Von Teetied und Tea Time – Tee-Tradition in Bremen
TourismusIch gebe es zu: Ich bin ein Tee-Junkie. Zwei Kannen pro Tag müssen es schon sein. Vielleicht ist meine Heimatstadt Oldenburg ein bisschen Schuld daran, dort ist Ostfriesland und seine Tee-Tradition ja nicht weit weg. Jeder Ostfriese trinkt nämlich laut einer Statistik über 300 Liter Tee pro Jahr – da kann ich mithalten. Eine Schublade in meinem Schreibtisch im Büro ist bis zum Rand mit einer nicht kleinen Auswahl an Tees gefüllt – in der Regel mindestens zehn verschiedene Sorten. Bei einem solchen Tee-Konsum braucht man halt eine gewisse Auswahl. Da ich Tee in seiner Vielfalt einfach liebe, habe ich mich mal auf die Suche begeben, was Bremen in Sachen Tee zu bieten hat. Und ich habe gelernt, dass ich noch lange nicht alle Tee-Sorten in meiner Schublade habe.
In der Hansestadt Bremen hat der Handel eine lange Tradition. Bremer Kaufleute haben schon vor vielen hundert Jahren mit verschiedenen Gütern wie Getreide, Kaffee, Tabak oder Fisch Handel betrieben. Und unter anderem eben auch mit Tee. Das wollte ich mir näher ansehen und habe deswegen eins der ältesten, noch inhabergeführten Tee-Handels-Häuser der Stadt besucht: Kassiopeia Bremen. Das Geschäft in der Bismarckstraße, das unter anderem auch mit Edelsteinen handelt, wird bereits seit 1954 von Ursula John geführt. Angefangen haben sie und ihr Mann zunächst mit dem deutschlandweite Versandhandel von Kaffee und Tee. Das Ladengeschäft war zu Beginn noch nicht vorhanden. Später haben sie ihren Schwerpunkt auf den Tee gelegt und führen mittlerweile 300 verschiedene Sorten Tee in ihrem Bestand – so viel Platz bietet meine Tee-Schublade dann doch nicht. Alle Tees werden vor Ort abgefüllt und die Herkunft der Tees ist Inhaberin John sehr wichtig.
Begrüßt wird man am Eingang des Ladengeschäfts von einem Mitarbeiter am Teeausschank, wo man die Möglichkeit bekommt, verschiedene Tees zu probieren. Ich teste den chinesischen grünen Tee “White Monkey” und muss feststellen: Grüner Tee muss gar nicht bitter schmecken. Ich erfahre auch, dass es an meiner Art des Aufbrühens gelegen hat, dass meine Versuche, grünen Tee zu kochen, in einem bitteren Geschmack geendet sind. Im Kassiopeia bekommt man die zum Tee nötige Beratung und auch Zubehör wie Teekanne und Stövchen.
Aber nicht nur bei Kassiopeia kann man seinen Vorrat an Tee auffüllen. Bereits seit 40 Jahren besteht das Tee-Handels-Kontor Bremen, das mittlerweile in vielen Städten Deutschlands mit ihrem blau-weißen Design auffällt. So ist das Bremer Tee-Handels-Kontor auch in Berlin, Frankfurt oder in Greetsiel präsent. Mit über 150 verschiedenen losen Teesorten ist das Sortiment des Kontors sehr vielfältig. In Bremen gibt es neben der Filiale in der Domshofpassage auch noch zwei weitere: in der Böttcherstraße und im Hauptbahnhof. Bei Betty Darling Company bekommt man neben Tee auch Schokolade, Honig oder Marmelade. In der Filiale am Airport Bremen sind die Betty Darling’s Blends eine Spezialität. Die Mischungen werden von den Tea Tastern zusammengestellt und reichen von Darjeeling über Ostfriesen-Tee bis hin zu grünem Tee. Auch Probierpakete kann man bei Betty Darling Company bekommen. Paul Schrader ist seit 1921 in Bremen ansässig und auch heute noch familiengeführt. Begonnen hat auch dieser Bremer Handel zunächst mit einigen wenigen Sorten Kaffee, Kakao und Tee. Mittlerweile umfasst das Sortiment von Paul Schrader 400 verschiedene Tee-Sorten aus aller Welt. Auch hier bekommt man Delikatessen wie Schokolade, Honig oder auch Marmelade. In diesen Geschäften gibt es auch verschiedene Bremer Tee-Sorten. Einen speziellen Bremer Tee vertreibt jedoch der Martinshof: den Bremer Senats-Tee. Beim Martinshof werden viele verschiedene Senatsprodukte von rund 80 Menschen mit Behinderungen hergestellt. Das Sortiment umfasst typisch hanseatische Erzeugnisse, die rund um das bremische Senatsfrühstück entwickelt wurden. Senats-Kaffee, Senats-Konfitüre und auch der Tee werden beim wöchentlichen Senatsfrühstück im Bremer Rathaus serviert.
