Mit KI, Netzwerk und Standortvorteilen gegen den Fachkräftemangel
FachkräfteWie die WFB Unternehmen in Bremen bei der Fachkräftesicherung unterstützt

Was tun, wenn qualifizierte Mitarbeitende fehlen? Wenn Stellenausschreibungen kaum Rücklauf erzeugen? Wenn Hidden Champions überregional unbekannt sind und im Standortwettbewerb kaum sichtbar? Viele Unternehmen stehen genau vor diesen Fragen. „Fachkräftemangel ist kein rein Bremer Problem, sondern ein deutschland- und gar europaweites Phänomen“, sagt Anna Bode, die bei der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH für die Bestandskundenbetreuung im Bereich Mitte und für das Thema Fachkräfte mitverantwortlich ist.
Vor diesem Hintergrund hat die WFB, gemeinsam mit einem starken Netzwerk aus Bremer Partnerinnen und Partnern, ihren Fachkräfteservice aufgebaut. Ziel ist es, Unternehmen konkrete Angebote zur Fachkräftegewinnung und -bindung zu machen. Genau hier setzt der Fachkräfteservice an: mit Fachveranstaltungen, Vernetzungsangeboten und direkten Ansprechpartnerinnen.
„Wir wollen Unternehmen nicht nur informieren – wir wollen sie handlungsfähig machen“, so Danielle Bauer, die in der Stabsstelle Transformationsprojekte bei der WFB für den Fachkräfteservice zuständig ist. „Denn Fachkräftesicherung ist längst keine operative Aufgabe mehr – sie ist ein zentraler Teil unternehmerischer Entwicklung.“ Gefördert wird der unternehmensnahe Fachkräfteservice von der Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation (SWHT). Dr. Yvonne Bauer ist Ansprechpartnerin für Fachkräftegewinnung in der digitalen Transformation bei SWHT. „Fachkräftegewinnung ist längst ein strategischer Erfolgsfaktor für Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit und als solcher ein zentraler Baustein für eine gelingende Transformation der Wirtschaft“, so Dr. Bauer.
Die WFB-Angebote im Fachkräfteservice

Der Stammtisch für Personalverantwortliche: Austausch auf Augenhöhe
Ein zentrales Format des Fachkräfteservices ist der Stammtisch für Personalverantwortliche, den die WFB gemeinsam mit der Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation organisiert und der vor kurzem seine 25. Ausgabe feiern konnte. Expertinnen und Experten referieren dort über vielfältige Themen. Diese reichen von KI und Digitalisierung über mentale Gesundheit bis hin zu Altersdiskriminierung in der Arbeitswelt. „Es nehmen vor allem Personalverantwortliche aber auch Geschäftsführende am Stammtisch teil“, erklärt Bode. „Wir stellen fest, dass der Austausch immer wertvoller wird, nicht nur, um Impulse zu bekommen, sondern auch, um voneinander zu lernen.“
Besonders schätzen die Teilnehmenden das vertrauensvolle Miteinander. „Es wird offen über Erfahrungen gesprochen, auch über Fehler. So entstehen manchmal sogar neue Projektideen direkt aus dem Netzwerk heraus“, so Bode weiter. Der Stammtisch sei ein Format, das den Wandel mitgestalte – weg von reinem Recruiting, hin zu echter Organisationsentwicklung.
Eine neue Website für den Fachkräfteservice: Alles an einem Ort
Gerade frisch gelauncht – die überarbeitete Website des Fachkräfteservices – ein gemeinsames Projekt der WFB und der Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation – ist eine zentrale, auch englischsprachige, Plattform für Unternehmen, Fachkräfte, junge Talente und internationale Bewerber:innen. Sie zeigt Angebote auf einen Blick, bietet Kontaktmöglichkeiten, verlinkt auf die richtigen Ansprechpartner:innen und Institutionen im Netzwerk und stellt über die Toolbox Marketing-Instrumente für Unternehmen bereit. „Die Website bündelt das, was Bremen bietet und macht es sichtbar“, sagt Bauer.
Die Toolbox: Materialien für modernes Fachkräftemarketing
Herzstück der neuen Website des Fachkräfteservices ist die Toolbox, ein Unterstützungsangebot für Unternehmen, die ihre Sichtbarkeit als Arbeitgebende stärken möchten. Dort finden sich Logos, Vorlagen, Textbausteine, Checklisten und vieles mehr. „Die Toolbox ist ursprünglich aus der Arbeit des Standortmarketings entstanden“, erklärt Danielle Bauer. „Inzwischen entwickeln wir sie stetig weiter, zum Beispiel mit einem Baukasten für das Onboarding neuer Mitarbeitenden oder einer Stadtrallye, die Unternehmen für ihre Auszubildenden nutzen können.“

