Handel zwischen Bremen und den USA
Maritime Wirtschaft und LogistikDie No.1 unter den bremischen Außenhandelspartnern: Die Vereinigten Staaten
In den USA gibt es 11 Städte mit dem Namen „Bremen“. Auswandererinnen und Auswanderer haben Weserflair mit in die weiten des nordamerikanischen Kontinents gebracht – und den Grundstein zu jahrhundertealten Handelsbeziehungen gelegt.
Heute ist die Freie Hansestadt Bremen mit ihren Seehäfen zweitgrößter Hafen-, zweitgrößter Außenhandels- und fünftgrößter Industriestandort in Deutschland. Das Bruttoinlandsprodukt liegt erheblich über dem deutschen Durchschnitt. Mehr als die Hälfte der Industrieproduktion geht in den Export, etwa die Hälfte der Im- und Exporte wird mit europäischen Nachbarländern ausgetauscht, die übrigen 50 Prozent mit Partnern in aller Welt. Bremen hat die höchste Exportquote aller deutschen Bundesländer. Mit Abstand wichtigster Außenwirtschaftspartner sind traditionell die USA. Der viertgrößte Container-Terminal in Nordeuropa befindet sich in Bremerhaven, außerdem Europas größter Hafen für den Automobilumschlag.
Stationen einer transatlantischen Erfolgsstory
Bereits in den 1780er Jahren, noch während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, beginnen die Bremer, Handelskontakte mit Nordamerika aufzunehmen, 1783 startet der direkte Transatlantikhandel mit den USA. Von nun an pflegt die Hansestadt enge Handelsbeziehungen zu den Vereinigten Staaten. Auf persönlichen Wunsch George Washingtons wird 1794 eines der ersten Generalkonsulate Europas in Bremen eingerichtet.
Das erste Schiff, das den im heutigen Bremerhaven neu errichteten Hafen 1830 anläuft, ist der amerikanische Schoner „Draper“. Bis 1854 entwickelt sich Bremerhaven zum größten Auswandererhafen Europas. Über acht Millionen Emigranten brechen von der Bremerhavener Columbuskaje bis heute in die Neue Welt auf. 1857 gründen Bremer den Norddeutschen Lloyd, die Reederei bietet regelmäßige Liniendienste nach New York und Baltimore an. 1890 gründen drei Bremer Kaufleute sowie der US-Amerikaner John D. Rockefeller (Standard Oil) in Bremen die Deutsch-Amerikanische Petroleum Gesellschaft, aus ihr wird später die deutsche Esso.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs werden Wesermünde und die Hansestadt Bremen in die amerikanische Besatzungszone einbezogen. Bremerhaven dient fortan als Versorgungshafen (Port of Embarkation) für die US-Army. Es beginnen die Jahre, in denen die Bremerhavener Kajen unzählige Male von US-amerikanischen Truppentransportern angelaufen werden. Seit 1949 löschen zusätzlich rund 500 Kühlschiffe („Bananendampfer“) hier bei 5000 Ankünften ihre Ladung.
Als am 1. Oktober 1958 ein Schiff mit über 1.000 US-Soldaten an der Columbuskaje in Bremerhaven anlegt, gibt es ein Riesengedränge unter den Reportern und Schaulustigen. Der Grund: Elvis Presley, der »King of Rock ’n’ Roll«, ist an Bord, um seinen Militärdienst in Europa abzuleisten.
Und am 6. Mai 1966 setzt das US-Schiff „Fairland“ im Bremer Überseehafen den ersten Container auf eine deutsche Kaje und revolutioniert damit den Seegüterumschlag.
Der Bremer Handel mit den USA heute
Auch heute noch sind die USA eine feste Größe in der Bremer Außenwirtschaft. Waren im Wert von 2,3 Milliarden Euro wurden 2020 von Bremen in die USA exportiert – andersherum 700 Millionen Euro eingeführt, so dass Statistische Landesamt Bremen. Die wichtigsten Handelsgüter im Export waren dabei Fahrzeuge, Kaffee sowie Eisenbleche und Stahlerzeugnisse. Umgekehrt gelangten über die bremischen Seehäfen hauptsächlich Kohle, Fische und wiederum Fahrzeuge aus den USA an die Weser. Zum Vergleich: Die gesamtdeutsche Exportbilanz mit den Vereinigten Staaten liegt bei rund 103 Milliarden Euro in 2020.
