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11.10.2017 - Artikel aus der August 2017-Ausgabe der Logistics Pilot / Thorsten Breuer

Houston, wir haben kein Problem!

Maritime Wirtschaft und Logistik

OHB Logistics Solutions entwickelt Tracking-Box für Container

Am Container befestigt, gibt die Box jederzeit Sensordaten ans Internet
Am Container befestigt, gibt die Box jederzeit Sensordaten ans Internet © OHB Logistics Solutions

Langjährige Erfahrungen aus der Raumfahrt zum Nutzen der Logistikbranche einzusetzen ist das Hauptziel von OHB Logistic Solutions in Bremen. Ein Paradebeispiel dafür ist die eigens entwickelte Visioboxx. Auf der diesjährigen Fruit Logistica, der internationalen Fachmesse für frisches Obst und Gemüse, präsentierte OHB Logistic Solutions der Öffentlichkeit erstmals seine Visioboxx.

Hierbei handelt es sich um eine 600 Gramm leichte Mobilbox zur weltweiten Überwachung von seegehenden Containern. Diese sieht wie ein überdimensioniertes Brillenetui aus und wird mit einem Magneten am Türrahmen des Containers befestigt. Dabei ist die Tracking Unit über ein Kabel mit einem Sensor im Inneren der Transportbox verbunden, der alle relevanten Daten erfasst. „Als Tochter eines der führenden Raumfahrtunternehmen in Europa entwickeln wir seit 25 Jahren Telematiksysteme für die Automobil- und Logistikindustrie. Zahlreiche Erfahrungen daraus sind mit in die Visioboxx eingeflossen“, so Jens Kuckertz, Geschäftsführer von OHB Logistic Solutions. Mit dieser Marktneuheit will das Unternehmen nach eigener Aussage beim Transport von Lebensmitteln und Pharmaprodukten für mehr Transparenz in der Lieferkette sorgen. Die Nutzer sind in erster Linie Spediteure, Reedereien und Kunden aus der Industrie. Aber auch Versicherungen greifen vermehrt auf das Tool zurück: Sie wollen so genau analysieren, wann und unter welchen Umständen entsprechende Schadenfälle eingetreten sind.

Schlank und robust: Die Visioboxx passt auf jedes Transportgut
Schlank und robust: Die Visioboxx passt auf jedes Transportgut © OHB Logistics Solutions

Großes Leistungspaket in kleiner Box

Die Intervalle für die Aktualisierung der Daten sind frei wählbar. „Manche Kunden wollen alle zehn Minuten ein Update aus der Box, andere nur einmal am Tag“, erläutert Kuckertz. Dabei werden die generierten Daten aus dem Container über den Mobilfunkstandard GSM an den OHB-Server übertragen; parallel erfolgt die Positionsbestimmung über GPS. Beides können die Kunden rund um die Uhr über das Onlineportal (siehe Grafik) einsehen. Im Gegensatz zu anderen Anbietern arbeitet das Bremer Unternehmen mit einem speziellen Data-Logger, der über die Visioboxx alle Informationen direkt an das Portal sendet, sodass diese jederzeit unabhängig vom Gerät eingesehen werden können. „Herkömmliche Logger lassen sich oft erst auslesen, wenn man sie nach Öffnung des Containers physisch in der Hand hält“, so Kuckertz. „Häufig ist es dann aber schon zu spät, um notwendige Maßnahmen zum Schutz der Ware einzuleiten. Zudem verfügen die meisten dieser Systeme nicht über eine Überwachungsfunktion für die Containertüren, wie das bei uns der Fall ist.“

Letzteres hilft in Verbindung mit der metergenauen Positionsbestimmung des Containers durch GPS zu erkennen, wo sich die Ladung gerade befindet und ob sie zur rechten Zeit am rechten Ort gelöscht wird. Vor dem Hintergrund zunehmender Ladungskriminalität ist allein das für viele Kunden ein Argument für den Einsatz der Visioboxx. Ebenso unterstützt das Gerät eine kontinuierliche Überprüfung der Warenqualität. So übermittelt die Box alle Daten zur Temperatur (zwischen minus 40 und plus 85 Grad Celsius) und zur Luftfeuchtigkeit (zwischen 0 und 100 Prozent) im Container. Denn bei verderblichen Gütern, wie Früchten, Fleisch und Fisch oder teuren Pharmaprodukten, reichen manchmal schon minimale Abweichungen aus, um deren Qualität zu beeinträchtigen. Ebenso können die Erschütterungen im Container gemessen werden, was vor allem für den Transport von schocksensitiven Produkten, etwa Beeren und Kirschen, wichtig ist.

Kommt es auch nur bei einem dieser Parameter zu einer Abweichung, wird der Kunde sofort per E-Mail darüber informiert. Gleichzeitig bietet das System die Möglichkeit, langfristig zu analysieren, auf welchen Routen es zu Verspätungen kommt und wo Container durch lange Standzeiten in den Häfen zusätzliche Kosten in der Supply Chain verursachen.

Erfahrungen aus der Verkehrstelematik

Das Fachwissen der Bremer Experten wird bereits vielfach geschätzt. So hat man unter anderem über das Tochterunternehmen OHB Teledata in den 1990-er Jahren das Bremer Schifffahrtsunternehmen Senator Lines mit Datengeräten ausgerüstet, die die Sicherheit der Schiffe erhöhten. Ebenso entwickelte OHB Bordcomputer für den Nutzfahrzeughersteller MAN und stattete Volvo Trucks mit Navigationssystemen aus. Sogar die Bundeswehr und die britische Armee sind durch OHB bestens über die Wartungsinterwalle und Verbräuche ihrer Fahrzeuge informiert. In Anlehnung an das berühmte Zitat des US-Astronauten James Lovel könnte man demnach sagen: „Houston, wir haben kein Problem!“ Denn mit seinem weltraumbasierten Wissen trägt OHB Logistics Solutions dazu bei, wichtige Prozesse in der Logistik transparenter zu gestalten und Fehlerquellen zu identifizieren. Da wundert es auch nicht, dass neben der Hochseeschifffahrt zunehmend intermodale Verkehrsträger zur Überwachung ihrer Transporte auf die Visioboxx zurückgreifen.


Dieser Artikel stammt aus der August-Ausgabe des Magazins Logistics Pilot, herausgegeben von bremenports.


Weitere Informationen zum Logistikstandort Bremen erhalten Sie hier oder bei Andreas Born, Innovationsmanager Maritimes Cluster Norddeutschland und Industrie 4.0 , Tel. 0421 361-32171, andreas.born@wah.bremen.de

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