Wenn die Kinder zu Chefs werden
Maritime Wirtschaft und LogistikWie die Unternehmensnachfolge bei der PTS Logistics GmbH geglückt ist
Patrick Rehberg kann sich noch gut an den Moment vor rund 25 Jahren erinnern, als ihn sein Vater fragte: Willst du nicht endlich etwas Vernünftiges machen? Vermutlich ein wenig im Spaß gemeint, aber doch mit einem ernsten Hintergrund, brachte Rehberg die Frage seines Vaters zum Nachdenken.
Michael Rehberg, der 1989 gemeinsam mit seinem guten Freund Uwe Peters aus einer Garage heraus die PTS Logistics GmbH gegründet hatte, lebte für seinen Beruf – mit seiner Begeisterung und Leidenschaft wollte er auch Sohn Patrick anstecken. Und der biss an: Nach seiner Ausbildung zum Speditionskaufmann heuerte er bei der Firma seines Vaters an, durchlief sämtliche Bereiche und baute einen neuen Standort in Hamburg mit auf. Das liegt inzwischen mehr als 20 Jahre zurück.
Gemeinsam mit Vanessa Peters, der Tochter des Mitgründers Uwe Peters, und einem weiteren Geschäftsführer leitet er heute die Geschicke der Firma – und führt das Unternehmen mit seinen 140 Mitarbeitenden an acht Standorten in eine neue Generation.
„Vater-Sohn – das ist oft schwierig.“
Die Frage nach der Unternehmensnachfolge kam mit steigendem Alter der beiden Firmengründer, die heute 68 und 70 Jahre alt sind, immer wieder auf. Ein genaues Datum für den Ausstieg von Michael Rehberg und Uwe Peters war lange unklar, dann im letzten Jahr beschloss Peters senior zum 31. Dezember aus der Geschäftsführung auszuscheiden. Für Patrick Rehberg, der schon in den vergangenen Jahren zunehmend das Tagesgeschäft von Uwe Peters übernommen hatte, war die Unternehmensnachfolge ein gleitender Prozess. Peters habe sich über die Jahre nach und nach bereits zurückgenommen und Rehberg damit mehr Verantwortung – aber auch Freiheiten geschenkt.
Auch wenn Sohn Patrick Rehberg offiziell erst im Januar die Firmenanteile übernommen hatte, fühlte er sich schon länger in vollem Umfang verantwortlich für die Entwicklung des Betriebs. Die Konstellation, die Unternehmensnachfolge nicht mit dem eigenen Vater, sondern mit dem zweiten Geschäftsführer auf den Weg zu bringen, schien dabei für alle die geeignetste Lösung zu sein: „Für mich war es ein guter Weg“, sagt Patrick Rehberg. „So konnte ich wachsen.“ Bewusst habe man darauf verzichtet, diesen Prozess innerhalb der direkten Familie zu gehen. „Aus meiner Sicht ist es sinnvoll, dies nicht mit dem eigenen Vater zu machen. Das würde ich auch anderen Unternehmen raten, die sich mit der Frage der Nachfolge befassen“, sagt Rehberg. „Vater-Sohn – das ist oft schwierig.“
„Die nachfolgende Generation hat immer einen schweren Stand“
Vanessa Peters, die mit ihren 25 Jahren eine neue Generation im Betrieb bildet, stieß erst im vergangenen Jahr ins Bremer Unternehmen. Während ihrer Ausbildung zur Speditionskauffrau merkte sie, wie viel Freude ihr die Logistik machte. „Obwohl es eine harte Branche ist“, gibt sie zu. Peters hängte ein Bachelor- und Master-Studium dran, seit ihrem Abschluss ist sie für den Bereich Controlling und Abrechnungen bei PTS zuständig. Als Mitglied der Geschäftsführung hat Vanessa Peters einen steilen Aufstieg hingelegt, in ein paar Jahren soll sie die Nachfolge von Patrick Rehbergs Vaters Michael übernehmen – der Know-how-Transfer unter den Generationen ist in vollem Gang.
