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polis Keynote Mai 2022 - Diskussion - Quelle: WFB/Rathke
30.5.2022 - Jann Raveling

Welche Innenstädte wollen wir?

Immobilienstandort

polis KEYNOTE Bremen im Mai 2022

Handel, Gastronomie, Arbeit, Wohnen – all das kann die Innenstadt von morgen bieten. Aber was erwarten wir von der Innenstadt wirklich? Brauchen wir sie noch? Gibt es Konzepte und Idee wie Innenstadt zukünftig entwickelt werden kann?

Nicht erst seit der Coronakrise stehen die deutschen Innenstädte unter Druck. Die Digitalisierung und verändertes Konsumverhalten führen zu weniger Passantinnen und Passanten und geringeren Umsätzen in den Städten. Der Leerstand nimmt zu – und damit sinkt wiederum die Attraktivität weiter.

Es braucht neue Konzepte und Ideen – aber wie sehen die aus? Das haben renommierte Expert:innen auf der vierten polis KEYNOTE am 25. Mai 2022 diskutiert.

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polis KEYNOTES

Die polis Keynotes Bremen entstehen in Kooperation mit dem Stadtentwicklungsmagazin polis und werden organisiert von der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH. Ziel des Austauschs ist es, das Netzwerk aus Kundinnen und Kunden, Partner:innen, Investierenden und Projektentwickelnden, Politik und Verwaltung zu stärken.

Bei jeder Veranstaltung steht ein aktuelles Thema der Stadtentwicklung und Immobilienbranche im Fokus. Die Keynotes stellen zudem relevante Verbindungen zu anderen Branchen und Disziplinen her – im Sinne eines neuen städtischen Miteinanders.

Rückblick auf die polis KEYNOTE vom 25. Mai 2022

Andreas Heyer, Vorsitzender der Geschäftsführung der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH
Andreas Heyer, Vorsitzender der Geschäftsführung der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH © WFB/Rathke

Erlebnischarakter, urbane Produktion, Freizeit, Kultur – Städte müssen nachhaltiger, kreativer und einzigartiger werden, so Andreas Heyer, Vorsitzender der Geschäftsführung der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH: „Wir brauchen Bereitschaft für Veränderungsprozesse. In Bremen setzen wir auf den Dialog mit allen Beteiligten – Politik, Stadtgesellschaft, Immobilienwirtschaft und Handel.“

Erste Veränderungsprozesse seien schon deutlich zu spüren etwa am Mietmarkt, wo sich Verträge bereits wandeln. Speziell in Bremen sorgen auch die beiden innenstädtischen Entwicklungsprogramme, das Aktionsprogramm Innenstadt und der Zukunftsfonds Innenstadt, für Veränderung. Hier investierte Bremen in 2,5 Jahren 23 Millionen Euro. Ziel von ihnen sei es, eine bessere Aufenthaltsqualität zu schaffen mit mehr Vielfalt, mehr Digitalisierung und höherer Erreichbarkeit. Zudem sei der Dialog mit den Akteuren der Immobilienwirtschaft ein zentrales Element in Bremen. „Wir halten die Innenstadt in der Diskussion, das ist unser Ziel“, so Heyer.

Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa
Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa © WFB/Rathke

Der Abwärtsspirale des Einzelhandels in den Innenstädten entgegenwirken, das sei eine wichtige Aufgabe der Stadtgesellschaft, sagte Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, denn: „Die Innenstadt braucht den Handel weiterhin als Leitfunktion. Gleichzeitig muss sie sich den Rahmenbedingungen und Veränderungsprozessen anpassen können. Die Innenstadt von Morgen zeichnet sich durch einen flexibleren Nutzungsmix und hohe Innovationskraft aus."

Innenstädte müssten auch nach acht Uhr leben, Gastronomie sei hierbei ein wichtiger Ankerpunkt. Neue Nutzungskonzepte seien wichtig, denn das Konsumverhalten verändere sich nicht nur durch die Digitalisierung und Pandemie, sondern auch durch steigende Lebenshaltungskosten und Inflation. Bremen habe hier bisher bundesweit am kraftvollsten reagiert und wolle auch in Zukunft schnell reagieren und Neues ausprobieren, so die Senatorin.

