40 Jahre BSB: Als man Computern das Schreiben beibringen musste
Digitalisierung / Industrie 4.0BSB Bremer Software & Beratungs GmbH entwickelt passgenaue Lösungen
Als in den 1980er-Jahren die ersten PCs auf den Markt kamen, war ein Bremer Unternehmen ganz vorne mit dabei und setzte Maßstäbe in der Entwicklung von Firmensoftware. Das stetige Wachstum zeigt: Nachhaltiger Erfolg ist auch in einer Branche möglich, die von ständigem Wandel gekennzeichnet ist.
Reinhard Stoever ist einer, den man getrost einen Vorreiter nennen kann. Als er 1983 in Bremen sein Software-Unternehmen gründete, waren in den USA gerade die ersten Personalcomputer auf den Markt gekommen: Die Software-Entwicklung steckte dementsprechend noch absolut in den Kinderschuhen. „Mein Lehrbeauftrager an der Uni wollte, dass ich die Diplomarbeit für mein Studium der technischen Informatik auf einem PC schreibe“, erinnert sich der heute 73-Jährige. „Aber PCs gab es damals in Deutschland noch nicht, darum mussten wir einen aus Amerika importieren.“
Eine Software zum Verfassen von Berichten auf dem Computer gab es ebenso wenig – und so schrieb Stoever aus der Not heraus seine erste Software, um damit wiederum seine Diplomarbeit schreiben zu können. Nach erfolgreichem Studienabschluss beschloss er, seine neu erworbenen Kenntnisse gewinnbringend anzuwenden und machte sich selbstständig.
Geringe Fluktuation, hohes Entwicklungspotenzial
40 Jahre später hat sich die BSB Bremer Software & Beratungs GmbH längst einen Namen als führende Anbieterin im Bereich maßgeschneiderter Software-Lösungen im norddeutschen Raum gemacht. Den Anfang machte Stoever damals mit einer Verwaltungssoftware für Architekturbüros, gefolgt von einem Programm für Rechtsanwaltskanzleien. „Beides lief gut, sodass ich vier Jahre später zwei Kollegen einstellen konnte“, erinnert er sich. Und diese beiden Kollegen sind lebender Beweis dafür, dass die Fluktuation im Unternehmen gering und das Entwicklungspotenzial hoch ist: Jörg Fischer ist heute einer von drei Prokuristen bei der BSB, Frank Lohmeyer einer von zwei Geschäftsführern.
Spannende Anfangsjahre
Die Jahre nach der Gründung waren besonders spannend, erinnert sich Reinhard Stoever. Je mehr Unternehmen damals PCs anschafften, umso größer wurden die Bedeutung von EDV und der Bedarf an passenden Software-Lösungen. „Software-Entwicklung ist eine kreative Aufgabe“, erläutert er. „Und damals gab es praktisch keine Vorgaben und keine Erfahrungswerte. Man konnte sofort das Ergebnis seiner Arbeit sehen – und auch den Frust, wenn mal etwas nicht geklappt hat.“ Oft habe er nächtelang durchgearbeitet, um zu sehen, ob alles funktioniere.
Maßgeschneiderte Anwendungen
Nachdem sein Unternehmen zu Beginn eigeninitiativ Lösungen für bestimmte Branchen entwickelt hatte, kamen mit der Zeit immer mehr Kunden mit spezifischen Anforderungen jenseits der bisherigen Produkte auf ihn und sein wachsendes Team zu. Stoever beschloss daher noch vor der Jahrtausendwende, den Fokus künftig auf maßgeschneiderte Anwendungen zu legen. Auch das mit Erfolg: Heute zählen Unternehmen aus so unterschiedlichen Bereichen wie Medizintechnik, Lagerlogistik oder Farbproduktion zu den Auftraggebern. „Überall dort, wo es keine Standards gibt, sind wir stark“, macht Stoever deutlich. „Weil wir individuelle Lösungen erarbeiten.“
Entwicklerblues hat hier keine Chance
Vor gut zehn Jahren zog sich der Gründer aus der aktiven Software-Entwicklung zurück und konzentrierte sich fortan auf die Geschäftsführung, die er Anfang 2022 zur Hälfte an Frank Lohmeyer übergab. Bereits ein Jahr zuvor hatte er seinen langjährigen Mitarbeiter und Prokuristen Jan Bischoff zum zweiten Geschäftsführer ernannt. Der hat nach eigener Aussage von Anfang an die Vielfältigkeit der Aufgaben im Unternehmen besonders geschätzt. „Wir haben hier einfach viele unterschiedliche Projekte, die einen fordern und letztlich auch fördern“, meint er. „Den Entwicklerblues, den es anderswo manchmal gibt, kennen wir darum hier nicht.“
Gerne mehr Frauen
Gute Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung, flache Hierarchien und eine familiäre Atmosphäre: Das sind laut Bischoff Gründe dafür, dass neue Mitarbeitende häufig schon als studentische Hilfskräfte im Betrieb anfangen und dann nach Abschluss ihres Studiums langfristig bleiben. Trotzdem geht der Fachkräftemangel auch an der BSB nicht spurlos vorbei. „Wir sind immer auf der Suche nach guten Leuten“, sagt der Geschäftsführer. „Aber es braucht mittlerweile viel Kreativität, wenn man als Unternehmen auf sich aufmerksam machen will.“ Aktuell sind 30 Beschäftigte bei der BSB tätig, von denen sich 25 mit Software-Entwicklung befassen – darunter nur zwei Frauen. „Wir würden gerne mehr weibliches Personal einstellen, aber wir bekommen leider nur selten Bewerbungen von Frauen“, berichtet er.
