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26.7.2016 - Rike Oehlerking

Nach Weihnachten ist vor Weihnachten – in Bremen allemal

Tourismus
Der Weihnachtsmann vor dem Weihnachtsladen im Schnoor
© WFB/Rike Oehlerking

Von Zeit zu Zeit bin ich im Schnoor unterwegs – und stolpere dann jedes Mal über den Weihnachtsmann, der einem da an der Marterburg pausbäckig entgegen lacht. Das tut er nicht nur im Winter, sondern auch im Hochsommer. Ich hab mich mit ihm getroffen – im Juli.

Draußen ist der Hochsommer in vollem Gange, es ist Ende Juli. Weihnachten ist also in etwa genauso lange her, wie es noch hin ist. Daher empfinde ich beim Betreten des Weihnachtsladens durchaus einen gewissen Widerspruch. Aus allen Ecken glitzern mir Kugeln in Silber, Gold und Rot entgegen, zwinkern mir verschmitzt Weihnachtsmänner und -engel zu und prompt erwarte ich, dass im laufenden Radio gleich „Last Christmas“ von Wham! angestimmt wird. Die Verwirrung hält aber nur kurz an. Je länger ich mich im Geschäft Weihnachtsträume im Schnoor aufhalte, desto selbstverständlicher empfinde ich den ganzen Weihnachtsschmuck um mich herum.

Der Eingang des Weihnachtsladen mit einem Weihnachtsmann
Hohoho – draußen vom Schnoor komm ich her, und ich muss euch sagen, es weihnachtet dort auch im Juli sehr… © WFB/Rike Oehlerking

Tradition erhalten

Das Gebäude, in dem seit 22 Jahren das Geschäft ansässig ist, hat schon weitaus häufiger Weihnachten erlebt. Es sei gut 400 Jahre alt und mal ein Getreidespeicher gewesen, erzählt mir der jetzige Geschäftsinhaber Olaf Nehlsen. Er hat gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Victoria den Laden vor 2,5 Jahren übernommen. „Wir waren uns damals mit der ehemaligen Inhaberin Frau Fritz auf Anhieb sympathisch“, erinnert sich Olaf Nehlsen. Eigentlich seien sie auf der Suche nach einem Modegeschäft gewesen, das sie hätten übernehmen können. „Doch dann ist es eben jenes Weihnachtsgeschäft geworden, obwohl wir eigentlich keine besonderen Kenntnisse von dem Thema hatten.“ Das ist inzwischen anders. Mit der Hilfe von Frau Fritz arbeiteten sie sich in die Materie ein und sind mittlerweile Experten auf dem Gebiet. Im Januar besuchen sie jedes Jahr die große Weihnachtsmesse „Christmasworld“ in Frankfurt, dort wird Ware für das ganze Jahr bestellt. „Das ist logistisch gar nicht so einfach“, erzählt der gelernte Kaufmann, der in der Logistikbranche tätig war. „Wir haben inzwischen mehrere Lager in Bremen, um alles unterbringen zu können. Außerdem muss man natürlich ein gewisses Gespür dafür entwickeln, was für das kommende Jahr der Trend sein könnte.“

Collage mit Weihnachtsdeko
Was auch immer das weihnachtliche Herz begehrt – im Schnoor wird es mit Sicherheit fündig. © WFB/Rike Oehlerking
Der Tänzerinanhänger für den Weihnachtsbaum
Der vielleicht meistgekaufte Artikel – die Tänzerin. © WFB/Rike Oehlerking

Deko in alten Gemäuern

Mich umgeben immer noch unzählige Weihnachtsartikel und ich kann kaum glauben, dass so ein Laden auch im Sommer läuft. Dennoch sind während meines Besuchs ständig Kunden im Geschäft, schauen sich neugierig um und nicht wenige von ihnen kaufen auch etwas. „Wir haben Kunden aus der gesamten Welt“, erzählt Olaf Nehlsen. „So ein Geschäft erregt natürlich die Neugier. Und unsere Kunden sind immer gut gelaunt. Das finde ich so schön an dieser Branche.“ Tatsächlich herrscht unter den Besucherinnen und Besuchern eine gute Stimmung. Man staunt und lacht und nicht selten wird Olaf Nehlsens Rat beim Kauf von Weihnachtsbaumschmuck und Lichterketten hinzugezogen.

