Vom Schraubenzieher bis zur Überlebenskiste
Maritime Wirtschaft und LogistikKloska Group ist Systemlieferant für Schiffe
Wenn sowohl Technik für Windkraftanlagen als auch Dieselmotorenersatzteile, Arbeitsschutzausrüstung und Lebensmittel ausgeliefert werden, dann ist es – wie im Fall der Kloska Group – nicht so einfach, das Kerngeschäft mit wenigen Worten treffend zu umschreiben.
Deshalb bringt es Firmengründer Uwe Kloska kurz und knapp auf den Punkt: „Wir liefern alles, was man zur Errichtung und zum Service einer Windkraftanlage benötigt – vom Schraubenzieher über das digitale Messgerät bis zur Überlebenskiste. Dabei machen wir dort weiter, wo andere aufhören, und sind besonders stark, wenn es darum geht, kundenspezifische Lösungen zu finden.“
Das Geschäft direkt vor der Haustür
Seit 2007 ist Tochter Nadine Kloska mit im Unternehmen und führt gemeinsam mit ihrem Vater die Geschäfte der Gruppe. Diese ist 1981 als technisches Handelshaus gestartet. Als Keimzelle fungierte damals das erste Büro am Europahafen in Bremen. Dort lagen die Schiffe gewissermaßen direkt vor der Haustür, was maßgeblich dazu beigetragen hat, sich in den Folgejahren zu einem Generalausrüster für die Schifffahrt zu entwickeln, erläutert Uwe Kloska. Heute besteht die Gruppe aus 20 Unternehmen mit mehr als 800 Mitarbeitern. 200 davon agieren aus Bremen und Bremerhaven. Auf niedersächsischem Terrain ist man mit 150 Mitarbeitern in Cuxhaven, Emden, Leer, Meppen und Wilhelmshaven vertreten.
Zudem verfügt die Gruppe über ein weltweites Lieferanten- und Partnernetzwerk. „Letzteres ist ein Muss. Denn die Windenergiebranche ist wie die Schifffahrt ein Geschäftsfeld, in dem es erforderlich ist, schnell zu reagieren und flexibel zu sein“, so Nadine Kloska. „Zudem arbeiten auf den Versorgern, den Errichterschiffen und den Offshore- Plattformen oft Personen, die keine Seeleute sind und die auf einen gewissen Komfort nicht verzichten möchten. Deshalb sind deren Anforderungen und Wünsche in den vergangen Jahren stetig gestiegen.“
Vieles dreht sich um die Windenergie
Im Marktsegment Windenergie beliefert die Gruppe rund 270 Firmen. Dazu zählen nicht nur Hersteller von Windkraftanlagen, sondern auch Service- und Montageunternehmen sowie Produzenten von Gründungsstrukturen und Rotorblättern. „Die Erfahrungen, die wir seit vielen Jahren als etablierter Schiffsausrüster gesammelt haben, kommen uns hier natürlich besonders zugute“, bekennt Nadine Kloska. Besonders gefragt sind dabei Werkzeuge wie Drehmomentund Ringmaulschlüssel sowie Spannungsprüfer.
Ebenso häufig werden Arbeitsschutz- und Personenschutzausrüstung (PSA) wie Rettungswesten, Sicherheitsschuhe, Helme und Sicherungsnetze angefragt. Abgerundet wird das Offshore-Leistungspaket durch Sonderlösungen in den Bereichen Hydraulik-, Schlauch- und Hebetechnik sowie spezielle Überlebenskisten für Windenergieanlagen. Solch eine Kiste beinhaltet unter anderem Trinkwasser, Proviant und Taschenlampen mit Ladefunktion. Aber auch Toilettenstuhltöpfe, Hygienetücher und Schlafsäcke sind darin enthalten. Als Sonderlösung der entspannten Art kann auch die Anfrage mehrerer Umspannplattformen bezeichnet werden. Für sie wurden auf Wunsch die dortigen Aufenthalts- und Fitnessräume ausgestattet – unter anderem mit Fernsehern und Spielekonsolen sowie mit Crosstrainern, Laufbändern und Hanteln.
Currywurst ist der Renner
Zum Leistungsangebot von Kloska gehören darüber hinaus auch Offshore-Catering- und Housekeeping-Services. Vom Standort in Emden startet man beispielsweise regelmäßig mit eigenen Köchen und Stewarts zu den Konverterplattformen „DolWin alpha“ und „DolWin beta“ in die Nordsee. Das dazugehörige „Rundum-sorglos-Paket“, wie es Nadine Kloska nennt, reicht von der Proviantlieferung über die Vor-Ort-Verpflegung durch die besagten Köche bis hin zur Reinigung aller Räumlichkeiten und einem Wäscheservice.
