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30.6.2022 - Jann Raveling

Bremen hebt ab: Warum Bremen ein ausgezeichneter Luft- und Raumfahrt-Standort ist

Luft- und Raumfahrt

Diese 5 Punkte sprechen für die Hansestadt

Ariane 6 Rakete
The next generation Ariane 6 rocket - partially built in Bremen © Airbus Safran Launchers Holding

Am Himmel zuhause: Bereits vor über hundert Jahren begann mit den Flugpionieren Focke die Geschichte der Bremer Luftfahrt. Seitdem setzt Bremen weltweit Maßstäbe in der Luft- und Raumfahrt, ob in Wissenschaft oder Wirtschaft. Zukunftstechnologien und Vorzeigeprojekte wie Galileo-Satelliten und Ariane-Raketen tragen den Stempel „Made in Bremen“. 

Mehr als 140 Unternehmen und 20 Institute mit über 12.000 Beschäftigten erwirtschaften einen Jahresumsatz von über vier Milliarden Euro. Gemessen an der Einwohnerzahl verfügt Bremen über die höchste Dichte an Weltraum-Know-how pro Kopf in Deutschland. Die Hansestadt ist damit einer der größten Luft- und Raumfahrtstandort Deutschlands.

Was macht Bremen als Standort der Luft- und Raumfahrtbranche so erfolgreich? 

1. Internationale Tragweite: Von Bremen in die Welt

Bremer Flügelausrüstung Airbus
Airbus Flügelausrüstung in Bremen © Airbus

Airbus, OHB SE, ArianeGroup und Rheinmetall Defence Electronics sind nur einige Beispiele namhafter Größen. Ihre Produkte werden in der ganzen Welt gebraucht und sie sind mit der Branche groß geworden. Diese Größen ziehen wiederum viele kleine Unternehmen an, die sich als Zulieferer ansiedeln oder mit neuen Ideen im Schatten der Großen starten.

Bis zu 4.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind etwa am Bremer Airbus-Standort in den verschiedenen Unternehmensbereichen der Airbus Group beschäftigt. Das Hochauftriebszentrum von Airbus hat seinen Sitz in Bremen – die interdisziplinäre Plattform für Hochauftriebs-Systeme aller Airbus-Flugzeuge. Von der Flugphysik über die Entwicklung bis hin zu Fertigung und Montage findet hier alles statt. In dem Werk am Flughafen werden unter anderem die Landeklappen aller Airbus-Modelle sowie die Flügel für die Langstreckenflugzeuge A330 und A350 mit Elektrik, Hydraulik und beweglichen Teilen ausgerüstet. Aktuelle Forschungsprojekte des Flugzeugbauers sind zum Beispiel der 3D-Metalldruck und das klimaneutrale Fliegen.

Das deutsch-französische Unternehmen ArianeGroup ist am Bau der Oberstufe der Ariane 5-Rakete beteiligt. Und die Nachfolgerin Ariane-6 wird ebenfalls den Stempel „Made in Bremen“ tragen.

OHB SE gehört zu den führenden Raumfahrtunternehmen Europas. Unter dem Dach des Bremer Unternehmens werden zum BeispielGalileo-Satelliten entwickelt und getestet. Zehn von 14 Galileo-Satelliten im All stammen von OHB SE. Das Unternehmen plant zudem einen eigenen Raketenbahnhof in der Nordsee.

Mit diesen Größen kann Bremen sich sehen lassen und präsentiert sich selbstbewusst in der Öffentlichkeit: Als Ausrichterin internationaler Messen wie der Space Tech Expo Europe begrüßt die Hansestadt Gäste im November jeden Jahres aus aller Welt. Und auch selbst ist das Land international aktiv, auf Messen wie der ILA oder der Space Tech Expo USA zeigt sich Bremen der Weltöffentlichkeit.

