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15.1.2024 - Mona Fendri

„Ich möchte, dass Bremen eine Führungsposition im Destinationstourismus einnimmt“

Über uns

Ein Gespräch mit Merle Meier-Holsten, Abteilungsleiterin Bremen Tourismus

Eine Frau in blau lächelt in die Kamera
Merle Meier-Holsten leitet seit Oktober 2023 die Abteilung Bremen Tourismus bei der WFB. © Visa/ Gaby Gerster

Ihre Heimatstadt Bremen als Stadt und als touristische Destination voranzubringen – das war einer der Gründe, der Merle Meier-Holsten bewegte, sich bei der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH zu bewerben. Seit etwas mehr als drei Monaten leitet sie nun die Abteilung Bremen Tourismus der Wirtschaftsförderung. Für uns zieht sie ein erstes Fazit und verrät, wie sie die Hansestadt als touristische Destination vorantreiben möchte und welche Orte sie Bremen-Gästen persönlich empfehlen würde.

Merle Meier-Holsten ist gebürtige Bremerin. Nach ihrem Studium der Psychologie, des öffentlichen Rechts und der Ökonomie arbeitete sie 23 Jahre lang bei Mondelez und spezialisierte sich auf den Marketingbereich. Zuletzt war sie dort als Global Director für Asia, Pacific, Middle-East und Africa zuständig. 2018 wechselte sie dann zu VISA, wo sie als Chief Marketing Officer tätig war, bevor sie 2023 die Abteilungsleitung des Bremen Tourismus bei der WFB übernahm.

Frau Meier-Holsten, Sie sind jetzt seit etwas mehr als drei Monaten bei der WFB. Wie sieht Ihr erstes Fazit über die Bremer Tourismusbranche und Ihre Arbeit bei der Wirtschaftsförderung aus?

Die Tourismusbranche empfinde ich als sehr herzlich, mit einer offenen Willkommenskultur. Das merke ich auch bei meinem Team im Bremen Tourismus und der Wirtschaftsförderung im Allgemeinen. Die Kolleginnen und Kollegen, aber auch die Partner:innen im Tourismus gehen sehr freundlich und teamorientiert miteinander um.

Ich finde, wir können im Tourismusbereich noch zielorientierter arbeiten und systematischer auf Schlüsselkennzahlen (KPIs) setzen. Wichtig ist auch zu definieren, welche Maßnahmen für welche Zielgruppe wichtig sind und wen man überhaupt erreichen möchte. Meiner Meinung nach können wir im Tourismus noch sehr viel mehr bewegen, indem wir Kleinigkeiten optimieren und stärker aufeinander abstimmen.
Auch denke ich, dass wir uns zum Beispiel mehr mit Zukunftsthemen wie Digitalisierung und Transformation auseinandersetzen können. Aber daran arbeiten wir. Im nächsten Jahr wird das Thema Künstliche Intelligenz im Tourismus für uns eine zentrale Rolle spielen.

Haben Sie eine konkrete Vision, wie es 2024 weitergehen soll?

Ich möchte daran arbeiten, den Tourismusbereich innovativer zu gestalten und uns den Raum geben, um zu experimentieren. Ich glaube, es tut der Branche gut, wenn wir mutig sind und Dinge stärker ausprobieren.

Im Bereich der Künstlichen Intelligenz, den ich gerade schon als Schwerpunktthema erwähnte, haben wir eine abteilungsübergreifende Task Force aufgesetzt. Wir machen uns zum Beispiel darüber Gedanken, welche konkreten Anwendungsbereiche es für KI im Tourismus geben könnte – ein Beispiel wäre die gezielte Nutzung von ChatBots im touristischen Produktmanagement. Ein weiteres Beispiel wäre, eine Version 2.0 der „Mehr als Märchen“-Kampagne aufzusetzen und die Kampagne stärker zu digitalisieren und KI hierfür zu verwenden. So wäre man mit Bremen als Destination im digitalen Raum immer präsent.