Um einige Größenordnungen gewaltiger ist der komplette Seehandel, der über bremische Häfen mit Ziel im In- und Ausland ein- sowie ausgeführt wird. Insgesamt 7,2 Millionen Tonnen an Gütern wurden im vergangenen Jahr umgeschlagen, fast ein Viertel der gesamten Tonnage, die zwischen den Staaten und der Bundesrepublik jährlich transportiert wird.
Zur Erklärung: Während das Export- und Importvolumen nur die Waren registriert, die im Land Bremen von Unternehmen bestellt oder ausgeliefert werden, misst die zweite Größe alle Aus- und Einfuhren, auch wenn sie von nichtbremischen Unternehmen vorgenommen werden, z.B. wenn BMWs aus München über Bremerhaven verschifft werden.
US-Unternehmen in Bremen
Laut Handelskammer Bremen haben rund 30 US-Amerikanische Unternehmen eine Niederlassung in Bremen, während über 80 bremische Unternehmen in den Staaten mit Niederlassungen aktiv sind – aber insgesamt rund 400 Geschäftskontakte nach Übersee unterhalten.
Beispiele für amerikanische Unternehmen in Bremen sind etwa die Medizin- beziehungsweise Messtechnikgrößen Bruker sowie Thermo Fischer Scientific, die durch Übernahmen ursprünglich bremischer Firmen Fuß in der Hansestadt fassten. Ähnlich sieht es bei den Nahrungsmittelriesen Mondelez, AB Inbev oder dem Bäckereikonzern CSM aus. Im Automotive-Bereich sind zum Beispiel die US-Amerikaner von der Lear Corporation aktiv.
Bremische Unternehmen mit Präsenz in den USA sind unter anderem der Logistikkonzern BLG Group, KAEFER Isoliertechnik oder der Hydraulikspezialist Hansa-Flex. Eine besondere Bedeutung für die USA hat auch das Bremer Mercedes Benz-Werk: Denn es übernimmt die Leitwerksfunktion für die gesamte weltweite C-Klasse-Produktion und damit auch für den Standort Tuscaloosa in Alabama.
Zusammenarbeit in der Luft- und Raumfahrt
Als bedeutender Standort in der Luft- und Raumfahrt gibt es seit jeher enge Kooperationen nach Übersee, besonders in Projekten, wo die Weltraumbehörden NASA und ESA eng zusammenarbeiten. Ein Beispiel dafür sind etwa das Wissenschaftslabor Columbus und der Raumtransporter ATV für die Internationale Raumstation ISS, die bei Airbus in Bremen entstanden. Auch das Antriebs- und Versorgungsmodul des neuen NASA-Raumschiffs Orion stammt aus Bremer Werkshallen, das allererste Modul „ESM-1“ wird sogar den offiziellen Namen „Bremen“ tragen und soll 2023 starten.
Eine weitere wichtige Parallele im Bereich der Luft- und Raumfahrt lässt sich im Messegeschäft ziehen. Die Space Tech Expo, die bedeutendste Raumfahrtmesse der Welt, hat zwei Ableger: Eine Ausgabe in Long Beach, Los Angeles und die andere in Bremen.
Im Tal der Techgrößen
Um einen Handel der etwas anderen Art -einen Informationshandel – geht es hingegen im Northern Germany Innovation Office, einem gemeinsamen Projekt der Bundesländer Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein. Sie unterhalten ein Office im Silicon Valley, wo der deutsche Techexperte Tim Ole Jöhnk Beziehungen zu amerikanischen High-Tech-Start-ups aufbaut, Trendscouting betreibt und am transatlantischen Ideenaustausch arbeitet. Das junge Projekt trägt bereits Früchte, so ist der bremische Raumfahrtkonzern OHB ein Projektpartner.
Land & Leute & Tiere
Auch auf persönlicher Ebene gibt es einen kleinen Austausch zwischen den Nationalitäten – rund 1.200 US-Staatsbürgerinnen und -Bürger leben in Bremen, zwischen 250 und 300 Einwohnende beider Länder entscheiden sich jährlich dafür, ihren Wohnort zu wechseln (Stand 2019). Vor dem Coronajahr 2020 kamen rund 15.000 Besucherinnen und Besucher nach Bremen und blieben im Schnitt 2,3 Tage.
Für Ein- und Auswanderer war und ist Bremen seit jeher ein Begriff. Die wohl bekanntesten Bremer aber bleiben wohl die Bremer Stadtmusikanten. Als Märchenfiguren geschaffen, hausen Esel, Hund, Katze und Hahn in Bronze gegossen seitlich am Bremer Rathaus. Als Bremer Wahrzeichen erinnern sie Besucher aus aller Welt an ihre Geschichte, die von Mut, Freundschaft, Zuversicht und Tatkraft handelt.
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