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12.5.2016 - Ulrike Bendrat

Da ist das Ding – in der Überseestadt: Warum Champions League- und DFB-Pokal immer nach Bremen gehen.

Stadtentwicklung, Gewerbeflächen, Immobilien

Vom Teeservice zum DFB-Pokal

Die älteste Silbermanufaktur Deutschlands steht in Bremen. Interessierte bekommen in der Überseestadt die neuen Methoden des alten Handwerks erklärt.

Ob Meisterschale oder Silberbecher: Auf Handarbeit wird in der Silberwarenmanufaktur Wert gelegt
Ob Meisterschale oder Silberbecher: Auf Handarbeit wird in der Silberwarenmanufaktur Wert gelegt © Koch & Bergfeld Silbermanufaktur GmbH & Co. KG

Wenn der Karlspreis in Aachen oder die Goldene Kamera in Berlin verliehen werden, wenn ein Fußballclub nach dem Sieg in der Champions League stolz den 62 Zentimeter hohen Pokal präsentiert, dann fällt immer auch ein bisschen Glanz auf Bremen. Denn all diese Auszeichnungen sind durch die Hände Bremer Silberschmiede der Bremer Silbermanufaktur Koch & Bergfeld gegangen. Auch der DFB-Pokal und die Bundesliga-Meisterschale werden hier hergestellt. Der feine Unterschied unter den Trophäen: Die Goldene Kamera und der Champions League Pokal sind in Bremen auch entworfen worden, von DFB-Pokal, Meisterschale und Karlspreis-Medaille fertigt das Haus Repliken an.

Traditionelles Handwerk in neuer Umgebung

Dabei kann man den Kunstschmieden in Bremens jüngstem Ortsteil zuschauen. 2007 nämlich verließ der Chef der Korpusproduktion, Florian Blume, mit seinen Mitarbeitern das Stammhaus von Koch & Bergfeld und bezog seine „gläserne Manufaktur“.

Diese Manufaktur liegt in der Bremer Überseestadt. Das Werkstatt- und Ladenlokal in dem renovierten, ehemaligen Hafenschuppen hat große Glasfassaden, die zum Naseplattdrücken einladen. Im modernen, lichtdurchfluteten Ambiente treffen rund 180 Jahre Silberschmiede-Tradition auf die Gegenwart. Mit seinen zwölf Mitarbeitern einem freiberuflichen Graveur und drei Auszubildenden will Blume diesen Teil von Bremens Geschichte und Kultur erhalten und sein Handwerk „erlebbar machen“, sagt er.

Koch & Bergfeld besteht seit 1829 und ist heute in Deutschland einzigartig. Bis ins 20. Jahrhundert produzierte das Unternehmen sowohl Besteckwaren nach klassischen Mustern wie „Spaten“ oder nach Entwürfen von Künstlern wie Hermann Vogeler oder Henry van de Velde als auch so genannte „Korpusware“. Das sind beispielsweise Pokale, Leuchter und Vasen, Medaillen, Teeservice oder Servierplatten.

Gründerenkel Gottfried Koch verkaufte die Silbermanufaktur 1989 an Villeroy & Boch. Die neuen Besitzer trennten sich nach und nach wieder von dem Unternehmen. 2007 veräußerten sie die Besteckwerkstatt (die ebenfalls zu besichtigen ist). Die Korpuswerkstatt, in der zum Beispiel der Bremer Pionier des Industriedesigns Wilhelm Wagenfeld gelernt hatte, war schon 1994 in neuen Händen. Seit 2005 gehört dieser Unternehmensteil, für den das Haus der Trophäen wegen inzwischen besonders bekannt ist, Florian Blume.

Alle Schmiede hier beherrschen sämtliche Techniken der Silberbearbeitung: das Drücken und Walzen, das Ziselieren und Verstiften und schließlich das Polieren und Kontrollieren.

Wir haben hier so viel Fachwissen gebündelt - so etwas gibt es in Europa sonst kaum noch. Jeder Mitarbeiter hat natürlich seinen Spezialbereich.

