Ist der Hype um die KI zu viel?
So erfolgreich die KI-Technologie in diesen Projekten auch eingesetzt wird, warnt Diedrich doch davor, sie als den Allheilsbringer anzusehen, zu dem sie in den Medien gerade gemacht wird. „KI ist wirkungsvoll, zweifellos, aber derzeit überhypt“, sagt der Leiter der Geschäftsfeldentwicklung. „Jeder Anwender muss sich fragen: Was ist das konkrete Problem? Was steckt wirklich dahinter? Wie kann ich den Nutzen für mich und meine Kunden durch KI steigern? Und da kann die Antwort auch mal lauten: Nein, es lohnt sich derzeit nicht.“
Starke Worte von einer Agentur, könnte man sagen. Aber diese Ehrlichkeit ist hmmh wichtig. „Wir setzen da auf die KI, wo sie wirklich Sinn macht und sich wirtschaftlich auch lohnt. Wir machen keinen Hype, wir stehen für handfeste Umsetzung“, vertritt Diedrich überzeugt.
Daten, Daten, Daten
Ein Ort für Handfestes bei hmmh ist die Unit MAD. Sie steht für „Mobile Apps & Devices“. Als Unit bezeichnet die Agentur einen Bereich, der sich vollumfänglich um Kunden mit einem konkreten Thema widmet. Die MAD sitzt im 15. Stock des Bremer Weser Towers und belegt damit eine der obersten der acht hmmh-Etagen in dem imposanten Gebäude am Rande der Bremer Überseestadt. In der MAD werden Konzepte und Technologien entwickelt, hier sitzen Programmiererinnen und Programmierer neben Kreativen an Apps, Augmented oder Virtual Reality und vor allem an Internet-of-Things-Geräten, verarbeiten Maschinendaten für neue Anwendungen.
Und gerade diese Daten sind ein Knackpunkt, wenn es um den Einsatz einer KI geht. „Das Ökosystem rund um die KI muss da sein, sonst wird aus dem Projekt nichts“, sagt Diedrich hier oben im 15. Stockwerk. „Die ersten Fragen, die sich Unternehmen auf dem Weg zur KI stellen müssen, sind daher: Welche Daten habe ich? Erhebe ich zum Beispiel Maschinendaten in der Produktion oder im Controlling? Kann das Marketing Zahlen liefern? Wie kann ich im Unternehmen weitere Daten erheben und so aufbereiten, dass diese für KI-Applikationen auch konsumierbar sind?“
Diese könnten in vielen Formen vorliegen, seien es Fotos, Audioaufnahmen, Videos, Sensorwerte oder Tabellen mit Besucherverhalten von der Webseite. „Viele Unternehmen haben keine ausreichende Datenbasis und wenn, dann ist diese unstrukturiert“, erläutert Diedrich. Soll heißen: Die KI kann nichts mit ihr anfangen.
Strukturieren, katalogisieren: mehr als die halbe Miete
Um zu erfahren, warum gut sortierte und veredelte Daten so wichtig sind, geht es von der 15. in die 9. Etage. Statt kleiner Gruppenbüros findet sich hier ein weiter Flur, beinahe über die ganze Etage hinweg. Hier reihen sich Arbeitsplätze dicht an dicht aneinander. „60 bis 70 Prozent der Arbeit beim Einsatz einer KI steckt in der Datenaufbereitung. Und das wird unter anderem hier gemacht“, erzählt Diedrich, während er in die Runde blickt.
Jede KI ist nur so gut wie die Daten, auf die sie zurückgreift. Und zu Beginn eines jeden Projekts müssen vorhandene Daten gepflegt, aufbereitet und angepasst werden. Arbeit, die trotz aller Automation nur händisch geschehen kann. „Um eine KI zu trainieren, Bilder zu erkennen, müssen wir in den Trainingsdaten erst festlegen, was auf den Bildern zu sehen ist“, erklärt Diedrich. Diese Arbeitskraft muss zunächst investiert werden.
Der Wesertower mit seinen 22 Stockwerken: Eine imposante Landmarke in Bremen
© hmmh