Kartierung für künftige Raumfahrtmissionen
36 Monate lang wird „PlanMap“ vom europäischen Forschungsprogramm „Horizon 2020“ mit 1,5 Millionen Euro finanziert. Ziel ist es, aussagekräftige geologische Karten zu erstellen, die vor allem künftigen europäischen Raumfahrtmissionen dienen sollen. Etwa zur Erkundung eines geeigneten Landeplatzes am Südpol des Mondes oder zur Frage, welche Aussagen bereits heute über das Vorkommen von Mineralien auf den Planeten möglich sind.
Bestehende Kartierungen basieren oft auf Materialien aus den 1970er-Jahren
Für Forscher wie Angelo Pio Rossi schlummern in dem hochkomplexen Datenmaterial, das durch den Einsatz verschiedenster Technologien vielerorts gesammelt worden ist, zahlreiche Erkenntnisse. Bestehende Kartierungen basieren oft noch auf Material aus den 1970er-Jahren. „Wir verfügen heute über weitaus mehr Daten als in den 1970er-Jahren und eine andere Technik“, erläutert Rossi. Hyperspektrale Aufnahmesysteme etwa, die elektromagnetische Strahlung sehr differenziert messen, lassen genauere Rückschlüsse auf die Zusammensetzung einer Oberfläche zu als Fotografien. Die vorhandenen Daten müssen vereinheitlicht und kombiniert werden. Das allerdings ist nicht so einfach wie es klingt. Denn die Wissenschaftler müssen berücksichtigen, auf welcher Basis und mit welchen Methoden Daten erhoben wurden und wie genau diese sind.
Anders als auf der Erde ist vieles unbekannt
Dies hat nicht nur für die europäische Raumfahrt Relevanz, sondern beschäftigt auch die Geologen. Mars und Merkur etwa sind noch weitestgehend unbekanntes Terrain. Anders als auf der Erde, wo unendlich viele Gesteinsproben genommen worden sind, gibt es von dort allenfalls kleine Stichproben. Rückschlüsse sind entsprechend begrenzt. „Auf der Erde haben wir bereits viele Erkenntnisse. Aber auf diesen Planeten stehen wir noch am Anfang“, betont Rossi.
„Wie eine vergessene Stadt in der Sahara“
Auf den 42-Jährigen mit italienischen Wurzeln übt die Geologie ferner Planeten eine Faszination aus. „Es ist wie ein Schatz, den man entdecken, aber nicht anfassen kann. Dort gibt es unberührte Prozesse seit Millionen, oft Milliarden von Jahren. Alles ist alt, aber noch da. Wie eine vergessene Stadt in der Sahara“, sagt er. Als Doktorand bei der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) kam er erstmals mit Raumfahrtmissionen in Kontakt. An der englischsprachigen Bremer Jacobs University arbeitet er als Professor für Erd- und Planetenwissenschaften
und wird in den kommenden drei Jahren die Zusammenführung und Verarbeitung der Daten von „PlanMap“ koordinieren. Nicht nur Kartierungen, sondern auch zwei- und dreidimensionale geologische Modelle sollen entstehen und den aktuellen Erkenntnisstand zusammenführen und dokumentieren. Klar ist schon jetzt: „Wir werden in drei Jahren nicht fertig sein. Kartierung ist ein langsamer Prozess und braucht Zeit.“