Innovative Transportmittel von der Weser
ÜberseestadtDie Bremer Manufaktur Velo Lab erobert den Lastenradmarkt
Lastenräder boomen. Mit gerade einmal 18 Kilo kommt eines der leichtesten Modelle der Welt aus Bremen. Der Grieche Stathis Stasinopoulos hat sich in der Fahrradstadt niedergelassen, um hier seinen Traum einer Fahrradmanufaktur zu verwirklichen. Mit seinen innovativen Rädern trifft das Unternehmen Velo Lab den Zeitgeist, ihre Drahtesel sind weltweit gefragt.
Bremen ist die fahrradfreundlichste Stadt mit mehr als 500.000 Einwohnerinnen und Einwohnern – das hat jüngst eine Umfrage des ADFC ergeben. Und auch im Europavergleich liegt die Hansestadt vorn. Die Bremerinnen und Bremer lieben ihre Drahtesel, die sie auf einem Radwegenetz von insgesamt 821 Kilometern ausfahren können. Nicht verwunderlich also, dass sich Stathis Stasinopoulos, gebürtiger Grieche und passionierter Fahrradfahrer, ausgerechnet in der Hansestadt niedergelassen hat, um hier unter dem Namen Velo Lab besondere Räder zu entwickeln und herzustellen: In der kleinen, aber feinen Fahrrad-Manufaktur in der Bremer Überseestadt wird eines der leichtesten Lastenräder der Welt gefertigt.
Trend Lastenrad
Damit trifft das Unternehmen aus Bremen den Nerv der Zeit, denn Lastenräder boomen. Die Kinder zur Kita bringen oder Getränkekisten vom Supermarkt abholen: Dank ihrer Ladefläche sind sie für immer mehr Menschen eine Alternative zum Auto und spielen nicht nur in der Hansestadt eine wichtige Rolle in der aktuellen Verkehrspolitik, wenn es um Fragen der zukünftigen Mobilität geht. Noch vor wenigen Jahren eher exotisch, prägen Lastenräder vor allem in den Städten zunehmend das Straßenbild. Im Fahrrad-Monitor 2021 heißt es, zwölf Prozent aller Befragten können sich vorstellen, eines anzuschaffen, sechs Prozent aller potenziellen Fahrrad-Käufer:innen planen in den nächsten zwölf Monaten den Erwerb eines Lastenrades – das entspricht etwa 920.000 neuen Lastenrädern jährlich. 28 Prozent aller Befragten beziehungsweise 32 Prozent aller Radfahrenden können sich außerdem vorstellen, ein Leihsystem für Lastenräder zu nutzen.
Auch Bremen will die Nutzung von Lastenrädern weiter fördern. Im vergangenen Jahr hat die Stadt über den Bremer Klimafonds bereits mit insgesamt 500.000 Euro den privaten Kauf von Lastenrädern unterstützt. Das Interesse war groß: Mehr als 800 Bürgerinnen und Bürger hatten im Rahmen des Förderprogramms einen Antrag für den Kauf eines Lastenrads oder Fahrradanhängers gestellt – nach gerade einmal sechs Minuten war der Fördertopf leer. In einem zweiten Schritt will Bremen die Einführung eines Leihsystems für Lastenräder unterstützen und weitere Gelder bereitstellen. Das könnte dem Fahrradmarkt in Bremen weiter Aufwind geben.
Designobjekt Lastenrad
Lastenrad klingt in erster Linie praktisch. Dass man die Funktion mit innovativem und schönem Design verbinden kann, zeigt das Bremer Unternehmen Velo Lab. Räder von der Stange gibt es hier nicht. Hier wird alles selbst designt, in Handarbeit gefertigt und nur auf Bestellung gearbeitet. Drei bis vier Monate braucht die Produktion eines Rades. Rund 200 Räder wurden im letzten Jahr beauftragt, darunter viele von internationalen Kundinnen und Kunden. Das Unternehmen wächst durch den riesigen Boom von Lastenrädern schneller als gedacht.
Doch das Besondere an den Rädern von Velo Lab ist nicht nur die minimalistische Optik und das Design, sondern ebenso das geringe Gewicht mit nur etwa 18 Kilogramm – die enorme Wendigkeit und Sportlichkeit, erzählt Jap Kellner, der zweite Kopf hinter Velo Lab. Praktisch im Stadtverkehr und auf der Langstrecke. Ein patentiertes Lenksystem, das in das Steuerrohr integriert ist und ein in der Werkstatt selbst hergestellter Rahmen aus Aluminium, das aus Griechenland bezogen wird, gehören zu den besonderen Merkmalen der innovativen Räder. Das alles gibt es in dieser Form sonst kaum woanders, sind sich die beiden Bremer sicher. Das zeigen auch die Anfragen von Fahrradbegeisterten aus aller Welt.
