Von Bremen rund um den Globus
Maritime Wirtschaft und LogistikLogistik-Dienstleister Leschaco steuert aus dem Industriehafen weltweite Warenströme
Das Bürohaus an der Kap-Horn-Straße im Bremer Industriehafen ähnelt einer Schiffsbrücke. Das ist durchaus symbolisch. Denn aus der Zentrale des Logistik-Dienstleisters Leschaco wird die Arbeit von weltweit mehr als 4000 Beschäftigten gesteuert, die die Handelsströme zwischen den Kontinenten in Bewegung halten. Trotz ihrer internationalen Bedeutung ist die Firma in ihrer Heimat so etwas wie ein „Hidden Champion“. Als Familienunternehmen folgt es trotz seiner Größe den Werten des Mittelstandes und bietet zugleich als Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb am Standort Bremen die vielfältigen Möglichkeiten eines Konzerns.
In der weltweiten Wirtschafts- und Handelspolitik gehen die Wogen derzeit hoch. Doch Steffen Küpper betrachtet die aktuelle Situation entspannt. „Als Logistiker sind wir es gewohnt, auf Sicht zu fahren und uns schnell auf neue Herausforderungen einzustellen“, sagt der 47-Jährige. „Wir“ - das ist der Logistik-Allrounder Leschaco, der von Bremen aus weltweit insbesondere für den Maschinen- und Anlagenbau, die chemische Industrie sowie für Pharma-Unternehmen und den Konsumgüter-Bereich die Lieferketten organisiert.
Steffen Küpper ist seit zwei Jahren als „Chief People and Culture Officer“ Mitglied der Geschäftsleitung des Familienunternehmens. Natürlich sind dort die Auswirkungen regionaler Konflikte oder plötzlicher Verwerfungen in der weltumspannenden Wirtschaftspolitik nahezu ständig präsent. „Für den Umgang mit solchen Situationen gibt es keine Patentrezepte“, ist Küpper überzeugt, „weil wir auf die Erfahrung unserer Teams vertrauen können, finden wir immer eine Lösung im Interesse unserer Kunden.“

Ein Hidden Champion - weltweit aktiv und in Bremen heimisch
Rund 4000 Beschäftigte in der Bremer Zentrale sowie in weltweit 92 Büros und 24 Tochtergesellschaften; gut eine Milliarde Euro Jahresumsatz in den Geschäftszweigen See- und Luftfracht, Tankcontainer, Kontraktlogistik, Intermodalverkehre sowie Logistik-Komplettlösungen - das sind die Fakten eines inhabergeführten Unternehmens, dessen Wurzeln bis nach Hamburg reichen.
Dort wurde die Firma 1879 von Wilhelm Lexzau und Julius Scharbau als Spedition gegründet. 19 Jahre später engagierten sich die beiden mit einer Niederlassung an der Weser. Zu einem Bremer Unternehmen wurde Leschaco endgültig, als Herbert Conrad - Großvater des heutigen CEO Constantin Conrad - 1959 als Teilhaber einstieg und „Lexzau, Scharbau“ 1970 vollständig übernahm. „Auch wenn wir überwiegend international tätig sind, sind und bleiben wir in Bremen heimisch“, betont Steffen Küpper.
Trotz seiner Größe und Bedeutung ist Leschaco in Bremen eher Insidern als der Allgemeinheit bekannt. Doch das Unternehmen besinnt sich zunehmend seiner tiefen Verwurzelung im Bremischen. Sichtbar wird dies beispielhaft an einem Ausbau der Zusammenarbeit mit Universität und Hochschulen. Der Hintergrund ist klar: Leschaco ist weiter auf Expansionskurs; für sein weltweites Engagement benötigt der Logistik-Dienstleister auch Fachkräfte in der Zentrale an der Kap-Horn-Straße im Bremer Industriehafen. „Bremen hat eine hervorragende Hochschul-Landschaft“, ist Küpper überzeugt, „dieses Potenzial möchten wir stärker nutzen.“
Bremen hat eine hervorragende Hochschul-Landschaft. Dieses Potenzial möchten wir stärker nutzen.