Auch wenn der jungen Frau bei der Frage nach der Unternehmensnachfolge schnell klar gewesen sei, dass sie ein Teil davon sein wollte, seien ihr auch die Schattenseiten bewusst: „Als Frau ist es immer schwieriger zu zeigen, dass man nicht nur die Tochter ist, sondern auch was kann.“ Das bestätigt auch Patrick Rehberg: „Als Sohn oder Tochter muss man sich im Unternehmen immer doppelt und dreifach beweisen, denn das Vertrauen der Angestellten muss man sich erst erarbeiten.“ Beide finden: „Die nachfolgende Generation hat immer einen schweren Stand.“
Mitarbeitende im Nachfolgeprozess mitnehmen
Doch für das zukünftige Duo in der PTS-Geschäftsführung ist das zugleich auch Ansporn, was die Umsetzung der Unternehmensnachfolge im Betrieb betrifft. „Es ist wichtig, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich abgeholt fühlen und man sie mitnimmt bei dem Prozess“, sagt Patrick Rehberg. Das treffe insbesondere auf die Führungskräfte zu, mit denen Rehberg und Peters im engen Austausch stehen. Transparenz, Nahbarkeit und Offenheit – das haben sich die beiden für den Übergang in eine erfolgreiche Nachfolge auf die Fahne geschrieben.
Überhaupt spielt das Klima im Betrieb eine große Rolle für Vanessa Peters und Patrick Rehberg. „Die Mitarbeitenden sind im Vordergrund. Sind sie zufrieden, sind es die Kunden auch“, ist Rehberg überzeugt. „Das Zwischenmenschliche ist ein wichtiger Teil bei uns.“ Dazu gehört für die Nachfolger auch, mit den Mitarbeitenden auf Augenhöhe zu agieren, flache Hierarchien zu schaffen und Verantwortung in die Hände der Führungskräfte zu legen, die regelmäßig Führungskräfteseminare besuchen oder persönliche Business-Coaching erhalten. Auch mit den anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind Rehberg und Peters im regelmäßigen Kontakt, um zu schauen, wo Weiterbildungsmöglichkeiten bestehen.
Junge Ideen gepaart mit Erfahrung
Patrick Rehberg, der inzwischen seit mehr als 20 Jahren an der Seite des Bremer Unternehmens arbeitet, sagt: „Heutzutage muss man anders an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rangehen. Man muss sich mehr Zeit für sie nehmen, sie begleiten – und offener sein für individuelle Wünsche.“ Dazu gehört für den PTS-Geschäftsführer auch, dass Angebote wie Stundenreduzierung oder Homeoffice ganz selbstverständlich zum Arbeitsalltag gehören. „Seit Corona haben wir viel dazugelernt“, sagt er. „Jeder kaufmännische Arbeitsplatz bei uns ist inzwischen mobil.“ Auch das Thema Elternzeit bei Vätern sei vor einigen Jahren noch nicht so Gang und gäbe gewesen, wie es heute im Betrieb der Fall ist. Nicht nur der Aspekt der Mitarbeiterbindung hat für die Nachfolger einen hohen Stellenwert, auch frische Ideen in Sachen Künstlicher Intelligenz, die Teilnahme an Forschungsprojekten oder Social Media spielen auch Dank Vanessa Peters nun eine zunehmende Rolle im Unternehmen. „Meine jungen Ideen und Patrick Rehbergs erfahrene Art passen total gut zusammen“, sagt Peters.
„Für meinen Vater war es nie nur ein Beruf“
Nicht nur die unterschiedlichen Betrachtungsweisen und Ideen empfinden beide als Bereicherung, auch der zeitliche Ablauf der Unternehmensnachfolge sei eine Win-Win-Situation für den Betrieb. Während Uwe Peters bereits zum Jahresende 2023 aus der Geschäftsführung ausschied, bleibt Michael Rehberg noch ein paar Jahre, um mit Vanessa Peters gemeinsam die Nachfolge an der Seite von Patrick Rehberg aufzubauen. „Wir sind mittendrin im Know-how-Transfer“, sagt die 25-jährige Vanessa Peters. Die Konstellation, dass beide Kinder den Übergang mit dem Vater des jeweils anderen auf die Beine stellen können, ist für sie ein Glücksfall. Aber sie wissen auch, dass es den bisherigen Geschäftsführern und Gründern nicht leichtfällt, sich aus dem Unternehmen zurückzuziehen. Zwar hätten ihnen die Väter nie das Gefühl gegeben, unersetzbar zu sein. Aber der Abschied aus der Geschäftsführung ist eben auch mit Emotionen verbunden: „Die Firma gehört einfach zu einem, da steckt viel Herzblut drin“, sagt Patrick Rehberg. „Für meinen Vater war es nie nur ein Beruf.“ Auch Vanessa Peters gibt zu: „Mein Vater wird sich weiterhin freuen, wenn man ihn um Rat fragt.“
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