2. Ein Think Tank für das klimaneutrale Fliegen – das Entwicklungszentrum ECOMAT

Reduziert, aber wiedererkennbar: Das markante Äußere des Ecomat
Reduziert, aber wiedererkennbar: Das markante Äußere des Ecomat © WFB/Huthmacher

Das Entwicklungszentrum ECOMAT ist Bremens Leuchtturmprojekt in der Luft- und Raumfahrtbranche. ECOMAT, das steht für „Center for Eco-efficient Materials & Technologies“. 2019 öffnete es seine Türen in der Bremer Airport-Stadt. Ökologisches Fliegen, Leichtbau- und Materialentwicklung, 3D-Druck und digitalisierte Entwicklungsprozesse gehen hier Hand in Hand. 

Die Idee: Verschiedene Partner:innen nutzen gegenseitig ihre Labore und Versuchsstände, diskutieren Ergebnisse miteinander und schaffen gemeinsam neues Wissen. Alles unter einem Dach eben. Das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum DLR, das Fraunhofer IFAM und das Faserinstitut Bremen e.V. (FIBRE) sind einige der Partner im 22.000 Quadratmeter umfassenden Gebäude. Aber auch Unternehmen aus der Industrie wie Airbus oder die TESTIA GmbH sind vor Ort.

3. Förderung von Beginn an – mit klugen Köpfen dem Fachkräftemangel vorbeugen

Das Europäische Service-Modul für Orion
Das Europaische Service-Modul für Orion © Nasa

Die Forschung und Entwicklung der Branche sind durch nationale und internationale Programme geprägt – viele davon mit sehr langer Laufzeit. Lokal wird die Luft- und Raumfahrtbranche zudem durch das Luft- und Raumfahrtforschungsprogramm LuRaFo2020 unterstützt. Herausforderungen liegen im Erhalt und Ausbau von spezifischen Kompetenzen und darin, neue Technologien frühzeitig zu beherrschen. Die Universität Bremen, drei Hochschulen des Landes Bremen sowie die Jacobs University forschen im Bereich Luft- und Raumfahrt und bilden qualifizierte Nachwuchskräfte aus. Die internationalen Raumfahrt-Masterstudiengänge „Space Sciences and Technologies“ (Space-ST) und „Space Engineering“ (SpE) gehören etwa zu beliebten Angeboten.

Einzigartig in Bremen ist das GymProLuR – das Gymnasiale Oberstufenprojekt für Luft- und Raumfahrt. Durch die Kooperation zwischen Bremer Gymnasien, der Hochschule Bremen und der Senatsbehörde können interessierte Schülerinnen und Schüler bereits während ihrer Schulausbildung in die Branche hineinschnuppern. Durch Vorträge, Projektarbeiten und Praktika sammeln sie Einblicke und praktische Erfahrungen in der Luft- und Raumfahrtbranche. Für den Standort birgt dies den Vorteil, junge Talente und Fachkräfte früh zu erkennen und zu fördern.
Darüber hinaus beteiligen sich vier Bremer Schulen an der Ausrichtung des Deutschen CanSat-Wettbewerbs. Er ist in den internationalen Wettbewerb der Europäischen Weltraumbehörde (ESA) eingebunden.

In Bremen besteht ein breites Angebot an Ausbildungsberufen und Studiengängen. So entscheiden sich junge Nachwuchskräfte häufig am norddeutschen Standort zu bleiben. Neben Ingenieur- und Werkstoff- sowie Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bremen bietet insbesondere die Hochschule Bremen duale und spezifische Bachelor- und Masterstudiengänge in der Luft- und Raumfahrt an.

Nicht zu vergessen: die Förderung aufstrebender Start-ups. Bremen richtet internationale Veranstaltungen zum Thema New Space aus, hinzu kommt der Business Incubator der Europäischen Raumfahrtagentur ESA, der ESA BIC Northern Germany, in dem junge Ideen gedeihen. 

