IT-Ansiedlung Bremen – warum es sich lohnt, in die Hansestadt zu kommen
Digitalisierung / Industrie 4.0Acht Standortfaktoren, mit denen die Hansestadt überzeugt
Standortfaktoren für IT-Unternehmen: Auch, wenn Software von überall auf der Welt entwickelt werden kann, macht der richtige Standort oft den Unterschied. Kundinnen und Kunden vor Ort, eine gute Infrastruktur und ein lebenswertes Umfeld, dass die Rekrutierung neuer Fachkräfte einfacher macht. All das bietet Bremen - und noch einiges mehr.
Die IT-Wirtschaft in Bremen wartet mit 900 Unternehmen auf, die 12.400 Fachkräfte oder rund 3,7 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Angestellten beschäftigen, so die IT-Standortstudie des Branchenverbands digitalmedia (2019). Im Ranking der größten Online-Agenturen belegt die Bremer Agentur team neusta Platz eins nach Mitarbeitendengröße (Platz fünf nach Umsatz), auf Platz drei liegt die Plan.net-Gruppe. Zu ihr gehören die Bremer E-Commerce-Spezialisten hmmh. Viele beeindruckende Zahlen – aber warum siedeln sich IT-Unternehmen in Bremen an? Wir haben Unternehmerinnen und Unternehmer, Akteurinnen und Akteure aus Wissenschaft und Verbänden gefragt, was Bremen als IT-Standort attraktiv macht.
Faktor 1: Die Ausbildung von Fachkräften durch Universitäten und Hochschulen
„Ganz klar: die Fachkräfte-Versorgung“, antwortet Christoph Ranze auf die Frage nach dem größten Standortvorteil von Bremen. Der Geschäftsführer des mittelständischen IT-Unternehmens encoway sitzt in der Nähe zur Universität – an der er früher als wissenschaftlicher Mitarbeiter forschte: „Aus den zahlreichen Hochschulen strömen hervorragend ausgebildete Absolventen, die hier auch gerne bleiben würden. Es gibt für Unternehmen eine große Auswahl an IT-Personal.“
Neben Universität, der Hochschule, der Jacobs University, der Hochschule in Bremerhaven oder der FOM Hochschule zählt er die Hochschulen Oldenburgs und Wilhelmshavens zum Einzugsgebiet. Zudem beschäftigt sich die Schul- und Berufsausbildung in der Hansestadt intensiv mit IT-Themen. „Die Hälfte unseres Personals haben wir aus eigenen Kräften rekrutiert“, zieht er zufrieden Bilanz.
Mit dem Digital Hub Industry entsteht in Bremen gerade ein Innovationshub, der Forschung und Industrie zusammenbringt, Start-ups, Nachwuchskräfte und die Öffentlichkeit zu Digitalthemen inspirieren soll. Neben encoway als eine treibende Kraft werden hier noch zahlreiche weitere Akteure sitzen wie die Universität Bremen, das KI-Transfer-Zentrum Bremen oder das Mittelstand-Digital Zentrum Bremen-Oldenburg.
Faktor 2: Das Klima zwischen Wissenschaft und Wirtschaft
Die Universitäten und Hochschulen produzieren neben lauter schlauen Köpfen neues Wissen. Viele Hochschulprofessorinnen und -Professoren haben sich international einen Namen gemacht, etwa Prof. Tanja Schultz, die in Bremen das Cognitive Systems Laboratories (CSL) betreibt. „Hinsichtlich menschenzentrierter Technologie steckt in Bremen so viel Potenzial: Von der Grundlagenforschung über die Anwendung bis zur gesellschaftlichen Implikation wird hier alles abgedeckt“, sagt sie.
Gerade im Bereich der künstlichen Intelligenz brilliert Bremen. Neben weltbekannten Forschungsinstituten wie dem Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz oder dem Institute for Artificial Intelligence sind es viele bekannte Einzelpersonen: Prof. Michael Beetz wurde 2020 etwa zu einem der vier einflussreichsten Forscher im Bereich der Robotik gewählt, Prof. Rolf Drechsler ist eine einflussreiche Persönlichkeit im Bereich der Chiptechnologie.