Florian Blume, Koch & Bergfeld Silbermanufaktur F. Blume GmbH & Co. KG

Jeder Hammer und jede „Punze“, mit der das Edelmetall geformt und gestempelt wird – die Spezialwerkzeuge dieses Handwerks – haben ihren Platz in den Regalen neben den derben Werkbänken. „So etwas können Sie nicht einfach im Katalog bestellen“, sagt Blume und zeigt eine handgefertigte Punze aus dem Jahr 1915. Diese Werkzeuge sind ein großer Schatz des Unternehmens. Hinzu kommt eine stattliche Sammlung von alten Formen und Musterzeichnungen in über 200 Folianten, die es den Bremern ermöglichen, auf viele Wünsche nach Nachbestellungen oder Restaurationsarbeiten einzugehen.

Vom Weinbecher bis zur Tankerflotte

Seit Blume die Firma übernahm, will er neue Wege gehen und nicht „den 50. Serviettenring entwerfen“. Ein Beispiel dafür ist die Produktion von Silberbechern mit eingearbeiteten Feingold-Nuggets. In der auf 100 Stück begrenzten Serie wurden die letzten 178 Gramm Gold aus einer grönländischen Mine verarbeitet. „Aus Silber zu trinken, ist der Wahnsinn“, gerät der Profi ins Schwärmen. „Der Wein bleibt schön kühl, die Becherform ist ein Handschmeichler.“

Einen eigenwilligen Ansatz verfolgte Blume auch mit seinen Zwillings-Silberdosen, von denen nur sieben Paare existieren. Diese Dosen in hochmodernem Design entstanden in Zusammenarbeit mit dem Bremer Lackkünstler Manfred Schmid. Während eine Dose nur aus Silber besteht, ist ihr Zwilling nach jahrhundertealter japanischer Lacktechnik bearbeitet.

Nicht nur feinpolierte Trinkgefäße oder Teeservice – die hier nur mit weißen Handschuhen angefasst werden, wegen der Fingerabdrücke! – können Besucher im angegliederten Showroom bestaunen. In den Vitrinen sind ebenso historische Musterbücher zu sehen wie originalgetreu nachgearbeitete, silberne Schiffsmodelle. Ob Segelyacht, Containerschiff oder Tankerflotte eines Reeders: Für das entsprechende Kleingeld formen die Schmiede bei Koch & Bergfeld so ziemlich alles aus dem flexiblen Edelmetall.

Silberschmied Karl-Ludwig Riske im Gespräch mit einem Mitarbeiter
Gebündeltes Fachwissen: Silberschmied Karl-Ludwig Riske im Gespräch mit einem Mitarbeiter © Koch & Bergfeld Silbermanufaktur GmbH & Co. KG

Bremer Kultur als Anziehungspunkt für Touristen

Zu Blumes „neuen Wegen“ gehören außerdem wechselnde Ausstellungen, Manufakturkonzerte und die Zusammenarbeit mit einer Goldschmiedewerkstatt, in der individueller Schmuck entsteht. Auch der Standort der gläsernen Manufaktur ist wohlüberlegt: In der Bremer Überseestadt arbeiten in direkter Nachbarschaft zu den Silberschmieden Fotografen, Designer, Künstler – passende Nachbarn.

Werkstattführungen werden ebenfalls angeboten. Schon jetzt freut sich der Gold- und Silberschmiedemeister über zufällig hereinschneiende Spaziergänger, denen er, wenn es seine Zeit erlaubt, bei einem Rundgang durch seine Werkstatt gern das alte Handwerk erklärt. „Ich möchte hier Bremer Kultur zeigen und die Menschen wachrütteln“, sagt er. „Es gibt nicht nur den Mainstream, sondern auch noch das Besondere.“

Mehr Informationen gibt es unter www.koch-bergfeld-corpus.de/ und www.koch-bergfeld.de/

Pressekontakt: Koch & Bergfeld Silbermanufaktur F. Blume GmbH & Co. KG, Florian Blume, Tel. 0421 - 55 90 674, blume@koch-bergfeld-corpus.com


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Foto 1: Ob Meisterschale oder Silberbecher: Auf Handarbeit wird in der Silberwarenmanufaktur Wert gelegt. © Koch & Bergfeld Silbermanufaktur GmbH & Co. KG

Foto 2: Gebündeltes Fachwissen: Silberschmied Karl-Ludwig Riske im Gespräch mit einem Mitarbeiter. © Koch & Bergfeld Silbermanufaktur GmbH & Co. KG


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