Das Angebot von lokalen Informationen und Unterstützungen an die Bremer Start-up Szene firmiert unter dem Dach des Starthauses Bremen und Bremerhaven. Luft- und Raumfahrt-Start-ups sind somit in ein funktionierendes Start-up Ökosystem mit vielen funktionierenden öffentlichen und privaten Aktivitäten eingebettet.

Durch die gezielte Förderung junger Talente von Anfang an beugt Bremen dem Fachkräftemangel der Branche vor und fördert neue Themen in der Luft- und Raumfahrtbranche.

4. Gut vernetzt: Kompetenzen bündeln und Erfolg durch Kooperation

Volles Haus: Zur Space Tech Expo kommt die Raumfahrtwelt nach Bremen
Volles Haus: Zur Space Tech Expo kommt die Raumfahrtwelt nach Bremen © WFB/Rathke

Unter dem Motto „mehr Innovation und Wettbewerbsstärke durch Kooperation in der Luft- und Raumfahrtbranche“ arbeiten Bremer Institutionen und das Branchennetzwerk AVIASPACE BREMEN e.V. im Rahmen des Luft- und Raumfahrtclusters Bremen eng zusammen. Zulieferer, Produktionsunternehmen und Forschungseinrichtungen werden vom Luft- und Raumfahrtcluster des Landes Bremen betreut. Die Interessengemeinschaft der Region fungiert vor Ort als Mittler zwischen Wirtschaft, Forschung, Politik und Verwaltung. Die Akteure des Clusters werden bei der Anpassung und dem Ausbau von Kompetenzen nicht nur regional sondern auch national unterstützt. Das Cluster vertritt die bremischen Interessen auch bei diversen Arbeitsgruppen wie beispielsweise dem SatNav Forum, der SupplyChain Excellence Initiative, Innospace, European Satellite Navigation Competition (ESNC).

Das Luft- und Raumfahrtcluster Bremen agiert weit über Deutschlands Grenzen hinaus. International kooperiert es unter anderem mit Verbänden wie European Aerospace Cluster Partnership (EACP), Enterprise Europe Network (EEN), dem German Canadian Concourse, dem Network of European Regions Using Space Technologies (NEREUS) und Women in Aerospace EUROPE (WIA).

5. Infrastruktur: kurze Wege – gebündelte Kompetenz

Blick vom Fallturm auf den Technologiepark an der Universität Bremen
Blick vom Fallturm auf den Technologiepark an der Universität Bremen © WFB/Ginter

Kurze Wege werden immer wieder als Bremens Stärke angeführt: Die geringen Distanzen zeigen sich im engen Zusammenspiel von Wirtschaft, Bildungsträgern und Wissenschaft.

Aber auch räumlich sind die kurzen Wege wörtlich zu nehmen: Mit der Airport-Stadt und dem Technologiepark haben sich zwei Standorte mit gebündelter Luft- und Raumfahrt-Kompetenz entwickelt. Die Airport-Stadt und der städtische Flughafen liegen in unmittelbarer Nähe zueinander und nur wenige Autominuten vom Bremer Stadtzentrum entfernt. Über 16.500 Beschäftige in über 500 Unternehmen sind hier tätig. Globalplayer wie Airbus sind ebenso vertreten wie aufstrebende Start-ups im Gründerzentrum. In der Airport-Stadt wird unter anderem die Oberstufe der Trägerrakete Ariane 5 und 6 bei Airbus fertiggestellt.

Der Bremer Technologiepark gehört zu den führenden Technologie-Standorten Deutschlands. Wirtschaftliche Größen wie OHB befinden sich in unmittelbarer Nähe zu renommierten wissenschaftlichen Einrichtungen: Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das Fraunhofer IFAM Institut oder die Universität Bremen, arbeiten mit über 15 weiteren Instituten Seite an Seite zum Thema Luft- und Raumfahrt. Mittendrin: das Wahrzeichen des Technologieparks, der europaweit einzigartige Fallturm. Hier werden Verfahren und Materialien in der Schwerlosigkeit getestet.

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