Drei Fragen an Senatorin Kristina Vogt
StadtentwicklungDie Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa der Freien Hansestadt Bremen im Interview
Seit sieben Wochen ist Kristina Vogt im Amt. Als neue Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa (seit 2023 Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation) der Freien Hansestadt Bremen setzt sie die Impulse für die Wirtschaftspolitik der Legislaturperiode.
Grund genug, einmal nachzufragen, wie die konkreten Pläne für die kommenden Jahre aussehen:
Frau Senatorin Vogt, gleich in den ersten Tagen Ihrer Amtszeit als Senatorin traten Sie in ihrer „mitgeerbten“ Rolle als Vorsitzende der deutschen Wirtschaftsministerkonferenz auf. Sie vertreten dort die traditionell exportorientierte Bremer Wirtschaft auf nationaler und internationaler Bühne. Welche Schwerpunkte wollen Sie gerade im Hinblick auf Internationalisierung, den verstärkten globalen Wettbewerb von Standorten und Wirtschaftsbranchen sowie die Digitalisierung legen?
Mir ist ein Dialog auf Augenhöhe wichtig. Wir wollen mit den Unternehmen und Gewerkschaften gemeinsam die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, um Innovationen anzustoßen und so die Attraktivität des Standortes und die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen.
Im Bereich der Digitalisierung gibt es in Bremen bereits ein starkes Netzwerk. Das wollen wir weiter ausbauen. Ein Baustein ist zum Beispiel der Bau des „Digital Hub Industry“ im Technologiepark, einem Gebäude, in dem Start-ups, Wissenschaft und Unternehmen gemeinsam an den Fragestellungen der Industrie 4.0 arbeiten werden. Auch die Stärkung des Künstliche-Intelligenz-Netzwerks BREMEN.AI steht auf unserer Agenda: KI ist eine wichtige Zukunftstechnologie und Bremen spielt ganz vorne mit. Diesen Vorsprung wollen wir ausbauen.
Darüber hinaus wollen wir erfolgreiche Formate auf neue Branchen übertragen: Den „Runden Tisch Luft- und Raumfahrt“ soll es ähnlich auch im Bereich der Nahrungs- und Genussmittelwirtschaft und anderen Branchen geben. Wir wollen die Digitalisierung nach vorne bringen und das geht nur im konstruktiven Dialog gemeinsam mit Unternehmen und Betriebsräten. Wichtig ist uns auch eine stärkere überregionale Vernetzung, zum Beispiel in der Logistik, denn Lieferketten hören nicht an der Landesgrenze auf. Bei globalem Wettbewerb müssen wir auch überregional denken.
Wichtig ist uns auch die Neuaufstellung der Wirtschaftsförderung Bremen mit noch stärkerem Fokus auf die Ansiedlung neuer Unternehmen, auf Förderung von Gründungen und Wachstum in Bremen. Wir wollen hier noch schlanker und effizienter werden und den Kontakt zu den Unternehmen intenisvieren.
In der Bremer Wirtschaftspolitik kommen neben den bisherigen Schwerpunktthemen – den sogenannten Clustern – nun die Themen Gesundheitswirtschaft, die Nahrungsmittelindustrie und erneuerbare Energien, angedockt an das Windcluster, hinzu. Welche Impulse können sich diese Unternehmen in den kommenden Jahren von Ihrem wirtschaftspolitischen Programm erwarten?
Mit den neuen Clustern will ich Neues wagen und Innovationen anstoßen. Denn Innovationen sind kein Selbstläufer – sie sind ein Zusammenspiel von Akteuren aus der Wirtschaft, aus Wissenschaft und staatlichen Institutionen. Und sie entstehen oft außerhalb des freien Markts – sie florieren bei den richtigen Rahmenbedingungen. Die wollen wir setzen.
Nehmen wir als Beispiel die Nahrungs- und Genussmittel. Angesichts der vielen Unternehmen in Bremen und vor allem den Startups in diesem Bereich hat sie ein großes Zukunftspotenzial. Hier möchte ich Rahmenbedingungen gestalten und neue Konzepte entwerfen, um die Gründungsdynamik noch mehr zu verstärken und die Vernetzung mit den etablierten Unternehmen am Standort nach vorne zu bringen. Deshalb soll z.B. ein „Food Hub“ Start-ups die Möglichkeit zur Produktion, Lagerung, Analyse und Vermarktung ihrer Produkte bieten. Mit dem Konzept soll eine branchenbezogene inhaltliche Food-Start-up-Förderung eingerichtet werden, mit der bestehende Angebote des Starthauses, wie Businessplanunterstützung, Coaching und Finanzierung, ergänzt werden. Im Rahmen des neuen Clusters werden wir natürlich auch die Zusammenarbeit mit den Forschungsinstituten forcieren und auch die Logistik in diesem Bereich einbinden. Diese Themen wollen wir gemeinsam mit allen Akteuren in der NuG Wirtschaft umsetzen.
Im Koalitionsvertrag gehen Sie besonders auf das Miteinander von Wirtschaft und Arbeit ein. Welche Schritte wollen Sie unternehmen, um gerade die kleineren Unternehmen und die dort arbeitenden Menschen hinsichtlich Herausforderungen wie der Fachkräftegewinnung zu unterstützen?
Gute Arbeit ist ein Wettbewerbsfaktor. Wer attraktive Arbeitsverhältnisse schafft, kann Fachkräfte anziehen und halten. Dazu kommen die Herausforderungen der Digitalisierung: Die sind nur durch eine moderne Arbeitsorganisation zu bewältigen. New Work und Arbeit 4.0 sind hier zentrale Handlungsfelder. All das ist für kleine Unternehmen nicht leicht zu bewerkstelligen. Ich möchte diejenigen mitnehmen, die damit noch Schwierigkeiten haben.
Die gute Nachricht: In Bremen gibt es bereits sehr gute Infrastrukturen. Dazu gehört etwa das Mittelstand-Digital Zentrum Bremen-Oldenburg, Förderprogramme sowie Services und Veranstaltungen für Einzelhandel und Handwerk. Diese vorhandenen Angebote werden wir ausbauen. Darüber hinaus haben wir mit dem Stammtisch für Personalverantwortliche der Bremer Unternehmen eine neue Plattform geschaffen, in der wir mit den Akteuren gemeinsam über neue Lösungen zur Fachkräftegewinnung und Qualifizierung nachdenken, sowie neue Tools für Arbeitgebende entwickeln (www.fachkraefte-fuer-bremen.de). Zudem werden wir insbesondere Schwerpunkte in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, bei Frauen und Alleinerziehenden sowie Migrantinnen und Migranten legen.
Frau Senatorin Vogt, vielen Dank für das Interview!
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