Viele Bremer Unternehmen kooperieren daher mit den zahlreichen Instituten in gemeinsamen Forschungsprojekten und profitieren vom Wissen und technischen Errungenschaften. Diese exzellente Forschungslandschaft zieht jede Menge begabte Köpfe an. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Abiturienten und Studienbeginnende entscheiden sich bewusst für Bremen, wie Richard Sethmann, Professor für Rechnernetze und Informationssicherheit vom Institut für Informatik und Automation der Hochschule Bremen weiß. Das duale Studium Informatik dort bildet Studierende gleichzeitig in Wissenschaft und Wirtschaft aus.
„Das duale Studium Informatik stellt für die beteiligten Unternehmen eine Ergänzung für die Rekrutierung und Ausbildung von hochqualifiziertem Nachwuchs dar. Durch die Kombination von akademischer und beruflicher Ausbildung zusammen mit der praktischen Arbeit im Betrieb entsteht eine für ‚High Potentials‘ attraktive Ausbildungsform“, sagt Sethmann. „Diese Attraktivität führt bisher dazu, dass sich gute und sehr gute Bewerberinnen und Bewerber aus unterschiedlichen Bundesländern – weit über Bremen hinaus – für diese Ausbildungsform interessieren und auch angeworben werden konnten.“
Neben dem dualem Studiengang gibt es den Masterstudiengang „Digitalisierung, Innovation und Informationsmanagement“ an der Hochschule Bremerhaven - die immer aktiv nach Kooperationspartnern für Studienprojekte sucht.
Direkt im Technologiepark, nahe der Universität, liegt das Bremer Innovations- und Technologiezentrum BITZ. Hier finden Gründende einen idealen Start ins Berufsleben. Für IT-Unternehmen ist der Standort dank seiner guten Infrastruktur, schnellen Internetverbindung und Nähe zu vielen technologieorientierten Unternehmen rund um den Technologiepark ein attraktives Pflaster. Hier finden Wirtschaft und Wissenschaft in einem Haus zusammen.
Faktor 3: Kurze Wege im kleinsten Bundesland
Es ist ein Bremer Mantra, von den kurzen Wegen zu sprechen. Aber Tatsache ist: In einem Stadtstaat rücken alle näher zusammen. Unternehmer:innen lernen hier schnell die wichtigen Personen in ihrer Branche kennen. Denn ein gutes Netzwerk ist entscheidend für den Geschäftserfolg. Zusammen mit guten Verbindungen der Wirtschaft zur Politik und Wissenschaft, sowie einer engagierten Verbandsarbeit von Interessenverbänden wie bremen digitalmedia aus der IT-Industrie und Bremen.AI für die künstliche Intelligenz, heißt das: Die Akteur:innen treffen Entscheidungen und führen Veränderungen herbei.
Faktor 4: Das Flair der Überseestadt
Die Überseestadt ist für Unternehmen aus der Kreativ- und IT-Branche attraktiv. Sie hat eine einmalige Atmosphäre, eine lebendige Mischung aus den verschiedensten Unternehmen. Der Umbau des ehemaligen Hafengeländes zu einem komplett neuen Stadtteil – übrigens eines der größten Städtebau-Projekte in Europa – genießt überregionale Attraktivität. In den modernen Bürogebäuden und sanierten alten Speichern siedeln sich zahlreiche IT-Unternehmen an, neben Branchengrößen auch viele kleine Unternehmen und Agenturen.
Der Charme liegt im Erhalt des früheren Hafen- und Industrieflairs in Verbindung mit moderner Architektur und Infrastruktur. Hier stehen alte Speicher und Schuppen, mehrere hundert Meter lange Backsteinbauten, neben neuen Glaspalästen. Und alles direkt am Weser-Ufer. Zudem haben sich einige der größten IT-Agenturen Deutschlands, hmmh und team neusta, hier angesiedelt. Sie treffen auf weitere junge und frische Unternehmen und eine Start-up-Kultur, getragen etwa durch Akteure aus Coworking-Spaces.
