige lizensierte Hersteller der Wagenfeld-Leuchte, sondern auch einer der bekanntesten Produzenten für Bauhaus-Originale. Zum Programm gehören aber auch moderne Lampen, die das Potenzial haben, ebenfalls Designklassiker und Sammlerobjekte zu werden.2002 wurde das Schwesterunternehmen Tecnoline gegründet, das Tür- und Fensterbeschläge sowie Schalter anbietet, die von Bauhaus-Designerinnen und -Designern entworfen wurden.
„Kein anderes Produkt hat diese Strahlkraft“
Das Aushängeschild der Bremer Manufaktur ist und bleibt aber die Wagenfeld-Lampe. „Kein anderes Produkt hat diese Strahlkraft“, unterstreicht Carsten Hotzan. „Es gibt echte Fans, die haben sieben, acht Leuchten bei sich zu Hause stehen. Sie ist universell einsetzbar, man kann sie in jeden Raum stellen, selbst in die Küche.“ Das macht seiner Ansicht nach auch ihren Erfolg aus: „Sie ist formsymmetrisch, hat keine Ecken und Kanten und fügt sich gerade deshalb überall gut ein.“
Auch Julia Bulk hebt die Harmonie hervor, weist aber noch auf einen anderen Aspekt hin: „Auf der einen Seite hat die Leuchte etwas Technisches durch das Metall, das Glas und die sichtbaren Schraubringe. Auf der anderen Seite hat sie etwas sehr Harmonisches, sie sieht aus wie ein Mond, der scheint. Es ist wohl die Mischung, die gefällt.“ Vor allem viele Bremerinnen und Bremer identifizieren sich mit dem Produkt. „In der dunklen Jahreszeit zähle ich manchmal auf Spazierwegen, wie viele Bauhaus-Leuchten ich in den Fenstern sehe“, sagt sie. „Ich freue mich jedes Mal.“
Eines der am häufigsten gefälschten Designobjekte überhaupt
Ein solcher Erfolg weckt Begehren, daran teilzuhaben: Die WA24 gehört zu den am häufigsten gefälschten Designobjekten überhaupt, immer wieder tauchen Plagiate auf. „Das hört nicht auf, mal ist es mehr, mal ist es weniger“, berichtet Carsten Hotzan. Nicht immer sei es leicht, dagegen rechtlich vorzugehen. Der Unterschied zum Original sei aber meistens sehr schnell zu erkennen, denn den Qualitätsstandard von Tecnolumen kann niemand erreichen. Die 28 Bauteile für die Leuchte kommen aus Europa, vor allem aus Deutschland. „Das ist uns sehr wichtig“, unterstreicht Hotzan. Der Glasschirm wird in kleinen Glashütten in Polen und Slowenien mundgeblasen.
„Eine Wagenfeld-Leuchte ist etwas fürs Leben“
In Bremen werden die einzelnen Elemente zusammengebaut und technisch auf ihre Qualität überprüft. „Die Materialien halten ewig. Wer die Leuchte besitzt, vererbt sie an die nächste
Generation weiter. Ich habe noch nie gehört, dass jemand sie weggeworfen hat“, betont Hotzan. „Eine Wagenfeld-Leuchte ist etwas fürs Leben.“
Die Allererste kam bereits in den 1920er-Jahren nach Bremen: Wilhelm Wagenfeld hatte ein Ausstellungsstück in Weimar zum Selbstkostenpreis gekauft und seinen Eltern geschenkt. Als diese starben, ging die Leuchte wieder in den Besitz des Sohnes über, der damals in Stuttgart lebte. Nach dem Tod Wagenfelds fand sie ihren Weg zurück nach Bremen – als Dauerleihgabe im Wilhelm Wagenfeld Haus. „Es ist das Star-Stück unserer Sammlung“, sagt Julia Bulk. Ab 14. November wird es in der Ausstellung „Wilhelm Wagenfeld A – Z“ wieder für die Öffentlichkeit zu sehen sein.
Pressekontakt:
Frank Meierdiercks, Kommunikationsberater, Tel.: +49 171 2136402, E-Mail: fm@tecnolumen.de
Kathrin Hager, Pressestelle Wilhelm Wagenfeld Haus, Tel.: +49 421 33 999 33, E-Mail: k.hager@wilhelm-wagenfeld-stiftung.de
Bildmaterial:
Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.
Foto 1: Tecnolumen-Geschäftsführer Carsten Hotzan sitzt vor vier Varianten der Wagenfeld-Leuchte. © WFB/Björn Hake
Foto 2: Die Bauhaus-Leuchte wird in Bremen in Handarbeit hergestellt. © WFB/Björn Hake
Foto 3: Die Bauhaus-Leuchte made in Bremen ist eine Design-Ikone. ©WFB/Björn Hake
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