E-Learning-Plattform und Forschungsprojekte als zusätzliche Standbeine
Schon früh hat sich das Unternehmen mit dem Bereich IT-Security ein zusätzliches Arbeitsfeld geschaffen: So gehört die Durchführung von Awareness-Kampagnen für ein sicheres Zuhause von Softwarelandschaften der Kunden seit 2007 mit zum Portfolio. Zuletzt ist daraus die stark nachgefragte BSB Academy hervorgegangen: eine selbst entwickelte webbasierte E-Learning-Plattform, die Mitarbeitende in Unternehmen im Bereich Informationssicherheit schult. Mit inzwischen mehr als 20.000 aktiven Lizenzen ist das Produkt zu einem weiteren Standbein herangewachsen.
Darüber hinaus spielt auch Forschung und Entwicklung eine wichtige Rolle: So ist die BSB regelmäßig technische Partnerin in staatlich geförderten Projekten, häufig im Konsortium mit dem BIBA – Bremer Institut für Produktion und Logistik. In einem der jüngsten Projekte mit dem Titel „PrintAI“ ging es zum Beispiel darum, eine selbstlernende Softwareplattform für 3D-Druckerfarmen zur individualisierten Serienherstellung von Schuhen zu entwickeln. „Forschungsprojekte wie dieses bringen uns mit neuen Themen und innovativen Technologien in Kontakt“, erläutert Frank Lohmeyer. „Sie sind darum immer auch eine Chance, neue Geschäftsfelder zu erschließen.“
Bremen als spannender Standort
Wie überall ist auch in der Software-Entwicklung die künstliche Intelligenz (KI) gerade eines der ganz großen Themen. Um auf das Kommende vorbereitet zu sein, sammelt das BSB-Team entsprechende Erfahrungen, wo immer es möglich ist – aktuell unter anderem im Marketing, wo neuerdings häufiger KI-generierte Bilder zum Einsatz kommen. „Da wird es in Zukunft sicher Berührungspunkte mit der Software-Entwicklung geben“, ist Lohmeyer überzeugt. „Wie sich das dann konkret in der Praxis zeigt, bleibt abzuwarten.“
Dass Bremen ein guter Standort für ein innovatives Unternehmen wie die BSB ist, darin sind sich die Firmen-Leiter einig. Die Nähe zur Uni und zu den Forschungseinrichtungen, der Technologiepark, die etablierten Netzwerke, die Vielzahl an Fachkräften in der Region: „Das ist hier schon eine spannende Lage, darum haben wir uns hier immer wohlgefühlt“, macht Jan Bischoff deutlich.
Gute Aussichten
Unterdessen kümmert sich Reinhard Stoever 40 Jahre nach Gründung seines Unternehmens noch um die Finanzen und zieht sich ansonsten immer weiter aus dem Alltagsgeschäft zurück. „Das kann ich mit ruhigem Gewissen tun, weil die beiden Geschäftsführer und drei Prokuristen das super machen“, sagt er. Auf die Frage, wo er die BSB in 40 Jahren sehe, antwortet er lachend: „Darüber muss ich mir keine Gedanken mehr machen. Aufgrund unserer Flexibilität bin ich aber überzeugt davon, dass wir sehr gute Chancen haben, auch weiterhin auf dem Markt zu bestehen.“
Das sehen seine beiden Geschäftsführer genauso. „Wir wollen weiter gesund wachsen und unsere Kunden langfristig zufriedenstellen, so wie wir das auch in der Vergangenheit schon getan haben“, betont Frank Lohmeyer. Die Zertifizierung nach der Qualitätsmanagement-Norm ISO 9001 belege, dass Qualitätsfragen eine entscheidende Rolle im Unternehmensalltag spielten. Und Jan Bischoff ergänzt: Auch in Zukunft werde der Betrieb innovativ bleiben und neue Themen frühzeitig in den Blick nehmen. „Im Bereich IT und Software-Entwicklung bedeutet Stillstand Rückschritt“, meint er. „Darum werden wir am Ball bleiben und nicht nachlassen, uns technologisch weiterzuentwickeln.“
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