Eine schöne Tasse Tee an einem besonderen Ort
Wer nicht immer nur Zuhause seinen Tee genießen möchte, für den bietet sich ein Gang in eines der vielen Cafés in Bremen an. Ein besonderer Ort ist für einen solchen Besuch das Teestübchen im Schnoor. In dem alten Fachwerkhaus aus dem Jahr 1650, mitten in den verwinkelten Gassen des Bremer Schnoor, erstreckt sich seit über 50 Jahren auf 4 Etagen das Teestübchen. Im Erdgeschoss gelangt man hinter der Weinstube und dem Tresen in die Worpsweder Stube. Dieser Raum ist mit original alten Worpsweder Möbeln eingerichtet und man kann wunderbar das Treiben in den Gassen des Schnoor beobachten. Eine schmale Treppe führt dann in die beiden oberen Etagen, wo man sich zu einer geselligen Runde treffen kann. Unter dem Dach befindet sich der orientalische Raum, der nach einer Dachsanierung dort eröffnet wurde. Auf der Karte zähle ich 98 verschiedene Sorten Tee. Ich entscheide mich für etwas Bremisches: den Bremer Roland, ein Roibusch-Tee, “himmlisch harmonisch abgeschmeckt mit Rosen, Kornblumenblüten, Erdbeeren”. Ich muss zugeben, die Rosen und Kornblumen hat mein Gaumen nicht rausschmecken können. Aber der Roland war sehr lecker fruchtig.
Aber nicht nur Tee kann man dort genießen. Das Teestübchen ist gleichzeitig auch ein Restaurant – und ich muss sagen, die Speisen dufteten vorzüglich. Für die Karte wurde wert auf Proukte aus regionaler und ökologischer Landwirtschaft gelegt. Es finden sich Bremer Spezialitäten wie Knipp, Rote Grütze oder Kükenragout. Aber auch bei den Getränken sind viele Bremer Produkte vertreten: Lloyd– und Münchhausen-Kaffee, Hopfenfänger und bald auch Bier der Union Brauerei werden im Teestübchen serviert.
Tee-Kultur aus anderen Landen in Bremen
Eine Tee-Tradition aus einem anderen “Land” ist die des Ostfriesen-Tees. Dieser Tee wird bei der Teetied (der ostfriesischen Teezeremonie) mit Sahne und Kluntje getrunken – was, wie ich gelernt habe – bei allen anderen Teesorten verpönt ist. Aber beim Ostfriesen-Tee ist dies jedoch einfach ein Teil der Tradition und der Geselligkeit, die mit einer schönen Tasse Tee in netter Runde dazugehört. Auch gehört es sich für manche Gastgeber in Ostfriesland auch heute noch, dem Gast eine Tasse Tee anzubieten. Und ich bin mir sicher, dass es auch in Bremen den ein oder anderen Exil-Ostfriesen gibt, der diese Tradition der Teetied pflegt.
Auch die britische Tee-Kultur ist in Bremen präsent. Sie ähnelt der ostfriesischen. Die Briten reichen zu ihrem kräftigen Tee, der ebenfalls mit Sahne und Zucker getrunken wird, jedoch ein Teebrot. Hierbei handelt es sich um ein Hefegebäck – entwerder mit Früchten, Trockenfrüchten, Malz oder anderen Gewürzen. Auch werden häufig Scones dazu gereicht. Im Hotel zur Post und im Dorint Hotel kann man eine klassische Tea Time aus Großbritannien genießen.
Und? Wie wäre es nun mit einer schönen Tasse Tee? Lasst sie euch schmecken!
In unserem Artikel Zwischen Tradition und Moderne: Die Teestadt Bremen lest ihr noch mehr über die lange Tee-Tradition und Bremen als Teestadt.
Erfolgsgeschichten
Seit 2018 setzen die Themenjahre in Bremen innovative Impulse für Stadtmarketing und regionale Wirtschaftsförderung. Sie stärken den Tourismus in der Hansestadt und fördern vielseitige Kooperationen. WFB-Projektleiterin Kristina Brandstädter weiß, was das Bremer Modell erfolgreich macht und welche Ansätze andere Städte nutzen können.
Mehr erfahrenIn der neuen Episode unseres Podcasts geht es um den Werder Bremen-Faktor: Das Verhältnis von Fußball, Sport und Wirtschaft in Bremen. Mit dem Vorsitzender der Werder-Geschäftsführung Klaus Filbry und WFB-Geschäftsführer Oliver Rau.
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