Was das Catering betrifft, geht es um die gesamte Palette der Gaumenfreuden. Hierbei haben sich neben Obst und Gemüse insbesondere Currywurst mit Pommes und Hamburger als absolute Lieblingsessen bei den Windexperten etabliert. Zudem steht sonntags traditionell Rinderfilet auf der Speisekarte. Da Kloska aber nicht nur Windkraftanlagen, sondern auch mehr als 1.000 Handelsschiffe weltweit mit Proviant versorgt, hat sich beim Catering so manch regionale Besonderheit heraus kristallisiert. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Europäer eher auf rotes Fleisch stehen, während bei den Asiaten vorrangig Reis und Huhn gefragt sind. Zu den ungewöhnlichsten Bestellungen, die bisher bei uns abgegeben worden sind, gehörte getrocknetes Krokodilfleisch und Oktoberfestbier im Juni“, plaudert Nadine Kloska aus dem Nähkästchen.
130.000 Artikel an verschiedenen Standorten
Für ihr breit gefächertes Leistungsspektrum als Systemlieferant benötigt die Kloska Group aber auch entsprechende Lagermöglichkeiten und Werkstätten. Neben den genannten Standorten in Niedersachsen und Bremen werden dazu in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Polen über 130.000 verschiedene Artikel gelagert. Rund 80 Prozent davon werden auch von den Kunden in der Windkraftbranche angefragt. Ist dies der Fall, geht es in kürzester Zeit mit dem Lkw zum Hafen und per Schiff weiter zum Windpark.
Das Catering erfolgt dabei in der Regel in einem zweiwöchigen Rhythmus. Alle anderen Leistungen werden ganz nach den individuellen Wünschen der Kunden erbracht. Eine fast genauso wichtige Rolle wie die Lagermöglichkeiten spielen im Kloska-Netzwerk die eigenen Werkstätten. Dort wird für die Offshore-Windparks unter anderem die Funktionalität von Auffang- und Sicherheitsgurten, von Augen-, Gehör- und Atemschutz sowie von Überlebensanzügen geprüft. Falls gewünscht, werden sie auch repariert und zertifiziert. Hierbei ist Kloska auditierter Vertragspartner verschiedener Hersteller.
Bremer Unternehmer des Jahres 2017
Im Mai vergangenen Jahres wurde die Kloska Group mit dem Preis „Bremer Unternehmer des Jahres“ ausgezeichnet. Franca Reitzenstein, die Vorsitzende von „Die Familienunternehmer“, sagte damals in ihrer Laudatio bei der Preisverleihung: „Die Unternehmer des Jahres sind Vater und Tochter, die einen der erfolgreichsten Bremer Familienbetriebe führen, die einen erfolgreichen Nachfolgeprozess initiiert haben, die vorbildlich sind in ihrem Unternehmertum und die mit ihrer Bodenständigkeit und Bescheidenheit beeindruckt haben.“ Über dieses Lob freuten sich die Verantwortlichen bei Kloska sehr – insbesondere weil die Auszeichnung vom Markt merklich zur Kenntnis genommen wurde. „Dadurch ist unser Bekanntheitsgrad zweifelsohne gestiegen, sodass wir interessante neue Kontakte knüpfen konnten“, bilanziert Uwe Kloska.
Mit diesem Rückenwind wolle man gesund weiterwachsen und die Digitalisierung vorantreiben. „Wir sind in der Planung, an weiteren Standorten in Niedersachsen und Bremen zu expandieren beziehungsweise diese auszubauen. Unser letzter Meilenstein waren ja im Juni 2016 die Vergrößerung und der Neubau von Lagerflächen in direkter Nähe zum Tiefwasserhafen Wilhelmshaven.“
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Dieser Artikel stammt aus der August-Ausgabe des Magazins Logistics Pilot, herausgegeben von bremenports.
Weitere Informationen zum Logistikstandort Bremen und Bremerhaven erhalten Sie hier oder bei Andreas Born, Innovationsmanager Maritimes Cluster Norddeutschland und Industrie 4.0 , Tel. 0421 361-32171, andreas.born@wah.bremen.de
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