Im Einsatz fürs Klima
WissenschaftDoris Sövegjarto-Wigbers koordiniert an der Universität Bremen den Umwelt- und Klimaschutz
Die eine feiert runden Geburtstag, die andere silbernes Dienstjubiläum: Vor 50 Jahren hat die Universität Bremen ihre Pforten geöffnet. Genau 25 Jahre später nahm Dr. Doris Sövegjarto-Wigbers dort ihre Arbeit auf. Als Umweltkoordinatorin und Klimaschutzmanagerin setzt sie sich täglich dafür ein, die Uni nachhaltig fit für die Zukunft zu machen.
Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, das nach Protesten nie in Betrieb genommene „Schneller Brüter“-Atomkraftwerk Kalkar am Niederrhein, tote Fische im Rhein: „Ich bin ein Kind der 1980er-Jahre“, sagt Doris Sövegjarto-Wigbers (63) über sich selbst. „Ich war schon als Jugendliche und junge Erwachsene in der Umweltbewegung aktiv, weil ich gemerkt habe, dass es so nicht weitergeht.“ Damals sah die gebürtige Rheinländerin praktisch vor der eigenen Haustür, welche Auswirkungen ein unachtsamer Umgang mit der Natur haben kann.
Weil sie sich auch dafür interessierte, wie bestimmte Giftstoffe im Körper reagieren, begann sie in Düsseldorf ein Chemie-Studium, das sie ab 1981 in Bremen fortführte – wo sie sich umgehend zu Hause fühlte, wie sie sagt. „Projektstudium und das politische Engagement an der Uni fand ich toll, genauso wie die Stadt und die Menschen hier“, erinnert sie sich. Heute arbeitet sie an der Universität Bremen, die in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag feiert, als Umweltkoordinatorin und Klimaschutzmanagerin.
Vorreiterrolle der Universität Bremen beim Umweltmanagement
Nach erfolgreichem Studienabschluss promovierte Sövegjarto-Wigbers aber zunächst und arbeitete einige Jahre am heutigen Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie, bevor sie 1996 an das damals neu gegründete Zentrum für Umweltforschung und nachhaltige Technologien der Universität wechselte. Genau 25 Jahre ist das jetzt her. Seitdem ist eine Menge passiert: „In den ersten Jahren habe ich mich vor allem darum gekümmert, das Umweltmanagement an der Uni einzuführen und aufzubauen“, erzählt die 63-Jährige. „Inzwischen ist das Verständnis für Fragen des Umwelt- und Klimaschutzes in der Gesellschaft viel größer geworden, das macht einiges leichter.“ So hat sich das EU-Umweltmanagementsystem EMAS, das die Universität Bremen 2004 als eine der ersten Hochschulen Deutschlands einführte, längst etabliert. Zu den Hauptaufgaben von Doris Sövegjarto-Wigbers gehört es bis heute, den gesamten Prozess inklusive der regelmäßigen Überprüfungsverfahren zu betreuen und so dafür zu sorgen, dass die Uni das für jeweils drei Jahre gültige Zertifikat immer wieder aufs Neue verliehen bekommt.
Kaum jemand auf dem Campus ist so vernetzt wie Doris Sövegjarto-Wigbers
Mit dem EMAS-Zertifikat hat die Uni schwarz auf weiß, dass sie ihre Umweltleistungen über die gesetzlichen Anforderungen hinaus erfüllt. Eine Aufgabe, die Sövegjarto-Wigbers nicht allein erfüllen kann, sondern an der von der Uni-Leitung bis zur Gebäudebetriebstechnik alle organisatorischen Ebenen beteiligt sind. „Darum ist Kommunikation in meinem Job besonders wichtig“, erläutert sie. Eine der ersten Lektionen, die sie in ihrer Funktion als Umwelt- und Klimamanagerin lernte: „In einem großen Betrieb wie diesem ist es das A und O, mit den Kolleginnen und Kollegen zu reden und alle Beteiligten mitzunehmen.“
Das gelingt ihr ausgesprochen gut: Wohl kaum jemand auf dem Campus ist so gut vernetzt wie sie, was sie denn auch zu den Erfolgen ihrer inzwischen 25-jährigen Tätigkeit zählt. Ebenso wie die Tatsache, dass die meisten Beschäftigten mittlerweile selbst erkennen, was sie im Sinne der Nachhaltigkeit tun können – vom Installieren von LED-Leuchtmitteln bis hin zum verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen. „Das Bewusstsein für diese Themen hat sich wirklich positiv verändert“, freut sie sich.