Generell möchten wir den Fokus darauf legen, die Strategien holistisch aufeinander abzustimmen. Wenn man eine Maßnahme entwickelt, ist es wichtig, auch andere Bereiche im Tourismus und Stadtmarketing einzubinden und so gemeinsame Pläne zu entwickeln.

Was bedeutet dies für die Arbeit in Ihrer Abteilung?

Grundsätzlich habe ich die Erfahrung bei der WFB gemacht, dass die Kolleginnen und Kollegen abteilungs- und teamübergreifend offen dafür sind, zusammen an Projekten zu arbeiten und gemeinsame Ziele zu erreichen. Als Führungskraft ist es meine Aufgabe, den Mitarbeitenden die Plattform zu bieten und die Zusammenarbeit zu fördern, aber auch zu fordern. Mir ist es sehr wichtig, mein Team zu empowern und ihnen die Möglichkeit zu geben, Entscheidungen zu treffen, sich auszuprobieren und weiter zu vernetzen. Es sollen alle auf Augenhöhe diskutieren.

Mir ist es auch ein Herzensthema, Frauen zu fördern und sie auf Führungspositionen vorzubereiten. Weibliche, aber im Allgemeinen diverse und vielfältige Perspektiven sind im Tourismus unglaublich wichtig, weil nur so die Gesellschaft im Ganzen repräsentiert werden kann. Durch diversere Marketing-Kampagnen kann eine große Bandbreite an potenziellen Touristinnen und Touristen angesprochen wird.

Mehr als Märchen Kampagnenmotiv
Auch 2024 nimmt der Claim "Mehr als Märchen" einen besonderen Platz im Bremer Tourismus ein. © WFB

Sie erwähnten gerade die Kampagne „Mehr als Märchen“, die 2023 eine sehr wichtige Rolle im Bremer Tourismus spielte. Wie lautet das Fazit für 2023 und wie soll es 2024 weitergehen?

Insgesamt war es eine sehr erfolgreiche und innovative Kampagne, die es geschafft hat, der Stadt als Destination eine gewisse Form der Emotionalisierung mitzugeben. Mit „Mehr als Märchen“ haben wir einen tollen Claim geschaffen, der viele Elemente miteinander verbindet, die für den Tourismus sehr wichtig sind, aber auch für die Identität der ganzen Stadt. Der Claim zieht nicht nur Besucher:innen an – auch Bremer:innen fühlen sich dadurch angesprochen und können ganz stolz auf ihre Stadt sein.

Aktuell können wir durchaus noch viel Content zu der Kampagne ausspielen und die Zielgruppen reichweitenstark erreichen. In Zukunft müssen wir uns überlegen, wie die Weiterführung der Kampagne aussehen kann. Vielleicht wird es einmal die „Mehr als Märchen“-Kampagne geben, die virtuell mit KI durch Bremen führt? Auch ein Gamification-Ansatz könnte spannend sein. Aber erst einmal ist es wichtig, dass wir die Markenbildung festigen und verankern.

Sie sprachen bereits das Thema Künstliche Intelligenz an, das im nächsten Jahr im Fokus der Arbeit stehen wird. Sehen Sie noch weitere Schwerpunkte im Bremen Tourismus für das kommende Jahr?

Neben KI wird Nachhaltigkeit ein Schwerpunktthema sein. Wir werden uns mit der Frage beschäftigen, wie man im Bremer Tourismus nachhaltige Elemente voranbringen kann. Wir haben eine Nachhaltigkeitsmanagerin, die sich sehr intensiv mit dem Thema im Tourismusbereich beschäftigt. Es ist fundamental wichtig, Nachhaltigkeit bei jeder Maßnahme mitzudenken.

Ein erster großer Erfolg war es, unsere Werbemittel digitaler zu gestalten. Wir werden aber auch weiterhin an dieser Thematik arbeiten. Darüber hinaus kann man das Thema Nachhaltigkeit auch auf soziale Aspekte wie Diversität oder Barrierefreiheit expandieren oder sich die Frage stellen, wie man mehr und gezielter mit regionalen Anbieter:innen arbeitet. Da ist schon einiges passiert, aber wir werden uns auf jeden Fall weiterhin gründlich mit dem Thema auseinandersetzen.

