Vor dem Neubau kommt der Abriss
Bremer Industrie-ParkDie Bremer Siedenburg-Gruppe ist auf Abbruch, Aufbereitung und Recycling spezialisiert
Fast kann man darauf wetten: Wo immer in Bremen oder im Umland ein großer Textilsack („Weser Bag“) mit Bauschutt am Straßenrand steht, eine Mulde mit Recyclingmaterialien oder Sand von einem „Absetzkipper“ bewegt wird, wo Abbruchbagger Gebäude einreißen, ist meistens die Siedenburg-Gruppe am Werk. Dem Zerlegen ausgedienter Immobilien hat das Corona-Virus bisher keinen Abbruch getan, stellt Firmenchef Karl Siedenburg gelassen fest. Im Gegenteil: Die Baubranche boomt, und wo gebaut wird, entsteht Nachfrage.
Interessante Nachfrage heißt für die Bremer Siedenburg-Gruppe: Bedarf an Demontage, Recycling, und Materialien aus dem eigenen Portfolio: Mineral-Gemische, Kies, Schlacken, Beton-Recycling, Steine, Kompost, Sand, Mutterboden und anderem mehr. Auch wenn Siedenburg inzwischen mit überregionalen und internationalen Dienstleistungen antritt, ist der Kern des Geschäfts regional ausgerichtet. „Wir arbeiten rund um den Bremer Dom. Unsere Hauptkunden sind die Kommune Bremen und die niedersächsischen Umlandgemeinden. Wir sind ein lokaler Entsorger. Unser Hauptgeschäftsgebiet ist Bremen“, so Siedenburg.
Seit mehr als 100 Jahren in Bremen aktiv
Angefangen hat alles drei Generationen früher, nämlich 1909 mit der Anmeldung eines Pferdefuhrgeschäfts in der Glücksburger Straße durch Carl Siedenburg. Zwei Weltkriege erzwangen einen mehrfachen Neubeginn. Heute zählen drei Unternehmen mit insgesamt rund 110 Beschäftigten zur Siedenburg-Gruppe: die Siedenburg Transport & Logistik GmbH für Speditionsdienste, die Abbruchspezialistin AET Krause Bremen GmbH und die Karl Siedenburg GmbH & Co. KG.
Während AET Krause sich als selbstständiges Abbruchunternehmen dem klassischen Entsorgungsgeschäft mit Containergestellung – überwiegend für gewerbliche, aber auch für private Kunden in der Stadtgemeinde Bremen – widmet, ist die Tochter Siedenburg Transport und Logistik als Speditionsgesellschaft bundesweit tätig. Dazu zählen auch eine Kooperation mit einem großen Hersteller von technischen Gasen sowie der Transport vieler Gefahrgüter. „Das Hauptgeschäft ist aber die Belieferung mit Schuttbaustoffen aller Art“, sagt Karl Siedenburg.
Recycling gewinnt weiter an Bedeutung
Die Bremer unterhalten selbst fünf Sandgruben beziehungsweise Großdeponien im Bremer Umland, aus denen Sand, Kies und Mutterboden angeliefert wird. Material, das nicht selbst gewonnen oder hergestellt werden kann, zum Beispiel Splitte, bezieht Siedenburg für den Transport und Weiterverkauf von Händlern.
Ein besonderer Stellenwert kommt dem Recycling zu. „Unsere Recycling-Baustoffe werden aus mineralischen Bau- und Abbruchabfällen in einem mehrstufigen Aufbereitungsverfahren hergestellt. Durch eine sorgfältige Kontrolle der Ausgangsstoffe und modernste Aufbereitungstechnik wird eine gleichbleibende Qualität sowohl in ökologischer als auch in technischer Hinsicht gewährleistet“, erläutert Magnus Röttering, neben Karl Siedenburg Geschäftsführer der Gruppe.
Die in diesem Prozess hergestellten Recyclingmaterialien eignen sich laut Röttering besonders als Baustoff für den Straßenbau, für die Pflaster- und Wegebefestigung, als Zuschläge für Recycling-Beton, als Verfüllbaustoffe im Erdbau und für verschiedene andere Zwecke. Er verweist auf das sogenannte Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG), wonach Recyclingrohstoffe auch am Markt wiederverwendet werden sollten, um mit wenig CO2-Aufkommen Recyclingrohstoffe zu gewinnen, zu bearbeiten und wieder ortsnah zur Verfügung zu stellen. Dabei stehe das Prinzip der Regionalität ganz oben auf der Prioritätenliste.