Michael Ehret, FRICS, Beiratsmitglied beim Projektentwickler und Anlageberater ehret+klein
Michael Ehret, FRICS, Beiratsmitglied bei ehret+klein © WFB/Rathke

„Stadtentwicklung ist ein ewig währender Prozess und unsere Aufgabe ist der mutige Umgang mit dieser Transformation. Die Frage ‚Welche Innenstädte wollen wir?‘ wirft zwei Fragen auf: 1. Wie definieren wir ganz individuell das WIR in einer Stadt? und 2. Wissen wir wirklich was wir wollen? Bedürfnisse ändern sich permanent. Eine Annäherung an diese kann über Experimente in realen Stadtlaboren gelingen", das sagte Michael Ehret, FRICS, Beiratsmitglied beim Projektentwickler und Anlageberater ehret+klein.

Zuhören sei dabei eine wichtige Qualität – den Menschen in der Stadt ein Ohr geben, was ihre Bedürfnisse und Wünsche angeht. Dann könne man besser in kleinen Schritten Veränderungsprozesse angehen und über Experimentalräume herausfinden, was funktioniere und was nicht. Langfristige Stadtplanungsprozesse seien oft zu langsam und nicht agil genug für die ersten Schritte.

Dr. Julian Petrin von der urbanista GmbH & Co. KG
Dr. Julian Petrin von der urbanista GmbH & Co. KG

Jede Stadt lebt von sechs Säulen: Sie sind Orte des Handelns, der Arbeit, der Kultur und Freizeit, des Wohnens, der politischen Teilhabe und der Mobilität. Die Gewichtung der einzelnen Faktoren wandelt sich dabei immer wieder und das sei auch heute so, sagte Dr. Julian Petrin von der urbanista GmbH & Co. KG in seiner Keynote, „Postmaterialistische Bedürfnisse jenseits des Konsums sind stärker geworden in den letzten 15 Jahren. Die Frage ist: Wie kriegen wir diese in einem hochpreisigen Feld wie der Innenstadt realisiert?“

Hier sei es wichtig, Projekte zu finden, die hybrid funktionieren und mehrere Nutzungssäulen miteinander verbinden, wie zum Beispiel skandinavische Bibliotheken es vormachten, wo Events stattfinden, es Makerspaces gibt, Kurse oder auch Bürgeramtsfunktionen wahrgenommen werden können.

Um das zu schaffen, müsse die Politik ein Stück weit die Kontrolle abgeben, damit man gemeinsam mit der Stadtgesellschaft Visionen aufbauen könne und so ein „cokreatives Betriebssystem schafft“, so Petrin.

Auch bei der anschließenden Podiumsdiskussion stand die Verbindung aus Experimentierräumen und der Integration der Stadtgesellschaft im Planungsprozess im Vordergrund:

Podiumsdiskussion
Podiumsdiskussion mit Elena Dellasega (mi.) Alexander Gutzmer (2.v.r.), Prof. Dr. Johannes Busmann (r.) © WFB/Rathke

Alexander Gutzmer, Leiter Unternehmenskommunikation, Euroboden GmbH, ehemaliger Chefredakteur baumeister:

„Stadt ist vielschichtig und vielgesichtig. Stadt ist vor allem immer auch Experimentierfeld. Diesen Charakter müssen wir bewahren. Wir dürfen unsere Städte nicht zu Austragungsstätten allzu eindimensionaler Politikstrategien machen.“

Prof. Dr. Johannes Busmann vom Verlag Müller + Busmann GmbH & Co. KG:

„Die Innenstadt steht für die Idee einer offenen und zivilen Gesellschaft. Sie muss jungen Menschen Raum bieten, die von morgen träumen und ihren Ort in der Welt suchen. Sie muss ein Marktplatz für Neugier, Sehnsucht und Inspiration sein.“

Elena Dellasega, Brand Strategin bei der Immobilienberatung REALACE GmbH:

„Wir wollen nicht mehr in hermetische abgeriegelten Bürokomplexen zur Arbeit gehen, wir wollen Urban Life. Städte sind Orte der Kommunikation und Inspiration. Das müssen wir in die Immobilien integrieren, das Erdgeschoss öffnen und auch die Vertikale aktivieren und so auch ungewöhnliche Nutzungskonzepte schaffen.“

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