Als übergreifendes Ziel möchten wir natürlich die Übernachtungszahlen weiter vorantreiben und Bremen als Destination reichweitenstark kommunizieren, um auch die Frequenz hierher zu bekommen. 2023 war bereits ein sehr gutes Jahr: Das erste Halbjahr von Januar bis Juni 2023 übertraf die Übernachtungszahlen des bisherigen Rekordjahres 2019 um 1,4 Prozent.

Wir wollen jetzt prüfen, wie unsere Zielgruppen entlang der Customer Journey gelagert sind und so unsere Maßnahmen noch zielgruppenspezifischer einsetzen. Das hat auch Implikationen, welche Produkte, welche Angebote wir im Destinationstourismus anbieten werden.

Ganz wichtig ist aber auch, dass wir uns vor Augen halten, dass Tourismus ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor für Bremen, für den Einzelhandel, die Gastronomie, den kulturellen Bereich ist. Wir müssen diese Leistungsträger:innen stärker miteinander verzahnen und ihnen die Möglichkeit geben, miteinander zu arbeiten und voneinander zu lernen. Das machen wir schon im Tourismusnetzwerk, aber ich glaube, da geht noch mehr. Die Vernetzung zwischen den Akteur:innen wird also auch ein Schwerpunkt unserer Arbeit sein.

Podiumsdiskussion KI
Künstliche Intelligenz wird in Zukunft eine wichtige Rolle im Bremer Tourismus spielen. Bei den Tourismustagen im November 2023 stand das Thema bereits im Fokus. © WFB / Michael Ihle

Warum haben Sie sich für Bremen entschieden? Was macht Bremen Ihrer Meinung nach besonders?

Ich bin Bremerin, war aber beruflich immer sehr viel unterwegs. Während Corona kam dann die Vollbremsung, und es war für mich die Gelegenheit, meine Heimatstadt wiederzuentdecken. Ich habe dann für mich überlegt, dass es toll wäre, etwas in Bremen zu machen und Bremen als Stadt beziehungsweise Destination voranzubringen.

Mir gefällt besonders die Art der Bremer Kultur. Bremen ist weltoffen und gleichzeitig sehr geerdet und authentisch. Das finde ich eine angenehme Mischung. Ich liebe Bremer Gastronomie und finde auch unsere Kulturangebote wirklich gut: Wir haben interessante Theater, wir haben eine Kunsthalle mit innovativen Ansätzen. Da braucht sich Bremen im Vergleich zu anderen Städten gar nicht zu verstecken.
Ich finde auch die kurzen Wege hier großartig. Man kommt schnell von einem Ort zum anderen und kann in kürzester Zeit vieles erleben. Und in Bremen gibt es so viele unterschiedliche und vielfältige Quartiere. Man kann immer etwas Neues entdecken. Bremen ist zwar recht klein, aber trotzdem spannend. Und man trifft auch immer Menschen, die man kennt. Es ist hier einfach heimisch.

Was würden Sie einem Touristen oder einer Touristin in Bremen empfehlen? Wo sollte man auf jeden Fall hin?

Ach, wo fang ich an, wo höre ich auf? Auf jeden Fall würde ich den Bremer Schnoor empfehlen, weil ich ihn sehr einzigartig finde. Und auch den Werdersee, dort kann man so schön die Natur genießen. Und natürlich das Weserstadion, das gehört einfach zu Bremen dazu. Ich schlendere auch gerne durch das Viertel, die Kunsthalle finde ich sehr beeindruckend. Die Überseestadt finde ich vom gastronomischen Angebot her sehr interessant.

Ich komme aus der Neustadt und kann auch diese herzlichst empfehlen mit ihrer studentischen Atmosphäre. Das Papp gefällt mir besonders gut, da kann man sich sehr spannende Vorträge anhören. Bremen hat einfach so vieles zu bieten!

Vielen Dank für das Gespräch!

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