Vom Ökostrom bis zur Blumenwiese
Die Energieeffizienz steigern und CO2-Emissionen verringern: Beides gehörte von Anfang an zu den wichtigsten Aufgaben der 63-Jährigen. Die Uni bezieht schon seit Jahren Ökostrom und Fernwärme, es gab in den vergangenen Jahren diverse Energiesparkampagnen und energetischen Sanierungen. Als besonderen Erfolg wertet Doris Sövegjarto-Wigbers auch das Projekt „Uni Bremen Solar“, bei dem Mitarbeitende auf sechs Uni-Gebäuden seit zehn Jahren mit Solargeneratoren grünen Strom erzeugen. „Es gibt in Deutschland keine andere Uni, die so viele Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern hat“, berichtet sie nicht ohne Stolz.
Seit einigen Jahren kümmert sie sich zudem verstärkt darum, die biologische Vielfalt auf dem Campus zu steigern. In eigens angelegten Biotopen wachsen Gräser und blühen Blumen, hinter dem Sportturm befindet sich sogar ein Obstgarten. Darüber hinaus haben Mitarbeitende und Studierende bisher 160 Nistkästen verteilt sowie 30 Insektenhotels angefertigt und befestigt.
50 Jahre Universität Bremen
Schon seit ihrer Gründung bekennt sich die Universität Bremen zu ihrer Verantwortung gegenüber der Umwelt. Als sie im Oktober 1971 auf der „grünen Wiese“ als Reformuniversität ihre Pforten öffnete, starteten 459 Studierende ins erste Semester. Das neu eingeführte „Bremer Modell“ machte damals bundesweit Schlagzeilen, weil es mit flachen Hierarchien erstmals Grenzen überwinden sollte: die zwischen Forschung und Lehre ebenso wie die zwischen den wissenschaftlichen Fachgebieten. 50 Jahre später sind forschendes Lernen und interdisziplinäre Zusammenarbeit Standard, sie gelten als unverzichtbare Bestandteile moderner universitärer Bildung. Heute lernen, lehren, forschen und arbeiten rund 23.000 Menschen aus mehr als 120 Ländern an der Uni Bremen, die mit gut 100 Studiengängen von der Tiefsee bis ins Weltall fast jeden Lebensbereich abdeckt.
Führend in der Forschung
Dass sich die Hochschule weit über Bremen hinaus einen hervorragenden Ruf erarbeitet hat, wird unter anderem auch daran deutlich, dass sie von 2012 bis 2019 als einzige Uni im Norden den Titel einer „Exzellenz-Universität“ tragen durfte, mit dem Bund und Länder die universitäre Spitzenforschung auszeichnen und fördern. Die Uni Bremen gehört zu den weltweit führenden Hochschulen in der Klima- und Umweltforschung und hat als einzige deutsche Universität den internationalen Verbund „International Universities Climate Alliance“ mitgegründet – eine Gemeinschaft aus ursprünglich 35 Unis, die sich in der Klimaforschung auf globaler Ebene einen Namen gemacht haben. Etabliert hat sich zudem ein innovatives Miteinander von Wissenschaft und Wirtschaft rund um den Campus: Im benachbarten Technologiepark haben mehr als 550 Unternehmen, Institute und Forschungseinrichtungen ihren Sitz, was für kurze Wege und eine große Dichte an Fachkräften sorgt.
Zukunftsthema Mobilität
Unterdessen wird sich Doris Sövegjarto-Wigbers auch weiterhin für den Klima- und Umweltschutz einsetzen und möglichst viele Menschen davon überzeugen, wie wichtig dieses Thema ist. In drei Jahren geht sie in Rente. Bis dahin will sie die Emissionen der Uni weiter senken und die Biodiversität erhöhen. Für die kommenden Monate plant sie eine Kampagne, in deren Rahmen alle Uni-Beschäftigten mit einem persönlichen Anschreiben zum Energiesparen motiviert werden sollen. Auch im Bereich Mobilität sieht sie noch Handlungsbedarf. Sie erarbeitet gerade ein Konzept, in dem zusätzliche Fahrradständer, Ladestationen für Elektro-Autos und neu gestaltete verkehrsberuhigte Wege zu finden sein werden. Wenn es nach ihr ginge, würde der Campus besser früher als später zum komplett autofreien Gelände. „Aber bis dahin“, meint die 63-Jährige und grinst, „werde ich noch einige Diskussionen führen müssen.“
Pressekontakt:
Doris Sövegjarto-Wigbers, Klima- und Umweltschutzmanagerin der Universität Bremen, Tel.: +49 421 218-63376, E-Mail: soeve@uni-bremen.de
Bildmaterial:
Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.
Foto 1: Doris Sövegjarto-Wigbers setzt sich an der Universität Bremen für den Klima- und Umweltschutz ein - und macht sie dabei auch grüner. © WFB/Jörg Sarbach
Foto 2: Es gibt in Deutschland keine andere Uni, die so viele Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern hat“, berichtet sie nicht ohne Stolz. © WFB/Jörg Sarbach
Foto 3: Wenn es nach Doris Sövegjarto-Wigbers ginge, würde der Uni-Campus besser früher als später zum autofreien Gelände. © WFB/Jörg Sarbach
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