„Junge Menschen wollen digital lernen – dafür braucht es die richtigen Angebote“
Digitalisierung / Industrie 4.0OHS Engineering GmbH aus Bremen
Industrie 4.0, künstliche Intelligenz, Data Science, Edge Computing – wir müssen konstant dazulernen, um mit der Digitalisierung mitzuhalten. Für diese Themen fehlen aber oft gut aufbereitete Lerninhalte. Eine neue Plattform mit Unterstützung aus Bremen will Studierenden wie Unternehmen den Zugang zu Digitalwissen erleichtern.
Wie mache ich eine alte Maschinenfabrik cloudfähig? Welche künstlichen Intelligenzen (KI) kann ich produktiv nutzen? Wie hilft mir das Internet-of-Things, neue Geschäftsmodelle zu erschließen? Fragen wie diese kommen schnell auf, wenn Unternehmen digitaler werden wollen.
Während Großunternehmen eigene Abteilungen dafür haben, fehlen diese Expert:innen im Mittelstand und bei Kleinunternehmen. Wissen müssen sich hier engagierte Beschäftigte oftmals selbst aneignen.
Ein ähnliches Problem gibt es in der akademischen Lehre. „Industrie 4.0 oder die KI sind komplexe Themen, die in Gänze nur schwer überblicken sind. Angehende Ingenieur:innen brauchen aber einen solchen Überblick, um sich einarbeiten zu können – und dafür fehlen oft die Lerninhalte“, stellt Dr. Carl Hans fest. Er ist einer der Gesellschafter des Bremer Ingenieurbüros OHS Engineering GmbH sowie Lehrbeauftragter an der Universität Bremen.
Industrie 4.0 einfach erklärt
Einen Ausweg sucht das Vorhaben „Planet4“. Das EU-geförderte Forschungsprojekt hat in den vergangenen drei Jahren neue Wege aufgetan, um die Grundlagen der Digitalisierung zu vermitteln.
Herausgekommen ist ein umfangreiches Kursangebot aus verschiedenen Lerneinheiten, die Basiswissen in Bereichen wie Industrie 4.0, Cloud und Edge Computing, Data Science, KI und Machine Learning bieten – mit ganz verschiedenen Lern-Methoden. Während manche Inhalte für Präsenzveranstaltungen konzipiert wurden, sind Video-Einheiten rein fürs Online-Lernen gedacht. Die weit verbreitete Moodle-Lernplattform dient dafür als Basis.
„Spätestens seit Corona ist für viele das digitale Lernen Normalität geworden. Junge Menschen lernen gerne mit Videos, das haben wir hier berücksichtigt“, erklärt Dr. Hans.
Neben technischem Wissen legen die Module zudem großen Wert darauf, den Lernenden beizubringen, wie man das neue Wissen später sinnvoll anwendet. „Wenn neue Technologien in der Belegschaft nicht akzeptiert werden, setzen sie sich im Unternehmen nicht durch. Deshalb trainieren wir auch Soft -Skills, etwa Kreativtechniken wie Design Thinking, und zeigen, wie man Akzeptanz für neue Technologien schafft und auch die menschliche Komponente berücksichtigt.“
Von der Luftfahrt in den Bildungssektor
Im von der Universität Pisa geleiteten EU-Projekt hat sich das Bremer Engineering-Büro OHS als einer von elf Partnern dabei auf die Validierung konzentriert. Es geht darum zu überprüfen, ob die neuen Lerninhalte auch tatsächlich den Bedürfnissen der Zielgruppe gerecht werden.
Für das Bremer Team um Dr. Hans war das eine eher ungewöhnliche Aufgabe. Denn mit ihren Fähigkeiten hat sich die OHS bisher vor allem auf die Luftfahrt-Branche konzentriert. Hier produziert das Unternehmen schwerpunktmäßig Testsysteme, unter anderem für die Hochauftriebssysteme von Passagierflugzeugen. „Die Computer, die zum Beispiel die Landeklappen steuern, müssen tausenden Tests vor der Zulassung unterzogen werden, dafür designen wir die Systeme und führen zum Teil auch selbst Tests gemeinsam mit dem Kunden durch“, so Dr. Hans.
Warum also das Engagement in einem Bildungsprojekt? Das hat zwei gute Gründe: Zum einen liegt dem Uni-Dozenten Dr. Hans das Thema Lehre ohnehin nahe. Außerdem möchte er sein eigenes Unternehmen in Zukunft breiter aufstellen: „Wir arbeiten bei der OHS in einem Grenzbereich zwischen Hardware und Software, haben mit elektrischen Systemen wie auch deren Programmierung zu tun. Diese Expertise können wir auch in anderen Branchen anwenden“, erklärt er. Als ein zukünftiger Dienstleister im Bereich der Digitalisierung sieht er so noch großes Potenzial bei Gewerbebetrieben, die etwa ihre Systeme digitalisieren und automatisieren wollen und dabei Industrie-4.0-Lösungen brauchen.
„Das EU-Forschungsprojekt hat unseren Horizont für die Bedürfnisse der Unternehmen erweitert, mit diesem Wissen können wir jetzt weiterarbeiten", führt Dr. Hans aus.
Luftfahrtbranche Bremen als Standortfaktor
Seit 2019 sitzt das Unternehmen in Bremen in der Airport-Stadt. „Hier in der Hansestadt gibt es eine breite Unterstützung der Branche durch das Luftfahrtforschungsprogramm LuRaFo der BAB. Das ist ein Standortvorteil für uns, denn die Mitarbeit in öffentlich geförderten Forschungsprojekten erlaubt es uns, dass wir uns immer wieder mit neuen Themen befassen und so neue Geschäftsfelder für uns erschließen.“
Als Standort hat das kleine Unternehmen mit neun Mitarbeitenden das durch die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH betreute World Trade Center Bremen ausgewählt, das jungen Firmen eine professionelle Umgebung bietet. „Wir nutzen hier oft die Meetingräume, haben einen Empfangs- und Büroservice und eine gute Office-Ausstattung, das Paket ist für uns ideal. Zudem sitzen wir hier direkt in der Airport-Stadt, die Nähe zu unserem Kunden Airbus macht Abstimmungswege kurz“, führt der Informatiker weiter aus.
Neben sechs Ingenieur:innen beschäftigt Dr. Hans einen Dual-Studierenden und engagiert sich in der Ausbildung von Fachinformatiker:innen. „Wir suchen immer nach Fachkräften. Für kleine Unternehmen ist es eine Herausforderung, sich gegenüber großen Konzernen durchzusetzen. Meine Tätigkeit an der Uni hilft, frühzeitig Kontakte zu potenziellen neuen Mitarbeitenden aufzubauen.“ Und auch die Mitarbeit in EU-Forschungsprojekten sei ein Baustein bei der Fachkräftegewinnung, so Dr. Hans.
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