+49 (0) 421 9600-10
26.8.2022 - Imke Zimmermann

Auf dem Weg ins Weinparadies

Pressedienst

Winzer Frederik Janus wird neuer Herr im Bremer Ratskeller

Ratskellermeister mit Glas in der Hand
Neuer Ratskellermeister von Bremen: Frederik Janus. © WFB/Sarbach

Seine Eltern waren verwundert, als ihr Sohn begann, sich für Wein zu interessieren. Schließlich war Frederik Janus da erst 13 Jahre alt. Der Teenager-Spleen wuchs sich zum Beruf aus: Ab Herbst 2022 ist er Ratskellermeister von Bremen. Der Ratskeller zählt zu den ältesten Weinkellern Deutschlands.

Herr über 1200 ausschließlich deutsche Sorten

Der Ratskeller ist eine Institution in der Freien Hansestadt Bremen. Erbaut wurde er 1405 zusammen mit dem Rathaus, das mit seiner Fassade aus der Zeit der Weserrenaissance zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. In dessen „köstlichem Fundament“, wie der Ratskeller gern tituliert wird, werden traditionell ausschließlich deutsche Weine ausgeschenkt und gelagert. 1200 Sorten umfasst das Sortiment, das nach Angaben des Ratskellers das größte weltweit ist. Ein einziger Mensch darf und muss diese Weine auszusuchen: der Ratskellermeister. Ab Oktober 2022 wird dieser Frederik Janus heißen. 

Zu seinen künftigen Aufgaben gehört noch viel mehr als Weine auszusuchen: Weinproben für Kunden zu veranstalten zum Beispiel oder durch den unterirdischen, weitläufigen Ratskeller mit seinen Schätzen zu führen. In den vergangenen 33 Jahren füllte Karl-Josef Krötz das Amt aus. Zum Jahresende geht der gelernte Winzer in Rente, der in Bremen fast genauso bekannt ist wie seine Wirkungsstätte. Es wurde ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gesucht – seit dem 17. Jahrhundert folgt laut Ratskeller-Historie „ein salarirter Rathskellermeister dem anderen“. Janus, der in Bremen geboren und wie sein Vorgänger Winzer von Beruf ist, wird der 20. in diesem Amt sein.

„Ich habe noch keine ganz konkreten Vorstellungen von meinem künftigen Alltag“, sagt dieser, wenn er an die Zukunft denkt. „Natürlich möchte ich im Sortiment Akzente setzen und werde mich sehr viel mit der Frage beschäftigen, welche Weine den Ansprüchen des Ratskellers entsprechen und es dann ins Sortiment schaffen.“ Zunächst werde er aber sicher sehr viele Menschen kennenlernen und sich dann sukzessive den Weinkeller erobern. 

Mann mit Stadtmusikanten
Frederik Janus vor den Stadtmusikanten © WFB/Sarbach

Die Eltern sprachen in Rätseln

Janus‘ Berufsweg war nicht annähernd abzusehen, denn er wurde nicht in eine Winzerfamilie hineingeboren. „Bei uns wurde gern mal Wein getrunken wie ja Bremen überhaupt eine Weinstadt ist“, erzählt Frederik Janus. Das mag überraschen, denken doch die meisten bei Bremen an Bier oder Kaffee. Aber in die Handels- und Seefahrerstadt wird seit Jahrhunderten in großem Stil auch Wein importiert.

Die Eltern hätten sich mit viel Ernsthaftigkeit darüber ausgetauscht, welcher Wein eingekauft und gelagert wurde. „Wenn dann ein Wein geöffnet werden sollte, stiegen sie in den Keller hinab und überlegten zum Beispiel, welcher Wein denn jetzt zu schöner Qualität herangereift sei. Das klang für mich interessant, weil ich es nicht verstand“, erinnert sich der heute 34-Jährige.

Dann rückte sein 13. Geburtstag heran. Und als er gefragt wurde, was er sich wünsche, antwortete er: „Zwei Reben und eine Flasche Wein“. Die wollte er nicht trinken, sondern lagern und so ihre Qualität und zudem ihren Wert steigern – darum ließen sich die Eltern darauf ein. Nach der ersten Flasche füllte sich das Weinregal mit weiteren, aus dem Hobby wurde Berufung.

Nach Lehre und Studium auf wechselnden Weingütern tätig

Noch zu Schulzeiten habe ihm ein Weinhändler ein Praktikum bei einem Winzer verschafft, berichtet Janus. Nach der Schule absolvierte er eine Winzerlehre und studierte anschließend Önologie, also Weinwirtschaft und -herstellung. Viele Kommilitonen seien nach dem Abschluss auf die elterlichen Weingüter zurückgekehrt – er hingegen habe sich Stellen in wechselnden Betrieben suchen müssen.

„Ich hatte das große Glück, dass Katharina sich von meiner Begeisterung für Wein anstecken ließ“, sagt Janus mit einem Lächeln. Seine heutige Ehefrau ist seine Partnerin seit Schülertagen. Sie studierte Ernährungswissenschaften und arbeitete nebenbei in einem Weinhandel. „Irgendwann kamen wir dann auf die Idee, selbst Wein anzubauen.“ 

Mit Weinen beschäftigt sich Janus seit seiner Jugend. © WFB/Sarbach

Knapp zehn Jahre Herren im Hause in der Pfalz

Also pachteten sie ein Weingut in Herxheim in der Pfalz und legten los. Vor neun Jahren war das und das Paar genoss es, nach und nach 6,5 Hektar Weinberge in die eigene Regie zu übernehmen. „Wir haben immer gescherzt: Um wieder nach Bremen zu gehen, wäre der einzige Grund, dass die Ratskellermeisterstelle frei würde“, sagt Janus, aber auch, dass es tatsächlich den einen entscheidenden Grund für den Berufswechsel nicht gegeben habe. 