Ziel ist es, Unternehmen die Mittel an die Hand zu geben, um mit wenigen Ressourcen eine starke Arbeitgebendenmarke aufzubauen – mit Bremen als Standortfaktor im Zentrum. Denn ein unterschätzter Trumpf im Fachkräftemarketing ist oft der Standort selbst. „Bremen hat eine hohe Lebensqualität, bezahlbare Mieten im Vergleich zu anderen Städten, viel Grün und Wasser, eine gute Erreichbarkeit, exzellente Wissenschaft und eine sehr diverse Kulturszene“, zählt Bauer die Vorzüge der Hansestadt auf. „Viele Menschen von außerhalb sind überrascht, wie lebenswert die Stadt ist und genau das wollen wir sichtbarer machen.“ Die Toolbox bietet deshalb auch Materialien, mit denen Unternehmen den Standort Bremen gezielt in ihre Kommunikation integrieren können.
Der Willkommensservice Bremen: Unterstützung für Unternehmen bei der Einstellung internationaler Fachkräfte
Der Willkommensservice Bremen ist seit mehr als zehn Jahren ein etabliertes Angebot im Fachkräfteservice und ein gemeinsames Projekt der WFB und der Handelskammer Bremen. Er wird gefördert durch das Bundesförderprogramm „Integration durch Qualifizierung“ (IQ). Projektträger von IQ ist hier das RKW Bremen. Der Willkommensservice unterstützt Unternehmen bei allen Fragen rund um die Einstellung internationaler Fachkräfte. Dazu gehören etwa Themen wir Aufenthaltstitel, Anerkennung von Abschlüssen und arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen.
Neu hinzugekommen ist der sogenannte Pat:innenleitfaden, der Unternehmen hilft, neue Mitarbeitende strukturiert ins Unternehmen zu integrieren. „Der Willkommensservice ist ein echter Mehrwert und kommt sowohl bei Unternehmen als auch bei Fachkräften sehr gut an“, erklärt Manuel Kühn, Projektleiter Willkommensservice. Im Jahr 2024 wurde die Beratung durch den Willkommensservice 444-mal in Anspruch genommen.

Der Dual Career Service: Standortvorteile für Paare und Familien
Gerade für Fachkräfte, die mit Partner:in oder Familie nach Bremen ziehen, kann der Einstieg durch den Dual Career Service erleichtert werden. „Wenn eine Fachkraft nach Bremen zieht, kann sich der Partner oder die Partnerin über dieses Angebot bei Bremer Unternehmen initiativ bewerben“, erklärt Bauer. „Das ist ein echter Mehrwert, gerade für Familien. Aber es funktioniert nur, wenn sich genügen Unternehmen für diesen Service registrieren.“
Energietalente Metropolregion Nordwest: Neue Wege in der Ansprache
Ein zukunftsweisendes Projekt entsteht derzeit gemeinsam mit der Metropolregion Nordwest. Ziel des Projekts „Energietalente Metropolregion Nordwest“ ist es, internationale Fachkräfte in die Region zu holen. Stellenanzeigen aus dem Energiesektor aus Bremen und Niedersachsen werden mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz in die Landessprachen ausgewählter Zielländer im europäischen Ausland übersetzt und dort gezielt ausgespielt. Wichtig dabei sei, landesübliche Suchbegriffe zu verwenden. „Wir testen hier, wie wir gezielter Fachkräfte im Ausland ansprechen und den gesamten Prozess von der Bewerbung bis zum Start in Bremen verbessern können“, erläutert Bauer.
Junge Talente im Blick: Bremen als attraktiver Lebensort
Auch junge Menschen, etwa Auszubildende, Studierende oder Berufsanfänger:innen, sind aufgrund ihrer Relevanz für Bremer Unternehmen eine Zielgruppe des Fachkräftemanagements. „Wir arbeiten mit der Universität Bremen und den Hochschulen zusammen, aber auch mit der Handwerkskammer. Ziel ist es, gemeinsam noch besser Projekte für junge Leute zu entwickeln“, erklärt Bauer.
Netzwerken, testen, weiterentwickeln und gemeinsam wachsen
Ein Schlüssel zum Erfolg des Fachkräfteservices ist das starke Netzwerk in Bremen – sowohl innerhalb der WFB als auch mit externen Partner:innen wie der Handelskammer Bremer, der Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation oder dem IQ-Netzwerk. „Wir sehen uns als Multiplikator:innen“, sagt Bauer. „Wir bündeln Angebote, schaffen Strukturen, testen neue Ideen und entwickeln sie weiter.“
Erfolgt misst das Team dabei konsequent – etwa an Teilnahmequoten beim Stammtisch für Personalverantwortliche, Klickzahlen auf der Website oder der Anzahl von Beratungen. „Wir probieren vieles aus. Wichtig ist, dass es wirkt. Und das spüren wir aus dem Feedback des Netzwerks“, schließt Bode ab.
Mehr zur Bremer Wirtschaft gibt es in unserem Newsletter!
Erfolgsgeschichten
Wie eine Kaffeemaschine die Unternehmenskultur verändern kann
Weniger Krankheitstage, mehr Engagement, eine stärkere Marke als Arbeitgeber:in – wer in das mentale Wohlbefinden der Mitarbeitenden investiert, sichert sich messbare Wettbewerbsvorteile. Doch wie genau gelingt das? Der Bremer Experte Leonard Heygster zeigt, warum Employer Branding und Wohlbefinden zusammengehören – und was eine Kaffeemaschine mit der Unternehmenskultur zu tun hat.
Mehr erfahrenVon GenZ bis Boomer: Generationenvielfalt als wirtschaftlicher Erfolgsfaktor?
Die Alten sitzen ihre Zeit ab, die Jungen sind zu sensibel: In vielen Betrieben gibt es Vorurteile rund ums Alter. Dabei können Unternehmen wirtschaftlich dazugewinnen, wenn sie mit dem Thema „Alter“ richtig umgehen, sagen Sylvia Hütte-Ritterbusch und Valeska Schaaf von der Bremer GOKA.
Mehr erfahrenZum Weltfrauentag 2025: 10 inspirierende Frauen aus Bremen
Zum diesjährigen Weltfrauentag stellen wir zehn beeindruckende Unternehmerinnen, Wissenschaftlerinnen und Gründerinnen aus Bremen vor, die in ihren Berufen und in der Gesellschaft wichtige Impulse setzen.
Mehr erfahren