Umfangreiches Arsenal an Fahrzeugen und Maschinen
So vielfältig wie die Produkte, die bewegt werden, so variabel und spezialisiert präsentiert sich auch der Fahrzeug- und Maschinenpark, mit dem Siedenburg seine Aufgaben meistert. Transportiert werden unter anderem Schnittholz, Holz-, Bau- und Recyclingprodukte, Papier, Maschinen, Industrie- und Handelsgüter sowie Stahlerzeugnisse. Zum Leistungsspektrum gehören Überbreiten- und Überhöhentransporte, Gefahrgut- und Containertransporte. Die Gruppe zählt circa 60 Lkws und 15 Baumaschinen, darunter Raupen und Hydraulikbagger, zum eigenen Inventar. Es gibt eine Schwerlastabteilung im Hause, um die großen Geräte transportieren zu können, sowie eine eigene Werkstatt für die Reparatur der Fahrzeuge.
Getrübt wird der Stolz auf das stattliche Arbeitsgerät durch den chronischen Mangel an Nachwuchs: Es hapert – wie in anderen Sparten der Wirtschaft – an Lkw-Fahrern. „Wir bilden zurzeit sechs Berufskraftfahrer aus, und wir haben immer drei bis vier Auszubildende in diesem Bereich. Aber das reicht nicht aus, um alle Lkw-Fahrer-Stellen besetzen zu können“, beklagt Betriebsleiter Albrecht.
„Als Standort ist der Bremer Industrie-Park West für uns perfekt.“
Karl Siedenburg
Seit neun Jahren nutzt die Gruppe neben ihrer Zentrale in Bremen-Grambke ein Grundstück im Bremer Industrie-Park (BIP). Mit der Verlängerung der Carl-Benz-Straße im Bremer Industrie-Park ist der Kauf eines Areals von 35.000 m² für Siedenburg attraktiv geworden, derzeit entstehen vor Ort unter anderem Verladeeinrichtungen, Verkehrsflächen und eine Lkw-Waage, was in Zukunft Zeit, Kosten und Wege sparen soll.
„Als Standort ist der Bremer Industrie-Park West für uns perfekt. Wir sind dicht an unserem Hauptsitz in Grambke. Für unsere Recycling-Abteilung ist der Bremer Industrie-Park überlebenswichtig. Logistisch sind wir hier bestens angebunden, das bedeutet für uns kurze Wege“, lobt Karl Siedenburg die Standortentscheidung. Bisher mussten die Gewichte der Ladungen für die Abrechnung in Grambke ermittelt werden, was sich mit der neuen Waage im Bremer Industrie-Park erübrigt. „Wir sparen durch diesen Platz Fahrtkosten, die entstehen würden, wenn wir die Aufbereitung und Lagerung woanders machen würden. Das hat auch einen ökologischen Hintergrund“, fügt Firmenchef Siedenburg hinzu. Zusätzlich entstehen auf dem Firmengrundstück im Bremer Industrie-Park neue Büro- und Sozialräume für die Belegschaft.
Hochwertige Materialien aus der Aufbereitung
Wo sieht Siedenburg sein Unternehmen in zehn Jahren? Könnte es sein, dass dann nicht mehr ausreichend Sand zur Verfügung steht und damit das eigene Geschäftsmodell fraglich wird? „Wir haben im Norden in Schwanewede noch vier Millionen Kubikmeter, das könnte schon für die nächsten 15 bis 20 Jahre ausreichen, und im Osten in Wilstedt haben wir weitere zwei Millionen Kubikmeter, das reicht ebenfalls für 15 bis 20 Jahre“, hält Siedenburg dagegen. Der Sand sei nicht das Problem, in den nächsten 20 Jahren sei man lieferfähig. Durch den Standort im Bremer Industrie-Park-West könne abgetragenes Baumaterial angenommen und wieder zu hochwertigem Recyclingmaterial verarbeitet werden. Als Aufbereitungs- und Recyclingspezialist hoffe man, dass zumindest öffentliche Auftraggeber zunehmend Zeichen setzen und die Verwendung von Recyclingstoffen noch stärker in den Fokus nehmen.
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