„Wir haben mit 26 Jahren angefangen mit einer kleinen Landwirtschaft, die uns bis heute nicht gehört. Inzwischen haben wir aber zwei kleine Kinder.“ Die berufliche Unsicherheit sei ein Risikofaktor gewesen, sagt er. Ein weiterer seien die Wetterunsicherheiten in den vergangenen Jahren gewesen. Zudem hätten er und seine Frau sich in Bremen stets wohlgefühlt, zumal dort Eltern und Schwiegereltern leben. „Wir finden, dass Bremen eine sehr offene, lebenswerte Stadt ist“, sagt Janus. Seine Frau Katharina und er schätzten das viele Grün, die Lage am Fluss. „Uns gefällt auch, dass hier so viel Rad gefahren wird – in Bremen ist das Thema Nachhaltigkeit zu Hause.“ 

In Zukunft wieder in der alten Heimat

Anfang 2022 wurde die Stelle im Bremer Ratskeller tatsächlich ausgeschrieben, Janus warf seinen Hut in den Ring – und überzeugte. „Mit Herrn Janus haben wir unseren Wunschkandidaten gefunden“, sagt Hans Peter Schneider, Geschäftsführer der M3B GmbH, zu der auch der Ratskeller gehört. Janus verfüge über eine ausgezeichnete Expertise, sei ein hervorragender Präsentator und habe trotz seiner jungen Jahre schon viel Erfahrung im Weinbau. „Und das als Bremer, der er ursprünglich ist – denn es schadet ja nicht, auch die Stadt und seine Gepflogenheiten zu kennen, aus der sein Wirken strahlen wird.“

Ab September lebt sich die Familie Janus in Bremen ein, die Wohnung ist schon gefunden. Im Oktober 2022 startet Frederik Janus seinen neuen Job. Zu diesem wird auch gehören, Kundinnen und Kunden beim Kauf zu beraten. Wie können die völlig ahnungslosen unter ihnen es anstellen, einen guten Wein zu finden? „Der Preis ist nicht das erste Kriterium“, betont Janus. Ganz wichtig sei eine gewisse Neugierde. Hilfreich sei zudem Zutrauen zu einem Handelshaus, selbstverständlich besonders gern zum Ratskeller. „Wenn dann jemand das Vertrauen in meine Auswahl aufbringt, ist das natürlich eine tolle Sache.“ Seine eigenen Weine werden im Sortiment des Ratskellers im Übrigen nie zu finden sein – „so eine Vermischung der Interessen wäre nicht gut“. 

Pressekontakt: Christina Witte, Pressereferentin M3B GmbH, Tel. +49 421 3505 455, E-Mail: christina.witte@m3b-bremen.de

Bildmaterial:

Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.

Foto 1: Neuer Ratskellermeister von Bremen: Frederik Janus. © WFB/Jörg Sarbach 

Foto 2: Frederik Janus vor den Stadtmusikanten © WFB/Jörg Sarbach

Foto 3: Mit Weinen beschäftigt sich Janus seit seiner Jugend. © WFB/Jörg Sarbach

______________________________________

Der Pressedienst aus dem Bundesland Bremen berichtet bereits seit Juli 2008 monatlich über Menschen und Geschichten aus dem Bundesland Bremen mit überregionaler Relevanz herausgegeben von der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH. Bei den Artikeln handelt es sich nicht um Werbe- oder PR-Texte, sondern um Autorenstücke, die von Journalisten für Journalisten geschrieben werden. Es ist erwünscht, dass Journalistinnen und Journalisten den Text komplett, in Auszügen oder Zitate daraus übernehmen.

Bei Fragen schreiben Sie einfach eine E-Mail an pressedienst@wfb-bremen.de.

Erfolgsgeschichten


Digitalisierung / Industrie 4.0
29.11.2024
Schlaues Tool hilft Rathäusern und Ratsuchenden - Bremerhavener Start-up treibt Digitalisierung in Behörden mit KI voran

Die Arbeit von Behörden wird immer komplexer; parallel wächst der Informationsbedarf in der Bevölkerung. Zwei Studierende der Hochschule Bremerhaven treten diesem Dilemma mithilfe von KI entgegen.

zur BiS Bremerhaven
Kreativwirtschaft
15.11.2024
Erschaffer von (Film-)Welten

Er sorgt dafür, dass sich das Publikum in wenigen Augenblicken in einer Szene orientieren kann: Weit mehr als hundert Filmproduktionen hat der Bremer Szenenbildner Dennis Duis schon begleitet und dabei mit Bildern und Stimmungen die jeweilige Welt geschaffen, in der die Handlung spielt. Eines seiner jüngsten Projekte wurde mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet.

Mehr erfahren
Nahrungs- und Genussmittelwirtschaft
04.11.2024
Podcast zur Kaffeehauptstadt: Die Tradition und Zukunft der Kaffeebranche in Bremen

Was macht die Kaffee-Stadt Bremen aus? Darüber sprechen wir mit JDE Peet's, AROMATICO und der Kaffeerösterei Münchhausen in unserer neuen Podcast-Episode.

zum Podcast