Innen im Weihnachtsladen
Lust auf Weihnachten? In Bremen kein Problem. Ab September eröffnet dann auch immer die zweite Etage. © WFB/Rike Oehlerking
Geschmückte Weihnachtsbäume
Tradition trifft Geschichte: Weihnachtliches im uralten Gemäuer der Bremer Stadtmauer. © WFB/Rike Oehlerking

Viele bleiben außerdem in einer Ecke einen Moment länger stehen. Ein Weihnachtsbaum strahlt hier vor altem Gemäuer einladend in den Raum, ein Rentier davor, daneben ein Klavier, überall Geschenke. Bei dem Gemäuer handelt es sich um ein ganz besonderes: Es ist das größte, noch zusammenhängende Stück der alten Stadtmauer Bremens. An der Wölbung könne man erkennen, dass dies mal das Fundament eines Wachturms gewesen sein muss, erklärt mir der Geschäftsinhaber. Ihm sei bei der Übernahme wichtig gewesen, dass auch die Tradition eines solchen Geschäfts in Bremen nicht verschwindet. „In Norddeutschland gibt es wohl kaum einen vergleichbaren Laden“, erzählt der. Die ehemalige Inhaberin habe das Geschäft eröffnet, weil sie ihre selbst gestalteten Weihnachtsdeko-Artikel verkaufen wollte. Ihr Können fließt noch heute mit ein: „Wir setzen immer noch mehr auf Qualität und gestalten daher die Massenwaren oft nochmal nach unseren Wünschen um“, erklärt mir Olaf Nehlsen. Die Entwürfe hierfür entstünden gemeinsam mit Frau Fritz, bevor sie dann in alten Traditionsfabriken in Thüringen oder Polen umgesetzt würden.

Eine Schnee-Eule und ein Rentier im Weihnachtsladen
Schnee-Eule und Rentier passen gemeinsam auf die alte Stadtmauer auf. © WFB/Rike Oehlerking

Trends, Bräuche und Geschichte

Und wohin geht der Trend? Herr Nehlsen lacht: „Das ist nicht so einfach, weil das Feld natürlich unendlich groß ist.“ Letztlich würden sie nur das verkaufen, was ihnen selbst auch gefällt. Die meisten Kugeln und andere Weihnachtsbaumanhänger seien aus Glas oder Polyglas, vieles ist ganz klassisch und schlicht, einiges auch etwas schriller. Apropos „schrill“: Herr Nehlsen erzählt mir noch eine lustige Legende um die berühmte Gewürzgurke, die man sich in den USA gerne in den Weihnachtsbaum hänge. Ja, richtig gelesen: Gewürzgurke. Die Ursprünge der Tradition sind wie so oft nicht ganz klar. Eine Version besagt, dass ein Soldat mit bayrischen Wurzeln im US-Bürgerkrieg in Gefangenschaft geriet und hier kurz vorm Verhungern um eine Gewürzgurke bat, die ihm einer der Wächter beschaffte. Die Gurke rettete dem Soldat das Leben, woraufhin er nach der Rückkehr zu seiner Familie begann, eine Gewürzgurke in den Weihnachtsbaum zu hängen. Wer die gut getarnte grüne Frucht zuerst erspähte, durfte als erster ein Geschenk öffnen. Dieser Brauch hält sich bis heute.

Die Weihnachtsgurke
Wer sie am Baum findet, darf das erste Geschenk auspacken: die Weihnachtsgurke. © WFB/Rike Oehlerking

„Ja, ja. Weihnachten – das Fest der Traditionen und Bräuche“, denke ich beim Verlassen des Geschäfts. Irgendwie beruhigend zu wissen, dass ich mir das bei Bedarf das ganze Jahr über vor Augen führen kann. Und wenn im September dann offiziell die Weihnachtssaison beginnt, wird auch die zweite Etage des Schnoor-Geschäfts geöffnet. Dann erstrahlen auf beiden Ebenen Lichterketten in warmen Tönen und „Last Christmas“ erschallt dann bestimmt auch ab und zu.

Spiegelbild im Weihnachtsschmuck
Meine Wenigkeit im Weihnachtsglück :-) © WFB/Rike Oehlerking

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