Steffen Küpper, Chief People and Culture Officer
Kooperation mit der Universität Bremen – Wissensfundgrube für Studierende
Zu den ersten Vorhaben zählte die Zusammenarbeit mit der „Arbeitsgruppe Internationales Management & Governance“ im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Bremen. 22 Studierende aus der Arbeitsgruppe befassten sich in dem Praxisprojekt ein Semester lang mit der Internationalisierungs-Strategie von Leschaco. Neben einer Industrie- und Wettbewerbsanalyse beschäftigten sich die Studierenden unter anderem mit Nachhaltigkeitsthemen des Logistik-Dienstleisters sowie mit dem Risikomanagement des Unternehmens.
Für die Studierenden erweist sich das Projekt als wahre Wissensfundgrube. „Während der Ausbildung den Alltag eines Unternehmens betrachten zu können, ist für uns von unschätzbarem Wert“, sagt Arbeitsgruppenleiter Prof. Peter Pican. Als Teil eines internationalen Studiengangs war das Projekt maßgeschneidert für Leschaco als international aktivem Unternehmen. Und es war auch für die Arbeitsgruppe der Universität eine Premiere: „Es war für uns das erste Projekt dieser Art, deshalb hoffen wir, dass wir die vertrauensvolle Zusammenarbeit fortsetzen können“, betont Prof. Pican.

Leschaco sucht und fördert gezielt Input von außen
Das gemeinsame Projekt mit der Universität spiegelt den Geist wider, der sich in dem traditionsreichen Unternehmen seit der Übernahme der Geschäftsführung durch Constantin Conrad entwickelt. Leschaco sucht und fördert gezielt Input von außen und will anderen Input geben. Das passt zu der Positionierung im internationalen Markt. Mit seinen umfassenden Logistik- und Transportlösungen insbesondere für den komplexen Gefahrgutbereich bewegt sich Leschaco in einem Umfeld, das durch Herausforderungen, Innovationen und die Bereitschaft zur Veränderung geprägt ist. „Wir haben eine Nische besetzt; dort wollen wir die Besten sein“, betont Steffen Küpper.
Über Jahrzehnte ist Leschaco durch unternehmerische Risikobereitschaft, hanseatischer Gründlichkeit und Intuition von der klassischen Spedition zur international agierenden und weit verzweigten Logistik-Gruppe gewachsen. Ohne die bisherigen treibenden Kräfte zu vernachlässigen, öffnet sich das Unternehmen stärker für strategische und wissenschaftsbasierte Impulse von außen. Dazu zählt unter anderem das gemeinsam mit der Hamburg School of Business Administration angebotene Duale Studium zum Bachelor of Science BSc Logistics Management sowie weitere berufsbegleitende Studiengänge.
Trotz seiner Größe pflegt das Unternehmen seine mittelständischen Strukturen
Dass Leschaco seine weltweiten Aktivitäten auch künftig ausbauen will, ändert nichts an der Bedeutung Bremens für das Unternehmen: „Die Steuerung erfolgt von hier aus“, betont Steffen Küpper, „zudem ist der deutsche Markt immer noch für uns der wichtigste.“ Trotz der Unternehmensgröße wird Leschaco auch seine mittelständische Struktur behalten und weiterhin pflegen. Dafür stehen neben den Gesellschaftern des Familienunternehmens auch die Vorstandsmitglieder ein.
Bestes Beispiel dürfte Steffen Küpper sein - nicht nur weil er die Bereiche Human Ressources und Unternehmenskultur verantwortet. Bevor er zu Leschaco kam, war der gebürtige Essener in ähnlicher Funktion in verschiedenen Geschäftsbereichen der L’Oreal-Gruppe sowie bei Red Bull Soccer International tätig. Für den Wechsel nach Bremen sprach für Küpper vor allem ein Argument: „Nach den Jahren in komplexen Konzernstrukturen haben mich hier die vielseitigen unternehmerischen und konkreten Gestaltungsmöglichkeiten in einer global verzweigten, lösungsorientierten und Industrie übergreifenden Branche gereizt.“
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