Das Logistik-Monitoring LOMO überwacht Projekte weltweit live
Digitalisierung / Industrie 4.0Losgröße 1 in der digitalisierten Schwerlastlogistik dank der Bremer HEC GmbH
3. Oktober 2009, Kroatien. Ein 130 Tonnen schweres Maschinenhaus bewegt sich mitsamt seines Schwertransporters langsam vorwärts auf dem Feldweg 50 Meter neben der Autobahn. Ziel: ein neuer Windpark in den Bergen von Senj. Ein langer Weg, 320 km statt der 160 km direkt über die Autobahn A1 vom Hafen Zadar ins Baugebiet.
Die Autobahn kann - aufgrund der Abmessungen des Transporters und der Brückengrößen - nicht genutzt werden. Ein langer Weg, auch für den Projektverantwortlichen Roger Heidmann von der LSA Logistik Service Agentur in Bremerhaven. Er verfolgt den ersten Transport persönlich, überprüft Planungen und nutzt die Zeit um sich zu fragen, wie er vom fernen Bremerhaven Logistikketten besser steuern könnte, ohne immer überall vor Ort sein zu müssen. Denn der Aufbau eines Windparks gleicht einer gut getimten Choreografie: Transporte mit Komponenten müssen in der richtigen Reihenfolge ankommen, die Krane rechtzeitig aufgebaut sein, damit Fundament, Turm, Gondel und Rotorblätter nacheinander angebracht werden können. Und das aus unterschiedlichen Richtungen, europaweit. Achja: Alles auf unwegsamen Gelände in den Bergen. Und ohne Transportschäden.
Die Lösung kam vier Jahre später. Sie hört auf den Namen LOMO – Logistik Monitoring. Kerngedanke ist es, jederzeit von überallher auf den Status – den Ort, den Zustand und die Position – eines Transportguts zugreifen, seinen Weg verfolgen zu können, um so bei Abweichungen vom Plan frühzeitig korrigierend einzugreifen. Und das über die gesamte Transportkette hinweg, vom Hersteller über alle Zwischenstationen bis zum Zielort.
Monitoring für die Losgröße 1plus
Das alles ist keineswegs revolutionär. Monitoring- und Trackinglösungen, also die Liveverfolgung von Transportgütern online, gibt es bereits in vielen Supply Chain Management-Softwares. „Was LOMO besonders macht, ist, dass es speziell für die Anforderungen von komplexen Logistik-Projekten ausgelegt ist, die mit Losgröße 1 arbeiten – jedes Projekt ist es neu und anders. Zudem ist LOMO schnittstellenoffen und dienstleisterunabhängig. Es kann in bestehende Projektplanungssoftware eingefügt werden, ist keine Insellösung“, so Heiko Müller, Senior Projektmanager von HEC. Das Bremer Softwarehaus hat LOMO für und in Zusammenarbeit mit der Logistik Service Agentur LSA Bremerhaven entwickelt.
Zusammenspiel von Hard- und Software
Im Kern besteht LOMO aus zwei Komponenten: Einer Webanwendung und einer Tracking-Unit, einer brotdosengroßen Black-Box. Diese wird am Transportgut angebracht und geht mit ihm auf die Reise – vom Hersteller bis zum Zielort. In ihr steckt nicht nur ein GPS-Modul, das jederzeit seine Lage über Mobilfunksysteme funken kann, sondern auch eine ganze Reihe von Sensoren. Diese zeichnen Temperatur, Neigung, Beschleunigung, Luftdruck oder Stöße auf und geben sie live an die Websoftware weiter. So können Projektplaner aus der Ferne nicht nur die Position verfolgen, sondern auch den Zustand der Ladung. Wurde das Rotorblatt von einem unaufmerksamen Kranführer unsanft abgeladen? Dann können schon am Boden Untersuchungen auf Risse angeordnet werden – und nachher entstehen keine Stillstandzeiten an der fertigen Anlage aufgrund eines geborstenen Rotorblatts.
Mehrere Boxen gleichzeitig im Einsatz
Beim Aufbau eines Windparks schickt die LSA üblicherweise drei bis fünf Anlagen gleichzeitig auf den Weg, in 25-30 Transporteinheiten verpackt, die je auf einem Tieflader oder Spezialtransporter Platz finden. Jede Einheit ist mit einer LOMO-Box ausgerüstet, meist am Transportrahmen. „Solche Materialflüsse in so einem Projekt sind sehr komplex, bis hin zum Wetter, das mitspielen muss. Es gab keine Software am Markt, die das alles unterstützte und auch noch erweiterbar für künftige Anforderungen war. Deshalb sind wir auf HEC zugegangen und haben etwas komplett Neues geschaffen“, erzählt Roger Heidmann, Geschäftsführer der LSA. Über das Internet kann er vom PC, Smartphone oder Tablet jederzeit auf die Daten der Tracking Boxen zugreifen, kann Routen einsehen und neu planen. „Durch die Live-Überwachung können wir Fehler vermeiden, Planungen jederzeit optimieren und erhalten einen besseren Überblick, ohne vor Ort sein zu müssen. Dadurch sparen wir Kosten.“
Weitere Module können eingebaut werden
„Wir machen mit LOMO Informationen ‚auf der letzten Meile‘ verfügbar abseits von Standardtransportgrößen wie im Containerverkehr, wir senken Risiken und erhöhen die Transparenz. Der Transportablauf kann dokumentiert werden. Bei Abweichungen vom Plan gibt das System automatisch Alarm“, fasst Heiko Müller von HEC die Vorzüge des Systems zusammen. LOMO kann nach Wunsch erweitert werden, etwa mit einem Dokumentenmanagement für Frachtpapiere. In Zukunft sollen auch Augmented-Reality-Funktionen in das System eingebaut werden. Dann könnte ein Bauleiter im Windpark während der Anlieferung seine Smartphone-Kamera anschalten, ein Rotorblatt fokussieren und die Software LOMO blendet ein, ob das Bauteil beim Transport unsachgemäß behandelt wurde.
Fit für Industrie 4.0 machen
Für Roger Heidmann von der LSA ergeben sich noch weitere Einsatzmöglichkeiten fernab der Windkraftlogistik. „Auch im innerbetrieblichen Materialfluss können wir die LOMO-Boxen einsetzen, etwa um die Standorte von Maschinen oder großen Werkteilen in der Fabrik zu verfolgen und zu optimieren.“ LOMO eignet sich für Projektlogistiker, Verlader und Hersteller von großen, nicht-standardisierten Komponenten. Durch die Erweiterbarkeit, die offenen Schnittstellen zu anderen Programmen, die Unabhängigkeit von bestimmten Herstellern und die webbasierte Live-Überwachung über Unternehmensgrenzen hinweg macht es Logistik-Unternehmen fit für Industrie 4.0, etwas, „was uns erst hinterher aufgegangen ist“, wie Heidmann lachend zugibt.
Zum Unternehmensprofil der HEC auf Industrie 4.0 Bremen
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