Faktor 5: Die Infrastruktur – Anbindung zu See, Wasser und Luft
Ein Flughafen, wenige Straßenbahnminuten vom Zentrum entfernt. Schnelle Anbindung an das Autobahnnetz von vielen Gewerbegebieten aus. Moderne Bürogebäude, etwa in der Überseestadt. Das sind alles gute Gründe, sich in Bremen anzusiedeln, findet Ronald Wermann, Vorstand und Mitgründer des Bremer SAP- und Prozessdienstleisters abat:
„Bremen als Standort hat uns überzeugt, weil wir hier eine ideale Infrastruktur vorfanden. Als IT-Dienstleister haben wir uns auf die Branchen Automotive und Logistik spezialisiert, sodass wir an Projekten weltweit arbeiten. Durch die gute Anbindung an Autobahn, Flug- und Zugverkehr sind wir in kurzer Zeit bei unseren Kunden in Deutschland und der ganzen Welt. Zudem bietet uns Bremen ideale Rahmenbedingungen, um wachsen zu können und uns weiter als einer der führenden SAP-Partner der Automobil-Branche zu positionieren. Schon bei unserer Ansiedlung hat uns die Wirtschaftsförderung unterstützt. Das hat den Standort für uns zusätzlich attraktiv gemacht. Und nicht zuletzt: Viele der Gründungsmitglieder kommen aus der Gegend. Wir fühlen uns hier sehr wohl.“
Dem pflichtet auch Vorstandsmitglied Gyde Wortmann bei. Für sie waren es auch die weichen Standortfaktoren - das Umfeld und die Lebensqualität - die für Bremen sprechen: "Nach einem Bummel durch Böttcherstraße und Schnoor und einer Bratwurst auf dem Marktplatz war ich begeistert. Ich habe mich so schnell eingelebt und wohl gefühlt, Bremen war schon nach wenigen Monaten eine neue Heimat“, so Wortmann.
Faktor 6: Große Nachfrage nach digitalen Dienstleistungen
Bremen, das ist Industrie und Handel. Als einer der zehn größten Industriestandorte Deutschlands und als Bundesland mit der höchsten Exportquote siedeln hier zahlreiche Unternehmen aus umsatzstarken Branchen. Sie alle brauchen Know-how, um sich auf die Digitalisierung vorzubereiten – am besten direkt vor Ort, so Björn Portillo, Vorsitzender des Verbandes bremen digitalmedia:
„Bremen verfügt einerseits über eine hohe Kompetenz bei IT-Dienstleistern, die beispielsweise im bundesweiten Internetagentur-Ranking jedes Jahr weit vorne liegen. Zum anderen ist die Region aber auch ein spannendes Betätigungsfeld für die Branche, denn hier ist der Anteil der Industrie an der Wirtschaft überdurchschnittlich hoch – das bedeutet, es gibt einen großen Bedarf an Projekten im Bereich Digitalisierung. Dies gilt genauso für die vielen international tätigen Handelsunternehmen. Daher wird Bremen auch als Standort für Gründungen aus dem Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie zunehmend attraktiver.“ Ein großer Markt direkt vor der Haustür – selbst in der digitalisierten Welt ein Vorteil.
Faktor 7: Start-up Kultur
Bremen ist nicht Berlin - und gerade das ist ein guter Grund, mit dem eigenen Tech-Start-up in der Hansestadt loszulegen. "Die Stadt ist nicht überlaufen wie Hamburg oder München, auch junge Unternehmen werden wahrgenommen. An Bremen reizt mich die Vielfältigkeit – es ist der facettenreichste Ferchau-Standort. Maritimes, Automotive, Raumfahrt und Start-ups, das kann kein Ort sonst bieten", weiß Jörg Haverkamp, Niederlassungsleiter der Bremer Ferchau Engineering Niederlassung. Er sucht bewusst den Kontakt zu Bremer Start-ups, um sein Unternehmen mit Know-how und neuem Wissen zu versorgen.
So, wie viele andere etablierte Bremer IT-Unternehmen. In Bremen werden Start-ups nicht allein gelassen - ob bei der Gründung mit der komfortablen Betreuung durch das Starthaus Bremen und Bremerhaven, Förderung und Finanzierung durch Mikrokredite, Darlehen oder in Acceleratoren. Rund um Gründerinnen und Gründer hat sich eine aktive Szene gebildet, die mit regelmäßigen Festivals und Veranstaltungen Gründungsgeist lebt.
Faktor 8: Lebensqualität
Die Füße in der Weser baumeln lassen, ein Becks in der Hand, in Bremen lässt es sich leben. Die grünste Großstadt Deutschlands bietet viele Grün- und Erholungsflächen, wie den 200 Hektar großen Bürgerpark direkt in der Innenstadt. Oder die große Theater- und Musiklandschaft. Was Bremen ausmacht, haben wir in unseren "Bremens Top Zwölf – Rathaus, Roland, Raumfahrt und so viel mehr" zusammengefasst.
Und auch für Informatiker bietet Bremen viele Veranstaltungen und Aktivitäten: den Hackerspace Bremen, das 3D-Druck-Labor Fablab, Hackathons, den Verein bremen digitalmedia und und und…
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