Mit einem Faltrad fing alles an
Fahrradbegeistert war Gründer Stathis Stasinopoulos schon immer, früh hatte er eine besondere Passion für die Mechanik. 15 Jahre fuhr er Radrennen in verschiedenen Disziplinen und schon als Schüler schraubte er als Helfer in einer Fahrradwerkstatt. Er schloss in Athen ein Maschinenbaustudium ab und arbeitete zunächst als Ingenieur. Dafür pendelte er von seinem Wohnsitz zur Arbeitsstelle mit der Bahn und dem Rad. Um seinen Drahtesel gut in der Bahn transportieren zu können, legte er selbst Hand an und entwickelte ein außergewöhnliches Faltrad. Rund 3.500 Stunden hat er mit der Recherche und der Entwicklung zugebracht, erinnert er sich. Das Grundwissen dafür brachte er sich selbst bei. „Das war die Initialzündung“, sagt er heute. 2014 präsentierte er zum ersten Mal sein Zweirad auf Europas größter Fahrradmesse in Friedrichshafen und stieß mit seinem schicken und minimalistischen Rad sofort auf Interessierte aus verschiedenen Ländern. Das Rad gibt es auch heute noch im Sortiment.
Von Athen in die Fahrradstadt Bremen
Als Fahrradfahrer sei man in Griechenland allerdings eher ein Exot, erzählt Stasinopoulos, und Athen sei nicht besonders fahrradfreundlich. Kein Vergleich zu Bremen, wo Radfahrerinnen und -fahrer das Stadtbild prägen und einen Schwerpunkt der Verkehrspolitik bilden. Eine Möglichkeit, seinen Traum einer Fahrradmanufaktur in seinem Heimatland zu leben, sah er nicht. Die Griechenlandkrise 2015 kam noch erschwerend hinzu. Für den Ingenieur war klar, er muss für seinen Traum seine Heimat verlassen. Und so landete er über einen Bekannten, der an der Weser lebte, mit vielen Ideen und einigen Prototypen im Jahr 2017 schließlich in Bremen. Hier überzeugte ihn nicht nur die gute Lage und die Erreichbarkeit wichtiger Messen und Märkte, hier gab es umfangreiche Informationen und Unterstützung für Unternehmensgründerinnen und -gründer. Stasinopoulos wagte den Sprung in die Selbstständigkeit.
In der Hansestadt traf er auch seinen heutigen Kompagnon Jap Kellner, ebenso fahrradbegeistert wie er. Das Duo erobert seitdem von Bremen aus den Lastenradmarkt. „Vor allem bauen wir Räder, die wir selber gern fahren“, so die beiden Fahrradnarren. Kellner kümmert sich vorrangig um den Vertrieb und die Kundenkontakte. Außerdem entwirft und fertigt er als gelernter Ingenieur für Bekleidungstechnik das textile Zubehör wie Fahrradtaschen, Regenabdeckungen und eine sogenannte Bello Bag für den Hund. Stasinopoulos ist hauptsächlich in der Werkstatt selbst aktiv und entwickelt seine Modelle stetig weiter. Sieben Mitarbeitende sind mittlerweile in der Bremer Überseestadt beschäftigt, mehrmals musste das Unternehmen wegen Platzmangel bereits umziehen. Und die Manufaktur wächst weiter: Rund 700 bis 1.000 Räder pro Jahr will Velo Lab in naher Zukunft ausliefern. Die Räder werden etwa zur Hälfte im Direktvertrieb vertrieben, zur anderen Hälfte über ausgewählte Läden.
Weitere Räder im Sortiment
Lastenräder machen rund 90 Prozent ihres Geschäfts aus, daneben gibt es das erwähnte Faltrad, mit dem alles begann, ein kompaktes Citybike sowie sogenannte Gravelbikes, die für schwereres Gelände ebenso Fahrkomfort bieten wie für glatten Straßenuntergrund. In einem kleinen Showroom mit Bike-Café neben der Werkstatt können Interessierte die Räder nicht nur anschauen, sondern auch ausprobieren. Auch mit E-Motor sind die Räder erhältlich. „Etwa 50 Prozent werden mit Motor ausgeliefert“, erzählt Kellner. Aber er macht auch deutlich: „Ein Fahrrad ohne Motor ist nachhaltiger. Denn es hält länger und ist damit eine langfristige Investition“. Er spricht von durchaus 30 Jahren Lebensdauer.
Pressekontakt: Velo Lab, Jap Kellner, Telefon: 0421- 54873416, E-Mail: info@velo-lab.de
Bildmaterial: Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.
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